Founder Kiki Aweimer in her kitchen studio
„Ich wollte nie selbstständig sein.“

Kochen und Backen wurde Kiki in die Wiege gelegt. Über die Mutter bekam sie mit, wie es ist, ein Café zu betreiben. Für Kiki kaum vorstellbar. Dann enstand das Job-Profil der Influencer:innen durch den Boom von Social Media. Für Kiki war klar: Kochen und Backen musste man doch innovativer umsetzen können als im Café der Mutter – der Startschuss für Kikis Kitchen auf YouTube.

Kikis Kitchen: Kochen und Backen 2.0 (This content is only available in German.)

Kiki und Hamza Aweimer

Diese Gründung verdankt ihren Erfolg dem rasanten Aufstieg von YouTube & Co. und einem neuen Berufsbild: Influencer:in. Denn Kiki Aweimer gehört zu den erfolgreichsten Food-Influencerinnen in Deutschland. Gemeinsam mit Ehemann Hamza begeistert sie Millionen Follower:innen im Social Web. Doch damit nicht genug: Kikis Kitchen gibt es mittlerweile auch in der nicht-virtuellen Welt. Wer ihre Köstlichkeiten probieren und vielleicht direkt die Zutaten zum Nachkochen und -backen mit nach Hause nehmen möchte, sollte einen Ausflug nach Bochum einplanen.

658.000 Menschen folgen Kikis Kitchen aktuell bei YouTube, 469.000 bei Instagram. Im Online-Shop gibt es neben Kikis Lebensmitteln eine große Auswahl an Back- und Kochzubehör, Vorratsdosen und Geschirr. In einem Blog teilt die Gründerin ihre Rezepte zum Nachmachen – und im Bochumer Ruhrpark-Einkaufszentrum kann man Kikis Coffee & Sweets in ihrem Café probieren und danach im Store eine Tür weiter für zu Hause erwerben. Aus einem Zwei-Personen-Start-up ist binnen von fünf Jahren ein kleines Koch- und Back-Imperium mit 70 Mitarbeitenden geworden. 2023 wurde das Unternehmen dafür mit dem 3. Platz bei MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW ausgezeichnet.

Kikis Kitchen – das sind zuerst einmal Kiki und Hamza Aweimer. Kiki ist das kreative Gesicht der Marke und steht wöchentlich mit neuen Rezepten und Produkten vor der Kamera. Ehemann Hamza kümmert sich zumeist im Hintergrund um die IT-Systeme, um das Verpackungsdesign und probiert ab und zu vor der Kamera die Kreationen seiner Frau. „Was Hamza versteht, verstehen auch unsere Zuschauer“, so Kiki mit einem Augenzwinkern über die Koch- und Backkünste ihres Ehemanns.

Kiki und Hamza Aweimer in ihrem Küchenstudio
Kiki und Hamza Aweimer in ihrem Küchenstudio

Mit Social Media ging es los

Blickt man mit Kiki zurück auf die Anfänge ihrer Gründung, gilt es eine Kontroverse aufzulösen: „Ich wollte nie selbstständig sein“, sagt die Gründerin vehement. Und gibt dann die Begründung, dass sie miterlebt hat, wie tüchtig ihre Mutter im familiengeführten Café arbeitete. Kiki wollte andere Wege gehen und begann ein Studium. Doch nebenher entwickelten sich Social-Media-Kanäle mit neuen Berufsfeldern für Influencer:innen weiter. „Da habe ich mir gedacht, dass es doch möglich sein muss, Kochen und Backen neu zu erfinden, innovativer und mit meinen eigenen Ideen anzureichern“, erklärt Kiki die 2018 getroffene Entscheidung gegen das Studium und für die Gründung des Unternehmens.

„Man muss Aufgaben abgeben können.“
Kiki Aweimer, Gründerin von Kikis Kitchen

2019 war es so weit: Gemeinsam mit Hamza gründete Kiki ein Kleingewerbe – „gleichwertig mit allen Rechten und Pflichten“, wie die beiden betonen. Während der Online-Shop entstand, wurde geheiratet. Parallel diente Hamzas Elternhaus als „Firmenzentrale“, um die Pakete versandfertig zu machen – bis sich das Gründerduo ein erstes Lager leisten konnte. In der Folgezeit ging es stetig aufwärts. Gleichzeitig mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden: „Wir waren nun Unternehmer, merkten aber, dass wir auch Arbeitgeber werden mussten“, sagen Kiki und Hamza Aweimer. Denn die Aufgaben waren bald für zwei Personen zu viel. Kikis wichtigste Entscheidung, die es zu treffen galt, war: „Welche Aufgaben kann ich abgeben? Oder anders – welche Aufgaben muss zwingend ich selbst übernehmen?“ Diese Entscheidung ist eins der wichtigsten Watch-outs, die Kiki anderen Gründer:innen mitgibt: „Man muss Aufgaben abgeben können. Und man muss Entscheidungen für ein Team treffen und ihm dann auch vertrauen – auch, wenn das am Anfang nicht leicht fällt.“

Von der Online- in die Offline-Welt

Kiki hat die Produktentwicklung bei sich behalten, tritt als Moderatorin, Back- und Koch-Expertin auf und ist sowohl im Online-, als auch in ihrem Offline-Shop und Café präsent. „Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, zuerst digital mit einer Marke präsent zu sein und dann eine Offline-Präsenz zu eröffnen“, sagt Kiki. Man habe sich jedoch dafür entschieden, weil die Bedingungen im Vier-Sterne-Einkaufszentrum Ruhrpark in Bochum, wo das Paar seinen Lebensmittelpunkt hat, ideal waren. „Wir konnten neben einem Store das Café eröffnen und so eine einheitliche Kikis Kitchen-Markenwelt schaffen. Hier haben alle Menschen nun die Möglichkeit, unsere Qualität zu erleben, bevor sie vielleicht etwas für Familie und Freunde mitnehmen.“

Kiki Aweimer in ihrem Kochstudio mit einer Schüssel voll Kuchenteig
Kiki Aweimer in ihrem Element: Backen im Studio

„Wenn wir zurückblicken“, sagt Kiki, „würden wir wenig anders machen. Wahrscheinlich hätte ich noch früher Aufgaben an ein Team abgeben sollen. Als junges Unternehmen überlegt man aber lieber einmal zu viel als zu wenig, ob man Personal anstellt. Es braucht Mut zum Team, zu den richtigen Leuten. Und Mut zu Personalkosten.“ Das Team hinter Kiki und Hamza kümmert sich heute vornehmlich um die Logistik, um Einkauf, Vertrieb, Marketing und besteht außerdem aus Videografen für die wöchentlichen YouTube-Beiträge. Unterstützung hat sich das Paar während der Gründungsphasen nicht gesucht. Heute tritt man bei Gründungswettbewerben an, um neben dem Marketingeffekt vor allem ein Netzwerk auszubauen und Kontakte zu knüpfen. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ergänzt bei der Verleihung des Gründungspreises NRW: „Kikis Kitchen dient als Vorbild dafür, eine gute Geschäftsidee mit Geschick, Beharrlichkeit und der nötigen Überzeugung umzusetzen und damit Perspektiven zu schaffen. Innerhalb nur weniger Jahre entwickelte sich Kikis Kitchen von einem Social-Media-Hit zu einer Trendmarke mit großem Wachstumspotenzial.“

Zukunftsträume: Expansion nach London

Wenn Kiki und Hamza von der Zukunft träumen, sehen sie ihre Marke nicht nur mit „Kikis CreamHAZEL“ weiter bei einer deutschen Lebensmitteleinzelhandelskette gelistet, sondern mit einer breiten Produktpalette an Creams in der Fläche. „Wir möchten, dass alle Menschen in den deutschen Großstädten die Möglichkeit bekommen, Kikis Kitchen live zu erleben. Dafür möchten wir unser gastronomisches Angebot ausweiten. Und natürlich wäre es unser gaaaanz großer Traum, mit unserem Angebot auch irgendwann einmal in London präsent zu sein.“

Kikis Mutter, die in der Familie ganz besonders gut bewerten kann, was ihre Tochter und ihr Schwiegersohn geleistet haben, mahnt neben allem Stolz: „Kiki sollte natürlich ihren Spaß und die Freude an ihren Aufgaben beibehalten, aber ihre Self-Time nicht vergessen. Die ist wichtig, um die Akkus wieder aufzuladen.“

Bevor Kiki wieder an Herd und Backofen entschwindet, gibt sie uns noch einen privaten Tipp mit auf den Weg: „Fragt man Hamza nach seinem Lieblingsgericht, wird es ein Schmorgericht sein. Ich kann allen Leserinnen und Lesern nur meinen unwiderstehlichen San Sebastian Cheesecake empfehlen – mein absolutes Lieblingsdessert.“