The three founders of DynAmaze standing next to each other on a balcony
„Warum bildet man Leerlauf-Zeiten nicht anders ab?“

In seinem Auslandssemester in Kanada hat Jasper Klimas besonders stark eine Beobachtung in Restaurants und Freizeiteinrichtungen gemacht: Es gab extreme Stoßzeiten, aber auch ziemlich viel Leerlauf mit wenigen Besuchern. Damit war die Idee für DynAmaze geboren.

DynAmaze: Online-Buchungssystem für spontane Freizeitaktivitäten (This content is only available in German.)

Jasper Klimas

DynAmaze bietet ein Win-win für alle, die in ihrer Freizeit spontan und günstig etwas Besonderes erleben möchten, und die Anbietenden von Freizeitaktivitäten. Denn DynAmaze vermittelt über sein Online-Buchungssystem Restplätze von aktuell über 30 Veranstaltern – Tendenz steigend.

#NeueGründerzeit Nordrhein-Westfalen sprach mit Gründer Jasper Klimas über die Idee an sich, den coolsten Gründungsmoment und das Abwägen nach dem bestandenen VWL-Studium zwischen Gründung eines eigenen Unternehmens oder Bewerbung in einer Unternehmensberatung oder einem Konzern.

Menschen wollen Freizeit spontan gestalten

Mit seiner Gründung treffen Jasper Klimas und seine beiden Co-Gründer einen Nerv: 2020 gaben die deutschen Haushalte trotz Corona mehr als 161 Mrd. Euro für Freizeit, Unterhaltung und Kultur aus. In den fünf Jahren zuvor lagen die jährlichen Ausgaben sogar bei bis zu 188 Mrd. Euro (Quelle: statista.de). Fragt man nach, was die Deutschen am liebsten in ihrer Freizeit tun, sagen 77 von 100 Personen 2020, dass sie „spontan tun möchten, wozu sie gerade Lust haben“. 73 von 100 Befragten wollen etwas für die Gesundheit tun, 72 einen Ausflug machen und 68 in einem Restaurant essen gehen (Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen, Freizeitmonitor 2020). Diese Zahlen bestärken das Unternehmen DynAmaze mit seinem Geschäftsmodell.

Jasper Klimas: In meinem Auslandssemester in Kanada habe ich besonders stark eine Beobachtung in Restaurants und Freizeiteinrichtungen gemacht: Es gab extreme Stoßzeiten, aber auch ziemlich viel Leerlauf mit wenigen Besuchern. Damit war die Idee für DynAmaze geboren. Wieder zurück in Deutschland habe ich mich immer mehr gefragt: Warum bildet man Leerlauf-Zeiten nicht anders ab? Die Flug- und Hotelbranche machen es durch dynamische Ticketpreise und Abverkauf vor. Wieso gibt es das nicht für andere Branchen?

Mit Pétur Müller, einem Studienkollegen und Timo Gerth, der Informatik studiert hat, haben wir diese Fragen für uns weiter gedacht und auf Freizeit- und Kultur-Aktivitäten angewendet – und damit dann Ende 2019 eine Test- und Pilotphase gestartet und im Januar 2020 unser Unternehmen DynAmaze gegründet. Der Name ist Programm: Wir machen Freizeitgestaltung dynamischer und sorgen damit für Begeisterung = Amaze.

Nachdem die Pilotphase bei Gründung sehr vielversprechend war und wir 2020 damit begonnen hatten, unsere Plattform zu bewerben, machte uns dann ab März 2020 Corona einen Strich durch die Rechnung. Allerdings hat Corona auch gezeigt, welchen Stellenwert die Digitalisierung bekommen wird. Wir sind also auf dem richtigen Weg und haben unsere Online-Plattform noch weiter verbessert.

Freizeit-Branche ist wenig digitalisiert

Nun könnte man sich fragen, warum die Anbieter der Freizeitangebote nicht längst selbst auf die Idee gekommen sind, ihre Restplätze bzw. Unterauslastung zu vermarkten. Wir haben bei unseren Terminen festgestellt, dass die gesamte Branche noch sehr wenig digital ist. Und man deshalb unser Konzept umso interessanter findet. Wir haben außerdem einen weiteren Nutzen im Angebot für die Freizeiteinrichtungen: Wir erheben Daten langfristig und können dann sehr genaue Prognosen ableiten über das Freizeitverhalten. Wann buchen die Menschen? Zu welchen Zeiten und zu welchen Preisen wird ein Angebot als attraktiv empfunden? Mit diesem Wissen können Anbieter für sich wertvolle Ableitungen treffen.

Die Gründung und die gesamte Zeit bis heute hätten wir nicht geschafft, wenn wir nicht Unterstützung aus mehreren Richtungen erhalten hätten:

  • Mit unserer Idee sind wir auf einen Professor der Universität zu Köln zugegangen und hatten das Glück, in den Gründungsservice der Uni aufgenommen zu werden. Wir haben dort vor allem Hilfe bei Antragsstellungen für Förderprogramme erhalten.
  • Wir haben Unterstützung über den START-UP transfer.NRW bekommen.
  • Und wir haben uns für das Gründerstipendium.NRW qualifiziert.

Nachgeschlagen

Mit dem START-UP transfer.NRW werden junge Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt, die ihre unternehmerische Selbstständigkeit planen. Mit der auf bis zu 18 Monate ausgelegten Förderung können Gründungswillige ihre Konzepte weiterentwickeln, Prototypen erstellen und eine Proof-of-Concept-Phase durchlaufen sowie die eigentlich Gründung mit dem Aufstellen eines konkreten Businessplans verfeinern und vorantreiben. Die Fördermittel können z. B. für Personalkosten, Sach- und Materialausgaben, Schutzrechte-Klärung, aber auch für Gründungscoachings eingesetzt werden.

Ein Hinweis allerdings: Bei diesem Programm endet der Durchführungszeitraum am 31.03.2023.

Die Universität zu Köln bietet mit GATEWAY, einem von sechs universitären Exzellenz Start-up Centers in NRW, Beratung und Begleitung bei Gründungsvorhaben und dem Einwerben von Geldmitteln über Förderprogramme. Der Auftrag: Gründungsgeist an den Universitäten des Landes wecken.

Mit 1.000 Euro pro Monat für genau 1 Jahr unterstützt das Gründerstipendium.NRW innovative Ideen – und bringt Gründende in Kontakt mit Gründungsnetzwerken und bietet individuelles Coaching.

Jasper Klimas: Natürlich habe ich nach meinem Master auch über ein Angestelltenverhältnis nachgedacht – und sogar für kurze Zeit einen Vertrag unterschrieben. Allerdings habe ich dabei gemerkt, dass ich lieber meine eigenen Ideen umsetzen möchte, anstatt Präsentationen für meinen Chef zu erstellen. Ich bin jung genug, habe noch keine Familie, wenn nicht jetzt, wann dann?! Das Risiko haben wir alle drei ja sehr gut über die Förderungen abgefedert bekommen.

Was wir in der kurzen Zeit alles gelernt haben über Buchhaltung, Steuern, Marketing und welche spannenden Menschen wir getroffen haben – das alles wäre ohne die Gründung bestimmt nicht passiert. Mein ganz persönliches Learning ist es, dass man mit der Verantwortung, die man hat, schneller lernt. Wir alle drei, also meine Co-Gründer und ich selbst, haben außerdem mitgenommen, dass man nie seinen Fokus verlieren sollte: Ziele setzen und vor allem priorisieren. Man denkt immer, alles müsse schneller gehen, stellt dann aber fest, dass man doch mehr Zeit benötigt, eine Software mehr Bugs als erwartet hat, Testings aufwändiger als gedacht sind. Man sollte also Puffer einplanen.

„Der wirklich coolste Moment seit der Gründung war jedoch, als nach dem Launch unserer Plattform die erste unabhängige Buchung eingegangen ist und wir festgestellt haben: Ja, es funktioniert!“
Jasper Klimas

Von Kölle nach ganz Deutschland

Was man ebenfalls nicht unterschätzen sollte, ist die Zeit, die man für das Erledigen der Steuererklärungen und z. B. des Jahresabschlusses braucht.

Wenn man dann aber wiederum mit den Freizeitanbietern verhandelt und Institutionen wie der Kölner Zoo oder verschiedene Thermen Verträge mit uns unterschreiben, entschädigt das wiederum für die Bürokratie, die auch sein muss. Hinzu kommt das viele tolle Feedback von Menschen, denen wir einen schönen Tag bereiten konnten. Wenn wir jemandem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern können, bestärkt uns das in dem, was wir tun.

Der wirklich coolste Moment seit der Gründung war jedoch, als nach dem Launch unserer Plattform die erste unabhängige Buchung eingegangen ist und wir festgestellt haben: Ja, es funktioniert! Das lässt natürlich auch träumen, da wir 2021 bereits nicht nur Angebote aus dem Raum Köln anbieten werden, sondern uns mit der Plattform bundesweit einen Namen machen wollen.

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