Die Pferde App GmbH (This content is only available in German.)

Mein Name ist Christina Terbille und ich bin die Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Die Pferde App GmbH.

Wir haben eine IT-Lösung entwickelt, die den Managementalltag rund um Pferde erleichtern soll. Auf der einen Seite haben wir eine Version für Stallbetreiber, die den Alltag rund um Aufgabenverteilung und das Management der Aufgaben rund um den Hof erleichtert. Und auf der anderen Seite haben wir eine 2. Version entwickelt für jeden privaten Pferdebesitzer und Reiter.

Ich bin aufgewachsen im ländlichen Münsterland in einer Reiterfamilie und bin deswegen schon sehr früh zum Reitsport gekommen, und der hat mich auch bis heute nicht so richtig losgelassen. Die Idee zu der App ist mir vor vier bis fünf Jahren gekommen. Ich hab als ersten Job nach dem Abitur in der Unternehmensberatung gearbeitet und dort in erster Linie mittelständische Unternehmen beraten, wie sie ihre Prozesse optimieren können und Schnittstellenschwierigkeiten aufheben können. Und in so Pferdebetrieben ist das letztendlich nicht viel anders. Auch da gibt es häufig Probleme in den Abläufen, beziehungsweise an den Schnittstellen und Übergabepunkten mit den Mitarbeitern, und das kostet auch diese Unternehmen Zeit und damit auch Geld.

Unser Alltag ist häufig eine Mischung aus Vertrieb und Beratung. Und da hilft mir auf der einen Seite mein betriebswirtschaftlicher Hintergrund, aber auch mein Unternehmensberatungsbackground. Denn es hilft auf der anderen Seite die Prozesse zu verstehen und die Schwierigkeiten unserer Kunden zu verstehen. In solchen Pferdebetrieben hat man die Herausforderung, dass man Mitarbeiter hat, die nicht direkt vor einem sitzen, sondern auf der recht großen Anlage herumlaufen. Und der Chef und seine Mitarbeiter müssen sich ad hoc abstimmen können, welche Aufgaben zu welchen Pferden zu passieren haben.

Da geht es zum Beispiel darum, wie welches Pferd gefüttert wird oder dass ein Pferd plötzlich gesundheitliche Symptome zeigt und deswegen nicht bewegt werden darf. Jetzt kommt hinzu, dass diese Branche heute noch nicht sehr digital arbeitet. Da arbeitet man heute mit Kreidetafeln, Magnettafeln, ausgedruckten Listen. Und die Digitalisierung hat da noch nicht wirklich Fuß gefasst. Manchmal hilft man sich da schon mit WhatsApp-Gruppen. Das ist dann der erste Versuch, Aufgaben auf die Handys der Mitarbeiter zu bekommen, aber das wird dann mit der Zeit irgendwann auch unübersichtlich.

Uns ist ganz wichtig, dass man dort schnell und einfach Aufgaben verteilen kann, und uns war bei der Entwicklung auch extrem wichtig, dass die App von jedem zu bedienen ist. Also auch von Personen, die nicht sonderlich technikaffin sind. Sie bekommen Aufgabenpläne und Tageslisten direkt auf ihr Handy, können dort schnell und einfach Eintragungen vornehmen, und das erleichtert den Alltag enorm.

Auf der einen Seite wäre ich mit 20 wahrscheinlich nicht in solche Vertragsverhandlungen mit Venture-Capital-Investoren oder Banken getreten wie heute. Da hilft mir, dass ich in der Vergangenheit schon mal mit Verträgen zu tun hatte und auch sonst verschiedene Situationen einfach schon mal erlebt habe. Auch muss man gerade als Gründer immer mal wieder umfassende Finanzpläne vorstellen, sein Unternehmen präsentieren und da hilft es mir, dass ich natürlich vorher schon wusste, was ein Liquiditätsplan ist, dass ich Business Cases auch schon vorher mal gerechnet hatte, und das hilft einem im Alltag als Start-up enorm. Auch, dass ich zum Beispiel in Excel und PowerPoint relativ gut zuhause bin aufgrund meines beruflichen Hintergrunds, das hilft mir, und ich könnte mir vorstellen, dass viele Start-ups wirklich profitieren würden, wenn sie sich auch Hilfe mit an Bord holen, weil ich glaube, das ist zwingend erforderlich.

Ich war zuletzt leitende Angestellte und Prokuristin bei einem großen deutschen Telekommunikationsunternehmen im Bereich Technology und Innovation. Und auch, wenn viele verstehen können, dass ich mir die Chance, mein Hobby zum Beruf zu machen, nicht entgehen lassen konnte, werde ich doch häufig gefragt, ob ich nicht bereue, einen so auch vielleicht gut dotierten und sicheren Job aufgegeben zu haben. Ich hab manchmal kurze Momente, wo ich einige Annehmlichkeiten des Konzernlebens vermisse, zum Beispiel eine Kantine hat sicherlich was und auch die Bezahlung war sicherlich etwas eine andere. Aber dennoch möchte ich diesen Sprung in die Gründung nicht missen.

Bei so einer Entwicklung einer IT-Lösung, wie wir sie entwickelt haben, ist man darauf angewiesen, dass man erstmal Kapital aufbringt und anfängt zu entwickeln und erst danach Geld verdienen kann. Und so waren auch wir darauf angewiesen, Kapital in die Firma zu holen. Heute haben wir mehrere Gesellschafter sehr unterschiedlicher Art an unserer Seite. Auf der einen Seite private Investoren, die wie wir an die Idee glauben, und dann haben wir noch die NRW.BANK an unserer Seite, die mit verschiedenen Start-up-Programmen uns unterstützt. Und zuletzt haben wir noch einen großen Venture-Capital-Investor für uns gewinnen können, der uns auch über die Finanzierung hinaus mit Know-how im Zusammenhang mit PR-Arbeit, Vertrieb oder Ähnliches wirklich sehr gut unterstützen kann.

Jetzt ist mir in der Gründung passiert, dass ich an ganz viele Stellen kam, wo ich viele Dinge das erste Mal in meinem Leben gemacht habe. Einfach, weil man anfangs auch nicht genug Kapital hat, um sich das extern einzukaufen. So muss man am Anfang sehr viel selber machen, und so hab ich zum Beispiel unsere Website am Anfang komplett selber gebaut, ich hab den Prototypen für die App selber entwickelt, auch wenn ich das vorher noch nie in meinem Leben gemacht hatte.

Dann ist es zum Glück so, wenn man dann langsam wächst als Team, dann kann man sich so ein paar Ressourcen auch mit an Bord holen. Und heute sind wir ein sehr rund aufgestelltes Team. Auf der einen Seite mit IT-Know-how, mit Know-how zu Marketing und Social-Media-Marketing, bis hin zu Finanzierungs- und Vertriebswissen. Die Pferde App ist jetzt seit knapp zwei Jahren im Markt und wir sind mittlerweile zu fünft und als Team gewachsen. Ein überwiegend weibliches Team.

Und wir haben heute unseren Fokus vermehrt auf Vertrieb gesetzt, auch wenn wir natürlich alle anderen Themen als Firma auch noch abdecken müssen, wie Buchhaltung und Marketing und PR. Der deutsche Markt ist für uns sehr groß. Alleine die Branche Pferd macht pro Jahr 6,7 Milliarden Euro Umsatz. Und alleine in Deutschland gibt es über 20.000 Betriebe. Das heißt, wir können uns schon noch eine Weile auch im deutschen Markt austoben, bis wir da an Grenzen stoßen. Und auch wenn es kleine andere Wettbewerber gibt, die sich alle so ihre besonderen Schwerpunkte gesetzt haben, treten wir doch meistens gegen die Kreidetafel in Konkurrenz. Nichtsdestotrotz wachsen wir peu à peu. So haben wir jetzt gerade unseren ersten Kunden in der Schweiz gewonnen und ja, parallel schauen wir, welche anderen Branchen wir jetzt auch langsam angehen können.

Ganz bewusst haben wir uns jetzt zu Beginn auf die Branche Pferd konzentriert, aber wir wissen, dass diese Lösung auch anderen heute nicht so digitalen Branchen sehr stark helfen wird. Sei es haushaltsnahe Dienstleistungen, sei es Facilitymanagement-Unternehmen oder Hotellerie. Da müssen wir uns jetzt auch noch mal hinsetzen und überlegen, welche Branche wir da fokussiert angehen, und so bleibt es spannend für uns, wie wir uns weiterentwickeln.

Wenn ich anderen Gründerinnen und Gründern Tipps geben sollte, fallen mir vor allem drei Themen ein. Auf der einen Seite, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Ich hatte mal einen Professor, der mir gesagt hat: Frau Terbille, für Ihr Bauchgefühl werden Sie später nicht bezahlt. Und das sehe ich heute definitiv anders. Ich hab in der ganzen Gründungszeit sehr stark auf mein Bauchgefühl gehört, und es lag auch fast immer richtig. Das zweite ist, fragt so viele dumme Fragen wie möglich. Und zapft das private Netzwerk an, so gut es geht. Jeder hat um sich herum so viele Experten in seinem privaten und beruflichen Netzwerk. Und meine Erfahrung ist, dass alle von denen auch total gerne helfen. Und was ich gemacht habe ist, ich hab sie einfach ausgesogen und das Wissen abgesogen und alles mitgeschrieben, was ich mitschreiben konnte. Und das wichtigste ist wohl das Thema durchhalten, auch in schwereren Zeiten. Und dass man es als Start-up schaffen muss, sich nach einer Niederlage wieder aufzuraffen und zu motivieren und weiter zu machen und durchhalten, durchhalten, durchhalten, denn das lohnt sich am Ende.