Interview mit Daniel Porzig von heygrün GmbH

heygrün ist ein Kölner Start-up, das Flachdächer in begrünte Flächen verwandelt. Neben einer Gründachbox für die eigenständige Umsetzung bietet das Team auch einen deutschlandweiten Full-Service von Beratung über Planung bis zur Installation. Zusätzlich unterstützt heygrün bei Fördermitteln und arbeitet mit Festpreisangeboten. So werden Dachflächen nachhaltig genutzt und leisten zugleich einen ökologischen und städtebaulichen Beitrag.

Idee und Motivation

Was hat euch dazu inspiriert, mit heygrün ein Unternehmen für Dachbegrünung zu gründen?

Daniel Porzig: Ich wollte schon lange etwas Eigenes aufbauen, das echten Impact hat. Beim Nachdenken über die Stadt der Zukunft hatte ich immer das Bild von lebendigen, grünen Städten im Kopf – die Realität ist aber oft grau und betonlastig. Da habe ich mich gefragt: Warum wird so wenig begrünt, obwohl die Vorteile für Klima, Lebensqualität und Biodiversität längst bewiesen sind? Genau aus dieser Fragestellung heraus ist heygrün entstanden.

Warum habt ihr euch entschieden heygrün, in NRW aufzubauen? Welche Rolle spielen Standort, Netzwerk oder Fördermöglichkeiten?

Daniel Porzig: Der Start in NRW war nicht bewusst gewählt, da ich bereits in Köln gelebt habe. Rückblickend hätte ich mich aber auch bewusst dafür entschieden. Im direkten Umkreis können wir eine Vielzahl an verschiedenen Städten und damit potenzielle Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partner erreichen. Zudem wird in NRW viel gefördert: sowohl die Dachbegrünung, von der unseren Kundinnen und Kunden profitieren, als auch direkte Start-up Förderungen wie zum Beispiel das Gründungsstipendium.NRW.

Technologie und Innovation

Was macht eure Lösung im Vergleich zu bestehenden Angeboten besonders?

Daniel Porzig: Die Branche wird von vielen Handwerksbetrieben dominiert, die über eher geringere Digitalisierungs-Expertise verfügen. Eine stärkere Standardisierung, Digitalisierung und Automatisierung ist jedoch notwendig, um Dachbegrünungen deutschlandweit umzusetzen. Wir haben dafür einen digitalen End-to-End-Prozess entwickelt. Davon profitieren Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, da wir dadurch Zusatzleistungen wie z.B. Dachprüfungen oder die Beantragung von Fördermitteln anbieten können. 

Mit welchen Herausforderungen seid ihr bei der Umsetzung eurer Gründung konfrontiert gewesen – und wie habt ihr sie gelöst?

Daniel Porzig: Eine der größten Herausforderungen war es, das richtige Gründungsteam zusammenzustellen. Am Ende ist das fast wie eine Ehe: Vision, Werte, Risikobereitschaft und Lebensphase müssen einfach zusammenpassen. Wichtig sind dabei absolute Ehrlichkeit und eine gemeinsame Probezeit – zum Beispiel über eine Vesting- oder Cliff-Periode. So kann man sich in kurzer Zeit intensiv kennenlernen und prüfen, ob die Zusammenarbeit langfristig funktioniert.

 

Gründung und Aufbau

Wie verlief euer Weg von der Idee zur Gründung?

Daniel Porzig: Ich habe die Idee in zwei Schritten validiert. Zuerst habe ich sie auf LinkedIn geteilt – innerhalb kurzer Zeit meldeten sich über 50 Personen, von Handwerkerinnen und Handwerkern bis hin zu potenziellen Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partnern, die Ihre Unterstützung angeboten haben. Mit meinen damals wenigen hundert Followern hätte ich niemals mit einer so großen Resonanz gerechnet. Das hat mir gezeigt, dass wir einen Nerv der Zeit treffen. Danach habe ich eine einfache Landingpage erstellt und schon nach den ersten 100 Euro Werbebudget kamen konkrete Anfragen. Das war für mich das Signal: Jetzt muss ich meinen Job als Berater endgültig kündigen und mich Vollzeit auf Dachbegrünung fokussieren.

Wie habt ihr eure Finanzierung aufgestellt? Gab es Unterstützung durch Förderprogramme?

Daniel Porzig: heygrün ist bislang komplett gebootstrappt. Anfangs habe ich meinen Job auf 20 Stunden reduziert und die Gründung so querfinanziert. Danach kamen wichtige Starthilfen wie Preisgelder, das EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, mit dem ich mich dann Vollzeit auf das Gründungsvorhaben fokussieren konnte. Im Anschluss daran habe ich zusätzlich das Gründungsstipendium-NRW erhalten. Dadurch gelang es uns, die Zeitspanne vom Marktstart über die ersten Umsätze bis hin zur Profitabilität erfolgreich zu überbrücken. Inzwischen sind wir profitabel und können uns glücklicherweise selbst finanzieren – ein sehr gutes Gefühl für ein junges Start-up.

 

Erfolge und Zukunft

Auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz?

Daniel Porzig: Besonders stolz sind wir auf unsere sehr positiven Kundenbewertungen. Das ist für uns die schönste Bestätigung, weil sie direkt von unseren Kundinnen und Kunden kommt und zeigt, dass sich die ganze Arbeit lohnt und einen echten Impact hat. Besonders die Bilder der blühenden Dächer unserer Kunden motivieren uns und zeigen, welchen positiven Einfluss wir mit jedem realisierten Dach auf die Umwelt leisten. 

Wo seht ihr heygrün in den nächsten drei bis fünf Jahren? Welche Weiterentwicklungen plant ihr aktuell?

Daniel Porzig: In drei bis fünf Jahren wollen wir der größte Anbieter für Flachdachbegrünungen in Deutschland sein. Gleichzeitig wollen wir unser Angebot auf Solar-Gründächer erweitern. Damit stellt sich dann keine Entweder-oder-Frage mehr - wir können wirklich komplett nachhaltige Dächer realisieren.

 

Tipps für Gründende

Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründende gelernt habt?

Daniel Porzig: Die wichtigste Lektion war für uns, den Fokus klar zu halten und die Aktivitäten zu identifizieren, die heygrün wirklich voranbringen – sei es mehr Kundenzufriedenheit oder mehr begrünte Dächer. Ein Beispiel: Statt auf Messen zu gehen, um Handwerkspartner zu finden, greifen wir direkt zum Telefon. Das spart Zeit und führt zu schnelleren Ergebnissen.

Welche Ratschläge würdet ihr anderen Gründenden mitgeben?


Daniel Porzig: Gründen ist eine Achterbahn – deshalb sollte man seine Idee so schnell und mit so wenig Mitteln wie möglich validieren. Rückschläge gehören dazu, aber wer hartnäckig bleibt, wird langfristig Erfolg haben. Ein weiterer Tipp: Unterschätze nicht den Vertrieb. Geh so früh wie möglich raus und verkaufe, sonst verlierst du dich leicht in Aufgaben, die keinen echten Mehrwert schaffen. 

 

Weitere Information:

https://www.hey-gruen.de/