molibso (This content is only available in German.)

Heute treffen wir zwei Brüder aus Langenfeld, die im wahrsten Sinn des Wortes etwas bewegen.

Dr. Jens Hollenbacher: Ich bin Dr. Jens Hollenbacher. Ich bin promovierter Vertriebsingenieur, habe an der Ruhr Universität Bochum studiert und mit meinem Bruder Lars 2015 molibso gegründet.

Lars Hollenbacher: Ich bin Lars Hollenbacher, ich bin der Betriebswirt bei uns, habe im zweiten Studiengang BWL studiert.

Sprecherin: molibso, das steht für motion liberty solutions. Mit ihrem Unternehmen bieten die Brüder Bewegungsanalysen. Wie das geht, zeigen sie uns jetzt.

Dr. Jens Hollenbacher: Wir haben einen Kunden eingeladen, damit das Ganze ein bisschen plastischer und ein bisschen besser verständlich ist, was wir hier machen. Wir freuen uns, dass heute der Alex da ist. Der Alex wird mit uns jetzt gleich gemeinsam hier die komplette Analyse einmal durchgehen.

Wir haben hier eine Software, die wir speziell für den Einzelhandel entwickelt haben. Wie muss so eine Software gestaltet sein, damit sie dann nachher, wenn ich das im Verkauf, im Sportgeschäft, im Schuhgeschäft mache, auch besonders einfach vonstatten geht. Und deswegen ist alles zu touchen.

Das Herzstück ist unsere Druckmessplatte, die wir hier vor uns sehen. Diese Druckmessplatte hat jetzt fünfzehntausend Sensoren. Diese fünfzehntausend Sensoren messen hundertmal pro Sekunde die auftretenden Kräfte, die durch deinen Fuß beim Abrollen und auch durch deinen Schuh beim Abrollen entstehen. Daraus können wir dir gleich sagen, was für Belastungen hast du am Fuß, wo sind die Punkte, die besonders, ich sag mal, von Interesse sind, wenn es darum geht, den richtigen Schuh auszuwählen, die richtige Einlage auszuwählen.

Kombiniert haben wir das Ganze zusätzlich noch mit einer Kamera, dass wir nicht nur die Druckdaten haben, sondern das wir auch mit der Kamera gleichzeitig noch ein Bild von dir haben, wie du über die Messfläche läufst. Dieses komplette Set, so wie es jetzt hier ist, ist Made in Germany, mit wenigen Ausnahmen kommt auch alles aus NRW, was natürlich für uns auch wichtig ist, weil wir dann unsere Lieferanten hier in der Nähe haben.

Sprecherin: Wie aber erarbeitet man sich die Expertise zur Bewegungsanalyse, um daraus dann Empfehlungen für Schuhe und Einlagen abgeben zu können?

Dr. Jens Hollenbacher: Damals, als ich noch an der Ruhr Universität Bochum war, habe ich mit einem Unternehmen zusammengearbeitet im Allgäu. Und dieses Allgäuer Unternehmen ist sehr führend im Bereich der Messtechnik und hat im Bereich der Orthopädie und der Medizin sehr große Erfahrung.

Über Projekte, die wir damals in der Forschung mit denen gemacht haben, fand ich schon immer faszinierend, was so eine Druckmessplatte dir für interessante Daten liefern kann.

Das erste große Projekt, wo ich dann sehr intensiv mit diesem ganzen Thema konfrontiert wurde, fand in Australien statt. Da haben wir 139 Sportgeschäfte ausgestattet mit dieser Technik und haben festgestellt: „Boah, das ist ja irgendwie ziemlich cool.“ Zum ersten Mal kam dann auf einmal nicht nur der Fuß ins Spiel, sondern dann kam auch das Thema Schuh ins Spiel.

Sprecherin: Für die Kunden bietet molibso heute Full Service, von der Installation, bis zur Schulung und das weltweit.

Lars Hollenbacher: Also, wenn wir das Gerät beim Kunden aufbauen, dann bekommt der selbstverständlich eine Schulung. Er muss ja erstmal grundsätzlich verstehen, was ist ein Druckbild, wie ist der Fuß aufgebaut. Dann gehen wir mir den Kunden an das Gerät und versuchen das, was wir in der Theorie vermittelt haben, in der Praxis umzusetzen.

Dr. Jens Hollenbacher: Das Thema Internationalisierung ist für uns ein sehr spannendes. Wir sehen noch sehr viel Potenzial auf anderen Märkten, und wir wollen in dem Bereich noch Einiges machen und weiter wachsen, deswegen ist Internationalisierung, auch vom Kulturellen her, total spannend.

Lars Hollenbacher: Das definitiv spannendste Projekt ist für uns nach wie vor Südafrika. Da haben wir jetzt acht Geräte aufgebaut, 2018 das erste.

Dr. Jens Hollenbacher: Wir hatten schon Einiges an Arbeit davor geleistet. Wir sind nicht dahingeflogen und haben gesagt, wir gehen jetzt nach Südafrika und reden da zum ersten Mal mit einem Kunden, sondern wir haben einen Kunden da schon seit anderthalb Monaten betreut. Das ging auch alles sehr schnell. Das war ein erhebendes Erlebnis. Ich glaube irgendwann zwischendurch auf dem Flug habe ich gesagt: „Das ist schon der Wahnsinn, als die Sonne aufging über Afrika.“

Lars Hollenbacher: Die südafrikanischen Kunden oder den südafrikanischen Kunden zeichnet wirklich eine hohe Flexibilität und ein hoher Wille aus, neue Dinge umzusetzen und auszuprobieren in seinen Läden. Der Mut, etwas Neues zu machen, ist in Südafrika deutlich ausgeprägter, als dass hier der Fall ist.

Sprecherin: In Südafrika lief der Start von molibso reibungslos. Nicht so allerdings in den USA.

Lars Hollenbacher: Man denkt ja immer USA, tolles zivilisiertes Land, da müsste eigentlich alles tiptop reibungslos funktionieren, so wie man es aus dem Silicon Valley gewohnt ist.

Das Gegenteil ist der Fall gewesen, wir waren vergangenes Jahr auf einer Orthopädietechnikmesse in San Diego. Unser Distributor kam einen halben Tag später, und wir haben uns mit einem anderen Partner auf dem Messestand getroffen. Wir fanden ein System vor, was offensichtlich den Transport in die USA nicht so gut überstanden hat.

Dr. Jens Hollenbacher: Kurz bevor wir abgefahren sind, hieß es dann, bringt mal Werkzeug mit, also das Gerät wäre nicht mehr in einem ganz optimalen Zustand, aber mehr wurde auch nicht gesagt.

Wir kamen dann an und haben dann festgestellt, dass es ankam, wie als wäre es durch den dritten Weltkrieg gegangen. Das Erste, was wir gemacht haben, wir haben uns Werkzeug besorgt, wir haben uns alles besorgt, was wir gebraucht haben und haben es dann so hingebogen, dass wir es dann für die Messe benutzen konnten. Das war ein besonderes Erlebnis.

Sprecherin: Neben der Ausstattung des Einzelhandels mit ihrer Analysetechnik investieren Jens und Lars Hollenbacher in Forschung, zum Beispiel in die Forschung von Sicherheitsschuhen für die Industrie.

Dr. Jens Hollenbacher: Für uns bedeutet Forschung, dass wir mit unseren eigenen Mitteln uns Dinge erschließen, die so in der Form auch noch nicht bekannt sind. Wir machen mit unserer Forschung bedeutende Schritte vorwärts im Bereich des besseren Verständnisses „wie funktioniert eigentlich so ein Fuß, und wie spielt er jetzt zusammen zum Beispiel mit so einem Produkt wie dem Sicherheitsschuh?“ Wie entstehen solche Projekte eigentlich, oder wie entstehen auch die Ideen dafür? Meistens ist es so, dass wir irgendwas in der Praxis erlebt oder gesehen haben.

Lars Hollenbacher: 2016 sind wir in den lokalen Industrieverein eingetreten. Dort saß ein lokaler Einzelhändler, der uns im Nachgang angesprochen hat und hat gesagt: „Boah Freunde, was ihr da macht, finde ich super spannend, ich habe circa 150 Mitarbeiter, die alle mit Arbeitsschuhen versorgt sind und werden müssen.“

Dr. Jens Hollenbacher: Daraus ist dann eben ein Forschungsthema entstanden und die Kollegen vom Fraunhofer, mit denen wir durch den Skisport schon verbandelt waren, kamen dann über das Thema Reibung und Rutschen.

Also die häufigsten Unfälle passieren, dass die Menschen rutschen, stolpern und fallen, also Rutschunfälle sind sehr bedeutend.

Sprecherin: Fachliche Expertise haben sich die Gründer im Bereich Biomechanik und Sportwissenschaften geholt. Mittlerweile steht damit hinter Jens und Lars Hollenbacher ein ganzes Team. Wie ist es aber, mit einem Bruder ein Unternehmen zu führen?

Dr. Jens Hollenbacher: Also mit meinem Bruder zusammenzuarbeiten, ist ein besonderes Erlebnis, eine ganz besondere Erfahrung, aus dem Grund, weil wir viele Dinge miteinander abstimmen, ohne dass wir uns dabei tief in die Augen sehen müssen.

Lars Hollenbacher: Wenn es mit dem Jens mal kracht, dann liegt das meistens daran, dass der Jens ein sehr dynamisches Zeitverständnis hat, was für umstehende Personen nicht so einfach zu verstehen ist. Also, er dehnt Zeitbegriffe schon mal gerne zu seinen Gunsten.

Sprecherin: Finanzielle Unterstützung für ihre Gründung haben Jens und Lars Hollenbacher von der KfW-Bank und der Bürgschaftsbank NRW bekommen.

Dr. Jens Hollenbacher: Nachdem wir unseren Businessplan geschrieben hatten, ging es dann auch um das Thema Finanzierung, und wir haben von der Bürgschaftsbank NRW eine Bürgschaft bekommen, die unser KfW-Gründerdarlehen entsprechend mit verbürgt.

Lars Hollenbacher: Also der Antragsprozess lief eigentlich über die Hausbank, da haben wir gemeinschaftlich mit unseren Beratern entschieden, welche Förderprodukte der KfW- und / oder NRW.Bank auf uns gepasst hätten. Im Zuge dessen haben wir uns für eine KfW-Förderung entschieden, die über die Bürgschaftsbank NRW gesichert ist. Dann mussten wir also auch nochmal nach Neuss zur Bürgschaftsbank persönlich. Das war hinterher ein einstimmiges Votum, dass die Herrschaften gesagt haben, das klingt spannend, das ist etwas Technologisches, da ist Anspruch dahinter, das begleiten wir.

Sprecherin: Lokale Unternehmer haben dem Gründerteam ebenfalls unter die Arme gegriffen.

Lars Hollenbacher: Ganz besonders kann man da Ralf hier aus Langenfeld erwähnen, der uns seit der Gründungsphase sehr intensiv mit dem Thema Metallbau begleitet, der uns geholfen hat, die technischen und Designideen umzusetzen, wie wir das wollen.

Dr. Jens Hollenbacher: Und, wo man ja sagen muss, das hätte es wahrscheinlich auch nie gegeben, unser erster Auftritt auf der ISPO in München 2016 wäre nie zustande gekommen, wenn wir nicht damals mit seiner Firma hätten zusammenarbeiten können, so vertrauensvoll zusammenarbeiten können, dass wir bis morgens um sechs Uhr in der Produktionshalle bleiben durften.

Sprecherin: Ein besonderes Dankeschön für ihre moralische Unterstützung gilt abschließend aber den Eltern Hollenbacher.

Dr. Jens Hollenbacher: So ein Familienunternehmen geht auch nicht ohne Familie. In dem Fall hat es auch etwas damit zu tun, wie wir gestartet sind, wir haben damals tatsächlich bei uns 2015 unter dem Dach in meinem alten Kinderzimmer begonnen. Wir haben schließlich dann irgendwann mit vier Leuten dagesessen. Meine Mutter hat die Krise bekommen, weil jeden Tag eine Horde durch ihr Haus getrampelt ist. Am Anfang wurden wir auch manchmal noch mittags bewirtet, also da gab es dann unten die Kantine. Deswegen haben wir unseren Eltern sehr viel zu verdanken, was das Thema mit dem Start angeht.

Informationen zur Barrierefreiheit:

01:56 So funktioniert's:

1. Proband anlegen
2. Druckmessplatte: erst Barfußmessung
3. Dann: Messung mit Schuh
4. Analyse der Daten