Dr. Horst Schüler: Wenn ich einen Funken in mir spüre, dann muss ich das aufschreiben, dann muss ich das tun. Und das ist nicht eine Suche nach etwas, sondern es kommt. Und wenn es da ist, dann muss man es packen. Wenn ich gejoggt bin oder wenn ich irgendwas Anderes gemacht habe, und es kam der Funke, habe ich gesagt: „Der muss sofort niedergeschrieben werden“. Wenn man das nicht macht, dann sagt man hinterher als Rentner: „Ich hätte es immer gern gemacht, ich wollte doch immer …“
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Folge von #NeueGründerzeit. Mein Name ist Ann-Christin Schmitt-Rogalla.
Heute habe ich einen Unternehmer zu Gast, der eine ganze Menge Gründungserfahrung vorzuweisen hat: Dr. Horst Schüler. Dr. Schüler ist 70 Jahre jung, hat bereits zwei Arztpraxen gegründet, verschiedene Erfindungen auf den Markt gebracht, mehrere Bücher geschrieben und in den letzten Jahren die Laufmaus gegründet.
Hallo Horst! Schön, dass du heute hier bist.
Dr. Horst Schüler: Hallo Ann!
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Magst du dich und deine jüngste Unternehmung Laufmaus uns und unseren Hörern und Hörerinnen kurz vorstellen?
Dr. Horst Schüler: Gern, Ann-Christin. Die Laufmaus ist entstanden aus, leider, einer Krankheit. Ein Unfall war das. Dieser Unfall hat mir einen Schaden an der Halswirbelsäule verursacht, und zwar einen Rückenmarksschaden. Und das bedeutet, dass man in den Händen, an den Armen, aber auch an den Beinen Lähmungen hat und Schmerzen. Und eine Operation bringt da leider häufig nicht den hundertprozentigen Erfolg, weil sehr viel zerstört ist. Und ich musste aus eigener Kraft heraus irgendwie finden, dass ich wieder meine Arme und meine Beine bewegen konnte. Und die Laufmaus ist entstanden aus einem kleinen Tool, das ich mir aus Luftknete geformt habe, um eine Unterstützung für meine Hände zu bekommen. Und ich habe gemerkt, wenn ich meine Hände in eine bestimmte Position brachte, dass ich dadurch eine Entspannung im gesamten Oberkörper und vor allen Dingen im Bereich der Halswirbelsäule erhielt. Und diese Laufmaus hat mir irgendwie letztendlich auch die Reha gebracht. Also die Rehabilitation bis heute ad integrum, also komplett beschwerdefrei.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Das ist total super und genau das möchtest du jetzt auch mit deinen Kunden, mit deinen Kundinnen, teilen, die die Laufmaus für sich zuhause haben, richtig?
Dr. Horst Schüler: Meine Laufmaus-Entwicklung ist ja aus der Anwendung heraus ex juvantibus entstanden. Und da ich ja nun Arzt bin, habe ich mir das hinterher erst erklärt, was da passiert. Aus diesem kleinen Teil, das wirklich Hilfsmittel war für mich, ist dann hinterher ein Produkt entstanden, weil ich gemerkt habe, dass, wenn ich diese Laufmaus auch in der Knetform jemandem in die Hand gedrückt habe, der nicht dieses Schicksal hatte wie ich, dass der auch entsprechend davon profitierte. Die Leute sagten schon, wenn sie dieses kleine Teil in die Hand nahmen: „Da ist irgendwas Besonderes, irgendwas passiert mit mir.“ Und ich hatte auch den Ehrgeiz dann, weil ich mir helfen konnte, anderen Leuten auch zu helfen. Und ich habe mir gedacht: Wenn ich mit einem Schaden im Rückenmark wieder laufen kann, und die Laufmaus mir dabei schon hilft, wie gut muss es erst sein für Leute, die nicht so schwere Schäden haben, dass sie da effektiver mit ihrer Haltung und ihrem Laufstil umgehen können. Und ich habe wirklich die Hoffnung, und ich merke es ja jeden Tag mit den Rückmeldungen, dass ich ganz vielen Leuten helfen kann damit.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Total großartig. Wie lange hat es denn gedauert, bis aus der Idee ein verkaufsfertiges Produkt geworden ist?
Dr. Horst Schüler: Also vor 2010 habe ich ja die Knete geformt, und es hat mit Sicherheit fünf Jahre gedauert, bis ich mit der 3D-Form eigentlich mal das probiert habe. Und die 3D-Drucker haben mir 2016 dann eine solche Form produzieren können, die wirklich allen Anforderungen entsprach, wie ich sie eigentlich an dieses Teil hatte. Es ist wirklich nicht so ganz einfach. Es sieht einfach aus, aber es hat 17 patentierte Flächen und Kanten und es kommt wirklich genau darauf an, wie die Hände anliegen, wie die Finger anliegen, wie die Fingerstellung ist. Und dann muss man feststellen, dass 3D-Druck, was immer so leicht klingt, „das ist alles machbar in 3D“. 3D, wenn man das in einer größeren Menge produzieren will, ist es sehr teuer. Auch die Laufmaus, wie ich sie mir als Einzelstück habe machen lassen, ist über 100 Euro pro Laufmaus teuer gewesen mit den gesamten Entwicklungskosten dahinter. Es ist schon eine Überlegung, ob man dieses damit bewenden lässt, dass man sagt „Ok, ich habe es jetzt in 3D“, oder ob man das wirklich hinterher serienreif macht. Dann muss man allerdings andere Partner haben, da muss man natürlich auch andere Produktionsstätten und Mittel haben.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Du hast gerade gesagt, die Laufmaus hat 17 patentierte Flächen und Kanten. Wenn ich mir jetzt so ein Patent anmelden möchte: Wie funktioniert das? Wie gehe ich da vor? Wie lange ist so ein Prozess auch, bis ich dann tatsächlich das Patent habe auf meine Erfindung?
Dr. Horst Schüler: Ich hatte, glaube ich, Glück. 2016 habe ich die Patentierung beantragt. Und im 3D-Druck ist das ja mehr so eine Punktewolke, die man dann anmeldet. Und das muss dann wieder umgezeichnet werden, so dass ein Patentamt das auch patentieren kann. Das muss also von einem Zeichner hinterher umgesetzt werden. Das heißt, ich habe dann direkt einen Patentanwalt in München beauftragt, der mit Sportgeräten und deren Anmeldung schon zu tun hatte. Und ich hatte das große Glück, dass der das in eineinhalb Jahren geschafft hat, dieses Patent im deutschen und europäischen Patentamt zu einem echten Durchsatz und Durchbruch zu bringen, so dass ich das wirklich auch schriftlich bekam, dass es ein Patent ist, was auch in Europa gültig ist. Das ist nicht unbedingt die Regel. Viele Patente brauchen vier Jahre, um patentiert zu sein. Und das ist für einen Einzelunternehmer eine sehr lange Zeit.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Du hast das gerade schon angesprochen: Es braucht einen Anwalt, es braucht Zeichner. Wie viele Disziplinen, sage ich jetzt mal, sind denn so an der Entwicklung von der Laufmaus beteiligt, oder beteiligt gewesen?
Dr. Horst Schüler: Ich konnte mir als Arzt natürlich vorstellen, wie das in einzelnen Bereichen wirkt, konnte natürlich keine Studie mit den Fachkollegen durchführen. Ich musste mich darauf verlassen, dass die Nutzer mir Rückmeldung geben. Und ich war sehr erstaunt, dass die Rückmeldungen so mannigfaltig waren und vor allen Dingen so positiv. Dass Läufer, Jogger, Walker, aber auch sogar Leistungssportler mich gelobt haben dafür, dass es die Laufmaus gibt und dass ihnen wirklich Unterstützung und Aufrichtung bringt. Und da ich ja auch bei der Sporthochschule Köln offene Türen fand und dann auch wirklich auch einen Partner fand, der mich dann empfangen hat, und hat gesagt: „Ok, ich gucke, dass ich dir helfe.“ Das war der Startschuss eigentlich, einen Menschen zu finden der sagt: „Ok, ich mach mit“.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Also du hast jemanden gesucht, der sagt: „Ich mach mit“. Hast du den gefunden, diesen Jemand?
Dr. Horst Schüler: Den Jemand habe ich gefunden. Die Sporthochschule Köln hat mich an den Herrn Rutemöller verwiesen, der jetzt auch mein Geschäftsführer ist. Und über den habe ich wirklich auch die anderen gefunden, die in meiner Firma letztendlich jetzt Verantwortung tragen und die Arbeit vorangebracht haben. Und das Schöne war, dass ich nicht viel Überzeugungsarbeit leisten musste, weil das Produkt, diese kleine Maus, einfach selbst überzeugt.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Fällt dir das schwer, Verantwortung abzugeben? Das ist deine Erfindung, und du hast da viel Herzblut reingesteckt. Ist es da schwer die, ich sag mal, die unternehmerische Verantwortung auch so ein Stück weit an Geschäftsführer abzugeben?
Dr. Horst Schüler: Ganz im Gegenteil, ich bin sehr glücklich, dass ich eigentlich im operativen Geschäft nicht so gefragt bin. Ich bin eigentlich so mehr der wissenschaftliche Beirat in Anführungsstrichen und bin natürlich sehr, sehr glücklich, dass ich auch der Vater und der Hausarzt der Laufmaus weiter sein darf. Und das ist etwas, was mich sehr mit der Laufmaus verbindet: Das ist der medizinische Hintergrund. Ich kann da ziemlich im Hintergrund bleiben und das tue ich gerne und möglichst lange, hoffe ich noch.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Um ein solches Produkt zu entwickeln, zu fertigen und auf den Markt zu bringen, braucht es ja schon etwas Geld. Wie hast du die Finanzierung bewerkstelligt?
Dr. Horst Schüler: Ich habe natürlich für die ersten Schritte, das heißt bis inklusive der Erstellung im 3D-Verfahren, der Patentanmeldung, habe ich schon eine größere Summe in die Hand nehmen müssen, und das ist schon in einem Bereich von ungefähr 70.000 Euro. Das sind Bereiche, die ich mir gegönnt habe. Und ab einem bestimmten Level der Investition sollte man eigentlich auch als älterer Gründer, auch wenn man im Leben schon Einiges verdienen durfte und Einiges machen durfte, muss man sich ein Limit setzen. Weil sonst wird immer Geld noch nachgeschoben und nachgeschoben und das ist etwas, was nicht gerade glücklich macht, weil das wird auch nichts voranbringen. Man muss schon andere Wege gehen, man muss mehrere Schultern haben, die das tragen und man muss andere Finanzierungswege finden.
Muss aber nochmal dazu sagen: Ich habe natürlich keine Freunde von mir beauftragt, ich habe auch keine alten Seilschaften bedient. Ich finde es ganz wichtig, dass bei solchen Firmengründungen, man guckt, dass man Spezialisten findet und möglichst welche, die auch wirklich Fortune haben, die auch wirklich einen Leidensweg mitgehen können, weil das ist nicht ganz einfach. Das wussten wir alle. Ich denke die Mannschaft darf auch nicht zu groß sein, weil Größe des Teams für den Erfolg auch sehr, sehr wichtig ist. Und ich denke mit der Flowtastic, die ich da dann gründen durfte, habe ich genau den richtigen Rahmen getroffen. Und der trägt mich, der trägt die Laufmaus. Und das macht den Erfolg.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Du hast gerade gesagt, dass es immer mal Aufs und Abs gibt. Wie schafft man das, als Team durch diese Hochs und Tiefs durchzukommen und trotzdem noch als Team zu funktionieren?
Dr. Horst Schüler: Eigentlich haben wir uns einen Rahmen gesetzt, auch mit der Finanzierung. Wir haben natürlich Geld von der Bank aufgenommen und haben uns natürlich einen finanziellen Kontokorrentrahmen gesetzt mit der persönlichen Haftung. Und können natürlich auch davon ausgehen, dass wenn wir das nicht schaffen würden, nochmal wieder zur Bank zu gehen. Das heißt, man muss sich schon in die Augen gucken und muss sich überlegen, ob, wenn der Weg steinig ist, ob man dann noch zusammenbleiben kann und ob man jemanden überfordert dabei. Ich denke das ist ganz wichtig, dass man zwischendurch das auch wieder abprüft. Und was uns zusammenhält, ist eigentlich dieses schöne Gefühl, Erfolg zu haben, etwas gemeinsam Neues und Tolles in die Welt zu setzen. Und wir haben keine Dollarzeichen in den Augen. Und da wir ja noch zusätzlich Erfolg und Rückmeldung haben, fällt es uns relativ leicht, jetzt auch diese Durststrecke, die man immer noch hat. Die ersten drei Jahre muss man nicht ans Geld verdienen denken, denke ich, wenn man ein solches Unternehmen gründet.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Du hast eben gesagt, dass ihr ganz großen Zuspruch bekommen habt und tolles Feedback von euren Kunden, von euren Kundinnen. Das zeigt sich ja auch in den Zahlen, in den Umsatzzahlen. Also ich habe gelesen, dass ihr im Mai einen Umsatz von 850 Euro hattet und zu Weihnachten waren das schon 22.000 Euro Umsatz. Wie hast du, oder wie habt ihr, diesen wirklich enormen Umsatzanstieg möglich gemacht?
Dr. Horst Schüler: Wir haben ein großes Problem ja gehabt durch Corona, wie alle. Und unsere Laufmäuse sind ja hauptsächlich … eigentlich sollten sie im stationären Handel, in den Sanitätshäusern und auch in den Fitnessstudios verkauft werden. Und wir haben sehr, sehr viele Vertragspartner in diesem Bereich in ganz Deutschland und auch in der DACH-Region. Nur wir haben natürlich überall geschlossene Türen, das heißt wir haben den gesamten Erfolg unserer Marketingabteilung, quasi einem Menschen in unserer Abteilung, zu verdanken, der wirklich es geschafft hat, über den Internethandel wirklich diesen Erfolg zu machen. Aber die gesamte Firma mit all den Beteiligten und all denen, die dahinter stehen, haben solch eine Stimmung erzeugt und wirklich so fleißig gearbeitet in Sozialen Netzwerken, etwas, was ich mir nie hätte vorstellen können von meiner Generation her, dass dieser Erfolg, den wir jetzt auch wirklich fortschreiben, mit noch deutlich höheren Zahlen übrigens, wirklich dieser ganzen Truppe zu verdanken haben. Und die Sozialen Netzwerke aber auch positiv zu bedienen und den Shop ordentlich zu betreiben und wirklich auch solide zu betreiben, ist etwas, was mir ganz, ganz wichtig ist.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Glaubst du, dass ihr euch so stark auf den Online-Shop konzentriert hättet, wenn der stationäre Handel nicht geschlossen gehabt hätte?
Dr. Horst Schüler: Wir hatten eigentlich 50/50 geplant oder für den Online-Handel nur 30 Prozent und 70 stationär. Also dafür, dass wir wirklich fast nur im Online-Handel unterwegs waren, ist das sehr, sehr gut. Ich glaube der stationäre Handel, im Sommer als einige Öffnungen da waren, hat uns glaube ich so 10 bis 20 Prozent Umsatz gebracht, aber das war jetzt nicht das, was wir normalerweise erwartet hätten. Wenn Corona es zulässt, dann werden wir mit Sicherheit ganz viele Laufmäuse auch in diesen Bereichen verkaufen dürfen. Die Laufmaus soll ja weltweit sein. Und das ist das, was ich mir ja persönlich wünsche. Es geht mir da nicht um das Geld, sondern mir geht es darum, dass ich die glücklichen Menschen sehen möchte.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Ich möchte noch einmal ganz kurz auf die Gründung eingehen. Ich glaube, du hast auch mit dem STARTERCENTER Münster zusammengearbeitet, ist das richtig?
Dr. Horst Schüler: Ich habe durch die guten Voraussetzungen von Münster, ist klar, weil Münster ist ein wunderbarer Standort für Wissenschaft und Forschung, und unterstützt sehr, sehr viele Unternehmen. Ich habe indirekt profitieren können, weil in Münster halt sehr viel junge Leute sehr gut unterstützt werden und es sehr viele junge Unternehmen gibt, so dass ich sehr viel Inspiration hatte und sehr viel junge Leute hatte, mit denen ich reden konnte über ganz unterschiedliche Dinge. Und das hat mir geholfen. Also die indirekte Förderung, die ich dadurch hatte, die ist auch nicht zu verachten.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Also die Kontakte und der Austausch mit anderen Gründern und anderen Gründerinnen?
Dr. Horst Schüler: Genau. Und zwar ist das ja fächerübergreifend dann, weil ich die große Chance habe, in Münster über diese fantastische Förderung, die es da gibt, sehr, sehr viele unterschiedliche Fachbereiche sprechen zu können. Und die mir dann ihren neuesten Stand berichten können und sagen können, wie das bei denen gesehen wird. Und wenn man sich als Älterer dann doch im guten Kontakt halten kann zu den jungen Leuten, was ja gar nicht so schwierig ist. Wenn man die Sprache des Herzens spricht, kriegt man das hin.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Was glaubst du, wie wichtig sind Kontakte und der Austausch und ein vielleicht auch großes Netzwerk für erfolgreiche Unternehmer und erfolgreiche Unternehmerinnen?
Dr. Horst Schüler: Also ich kenne es ja aus meiner Generation, dass die Netzwerke alles waren. Es fing, wenn man bei den Handwerkern hatten ihre Netzwerke, aber bei den Akademikern ging es ja über die Studentenverbindungen, es ging über ganz viele andere Netzwerke. Und die haben ja sehr viel Bedeutung, auch noch heute. Das ist ja auch nicht negativ, sondern das ist ja auch positiv zu sehen. Bei den jungen Leuten sehe ich das mehr, dass es über die Freundschaften geht und über Interessengruppen und über Hobbys und auch vor allen Dingen über Arbeitsgebiete, aber das schließt sich nicht aus, dass man das miteinander verbinden kann. Die Netzwerke, die wir jetzt haben, sind eigentlich keine festen Netzwerke, sondern das sind Bemühungen, die wir machen, dass wir unsere Fachleute, die in unserem Bereich uns dienlich sein können, einfach befragen. Das sind Sportphysiotherapeuten, das sind aber auch Sportler, das sind aber auch Ärzte und Materialkenner. Und das macht unheimlich Spaß, dass wir natürlich unglaublich viel auch bekommen, ohne dass wir dafür einen Vertrag machen müssen. Das ist ganz wichtig. Das heißt, Netzwerk ist nicht nur ein Zuschieben von irgendwelchen Kontakten, dass man Profit hat auf wirtschaftlicher Basis. Wir profitieren mehr von dem Know-how, was dahintersteckt. Das ist viel wichtiger.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Wäre das auch ein Rat, den du anderen Gründern und Gründerinnen mitgeben würdest? Kontakte zu knüpfen, in den Austausch zu gehen, Netzwerke, welcher Art auch immer, zu bilden und zu knüpfen?
Dr. Horst Schüler: Die alten Konzepte sind da, glaube ich, nicht mehr so tauglich. Wir brauchen Geschwindigkeit, und wir brauchen Informationsaustausch. Und in der Wissenschaft sehe ich das, dass ein Tool, das irgendwo entwickelt wird, irgendwo in einer ganz anderen Wissenschaft gebraucht wird. Man muss wissen, dass es das dort gibt. Das ist wie ein Werkzeug. Und unsere Gesellschaft ist so schnell, und wir brauchen das auch, dass wir so schnell sind, dass diese Ideen ganz schnell auch an die richtige Stelle kommen. Denn wenn ich hier ein Werkzeug brauche und ein anderer hat es entwickelt, für eine ganz andere Sache, dann verliere ich Zeit. Und wenn man dieses Zeitfenster verpasst, dann ist das vorbei. Dann dauert es wieder Ewigkeiten, bis die Entwicklung wiederkommt. Das können wir uns nicht leisten. Wir müssen diese Zeitfenster nutzen, diesen Funken nutzen. Das heißt, wir müssen ganz anders zusammenarbeiten und müssen ganz, ganz viel auch zusammenrücken und Informationen ganz schnell weitergeben können. Und das ist etwas, was die junge Generation mit ihren Mitteln kann.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Die Laufmaus ist ja nicht deine erste Erfindung, wenn ich das richtig recherchiert habe. Du hast auch schon zwei Arztpraxen gegründet und weitere Erfindungen entwickelt, Bücher geschrieben. Woher nimmst du die Energie für all deine Projekte?
Dr. Horst Schüler: Wenn ich einen Funken in mir spüre, dann muss ich das aufschreiben, dann muss ich das tun. Und das ist nicht eine Suche nach etwas, sondern es kommt. Und wenn es da ist, dann muss man es packen. Und das ist die Lehre, die ich für mich daraus gezogen habe, weil, wenn ich gejoggt bin, oder wenn ich irgendwas Anderes gemacht habe und es kam der Funke, habe ich gesagt: „Der muss sofort niedergeschrieben werden“ oder „Das muss sofort umgesetzt werden“. Wenn man das nicht macht, dann sagt man hinterher als Rentner: „Ich hätte es immer gern gemacht, ich wollte doch immer“. Und das ist etwas, was glaube ich nicht erfolgreich wird. Und wir müssen gucken, denke ich, bei mir habe ich das, ich kann ja nur von mir sprechen: Bei mir war es immer so, dass es von innen gekommen ist, das ist wie ein Geschenk. Auch wenn ich ein Buch geschrieben habe oder Bücher schreibe oder die CD gemacht habe, alle diese Dinge, war immer ein Geschenk, wo ich genau gemerkt habe: Der Gedanke ist erst und dann spreche ich. Oder: Der Gedanke ist erst und dann tue ich. Ganz wichtig ist, glaube ich, dass man es nicht nur alles anfängt und liegen lässt, sondern ganz wichtig ist, dass man es durchzieht.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Wenn du jetzt mal zurückblickst, du bist ja schon lange Jahre unternehmerisch tätig. Was glaubst du, ist die wichtigste Eigenschaft, die dich in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht hat?
Dr. Horst Schüler: Ja, es ist natürlich eine Leidensfähigkeit. Wir sollten natürlich leidensfähig sein. Wir sollten aber auch nicht fixiert sein auf einen Punkt. Ich sehe mehr Richtungen, als dass ich Ziele sehe, weil in der Richtung werden die Ziele sein. Und wenn man nicht sich fixiert auf etwas und nicht sich einschränkt, dann wird man, glaube ich, erfolgreich.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Wie geht es für dich, wie geht es für die Laufmaus in den nächsten Jahren weiter? Was sind deine Pläne?
Dr. Horst Schüler: Bei mir in Münster habe ich ein großes Grundstück gekauft, wo ich ein Wonderland bauen will für Kinder, wo ich dann wirklich mit der Laufmaus, das ist natürlich auch für Kinder auch ein Spielzeug, aber dass die Laufmaus auch wirklich in der Gesundheitserziehung einen großen, großen Schritt machen kann. Vielleicht erstmal in Münster und in Emsdetten, weil wir da ja nun mit den Firmen zuhause sind, aber ich hoffe auch anderswo. Aber ich fange mal in Münster an. Und das ist etwas, wo ich, denke ich mal, noch zehn Jahre was tun kann, das hoffe ich doch. Und ich habe große Unterstützer dabei. Und mein neues Buch, was ich geschrieben habe „Selbstläufer Mensch“ unterstützt genau das. Und ich bin total auf dieser Linie, dass ich sage: Wir müssen Menschen dahinführen, dass sie, auch in der technischen Zeit, sich selbst nicht verlieren. Und da kann man eine ganze Menge tun. Und nicht nur die IT kann heutzutage Dämme brechen. Wir können es auch mit den Herzen, wir können es auch mit den Händen, wir können es mit Kontakten, auch unter Corona-Zeiten. Und das ist mein großer Wunsch und wir schaffen das. Denn ich habe das in Arztpraxen ja nun wirklich gemerkt: Eine kleine Berührung mit einem Finger kann einen Menschen verändern.
Ann-Christin Schmitt-Rogalla: Vielen Dank für dieses Gespräch, Horst. Und viel Erfolg für alle Projekte und für alle Unternehmungen, die noch kommen, und alle Funken, die noch überspringen wollen.
Ich bin sicher, dass auch ihr eine ganze Menge Motivation und Inspiration aus dem Gespräch mit Dr. Horst Schüler mitgenommen habt. Und nicht vergessen: Immer umtriebig bleiben!
Wenn ihr noch weitere spannende Gründungsgeschichten anhören, ansehen oder lesen wollt, dann schaut doch gerne auf gründen.nrw rein.
Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal!
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