Artur Janiszek: Ich bin stolz auf das, was mein Team leistet, aber diesen Mehrwert zu schaffen, das ist etwas, was dich einfach auch jeden Morgen antreibt, jeden Morgen motiviert, damit weiter zu machen.
Fabio Gressies: Willkommen zum #NeueGründerzeit-Podcast. Mein Name ist Fabio Gressies und ich sitze heute zusammen mit den Jungs von Eldertech in meiner kleinen Kabine hier. Und mir sitzen André und Artur gegenüber. Und ich bin total froh, dass ihr heute hier seid. Willkommen.
André Fiebig: Ja, vielen Dank, Fabio. Wir freuen uns auch sehr hier zu sein und mit dir über unser Produkt Eldertech, unsere Firma Eldertech, sprechen zu dürfen.
Artur Janiszek: Hallo Fabio. Danke, dass wir hier sein können.
Fabio Gressies: Artur, Eldertech, ich würde einfach gerne so ein bisschen wissen, was hat es damit so auf sich? Was macht ihr den ganzen Tag über?
Artur Janiszek: Das ist eine sehr gute Frage. Eldertech, das ist ein Start-up, das wir gemeinsam im Gründerteam mit meinen vier Mitgründern gegründet haben, was sich mit dem Thema Digitalisierung in der Pflege beschäftigt. Das ist jetzt erstmal ein sehr, sehr großes Buzzword. Aber was machen wir eigentlich? Wir bauen eine Plattform für pflegende Angehörige, die es schafft, einfach wirklich ganzheitlich den Tagesablauf zu strukturieren, zu unterstützen und das Ganze eben auch von überall her erreichbar zu machen.
Fabio Gressies: André, mein Lieber, du sitzt mir hier gegenüber, hast deinen Namen auf der Brust, oder euren Namen auf der Brust. Wie fühlt sich das an, diesen Pulli selbst anziehen zu können, wo auf einmal so ein Name draufsteht, den ihr da drauf geschrieben habt?
André Fiebig: Es fühlt sich extrem gut an, vor allen Dingen, wenn dann auch die anderen auch die Pullis anhaben, das ist einfach abgefahren, dass du dann halt die Leute siehst und Leute mit dir zusammenarbeiten, das Projekt aufbauen, diese Firma aufbauen und wir alle halt an dem gleichen Ding arbeiten.
Fabio Gressies: Dann jetzt vielleicht einfach mal die Frage an dich persönlich: Wieso ist es genau die Idee für dich geworden?
André Fiebig: Der Punkt ist wirklich aus der eigenen Betroffenheit. Ich habe selber, als ich noch jünger war, mich um meine damalige Oma gekümmert, also die Mutter von meinem Vater, bin für sie einkaufen gegangen, hab viele Dinge halt einfach da organisiert für sie. Und da geht einfach viel Zeit bei drauf, aber gleichzeitig ist das auch ein Thema, was eine Emotionalität auch mit sich bringt. Wir reden hier nicht über irgendwelche fremden Menschen, sondern wir reden über Familienangehörige, wo man möchte, dass es denen gut geht, dass die möglichst lange leben können, dass sie möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben können. Und das ist einfach der Punkt. Also ich sehe einfach gerade, ist für mich der emotionale Punkt einfach auch sehr, sehr wichtig.
Fabio Gressies: Das finde ich, ist so, also der Punkt, den du eigentlich gerade so damit ansprichst: Diese Möglichkeit, die man durch dieses Gründen bekommt, dass man einfach ein Problem sieht, vielleicht, wie es sogar bei dir ist, aus dem persönlichen Kreis, dass du sagst „Ey, meine Großmutter ist sogar wirklich betroffen, ich habe es wirklich mit meinen eigenen Augen gesehen“, und dann den Computer aufzuklappen und zu sagen so, ey, genau das nehme ich jetzt in die Hand und gucke mal, was kann ich vielleicht in diesem Markt oder in diesem Bereich ändern und Positives bewirken.
Artur Janiszek: Genau, so ist es. Bei im Endeffekt jedem, den du fragst, der hat in seinem Familienkreis, in seinem Freundeskreis, seinem Bekanntenkreis irgendjemanden, der jetzt schon angefangen hat, sich um eine ältere Person oder um eine Großmutter, um eine Freundin oder einen Freund zu kümmern. Und das wird in Zukunft einfach noch viel, viel mehr werden, weil wir haben tatsächlich die Demographie, dass die älteren Personen mehr werden und die Jüngeren sind in den Städten, sind selber mit ihrem Leben beschäftigt und da muss es irgendwas geben, was das Ganze verbindet.
Fabio Gressies: Lasst uns doch vielleicht einfach nochmal so ein bisschen auf euer Konzept eingehen. Die Grundidee, mit der ihr gestartet seid, die Pflege zu erneuern, Innovation da rein zu bringen. Wie genau macht ihr das?
Artur Janiszek: Also unser Konzept beruht im Endeffekt auf drei Säulen.
Das eine ist das Thema der Kommunikation. Wir wollen eine altersgerechte Kommunikation machen. Altersgerecht an der Stelle bedeutet, dass es die einen Menschen gibt, die im Alter sowieso mit Smartphone und Tablet tatsächlich umgehen können, aber die brauchen kein Senioren-Tablet, sondern die brauchen vielleicht einfach nur minimal Unterstützung. Und es gibt die andere Gruppe an Menschen, für die digitale Technik kein Leitmedium ist. Das ist etwas Ungewohntes, mit dem müssten sie sich erstmal auseinandersetzen. Genau das sind die Menschen, die wir auch unterstützen wollen, indem sie mit einem Klick quasi einen Video-Call damit quasi aufrufen können.
Dann die zweite Säule ist das Thema der Organisation. Ein ganz großer Punkt im Tagesablauf von Pflegenden ist, einfach das Thema Pflege zu organisieren. Also, wer fährt eigentlich Opa morgen zum Hautarzt, wer fährt Oma eigentlich zum Seniorenschwimmen? Zur Organisation gehört aber auch sowas wie: Wie kann ich eigentlich Pflege lernen? Was ist eigentlich mit dem Thema, wenn ich eine Frage habe? Ich als Angehöriger bin keine Fachpflegekraft. Eine Fachpflegekraft wüsste vielleicht Antworten auf manche Fragen, die ich stellen kann. Also haben wir auch einen Partner für Telecare eingebunden.
Die dritte Säule ist das Thema Integration. Das bedeutet, wir haben eine ganze Reihe im Moment am Markt an Pflegehilfsmitteln, von einer Sturzerkennung, von einem, man kennt normalerweise den Notrufknopf, es gibt Lösungen für das Thema Bed-Exit, also Aufstehenserkennung. Und so haben wir sechs Use Cases identifiziert, die bisher mit Insellösungen belegt sind, wo wir Partner, diese Partner quasi hernehmen und die bei uns so zusammenführen, dass die Sensoren und Geräte aus der Ferne ausgelesen und kontrolliert werden können.
Fabio Gressies: Auf den Punkt gebracht. Wie sieht denn das aus im Bezug auf die, die gepflegt werden? Was ist da bisher so für Feedback auf euch zurückgekommen?
Artur Janiszek: Bisher tatsächlich ausschließlich Positives. Und das, was man glaube ich als junger Mensch sich überlegt und dann, aus einer gewissen Arroganz vielleicht auch, sagt: Die alten Menschen wollen gar nichts mit Technik zu tun haben. Das ist eigentlich gar nicht so, sondern es ist klar, dass diese Technik einen gewissen Zweck erfüllen muss.
Fabio Gressies: Bei eurem Produkt geht es ja sehr stark um Kommunikation, ein Wort, das immer wieder auftaucht. Wie wichtig, würdest du sagen, ist Kommunikation im Team bei euch?
André Fiebig: Also das ist extrem wichtig bei uns. Kommunikation muss transparent sein. Wir sind ja auch ein bisschen dezentral aufgestellt, das heißt wir sitzen nicht alle an einem Ort, das ist auch ein bisschen Corona natürlich auch geschuldet, aber auch einfach, wie wir uns als Team zusammengefunden haben. Und wir müssen alle wissen, woran wir stehen. Es ist ein junges Unternehmen, was wir aufbauen wollen. Es müssen alle mit an Bord sein. Es muss ein Grundverständnis da sein. Und lieber mehr kommunizieren als zu wenig kommunizieren und lieber Dinge vielleicht auch einmal doppelt sagen als gar nicht zu sagen. Und deswegen also: Kommunikation is Key!
Fabio Gressies: Dann würde ich vielleicht an der Stelle noch so ein bisschen auf euer Team eingehen. Es ist ja am Ende des Tages ziemlich wichtig, mit wem man da zusammenarbeitet. Also, wie hat sich euer Team zusammengefunden?
Artur Janiszek: Von vornherein hatten wir sehr, sehr großes Glück, dass die Menschen, die bei uns tatsächlich mitmachen wollen und mitmachen wollten entsprechendes Mindset hatten und wir deswegen sehr, sehr wenig Probleme bisher hatten. Bei uns ist es so gewesen, dass André und ich gemeinsam mit der Idee gestartet sind und sehr, sehr schnell David dazu geholt haben, der auch nochmal sehr stark an der Produktvision mitgewirkt hat, der selber aber auch schon immer gründungsinteressiert gewesen ist. Kurz danach ist Anna-Lisa zu uns gekommen. Anna-Lisa war bisher bei Springer und bei Hubert Burda, hat dort sich mit dem Bereich Gesundheitsmedien beschäftigt. Und zu guter Letzt kam Laura als unserer letzter Zugang dazu, die vorher in einer Unternehmensberatung gewesen ist. Und ich glaube dadurch, dass wir wirklich einen gesellschaftlichen Mehrwert herausstellen können und wirklich auch langfristig bewirken können, das ist einfach der Punkt, warum unser Team einfach schon sehr, sehr motivierte Leute einfach angezogen hat.
Fabio Gressies: Wie ist denn das, wenn du jetzt so auf das Angestelltenverhältnis zurückguckst und sagst, „jetzt bin ich mein eigener Chef“? So was ist da so für dich der größte Unterschied, der sich irgendwie breit gemacht hat? Wo du sagst: „Hey, das ist irgendwie, das ist fundamental für mich“.
André Fiebig: Der erste Punkt ist natürlich, dass ich jetzt Entscheidungen treffe für das ganze Unternehmen zusammen mit dem Artur und dem David. In welche Richtung das Unternehmen gehen soll, in welche Richtung wir uns weiterentwickeln wollen, welche Menschen wir einstellen wollen, wie wir es aufbauen wollen. Also das sind alles freie Entscheidungen, das heißt das ist wirklich so eine Art Green Field, wo ich selber durch die Entscheidungen, die ich treffe, oder die wir treffen vielmehr, das Unternehmen in eine gewisse Richtung drücke. Das ist halt in einem normalen Angestelltenverhältnis ja gar nicht der Fall, sehr, sehr selten.
Fabio Gressies: Ich würde an der Stelle einfach mal so eine Hypothese in den Raum schmeißen. Würdest du sagen, dass Gründen auch dabei hilft, sich besser kennenzulernen?
André Fiebig: Definitiv. Es zeigt nochmal ganz stark auch, wo deine Stärken und Schwächen vielleicht auch sind. Die im normalen Doing, wenn du halt in einem Angestelltenverhältnis bist, ja einfach nicht so klar, präsent sind, weil du machst ja eine Position, wo du all deine Stärken immer nur ausspielen kannst. Und ich finde aber auch, dass das halt ziemlich cool ist im Endeffekt, weil man lernt sich nochmal neu kennen. Und wenn man damit offen umgehen kann und das auch ehrlich im Team halt abgebildet bekommt, dass man sagt, „Pass auf, das kann ich nicht so gut. Kann das jemand anders machen oder kannst du mich dabei unterstützen?“, dann ist das super.
Fabio Gressies: Hättest du für mich irgendwie so ein kleines Highlight vielleicht aus der Gründungszeit, die ihr jetzt, ich meine ihr habt jetzt ein knappes Jahr, dass ihr das mittlerweile machen dürft, hast du da so ein persönliches Highlight für dich, wo du sagst, „Hey, das sticht hervor“?
Artur Janiszek: Wenn du nach einem Highlight fragst: Wir hatten ein interessantes Gespräch mit einem Berliner Mittelständler, der auf uns zugekommen ist und unser Konzept gesehen hatte, damals noch mit der alten Internetseite und es war eigentlich noch wirklich Kraut und Rüben zu dem Zeitpunkt. Und der kam auf uns zu und fragte: „Hört mal, wir würden gerne eine Kooperation mit euch eingehen.“ Und im Zuge des Gesprächs kam dann irgendwann die Frage auf: „Wie sieht das denn eigentlich aus? Wie viele Kunden habt ihr, Eldertech, jetzt eigentlich gerade schon? Und wie viele Menschen und Familien macht ihr gerade schon glücklich?“ Und das war zu einem Zeitpunkt, wo wir gerade mit zehn Testfamilien gestartet sind. Und die Wahrnehmung ist allerdings gewesen, dass wir bereits viel, viel weiter sind und viel, viel größer sind. Das ist etwas, was mich einfach mit Stolz erfüllt hat.
Fabio Gressies: Dann würde mich an der Stelle jetzt noch ein bisschen die Gründungsgeschichte interessieren. Kannst du mich vielleicht einfach so ein bisschen mit auf eure Reise nehmen? Wie hat das funktioniert? Wie gründet man denn dann einfach mal so ein Unternehmen, wenn man da eine Idee hat?
Artur Janiszek: Also ab dem Moment, wenn du eine Idee hast und diese Idee dich eigentlich nicht mehr weiter loslässt und du weißt, dass du tatsächlich mit dieser Idee etwas bewirken kannst, dann fängst du so ein bisschen an mal zu schauen: Was ist eigentlich der richtige Weg zu gründen? Und dann findest du sehr, sehr schnell ganz, ganz viele verschiedene Coachings und Best Practices und beste Wege, die man eigentlich so eigentlich durchführen muss. Und so bildet sich dann quasi sehr, sehr schnell ein eigener Pfad für dein eigenes Unternehmen heraus. Und genau so ist es bei uns gewesen. Wir hatten eine Idee. Mit dieser Idee sind wir bis zu einem gewissen Punkt gekommen, dann haben wir uns im Digital Hub in Aachen beworben, sind dort auch angenommen worden und haben dort auch tatsächlich sehr, sehr schnell einfach ein sehr, sehr wertvolles einfach Coaching auch bekommen und sehr, sehr starke Unterstützung einfach mit reinbekommen, die uns gesagt haben: „Schaut mal, auf diese gewissen Punkte müsst ihr achten.“
Fabio Gressies: Wie wichtig sind denn auf deinem Weg zum Beispiel Unterstützung, wie das Gründerstipendium? Das meiner Meinung nach Gründer sehr stark einfach unterstützt und auch dazu bringt, diesen Schritt zu machen und zu sagen: „Hey, wir probieren das jetzt einfach mal aus.“
André Fiebig: Also ich halte dieses Programm für uns als essenziell. Also wir sind auch ganz genau diesen Weg gegangen, weil wir gesagt haben: Ok, wir müssen, wir wollen ja irgendwo jetzt auch einmal eine Phase schaffen, wo wir das wirklich fokussiert angehen können. Und genau dafür ist dieses Stipendium extrem gut. Wir können Gehälter auszahlen, wir haben da auch die Möglichkeit gewisse Sachmittel einfach auch zu verwenden, die uns einfach dazu auch beflügeln, das Produkt Eldertech weiterzuentwickeln, schneller weiterzuentwickeln und auch flexibel weiterzuentwickeln.
Fabio Gressies: Träume doch einfach mal jetzt los. Wo wollt ihr hin? Was ist das Ziel, das Big Picture der nächsten Jahre?
André Fiebig: Das Big Picture, wenn ich jetzt mal über das Big Picture denke, dann bin ich erstmal im ersten Schritt extrem froh, wenn wir den Markteintritt in Deutschland erfolgreich hinbekommen, wenn wir die nächsten ein, zwei Jahre noch sehr stark unser Kooperationsnetzwerk weiter aufbauen können und dann auch ins Ausland gehen.
Fabio Gressies: Jungs, vielen, vielen Dank für das nette Gespräch mit euch. Ich bin total froh, dass ich einfach hier gerade sitzen konnte, ein paar Fragen in den Raum werfen durfte und ihr mich so ein bisschen mit in eure Welt genommen habt. Dankeschön. Und ich würde sagen: Kommt gut zurück nach Aachen.
Artur Janiszek: Vielen, vielen Dank, dass wir dabei sein durften und euch ein bisschen einen Einblick in das Thema Digitalisierung in der Pflege bringen konnten. Es hat uns ganz, ganz viel Spaß bereitet.
André Fiebig: Ja, vielen Dank auch, dass wir hier sein durften. Es hat extrem viel Spaß gemacht mit dir. Und wir freuen uns, wenn wir uns dann nochmal sehen und nochmal sprechen können.
Fabio Gressies: Und da sind wir am Ende einer weiteren Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts angekommen. Falls du jetzt Lust hast, direkt weiterzuhören, dann schau doch einfach auf der Podcast-Plattform deiner Wahl vorbei oder einfach auf gründen.nrw. Ich würde sagen: Wir hören uns in der nächsten Folge.
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