Deutschfuchs haben Caro Aschemeier und ihr Ehemann Simon entwickelt. Sie hat als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache den Bedarf an digitalen Unterrichtsmaterialien; er hat als Software-Entwickler das Know-how, um Datenbanken anzulegen und Dokumente zu digitalisieren. Herausgekommen ist eine Lernsoftware, die mittlerweile weltweit im Einsatz und in über 20 Ausgangssprachen übersetzt ist.
Deutschfuchs: Lernsoftware, die Plattform ist und zugleich Inhalte bietet (This content is only available in German.)
Carolin und Simon Aschemeier
Mit Deutschfuchs lernen weltweit Jugendliche und Erwachsene Deutsch. Besonderes Augenmerk legt das Gründer-Ehepaar auf Landeskunde und authentische Situationen und Inhalte. Wie Caro und Simon Aschemeier ihre Gründung geplant haben, welche Unterstützung sie bekommen haben und wie sich Gründen als Ehepaar anfühlt, das teilen sie mit #GründenNRW in dieser Geschichte.
Obwohl ihr Produkt mittlerweile weltweit vertrieben wird und im Einsatz ist, übernehmen Caro und Simon Aschemeier mit ihrem kleinen siebenköpfigen Team noch viele Aufgaben selbst, z. B. das Einsprechen von Texten. Denn so können Entwicklungskosten vermieden werden. Uns erzählen sie, wie sie die Gründung von Deutschfuchs vorbereitet haben, was ihr bislang schönster Moment war und welche Tipps sie für andere Gründende haben.
Deutsch als Fremdsprache im Präsenzunterreicht zu lernen, ist nicht einfach. Deutsch als Fremdsprache remote zu lernen, ist dagegen nochmal eine ganz andere Herausforderung. Für beide Situationen hat Carolin (Caro) Aschemeier mit ihrem Ehemann eine Lösung entwickelt: Deutschfuchs.
Deutschfuchs ermöglicht Blended Learning
#GründenNRW drückt für alle Leserinnen und Leser heute noch einmal die Schulbank und lässt sich von dem Gründer-Paar, Caro und Simon Aschemeier, unterrichten, was genau es mit Deutschfuchs auf sich hat. Dabei erfahren wir: Deutsch im Ausland zu lernen, ist etwas Besonderes. Die Gründe können vielfältig sein, z. B. eine Bewerbung in Deutschland. Denn Deutschkenntnisse sind Grundvoraussetzung, wenn sich jemand bei uns als Fachkraft bewerben und niederlassen möchte.
„Wir haben mit Deutschfuchs die bislang einzige Online-Lernsoftware entwickelt, die sowohl Plattform ist als auch Inhalte bietet. Man nennt das Blended Learning oder könnte auch vom digitalen Lehrbuch sprechen“, sagt Simon Aschemeier nicht ohne Stolz. „Unser Produkt kann man im Präsenz-Unterricht ebenso einsetzen wie remote. Als wir 2018 mit der Idee, Online-Unterrichtsmaterialien zu erstellen, gestartet sind, wurden wir belächelt. Und dann kam Corona …“
Damit ist Deutschfuchs im Vergleich zu vielen anderen Start-ups, mit denen #GründenNRW bislang gesprochen hat, trotz der Härte, die die Lockdowns für alle mit sich brachten, langfristig Profiteur der Pandemie.
Für die Entwicklung einer Lern-Software brachten Caro und Simon Aschemeier die richtigen Grundvoraussetzungen mit: Caro Aschemeier ist Lehrerin und hatte sich bereits 2016 mit dem Unterricht für Deutsch als Fremdsprache selbstständig gemacht hat. Simon Aschemeier bringt neben Gründungserfahrung IT-Know-how ins Unternehmen ein. Bereits mit 15 Jahren hatte er sein erstes Unternehmen gegründet, ein IT-Systemhaus. Später begann er die Unterrichtsmaterialien seiner Frau in einer Datenbank zu digitalisieren, woraus der Prototyp entstand, auf dem Deutschfuchs sein Geschäftsmodell aufbauen konnte.
Der Prototyp von Deutschfuchs wurde im Online-Unterricht erprobt. Als es durchweg positive Rückmeldungen gab, konnte das Ehepaar mit Zuversicht an den Ausbau der Software und die Gründung des Unternehmens gehen. „Ich wusste, was mich als Gründer bei Deutschfuchs erwartet. Einerseits habe ich im BWL-Studium Einiges gelernt, was ich als Gründer brauche. Aber natürlich hat mich auch meine Vorgeschichte geprägt.“, sagt Simon Aschemeier rückblickend.
Die Zielgruppe – wer nutzt Deutschfuchs?
In Deutschland nutzen 400 öffentliche Schulen Deutschfuchs und 200 bis 300 private Einrichtungen das Angebot. Weltweit sind es circa 300 weitere Kunden in bis zu 60 Ländern – vor allem in Mexiko, Chile, Brasilien, aber auch auf den Philippinen, in Südostasien allgemein und an einer Universität in Tokio im Speziellen. Für sie alle gibt es die Plattform mittlerweile in 25 Sprachen. Erstellt wird alles nach wie vor von einem kleinen siebenköpfigen Team, in dem die Gründerin und der Gründer tatkräftig mitwirken. Die Übersetzungen nehmen Freiberufler vor; sogenannte Voiceover, also das Einsprechen von Szenen, werden größtenteils vom Team selbst gemacht, wodurch hohe Entwicklungskosten vermieden werden können.
Zielgruppe der Software sind einerseits die Lehrerinnen und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, andererseits aber natürlich auch die Lernenden selbst. Und genau diese Zielgruppe soll immer weiter aufgefächert und mit einzelnen Angeboten angesprochen werden: Zu den neuesten Ideen von Caro und Simon Aschemeier gehören eine Version für Kinder und eine Version zur Alphabetisierung an sich. Letzteres gewinnt bei Studien, die besagen, dass rund sechs Millionen Menschen in Deutschland kaum lesen und schreiben können*, auch bei uns umso mehr an Relevanz.
Um Menschen niedrigschwellig anzusprechen, nutzt Deutschfuchs Alltagssprache und Alltagssituationen. Viele Inhalte werden nicht nur als Texte, sondern auch als Audio vermittelt. „Wir sprechen die Texte ein, damit die Lernenden ein Gefühl für die Situationen bekommen.“
„Nur mit einer digitalen Ausrichtung werden wir unseren Kindern die Möglichkeiten geben, in der Zukunft erfolgreich zu sein.“
Die Bekanntheit der Software wird aktuell noch stark von Mund-zu-Mund Propaganda gepusht. Aber auch die Kooperation mit einem Verlag, dem Weltmarktführer für Deutsch als Fremdsprache, hilft. „Meine Frau ist unsere ‚Außenministerin‘ – sie ist auf diversen Messen, Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen unterwegs, um uns ins Gespräch zu bringen. Ich bin eher der ‚Innenminister‘ und kümmere mich um die Weiterentwicklung der Plattform.“, sagt Simon Aschemeier zur Frage nach der Arbeitsteilung mit seiner Frau. Und er ergänzt: „Privates und Beruf können wir als Paar nicht wirklich trennen, da man fast 24 Stunden, sieben Tage die Woche zusammen ist. Das Gute ist aber, wir finden immer eine Lösung, weil wir müssen und wollen.“
Finanziell geholfen hat dem Paar bei der Gründung das Gründerstipendium NRW. „Es war eine Hilfe, allerdings reichte das Geld nicht aus, um all unsere Kosten zu decken. Rückblickend würden wir aber nichts wirklich anders machen. Vielleicht nur branchenspezifische Details.“ Inhaltlich hat sich Simon Aschemeier von der IHK beraten lassen. „Ich hatte bereits für meine ersten Gründung ein Gründungsseminar der IHK besucht. Das kann ich jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen. Ich habe viele wertvolle Tipps erhalten und erfolgreiche Gründer getroffen, die praktische Hinweise hatten, auf die es zu achten gilt. Wir freuen uns außerdem, dass wir ab 2023 als IHK-Ausbildungsbetrieb auch selbst ausbilden dürfen.“
Besondere Momente und Zukunftsvision
Fragt man das Ehepaar nach dem einen, dem besonderen Moment in der bisherigen Gründungsgeschichte, herrscht Einigkeit: „Das war einerseits der Verkauf der ersten Lizenz an eine deutsche Schule. Man muss dazu wissen, dass es so immens schwierig ist, an Schulen überhaupt heranzukommen – nicht nur wegen Fragen z. B. zum Datenschutz, sondern wegen der besonderen Mittelvergabe und Beschaffungswege. Andererseits möchten wir auch den Gewinn des Hans Imhoff Startup-Preises erwähnen, der unsere Arbeit gewürdigt hat, uns aber auch mit einem guten Marketingbudget für 2022 ausgestattet hat. Wir sind sehr stolz, dass uns das gelungen ist.“
Für die Zukunft wünschen sich die Gründer, den Unterricht speziell an deutschen Schulen moderner und zeitgemäßer zu gestalten. „Nur mit einer digitalen Ausrichtung werden wir unseren Kindern die Möglichkeiten geben, in der Zukunft erfolgreich zu sein.“ Ihren eigenen Unternehmenserfolg wollen Caro und Simon Aschemeier weiter mit dem Deutsch-Angebot von Deutschfuchs generieren. Denn ihr Tipp für andere Gründende lautet: „Niemals den Fokus verlieren. Dazu gehört auch, dass man ab und zu Nein sagen muss.“
*Quelle: J. Rudnicka – „Analphabetismus und fehlerhaftes Schreiben in Deutschland 2018“, veröffentlicht 24.01.2022
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