Corbiota züchtet Regenwürmer – und revolutioniert damit die Massentierhaltung (This content is only available in German.)

Gründen.NRW

Julia Katrin Rohde, Corbiota GmbH,
CEO
: Mein Name ist Julia Katrin Rohde. Ich habe Corbiota mitgegründet; ich bin Geschäftsführerin bei Corbiota. Ich leite die Firma zusammen mit Thorsten Kühn. Und Thorsten Kühn ist, genau wie ich, gecastet worden. Wir kannten uns vorher auch nicht und führen jetzt die Firma zusammen.

Thorsten Kühn, Corbiota GmbH,
COO
: Ich bin Thorsten Kühn. Wir züchten Regenwürmer vollautomatisiert, KI-gesteuert und verfüttern diese an Jungmasthühner, an Schweine und an andere Tiere.

Julia Katrin Rohde: Corbiota ist ein Spin-off der BASF. Die BASF hat diese Produkte angefangen, intern zu entwickeln in der Animal Nutrition Division. Dieses Produkt ist sehr schnelllebig und im Rahmen eines großen Konzerns kaum überlebensfähig, und man hat deswegen entschieden, sich extern Menschen zu suchen, die dieses Produkt vermarkten in einer neu gegründeten Firma, und da sind sie auf mich zugekommen. 

[2018 – Erste Idee & Markenrechte. Beginn von Corbiota im Chemovator, dem Incubator der BASF. Die Markenrechte an Corbiota werden gesichert. 2021 – Erstes Patent. Corbiota reicht das erste Patent ein: „Specific Pathogen Free Feed Composition“]

Julia Katrin Rohde: Die Idee ist entstanden durch den Erfinder, der mittlerweile pensioniert ist, der versucht hat, aus der Humanmedizin zu übertragen, was man denn mit Tieren machen kann. Denn wir wissen, bei der Geburt eines Menschen sind bestimmte Dinge wichtig. Die Tierhaltung selber ist sehr steril. Das heißt, wie kann ich diese Sterilität ein bisschen runterfahren und mehr Natur zurückbringen? Das heißt, die Tiere natürlich gesünder werden zu lassen. 

[Corbiota Vorteile im Überblick – Zunahme des Endgewichts, Verbesserung der Feed Conversion Rate, Reduzierung der Mortalität, Verringerung der Pododermatitis, verbesserte Agilität]

Wenn ich zum Beispiel einem Huhn einen Wurm füttere, dann hat das eine sehr natürliche Art. In der Natur ist es so, dass ein Wurm einen Panzer hat und dieser Panzer reflektiert Licht. Das bedeutet, dass ein Huhn in einer anderen Frequenz das Licht wahrnimmt, und der Wurm für dieses Huhn leuchtet. Das heißt, ein Huhn ist ganz normal, wenn es geboren wird, direkt auf einen Wurm getriggert. Wenn ich diesen Wurm nun in den Stall lege, ist es so, dass das Küken direkt auf den Wurm zuläuft und auch im weiteren Verlauf der Aufzuchtperiode diese Würmer sucht. Dadurch wird es viel, viel agiler. Es läuft im Stall rum, es ist gesünder und es baut mehr Muskelfleisch und weniger Fett auf. Und dadurch ist das Gesamtfleisch wesentlich besser in der Qualität und das Tierwohl natürlich auch erhöht.

Thorsten Kühn: Die Dosis für das Huhn ist, wir versuchen gerade weiter das zu reduzieren, zwischen 0,5 und ein Gramm pro lebendem Tier. Das wird verfüttert in mehreren kleinen Würmern. Wir züchten also Würmer in der Größe 0,3 bis 0,6 Gramm. Es muss nicht mal jedes Küken oder jedes Huhn einen Wurm fressen, die befruchten sich auch selber. Wir brauchen eine Quote von 60, 65 Prozent der Tiere, die Würmer fressen. Dann nehmen die anderen diese Mikroorganismen auch auf.

Julia Katrin Rohde: Corbiota, das Produkt ist der sogenannte Rotwurm, Dendrobena veneta. Wir haben sehr lange danach gesucht, weil das der einzige Wurm ist, der diese mikrobiotischen Stoffe in sich trägt, die eben das Immunsystem verbessern können. Würmer im Gegensatz zu Insekten sind keine Fett- und Proteinträger, sondern wirklich Mikrobiom-Träger. Und dadurch bieten sie sich optimal an zu dieser einmaligen Verfütterung.

Thorsten Kühn: Wir haben uns natürlich gefragt, wo bekommen wir die Würmer her? Wir haben uns verschiedene Wurmzüchter in Deutschland, da gibt es nicht sehr viele, die größere Mengen produzieren, und in Holland, da gibt es 20 die etwas größer sind, angesehen. Die produzieren alle auf die altherkömmliche Art und Weise für den Anglerbedarf. Das kam für uns nicht in Frage, weil die Zuchtbedingungen sind dort temperaturabhängig, wetterabhängig. Also haben wir uns überlegt, etwas vollautomatisiertes, klimakontrolliertes, ein in einem Klimaschrank gelagertes Zuchtsystem, aufzubauen. Das haben wir gemacht. Wir nehmen ganz normale günstige E2-Kisten vom Markt, füllen die mit Würmern und Substrat, packen sie in unseren Klimaschrank, und das Ganze wird vollautomatisiert gesteuert für Füttern, für Wässern, zum Sieben, zum Verpacken, wenn der Kundenauftrag da ist. Und die Zuchtgrößen der Würmer steuern wir durch eine künstliche Intelligenz. Das ist etwas völlig Neues, da sind wir sehr stolz drauf. Die Anlage ist in der Lage, wenn eine Bestellung nicht reinkommen sollte, das Wachstum der Würmer so weit zu verlangsamen, dass sie in zwei Wochen dann die richtige Größe haben, weil wir brauchen eben sehr kleine Würmer für die Küken, die aus der Maschine rauskommen.

Julia Katrin Rohde: Corbiota hat natürlich große Herausforderungen. Das Eine ist, dass Tierernährung jetzt nicht wirklich sexy ist. Also alles ist toll, alternative Proteine, aber Massentierhaltung zu verbessern und nachhaltig zu machen, ist für uns ein Riesenthema, bedeutet aber auch, dass wir international unterwegs sein müssen. Wir expandieren gerade in die USA, wir haben gerade ein USA-Team aufgestellt, was auch die Relocation durchzieht, sind jetzt aktiv in Australien ab Ende des Jahres und bauen gleichzeitig aber noch weitere Produktpaletten auf, wie zum Beispiel weg von Schweinen und Hühnern alleine, auch hin zu Kühen, Haustieren und sogar Getreide. Großer Vorteil für uns ist, dass wir Teil der zweiten Kohorte von Scale-up.NRW sind. 

[Scale-up.NRW: die 11 Start-ups der zweiten Kohorte stehen fest.

[Scale-Up.NRW – Wir verhelfen NRW Start-ups zu globalem Wachstum

Julia Katrin Rohde: Dadurch haben wir eine Riesenchance, was Sichtbarkeit angeht, aber auch tolle internationale Mentoren, die uns wirklich helfen zu skalieren, die mit uns Märkte aufbauen, die mit uns Märkte analysieren, die mit uns Workshops in Richtung International Pricing machen. Also alles das, was im Start-up normalerweise zu kurz kommt, da kriegen wir optimale Hilfe. Der Vorteil, wenn man vorher schon gegründet hat, gerade bei so einem Unternehmen ist, man geht wesentlich ruhiger in sehr viele Themen. Man kennt die Pitfalls, man weiß, was man nicht tun sollte, man weiß, was man früh genug tun sollte. Und für uns ist es einfach so, dass wir ein gut durchmischtes Team haben, aber beim Leadership sehr viel Wert darauf legen, dass wirklich dort die Expertise ist für die einzelnen Bereiche, damit wir eben bestimmte Fehler nicht doppelt machen.

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