
Batterien und Akkus werden künftig noch wichtiger bei Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Mobilität. E-Lyte bietet eine optimierte Elektrolyt-Lösung für jeden Anwendungsfall mit dem Ziel, Batterien im industriellen Einsatz leistungsfähiger, langlebiger und weniger störanfällig zu machen.
© Bild: E-Lyte
Duplikat von Duplikat von Duplikat von Duplikat von Duplikat von Duplikat von Duplikat von E-Lyte: die perfekte Elektrolyt-Lösung für jede Batterie (This content is only available in German.)
Sebastian Staiger (Head of Marketing/PR)
Wie kommt man darauf, die perfekte Elektrolytlösung zu entwickeln? Und vor allem: Wie geht man vor? Wer kann einen bei dem Vorhaben unterstützen? Denn eine solche Geschäftsidee erfordert neben einem Team vom Fach vor allem eins: Geld. Geräte, Laborkapazitäten, Entwicklungszeiten – das alles ist kostspielig und für ein junges Start-up nicht ohne Unterstützung aus Forschung und Industrie zu bewerkstelligen. Sebastian Staiger verrät uns im Gespräch mit #GründenNRW Insights.
Idee und Motivation
Was hat euch inspiriert ein Start-up im Bereich Batterien für die Automobilbranche zu gründen?
Dr. Jannik Bühring: Max und ich kommen ursprünglich aus der Luft- und Raumfahrttechnik. Tatsächlich habe ich aber während meiner Zeit an der RWTH von Anfang an fast nur in Automotive Projekten gearbeitet. Dabei fiel schnell auf, dass die doch etwas andere Denkweise in der Luft- und Raumfahrtechnik Potenziale für andere Branchen aufdeckt. Ein typischer Ansatz aus der Raumfahrt ist die sogenannte Multifunktionalität. In der Automobilindustrie hingegen setzt man meist auf Funktionstrennung – also darauf, dass jedes Bauteil genau eine bestimmte Aufgabe erfüllt. Dadurch wird viel Potenzial verschenkt. Wir haben die „multifunktionale Denkweise“ aufgegriffen und Batteriesysteme von Grund auf neu gedacht. Das, was man dadurch erreichen kann, ist so gewaltig, dass es uns in den Fingern gejuckt hat, das Themavoranzutreiben. Umso mehr Form das Ganze annahm, umso mehr Lust hatten wir uns voll darauf zu fokussieren. Daraus ist dann ivilion entstanden.
Warum habt ihr euch entschieden, die ivilion GmbH in NRW zu gründen, und welche Vorteile bietet der Standort für euch?
Dr. Jannik Bühring: Das hat verschiedene Gründe. Zum einen persönliche: Max und ich sind in NRW aufgewachsen, und Jana ist seit Beginn ihres Studiums mit dem Herzen Kölnerin. Wir sehen das Umfeld rund um Aachen-Köln mit starken Universitäten als idealen Ausgangspunkt, um genau die jungen Leute zu rekrutieren, die Lustauf Veränderungen haben - sei es mit betriebswirtschaftlichem oder ingenieurwissenschaftlichem Hintergrund. Zudem entwickelt sich Aachen aktuell zu einem echten „Battery-Valley“. Die RWTH ist im Bereich Elektrifizierung von Fahrzeugen und Batterieforschung hervorragend aufgestellt, was laufend neue, innovative Start-ups hervorbringt, die sich hier im Bereich Batterietechnik ansiedeln., Das hat auch die Stadt Aachen erkannt und gemeinsam mit der RWTH Innovation, uns und weiteren Start-ups den „Battery Circle“ gegründet. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wollen wir gemeinsam neue Maßstäbe in Forschung, Produktion und Recycling von Batterien, Batteriesystemen und den zugehörigen Komponenten setzen.
Technologie und Innovation
Die 10-Minuten-Schnellladung klingt beeindruckend. Was ist der technologische Kern eurer Lösung – wie genau gelingt euch die Umsetzung von höheren Laderaten und was meint das eigentlich?
Dr. Jannik Bühring: Für das Schnellladen von Batterien braucht es drei Dinge: eine geeignete Infrastruktur, passende Batteriezellen und ein leistungsfähiges Kühlsystem. Besonders Zellen mit hoher Energiedichte erzeugen viel Wärme – wird diese nicht abgeführt, drohen Schäden oder Sicherheitsrisiken. Der Markt bietet aktuell günstige, aber leistungsschwache Kühlungen für den Massenmarkt sowie teure High-Performance-Lösungen. Unsere Technologie vereint das Beste aus beiden Welten: hohe Kühlleistung bei gleichzeitig niedrigen Kosten. So lassen sich Zellen effizient temperieren und Schnellladen bleibt über den gesamten Bereich von 20–80 Prozent Ladezustand möglich – mit besonders hohen Laderaten über die vollen 60 Prozent.
Welche Herausforderungen habt ihr bei der Entwicklung eures Batteriesystems bewältigt?
Dr. Jannik Bühring: Wir bewegen uns in der Automobilindustrie. Hier zählt vor allem eins: Kosten. Die größte Herausforderung besteht also darin, kostenmäßig zumindest mit bestehenden Lösungen gleichzuziehen – denn andernfalls ist es oft schon schwierig, überhaupt in Gespräche zu kommen. Der heilige Gral ist jedoch Kosten zu senken und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit zu steigern. Genau das haben wir geschafft: Wir reduzieren die Kosten von Batteriesystemen um bis zu 20 Prozent (exklusive der Batteriezellen) - bei gleichzeitiger Performance-Steigerung, etwa im Hinblick auf das Schnelladen. Das schaffen wir, weil wir von Anfang an darauf geachtet haben, nur Komponenten zu verwenden, die sich mit Standardmaterialien und Standardfertigungsverfahren herstellen lassen.
Welche Umweltziele erfüllt eure Lösung?
Dr. Jannik Bühring: Auf einer höheren Ebene leisten wir einen Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur, 12 – nachhaltiger Konsum und Produktion sowie 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz. Weiterhin unterstützen wir die regulatorischen und strategischen Prioritäten der EU für nachhaltige und wettbewerbsfähige Batteriesysteme - auch in Hinsicht auf Circular Economy. Durch unseren wesentlichen Beitrag zur Elektrifizierung der Mobilität wirken wir direkt auf die CO₂-Emissionen ein. Zudem vereinfacht unser Ansatz die Recyclingfähigkeit von Batteriesystemen.
Gründung und Aufbau
Wie verlief euer Weg von der Idee zur Gründung?
Dr. Jannik Bühring: Der Ursprung war eigentlich eine klassische „Bier-Idee“, die wir während unserer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiter an der RWTH hatten. Alles fing an mit „Hey, schau mal - wäre es nicht cool, hier Batterien reinzustecken und diese Strukturen als Kühlstruktur zu verwenden?“ Damals, Ende 2021, verfolgten wir noch einen etwas anderen technischen Ansatz. Dieses erste Konzept haben wir 2022 zum Patent angemeldet, an ersten Wettbewerben teilgenommen und erste Förderungen eingeworben. Dieses erste Konzept haben wir 2022 zum Patent angemeldet, an ersten Wettbewerben teilgenommen und erste Förderungen eingeworben. Im Laufe der Entwicklung haben wir jedoch gemerkt, dass unsere ursprüngliche Idee die aktuellen Herausforderungen unserer potenziellen Kunden nicht vollständig adressiert. Deshalb haben wir unser Konzept weiterentwickelt – und einen echten Volltreffer gelandet. Auch dieses neue Konzept haben wir zum Patent angemeldet. Wir haben uns direktes Feedback von OEMs und Zulieferern eingeholt und gezielt an offenen Punkten gearbeitet. Dabei wurde uns schnell klar: An diesem neuen Ansatz wollen wir weiterarbeiten – aber nicht mehr im universitären Rahmen, sondern in einem eigenen Unternehmen. Das war der Startschuss für unsere Ausgründung.
Da Max und ich beide einen rein ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund haben, haben wir über das Netzwerk der Programme, an denen wir im Rahmen der Ausgründungsvorbereitung an der RWTH teilgenommen haben, gezielt nach einer dritten Person mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund gesucht. So haben wir Jana kennengelernt. Gemeinsam haben wir die Gründung vorbereitet – und im März 2024 die ivilion GmbH mit zwei Gründungsinvestoren ins Leben gerufen.
Gab es schwierige Momente, und wie habt ihr diese gemeistert?
Dr. Jannik Bühring: Schwierig war für uns vor allem, die träge und angeschlagene Automobilindustrie – unser Kernmarkt – mit den Interessen von Investoren in Einklang zu bringen. Die richtigen Investoren zu finden und sie von unserer Vision zu überzeugen, war alles andere als einfach. Tatsächlich mussten wir auf diesem Weg lernen, dass ein Deal erst abgeschlossen ist, wenn „die Tinte trocken ist“. Wir haben viele Zusagen erhalten, die kurz vor dem Abschluss wieder zurückgezogen wurden. Gerade für ein frühphasiges Start-up ist das besonders hart. Rückblickend muss man aber sagen: An solchen Erfahrungen wächst man – und vielleicht waren viele dieser potenziellen Investoren am Ende einfach nicht die richtigen für uns. Ein bisschen mehr Ehrlichkeit und Verlässlichkeit hätten wir uns dennoch gewünscht.
Wie habt ihr die Finanzierung organisiert, und welche Unterstützung habt ihr erhalten?
Dr. Jannik Bühring: Während unserer Zeit an der RWTH wurden wir insbesondere von unserem Institutsleiter Prof. Kai-Uwe Schröder unterstützt. Er hat uns den nötigen Freiraum gegeben, um Innovationen vorantreiben zu können – dafür sind wir ihm sehr dankbar. Insgesamt bietet die RWTH mit ihren zahlreichen Programmen und Förderangeboten für Start-ups mittlerweile eine sehr gründungsfreundliche Atmosphäre. Wir haben am RWTH Innovation & Incubation Programm teilgenommen, ein Büro im Collective Incubator erhalten, über den RWTH Innovationssprint eine erste Förderung bekommen und insgesamt auch vom Gründungszentrum umfassende Unterstützung erfahren. So ist auch der Kontakt zu unseren Gründungsinvestoren entstanden, die nicht nur unser „Startkapital“, sondern auch ein starkes Netzwerk und wertvolle Erfahrung mitgebracht haben. Zudem sind wir Teil des ESA Business Incubation Centre (ESA-BIC), wodurch uns eine weitere Förderung zur Weiterentwicklung unserer Technologie zur Verfügung steht. Darüber hinaus haben wir eine erste Finanzierungsrunde mit Wandeldarlehen abgeschlossen, die uns den nötigen Runway gibt, um uns wieder voll auf die Weiterentwicklung von ivilion zu konzentrieren.
Erfolge und Zukunft
Auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz?
Dr. Jannik Bühring: Natürlich auf unsere Innovation und was wir damit erreichen können. Aber vor allem auch auf unser wirklich tolles Team. Grade am Anfang braucht es die richtigen Leute um seine Ziele zu erreichen. Wir harmonieren und ergänzen uns sowohl im Gründungsteam als auch mit unseren Investoren und unseren ersten Mitarbeitenden hervorragend.
Welche Ziele habt ihr für die ivilion GmbH in den kommenden Jahren, und wie möchtet ihr euer Produkt weiterentwickeln?
Dr. Jannik Bühring: Unser großes Ziel ist natürlich, dass unsere Technologie so schnell wie möglich in ein Fahrzeug kommt. Dafür sind wir derzeit im intensiven Austausch mit der Industrie und zuversichtlich, schon bald erste Projekte starten zu können. Ziel ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre in die Serienproduktion zu gehen. Da sich unsere Technologie grundsätzlich in allen zu elektrifizierenden Mobilitätsbereichen einsetzen lässt, wollen wir uns auch dort stark positionieren – zum Beispiel in der Luftfahrt, bei Nutzfahrzeugen oder in der Robotik. Auf diesem Weg wollen wir unsere Technologie kontinuierlich weiterentwickeln – insbesondere im Hinblick auf Fertigungstechnik, Integrationsmöglichkeiten und Sekundärkomponenten.
Langfristig wollen wir global als einer der Spezialisten für Batteriepack-Design und Batteriethermomanagement mitspielen.
Welche Trends und Entwicklungen seht ihr aktuell in der Energiebranche, insbesondere im Bereich Batterietechnologie und -management?
Dr. Jannik Bühring: Die Batterieindustrie ist nach wie vor hochinnovativ. Das betrifft nicht nur die Entwicklung von Batteriezellen, sondern auch alle zugehörigen Bereiche wie Elektronikkomponenten, Thermomanagement, Fertigungstechnik usw. Die Energiedichte von Batteriezellen steigt weiter – bei gleichzeitig zunehmender Sicherheit. Parallel dazu werden zahlreiche neuartige Zellchemien entwickelt. Neue Fertigungsprozesse führen zudem zu einem rasanten Kostenrückgang. Mittlerweile gibt es erste batteriebetriebene Minenfahrzeuge, Schiffe und Züge. Der Trend geht klar dahin, dass sich batterieelektrische Antriebe in allen Mobilitätsbereichen durchsetzen werden.
Europa und insbesondere Deutschland sind in der Grundlagenforschung sehr stark. Wenn es jedoch um die Industrialisierung von Innovationen geht, liegt China weiterhin vorn.
Tipps für Gründende
Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründer*innen gelernt habt?
Dr. Jannik Bühring: Mir fallen dabei sofort drei Dinge ein: Resilienz, Durchhaltevermögen und die Akzeptanz des Ungewissen. Fehler passieren laufend – wichtig ist, dass man daraus lernt und mit der Zeit abgebrühter sowie selbstbewusster wird, sei es im Umgang mit potenziellen Kunden oder mit Investoren. Man bekommt viele Neins zu hören, und viele Menschen sind überhaupt nicht überzeugt von dem, was man tut. Es gilt, die richtigen Personen zu finden – Menschen, die einen wirklich unterstützen, helfen wollen und die die eigene Vision teilen. Natürlich muss man dabei auch das richtige Maß finden und bereit sein, Hilfe anzunehmen. Wenn man das nötige Durchhaltevermögen mitbringt, kann man es auch bis ins Ziel schaffen.
Als Gründer kann man die Probleme allerdings nicht einfach mit Verlassen des Büros hinter sich lassen – wie es vielleicht in einem „normalen“ Job möglich wäre. Manchmal geht man mit schlechter Laune oder Bauchschmerzen nach Hause. Wichtig ist, dass man seinen sicheren Hafen findet – sei es in der Familie, im Freundeskreis oder natürlich auch bei den Mitgründern.
Welche Tipps habt ihr für andere, die im Bereich Batterietechnologie gründen möchten?
Dr. Jannik Bühring: Mit unserer ersten Technologie haben wir zwar etwas Cooles entwickelt, aber letztlich ging sie an den Bedürfnissen des Markts vorbei. Man muss den Mut haben, eine Kehrtwende zu machen, zurück ans Reißbrett zu gehen und alles noch einmal neu zu denken. Das betrifft nicht nur die Technologie, sondern auch die Story und das Geschäftsmodell. Technologisch haben wir außerdem die Erfahrung gemacht, dass insbesondere die Automobilindustrie großen Wert auf skalierbare Fertigungsprozesse legt. Das ist etwas, das man als frühphasiges Start-up nur schwer zeigen kann, da es gerade im Batteriebereich schnell sehr kapitalintensiv wird.
Hier empfehle ich jedem, sich sehr frühzeitig mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
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