Marina Billinger: Ich denke, also für die Gründer da draußen, vor allem für Frauen, sage ich immer, egal in welcher Lebenssituation du dich befindest, ist es ganz wichtig, zu schauen, es wird nie perfekt sein, es wird nie den richtigen Zeitpunkt geben, um ein Start-up zu gründen, aber ich glaube, dass zu jeder Lebenssituation eine Gründung sinnvoll ist. Jede kleinste Idee kann toll werden und groß werden.
Fabio Gressies: Willkommen zu einer neuen Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts. Mein Name ist Fabio Gressies, und ich sitze heute gemeinsam mit Marina Billinger im schönen Düsseldorf und ich bin total gespannt, was sie mir heute über sich und ihr Unternehmen Leroma erzählen wird. Marina, total schön, dass du heute da bist. Du hast einen tollen Ausblick, auf den du gucken kannst. Mitten in Düsseldorf sitzen wir heute. Ich würde total gerne wissen, wie das angefangen hat, was ihr eigentlich macht?
Marina Billinger: Ja, ich bin Marina und habe vor 2 Jahren ein Start-up gegründet, das Leroma heißt. Und Leroma ist die Abkürzung für Lebensmittel-Rohstoffmarkt und lässt dann direkt darauf schließen, in welcher Branche ich tätig bin, in der Lebensmittelindustrie, die Bedarf an Rohstoffen hat.
Fabio Gressies: Perfekt. Wenn du mir jetzt noch ganz kurz zusammenfasst, was ist Leroma und was macht ihr?
Marina Billinger: Ja, wir sind eine B2B-Plattform und bringen Rohstofflieferanten und Lebensmittelhersteller auf einer Plattform zusammen, indem wir eine Datenbank von allen handelsüblichen Rohstoffen zur Verfügung stellen. Das heißt, wir sind so eine Art Mini-Google, wo man ganz schnell einen Lieferanten finden kann. Aber auf der anderen Seite haben wir auch noch ein zweites Geschäftsmodell, eine Art Ebay, eine Überschussbörse für Restbestände, womit wir nicht nur die Welt retten wollen, sondern tatsächlich Lebensmittelverschwendung vermeiden wollen und drastisch reduzieren wollen, am Anfang der Wertschöpfungskette.
Fabio Gressies: Das klingt nach ganz vielen spannenden Themen. Bevor wir so richtig in das Businessmodell einsteigen, würde ich einfach gerne wissen, wie kamst du auf die Idee, dich selbstständig zu machen? Wieso hast du irgendwann gesagt, „ich will mein eigener Chef sein“ oder Chefin?
Marina Billinger: Ja, das Bedürfnis war eigentlich schon im Studium da, dass ich erst mal vielleicht arbeiten würde und dann mich selbstständig machen würde. Ich habe eigentlich alle betriebswirtschaftlichen Themen in meinem International Management Studium aufgesaugt. Und ja, die Selbstständigkeit war immer gegenwärtig. Ich war immer mal als Freelancerin tätig und habe eigentlich schon mit 17 Jahren meine erste Gewerbeanmeldung angemeldet gehabt und damals als Promoterin gearbeitet. Ich glaube die Idee, in die Lebensmittelindustrie zu gehen, kam mir tatsächlich dadurch, dass ich sehr viele Ineffizienzen gesehen habe. Und ich bin da jetzt über 10 Jahre in der Industrie drin, habe verschiedene Stationen durchgemacht und das, was mir gefehlt hatte damals im Studium, aber auch während der Tätigkeit, waren viele digitale Prozesse, vor allem in der sehr undigitalisierten Lebensmittelindustrie.
Fabio Gressies: Ich finde das immer total schön, gerade bei dir klang es auch so, dass du irgendwo eingetaucht bist in einen Markt und irgendwann dann aber gemerkt hast, „hey, das könnte man besser machen, das könnte ich vielleicht sogar besser machen.“ Und dann diesen Mut zu haben und zu sagen, „hey, ich mache das jetzt einfach mal besser.“ Kannst du dich da noch erinnern, was der Moment war, wo du es wirklich gemacht hast. Weißt du noch, wann das war bei dir?
Marina Billinger: Ja, das ist eine sehr, sehr gute Frage, weil Ideen hat man ja immer. Seit man, glaube ich, Kind ist, hat man immer tolle Sachen, die man dann Jahre später doch im Supermarkt entdeckt. Die Idee kam, glaube ich, tatsächlich einen Schritt weiter zu gehen, mit dem Älterwerden, mit dem sich mehr trauen und mit dem mehr Risiko einzugehen, weil die Zeit sowieso schnell vorbei geht. Man hat nichts zu verlieren. Und wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe und das schief läuft, bringt mich ja keiner um dafür. (Marina lacht) Also das Risiko war da, weil ich habe so viele Personen gesehen, die wirklich tolle Ideen hatten und auch großes Talent gehabt haben, aber das nicht genutzt haben und das fand ich immer so schade. Und dann habe ich gedacht, auch wenn man ein bisschen Leidenschaft hat und natürlich ein bisschen vorbereitet ist, könnte es funktionieren.
Fabio Gressies: Und das ist, glaube ich, auch wichtig, weil wenn der Glaube nicht da ist, dann macht es ja auch gar keinen Sinn morgens aufzustehen und weiterzumachen. Ich glaube das ist was, was man so als Gründer persönlich auch einfach braucht, diesen Glauben an das, was man da so macht.
Marina Billinger: Ja, Glaube und aber auch dahinterzustehen, etwas Tolles zu machen. Und in unserem Fall mit Leroma ist es ja so, dass wir wirklich ein sehr cooles Geschäftsmodell haben. Das heißt, ich brauche gar nicht morgens mich aus dem Bett zu quälen oder Angst zu haben, dass es nicht funktioniert, weil ich weiß, es muss funktionieren. Ja? Vielleicht nicht mit mir, nicht mit Leroma, aber die Idee, die Geschäftsidee, die muss funktionieren. Anders geht es gar nicht. Und daran glaube ich ganz fest.
Fabio Gressies: Gerade bei euch, weil es einfach darum geht, die Welt zu verbinden, auch wieder auf so eine ganz neue Art und Weise, würde ich sagen. Und dann jetzt aber den Punkt zu haben, wo man sagen kann, „okay, wir machen es cool“, so wie du gerade gesagt hast, das ist die Zukunft. (Marina zustimmend im Hintergrund) Und es muss irgendjemanden geben, der es macht.
Marina Billinger: Ja, also bei uns ist es so, dass wir ja einen sehr sensiblen Punkt angehen in der Lebensmittelindustrie, das ist die große Verschwendung, vor allem am Anfang der Wertschöpfungskette, wenn man sich die Zahl von 1,6 Milliarden Tonnen Lebensmittelverschwendung anschaut, jährlich, Tendenz steigend, also die echte Zahl sieht auch noch schlimmer aus. Und das kann man sich als Endverbraucher gar nicht vorstellen. Man denkt ja, „ich schmeiße ja gar nicht so viel weg.“ Und wenn man sich dessen bewusst wird, dass man wirklich was ändern muss und was dagegen tun muss, dann fällt es eigentlich auch leicht, das zu machen, jeden Tag.
Fabio Gressies: Das ist ja ein Verhalten, was geändert werden muss. Wie wird das angenommen? Ist es so, dass die Leute sagen, „hey, endlich kommt jemand und bietet uns das an?“
Marina Billinger: Es gibt schon mittlerweile sehr, sehr viele Unternehmen, die mitmachen wollen, aber am Ende des Tages ist es immer noch eine einzelne Person, die da entscheidet. Und wir hatten uns, weil wir sehr wenige Personen sind, die sich darum kümmern, tatsächlich auf eher kleinere Unternehmen spezialisiert. Wir wollten eher kleinere Unternehmen anfragen, weil wir dachten das ist einfacher und von der Umsetzung auch viel effektiver, weil man klein ist. Man hat vielleicht auch gar nicht so viele Überschüsse oder Restbestände. Aber mittlerweile kommen große Unternehmen, namhafte Unternehmen, auf uns zu und sagen, „wir finden die Idee total toll, wir würden gerne ein Pilotprojekt mit Ihnen starten und schauen, ob wir unsere jahrzehntelange Verschwendung tatsächlich reduzieren können.“
Fabio Gressies: Das ist total schön zu hören. Und wir haben jetzt ganz viel über den einen Teil von Leroma geredet, aber ihr habt noch einen ganzen anderen Teil, die Rohstoffe. Vielleicht möchtest du das so ein bisschen näherbringen. Was hat es damit auf sich?
Marina Billinger: Ja, das ist so, wie ich am Anfang gesagt hatte. Wir sind ja eine Google-Generation. Wenn wir etwas suchen, finden wir es relativ schnell, wenn wir das googlen. Und da war die Idee, dass man alle handelsüblichen Rohstoffe, Zusatzstoffe, Primärprodukte, die für die verarbeitende Industrie relevant sind, bei uns auf der Plattform findet. Das heißt, ich bin ein Pizza-Hersteller und ich brauche verschiedene Komponenten für mein Produkt. Das kann Mehl sein, das kann Öl sein, das können Gewürze sein. Und jedes Produkt, jeder Rohstoff, hat Fachkriterien. Und um das nach Fachkriterien filtern zu können, haben wir unsere Datenbank gebaut. Dass ein Lebensmittelhersteller dann sagt, wir suchen oder kontaktieren nicht alle Mehllieferanten, wenn wir nur ein glutenfreies Mehl haben möchten und schauen dann auf der Leroma-Datenbank, was gibt es da für glutenfreie Mehle und dann finden wir zum Beispiel das Teffmehl. Und dann schaut man, welche Fachkriterien hat das Teffmehl, welchen pH-Wert, welche Mahlstärke und ob das ein Bio-Zertifikat hat, wo kommt der Lieferant her. Und das bieten wir mit unserer speziellen Filterung bei uns auf der Plattform.
Fabio Gressies: Das klingt nach ganz viel Gutem, was du tust. Ich würde gerne mal wissen, wie hast du es geschafft, das zu finanzieren? Ich meine alleine die Zeit zu haben, das umzusetzen, alleine den Rücken frei zu haben und zu sagen, „hey, ich kann mein Angestelltenverhältnis verlassen und mich auf das konzentrieren.“ Wie war das möglich bei dir?
Marina Billinger: Ja, nur durch ganz, ganz starkes Backup, (lacht kurz) Family-Backup. Finanziell habe ich wirklich sehr viel selber gearbeitet und durch meinen Lebenspartner, durch viele Projekte, die wir gemeinsam gemacht haben und wir haben jetzt zum Beispiel kein Haus, also keine teuren Sachen. Wir stecken alles in das Start-up, weil wir sehr risikofreudig sind, aber wirklich an die Idee glauben. Und durch Fördergelder oder durch Preise, halten wir uns quasi auch im Bootstrap-Konzept über Wasser. Das heißt, wir machen ja schon kleine Umsätze und haben tolle Mitarbeiter, die für weniger Geld quasi mit dabei sind. Also wir machen zum Beispiel ESOP-Programme, dass wir unseren Mitarbeitern virtuelle Anteile am Unternehmen geben. Aber wir sind tatsächlich auch auf der Suche nach Investoren, wo wir gerne, ja, eine Unterstützung hätten, einen starken Partner an unserer Seite. Und das ist jetzt im Moment als Start-up, aber auch für mich als Gründerin, die Herausforderung, Fundraising zu machen.
Fabio Gressies: Das könnte auch das K.O. sein oder so, wenn man sich da den Falschen mit ins Boot holt und der ist dann doch nur wirklich an Gewinn interessiert. Hörst du da auf dein Bauchgefühl oder wie gehst du da ran?
Marina Billinger: Ja, also Bauchgefühl ist gut, aber es gibt sehr viele Faktoren, die man natürlich prüfen kann, wo man einfach drüber reden kann. Also der Investor muss verstehen, was haben wir eigentlich vor. Dass das kein lineares Geschäftsmodell ist, was wir aufbauen, sondern dass wir ganz, ganz viele Funktionen in die Plattform einbauen möchten und dass die Früchte davon ja erst 10 Jahre später getragen werden können.
Fabio Gressies: Dann würde ich an der Stelle gerne wissen, wie wohl fühlst du dich denn hier in Düsseldorf oder wir weiten es aus und sagen NRW als Gründerstandort. Hast du das Gefühl, du hast hier einen guten Nährboden?
Marina Billinger: Auf jeden Fall. Also ich finde Düsseldorf eine tolle Stadt, tolles Netzwerk. Und ich fühle mich sehr gut aufgehoben im Bereich der Netzwerkpartner, die wir aufgebaut haben. Wir haben zum Beispiel bei der Gründungsroute angefangen, bei einem Accelerator-Programm, das Ignition heißt, beim digihub. Und es gibt ganz viele Supportstationen, die uns der digihub immer noch gewährleistet und wo wir immer noch im Kontakt sind und uns unterstützen, allein wenn es nur Infos sind zu einem tollen Workshop, den wir unbedingt mitmachen müssen. Also das rate ich auf jeden Fall allen Gründern. Sucht euch eure Netzwerkpartner aber auch andere Start-ups, mit denen man sich austauscht. Das ist einfach Gold wert, vor allem ganz am Anfang. Mit Hinblick auf den industriellen Standpunkt ist NRW natürlich auch super, vor allem im B2B-Segment.
Fabio Gressies: Ich habe gehört, dass du das tausendste Gründerstipendium hier in NRW bekommen hast. Allein vielleicht, um das noch mal kurz in den Raum zu schmeißen, das Gründerstipendium NRW ist ein Förderprogramm, was hier angeboten wird, was ich auch nutzen durfte und was ganz vielen Leuten, glaube ich, ganz viele Dinge ermöglicht. Wie hast du das genutzt? Wie war das für dich, das zu bekommen?
Marina Billinger: Ja, das war natürlich ganz toll, das zu bekommen, weil das mein erstes Stipendium war, überhaupt und auch eine Art Zuspruch, ein Okay für deine Geschäftsidee. Und natürlich schadet das Geld auch nie. Ich habe das sehr gut für meine Zeit genutzt, wo ich mich komplett auf die Arbeit gestürzt habe und musste dann in der Zwischenzeit nicht arbeiten. Dafür ist es gedacht und deswegen sage ich, nutzt das. Ich glaube die Förderquote liegt auch bei knapp 50%. Das Land NRW hat ganz, ganz viele Förderprojekte und -programme, abhängig von welchem Stadium oder in welchem Bereich du dich befindest. Einfach mal nachschauen und es gibt den Projektträger Jülich, da sind ganz, ganz viele Infos oder Gründen.NRW, da findet man auch ganz tolle Informationen, was eigentlich alles förderfähig ist und wo ich überhaupt Unterstützung bekomme. Das kann aber auch zum Beispiel Beratung sein, wenn man sich komplett unsicher ist in einem bestimmten Bereich, dass man sich die Beratung fördern lässt, das finde ich auch ganz toll.
Fabio Gressies: Marina, dann lass uns doch noch ein bisschen über Meet, Greet + Beat reden. Da hast du, glaube ich, sehr positive Erinnerungen und Erfahrungen gemacht. Möchtest du da mal noch so ein bisschen eintauschen?
Marina Billinger: Ja, gerne. Wir durften bei dem Gründen.NRW-Event pitchen. Und da hat Leroma den Publikumspreis und den Jurypreis gewonnen. Das sieht so aus, dass man dann 5 Minuten Zeit hat und auf der Bühne steht und in 5 Minuten seine Geschäftsidee erzählt. Und ich glaube da ist es wichtig, auch für angehende Gründer, dass man rausgeht und an solchen Veranstaltungen mitmacht, um konstruktives Feedback für seine Geschäftsidee zu bekommen, auch kritische Fragen sich anzuhören und sich dann mit dem Netzwerk austauscht und überlegt, „was kann ich denn noch besser machen oder was kann ich noch verbessern.“ Das Netzwerk war in dem Sinne auch total cool, weil wir Interviewpartner gewonnen haben, wir haben auch andere Start-ups kennengelernt und konnten uns besser austauschen zu bestimmten Bereichen und aber auch Investoren. Das heißt, Investoren sind auf uns zugekommen und haben gefragt, ob sie sich mit uns unterhalten können.
Fabio Gressies: Wie sieht denn da ein guter Pitch aus? Man muss sich ja immer wieder präsentieren, ob es jetzt vor einer Jury ist, ob es vor einem Publikum ist, ob es ein Investor ist. Was ist da wichtig? Worauf achtet man? Was wollen gerade vielleicht auch Investoren hören?
Marina Billinger: Ja, wir haben ganz viele verschiedene Pitchdecks natürlich. Es kommt drauf an, vor welchem Publikum du pitchst. Also wenn ich einen Vortrag vor Fachpublikum habe in der lebensmittelverarbeitenden Industrie und dann sitzen da Lebensmitteltechnologen, dann verstehen sie sehr gut, was für ein Problem wir lösen. Und ich glaube ein guter Pitch bei einer Start-up-Veranstaltung oder vor einem Investoren ist tatsächlich, dass man die Problematik darstellt, dass es ein Problem gibt und dann die Lösung dazu packt und sagt, „wir bieten die Lösung und unser Alleinstellungsmerkmal ist das und das, das macht kein anderes Unternehmen so.“ Und Investoren wollen natürlich ein paar andere Keyfaktoren haben, aber man hat ja auch ein bisschen mehr Zeit, wenn man dann in ein zweites Gespräch geht.
Fabio Gressies: Also auch Anpassungsfähigkeit ist vielleicht an dem Punkt auch wichtig. Dass man einfach weiß, „okay, heute bin ich da, dann wird das Pitchdeck mitgenommen.“ (Marina bejaht im Hintergrund) Und wie sieht das aus, wenn du mit mir jetzt so ein bisschen in die Zukunft reist. Wo möchtest du, wo möchtet ihr hin?
Marina Billinger: Wir möchten gerne die Sourcing-Plattform für die Lebensmittelindustrie werden. Das heißt, wir fangen mit der Rohstoffsuche an und bringen viele Prozesse rein, die einen Standard haben, den es im Moment nicht gibt, in der verarbeitenden Industrie, was vielen Herstellern eine Herausforderung abverlangt, im Daily Life-Business. Die Idee ist, mit verschiedenen Geschäftsmodellen Effizienz in der Beschaffung zu integrieren, einen Standard einzulegen, aber auch tatsächlich, ganz, ganz viel Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Fabio Gressies: Um dein ganzes Geschäftsmodell noch mal so ein bisschen greifbarer zu machen, einfach für den Zuhörer oder die Zuhörerin… Kannst du mir einfach mal so ein paar Beispiele nennen, wie genau das bei euch abläuft, was da im Hintergrund passiert, was ich als ganz Normalo vielleicht einfach gar nicht mitbekomme?
Marina Billinger: Gerne! Also auf der einen Seite machen wir seit Januar dieses Jahres verstärkt Akquise für unsere Überschussbörse. Das heißt, wir kontaktieren Lebensmittelhersteller und fragen, ob sie Überschüsse haben und was sie damit machen. Oft bekommen wir deren Restbestände mitgeteilt und versuchen diese manuell weiterzugeben. Und daraus hat sich eigentlich eine Erweiterung unseres Geschäftsmodells entwickelt, mit ganz, ganz vielen tollen Beispielen, wie 200 Tonnen Kamillenblüten oder 140 Tonnen Kaffee, zu stark gerösteter Kaffee. Was machst du damit? Hast du eine Vorstellung? Was würdest du damit machen? Ja? (Marina lacht)
Fabio Gressies: Okay, die Kaffeebohnen vielleicht ins Kopfkissen oder so, dass man irgendwie… Nee, ich weiß nicht. Ich hätte keine spontane Idee.
Marina Billinger: Ja, aber das sind schon supertolle Ideen. Das heißt, zu stark gerösteter Kaffee zum Beispiel, ist nicht mehr gut für die Handelsketten, also du kannst das eigentlich nicht mehr verkaufen, den Kaffee. Was kann man damit machen? Es ist eigentlich ein wertvoller Rohstoff. Und wir haben einen Großteil von diesem Kaffee an einen Kosmetikhersteller weitervermittelt, der diesen Kaffee quasi als Peelingeffekt, in seine Peelingcremes oder auch Waschlotions mit reinnimmt. Er hat den Vorteil, dass er einen Rohstoff bekommen hat, der günstiger war als der Marktpreis, einen natürlichen Rohstoff. Das heißt, er verzichtet dann auf chemische Zusatzstoffe. Und der Endverbraucher profitiert von einem coolen Produkt, was natürliche, aber auch effektive Leistung bringt. Das ist ein tolles Beispiel, wo Rohmaterialien auch außerhalb der eigentlichen Verwendung in der Lebensmittelindustrie verwendet werden können. Stella McCartney macht Turnschuhe aus Pilzen und es gibt Teppiche aus Bananenschalen, es gibt Designerlampen aus Orangenschalen. Und wenn wir in den nächsten 10 Jahren - noch mal die Vision von vorhin – die Unternehmen und mehr Unternehmen dazu motivieren können, diesen Kreislaufgedanken, diesen aufwertbaren Ressourcen-Gedanken, das Upcycling, zu verinnerlichen und auch auszuüben … Weil die Technologien sind da. Es gibt Technologien dafür, man muss sie nur finden. Und das möchten wir mit Leroma weitervermitteln.
Fabio Gressies: Super, das war wie die Kirsche auf der Sahnetorte gerade noch, würde ich sagen. Vielen Dank, dass du das alles mit uns geteilt hast. Und ich drücke euch einfach die Daumen. Ihr macht da, glaube ich, was sehr, sehr Tolles.
Marina Billinger: Danke dir für die Fragen. Das hat total Spaß gemacht wieder darüber zu reden. Ich wünsche allen Gründern und aber auch allen, die im Unternehmen arbeiten und denken, „es gibt bestimmt was Cooles, was man machen kann“, also man kann auch im Unternehmen als Mitarbeiter coole Projekte einführen. Also traut euch! Eine coole Geschäftsidee, die man selber gründet. Also nur Mut! Und los geht’s!
Fabio Gressies: Los geht’s! Und da sind wir am Ende einer weiteren Podcast-Folge angekommen. Vielen Dank fürs Zuhören, vielen Dank fürs Einschalten. Und falls du jetzt Lust hast, direkt die nächste Gründerstory zu hören, dann kannst du das super gerne tun, entweder auf der Podcast-Plattform deiner Wahl oder unter Gründen.NRW. Da sind ganz viele Folgen, die bereits auf dich warten. Bis zum nächsten Mal.
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