Jede zehnte Person im Alter von 45+ ist einsam, zitiert Phillipp Hoestermann eine Studie. Diese Erkenntnis beantwortet das Moin! Münster Team um Phillipp mit dem Geschäftsmodell ihres Start-ups: einer Plattform für Menschen, die soziale Kontakte suchen, und für jene, die bereit sind, Zeit mit anderen zu verbringen – zuerst in Münster, vielleicht bald auch in anderen Städten in Deutschland.
Moin! Münster: Studierenden-Start-up löst ein soziales Problem (This content is only available in German.)
Phillipp Hoestermann
Moin! Münster – bei dem sprechenden Unternehmensnamen kann es ja direkt mit der Geschichte über das Social Start-up aus Münster losgehen. Moin, Phillipp, also, worum geht es? „Um acht Studierende aus Münster und ein soziales Problem: die Vereinsamung von Menschen, die mit steigendem Lebensalter zunimmt.“ Dazu hat Moin! Münster eine Lösung entwickelt, die uns Phillipp Hoestermann als Vertreter der Initiative vorstellt.
Jede zehnte Person im Alter von 45+ ist einsam, zitiert Phillipp Hoestermann, einer der Gründer hinter Moin! Münster, aus einer Studie. Diese wurde bereits 2017 aufgelegt. Bis heute spitzt sich das Problem zu. Die Vereinsamung von Menschen nimmt mit steigendem Lebensalter zu – zwischen 2011 und 2017 allein um 15 % in der Altersgruppe der 45- bis 84-Jährigen, zeigt die Website von Moin! Münster eindrucksvoll auf.
Soziale Kontakte zeichnen uns aus. Nehmen sie ab, droht Einsamkeit. Dem möchte das Team um Phillipp Hoestermann mit Moin! Münster entgegenwirken. Ihr bislang schönstes Erlebnis? Aus einer Radtour mit einer älteren Dame ist ein langfristiger Kontakt geworden, den nicht nur die Kontaktsuchende schätzt, sondern auch ihre Familie. Das Dankeschön der Angehörigen macht das Moin! Münster Team stolz auf das Geleistete und spornt an für die nächsten Schritte zum Ausbau der Plattform und zur Ausgründung aus der studentischen Initiative Enactus Münster e.V.
In erster Linie Ehrenamt – der Spirit hinter Moin! Münster
Einer der Ideengeber für Moin! Münster ist Kommilitone Manuel. Er hat sich im Rahmen seines Psychologie- und Medizinstudiums intensiv mit den Auswirkungen von Einsamkeit beschäftigt. Herausgekommen ist eine Vermittlungsplattform für soziale Kontakte – von Angebot und Nachfrage, für Münster. Eben Moin! Münster. Hier können sich Menschen registrieren, die bereit sind, mit anderen Zeit zu verbringen, gemeinsam etwas zu unternehmen – und wenn es nur der Spieleabend im Pflegeheim ist, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu unterhalten. Einsame Menschen können Kontakte anfragen und so wieder mehr Teilhabe am sozialen Leben erfahren. Ganz wichtig, das betont Phillipp im Gespräch mit #NeueGründerzeit Nordrhein-Westfalen, ist es, dass es sich nicht um „die Putzhilfe oder die Person für Besorgungen“ handelt, sondern wirklich um „soziale Kontakte, die gerne dem Anbietenden ein bisschen Geld einbringen darf, aber in erster Linie ein Ehrenamt sind“.
Jura-Student Phillipp ist seit zwei Jahren bei Moin! Münster dabei. Er wurde von einem Freund „angeworben“ und war aufgrund persönlicher Erlebnisse direkt von der Idee begeistert. Seine Großmutter war an Demenz erkrankt und konnte im Pflegeheim nicht so betreut werden, wie sich die Familie das gewünscht hätte.
Das Geschäftsmodell ausbauen
Zusammen mit weiteren sieben Kommilitonen unterschiedlicher Fachrichtungen der Uni Münster arbeitet Phillipp nun daran, das Geschäftsmodell von Moin! Münster auf- und auszubauen. „Erster Schritt ist es, unseren Dienstleisterpool zu erweitern, um Anfragen zeitnah bedienen zu können. Es wird nicht funktionieren, wenn jemand mit seiner Anfrage auf die Vermittlung warten muss. Es muss also ein Pool an Personen bereitstehen. Wenn wir das geschafft haben und die kritische Masse an Dienstleistern bereitsteht, wollen wir Moin! Münster als Unternehmen weiter vorantreiben. Wir sind noch in der Start-up-Phase und haben den offiziellen Markteintritt noch vor uns.“ Bis dahin bekommt Moin! Münster weiter Unterstützung von Enactus Münster.
Enactus Münster gehört zu einer weltweiten Studierendeninitiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, universitäres Wissen in die praktische Anwendung zu bringen, z. B. durch Projekte, die einen ökologischen und sozialen Mehrwert für die Allgemeinheit haben. Moin! Münster bekommt Unterstützung in Form von Coachings, Know-how-Transfer, aber auch bei der Vermittlung von Partnerschaften. „Die Deutsche Seniorenliga unterstützt uns, aber auch eine große Versicherung“, sagt Phillipp. „Wir haben uns sehr gefreut, neben Coachings auch Awards für unsere Idee zu gewinnen. Das motiviert uns natürlich ungemein. Erwähnen möchte ich den SENovation Award, einen Wettbewerb für seniorengerechte Ideen. Wir freuen uns sehr, zu den Gewinnern im Bereich ‚Vorgründer 2022‘ zu gehören.“
„Meine Motivation? Mit Moin! Münster etwas Praktisches mit hohem sozialen Nutzen zu tun – neben der theoretischen Ausbildung in meinem Jura-Studium.“
Persönlicher Anreiz, bis zu 15 Stunden pro Woche neben dem Jura-Studium und der Arbeit am ersten Staatsexamen zu investieren, ist es für Phillipp, „etwas Praktisches neben der theoretischen Ausbildung zu erleben. Wir alle machen das in Teilzeit, sammeln Erfahrungen und engagieren uns damit on top sozial. Mein persönliches Highlight bislang ist die Vermittlung einer Fahrradtour für eine Person aus einer Pflegeeinrichtung. Daraus ist kontinuierlich mehr Kontakt entstanden. Mittlerweile hat sich sogar deren Familie bei uns gemeldet und sich für unser Engagement bedankt. Das macht mich glücklich. Hinzukommt, dass wir mit Moin! Münster in einer frühen Unternehmensphase sind. Dadurch haben wir die Möglichkeit, uns auch kreativ ins weitere Konzept einzubringen.“
Aber Schritt für Schritt: „Erst muss unser Konzept an sich funktionieren. Danach können wir größer denken – in Richtung Skalierung. Es ist aber nicht so, als hätten wir nicht schon einen idealen Businessplan in der Schublade. Er kommt aber erst zur Anwendung, wenn wir in und für Münster beweisen, dass unser Modell ein tragfähiger Ansatz ist.“ Damit es mit Moin! Münster gezielt weitergehen kann, sucht das Team personelle Verstärkung. „Wir haben aufgrund der Studierendensituation die Herausforderung, dass das Team von Zeit zu Zeit wechselt. Aktuell suchen wir jemanden mit Informatik-Background, um unsere digitalen Plattformen voranzutreiben.“
#NeueGründerzeit NRW drückt dem Team die Daumen und ruft gerne die Menschen in und um Münster zum Mitmachen auf.
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