Cropfiber: Leichtbau-Teile aus Naturfasern sind Nils Freybergs Spezialgebiet (This content is only available in German.)

Nils Freyberg: Mein Name ist Nils Freyberg und ich bin Gründer und Geschäftsführer der Cropfiber GmbH und mit unserer Marke ASPHALTKIND gehen wir in den Automotive-Bereich.

Unser tägliches Geschäft ist der CO₂-reduzierte Leichtbau, in dem wir mit Naturfasern CO₂ einsparen können. Das wurde ganz konkret, dass wir in Bereichen angreifen, wo im Moment Glas- oder Carbonfasern eingesetzt werden, weil wir letztendlich mit den Naturfasern auch ähnliche mechanische Eigenschaften erreichen können und dementsprechend können wir alle Bauteile oder auch Produkte aus GFK oder CFK auch mit NFK, also Naturfasern, angehen.

Die Fasern an sich, die wachsen in Europa, also Belgien und Frankreich, wenn es um die Flachsfasern geht. Die Zellulosefasern kommen sogar noch mehr aus der Nähe, weil sie aus Abfällen bestehen, aus der Papierindustrie beispielsweise. Dementsprechend haben wir da recht kurze Lieferwege.

Das Wesentliche an Naturfasern ist, dass sie CO₂ aufnehmen beim Wachstum, ganz im Gegenteil zu Carbonfasern, die sehr viel CO₂ verursachen bei der Herstellung der Fasern, weil sehr viel Energie benötigt wird. Und besonders ist einfach noch mal das Recycling oder die Verwertung des Materials, des Bauteils hinterher. Wenn es nicht mehr gebraucht wird, dann können wir eine thermische Verwertung anwenden, was bei Carbonfasern auch nicht funktionieren würde.

Ich kann das tun, weil ich aus dem Bereich Wirtschaftsingenieurwesen komme, beziehungsweise dann mit dem Hobby der Dachboxentwicklung mir sehr viel Wissen und Know-how angeeignet habe und natürlich habe ich auch noch das Team hinter mir, was mich dann bei den sehr speziellen Fragen, wenn es um Faserverbund geht, unterstützt.

Die Idee der Cropfiber GmbH, beziehungsweise auch explizit zu ASPHALTKIND, ist gekommen, indem ich damals eine eigene Dachbox entwickeln wollte und dann statt Carbon- oder Glasfasern die Naturfaser herangenommen habe, um die, anhand der Dachbox, marktreif zu machen.

Angefangen habe ich mit der Dachbox Ende 2019 und da hat es über ein Jahr gedauert, bis wir dann den Prototypen fertig hatten. Der fährt jetzt auch schon mittlerweile wieder ein Jahr auf der Straße und bringt uns da auch tatsächlich viel Know-how und viele Learnings, mit dem Werkstoff zu arbeiten. Und das können wir letztendlich auch auf andere Bauteile übertragen, also bei Kundenanfragen explizit.

Gerade am Anfang von jedem Start-up pitcht man recht viel, oft geht es dann auch um Förderungen. Ich habe damals das Gründerstipendium NRW bekommen. Kurz darauf ging es mit weiteren Wettbewerben auch weiter, Businessplan-Wettbewerbe, sei es start2grow hier in Dortmund oder der KUER-Wettbewerb, wo es um Nachhaltigkeit geht, echt viele verschiedene Sachen, wo man dann seine Idee vorstellt und dann auch ein paar Preisgelder einstreichen kann.

Die großen Learnings aus den Pitches sind erst mal: auf jeden Fall machen! Ich glaube unser Highlight war die Teilnahme bei „Die Höhle der Löwen“, wo wir dann vor den fünf Investoren pitchen durften und mussten. Das war so unser größter Sprung ins kalte Wasser. Aber dementsprechend, da gilt einfach, umso öfter man es macht, umso besser wird es irgendwann.

Gerade vor der Gründung war es natürlich eine Herausforderung, die laufenden Kosten zu tragen, ohne dass man Umsätze macht. Da haben wir dann das Gründerstipendium NRW beantragt – das sind die 1.000 Euro pro Monat –, das dann zwölf Monate läuft und dementsprechend ist natürlich erst mal geholfen, die Lebenshaltungskosten zu tragen.

Für Investoren sind wir interessant, weil wir ja schon einiges erreicht haben. Wir haben einen funktionierenden Prototypen, das ist, denke ich, sehr wichtig für Geldgeber, dass die sehen, „okay, das funktioniert schon mal.“ Es muss natürlich ein potenzieller Markt da sein, das heißt, man darf jetzt nicht ins Blaue hinein entwickeln. Und grundsätzlich ist das Thema Nachhaltigkeit natürlich im Moment extrem groß und viele Investoren möchten genau in dem Bereich investieren.

Durch diese weltweite Pandemie hat man jetzt gemerkt, dass man sehr angewiesen ist auf Export- und Importgeschäfte, und das ist natürlich unterbrochen worden und dementsprechend ist unser Ansatz zu sagen, „okay, wir wollen möglichst Made in Germany, sogar Standort NRW, weiterhin bleiben, auch hier fertigen“, was natürlich eine Herausforderung ist, bezüglich der Lohnkosten, weil grundsätzlich viele im Faserverbundbereich, sei es jetzt Glasfaser oder Kohlefaser, schnell Osteuropa oder Asien ansteuern. Aber wir wollen natürlich jetzt durch Automatisierung, durch Digitalisierung, was einfach jetzt mittlerweile möglich ist, da wettbewerbsfähig werden.

Mit der Cropfiber GmbH sind wir in Dortmund ansässig, mitten im Ruhrgebiet, eigentlich ein Hotspot für Produktion und auch für Werkstoffe, und dementsprechend ist es für uns auch ideal. Vor unserem Fenster steht ein altes Stahlwerk, eigentlich eine perfekte Kulisse, um zu gründen, beziehungsweise auch noch mal imposant, wenn dann Kunden vorbeikommen.

Aktuell bestehen wir aus einem dreiköpfigen Team. Ab Februar, März kommt der vierte Kopf quasi dazu, wo wir einmal im technischen Bereich mehr Know-how aufbauen können. Und dementsprechend ist da einfach das Ziel, weiterhin zu wachsen, was eigentlich für jedes Start-up ja auch normal ist.

Wenn ich in einem Jahr zurückblicke auf die Gründung, beziehungsweise auf die jetzige Zeit, möchte ich auf jeden Fall das Team weiter aufgebaut haben. Wir wollen uns noch weiter im Bereich Engineering und Fertigung mit Naturfasern aufstellen und einfach stärker werden, beziehungsweise dann auch verschiedene Zertifizierungen und DIN-Normen einhalten können und da ist einfach noch mal viel Arbeit drin.

Ich denke, jeder Gründer muss verschiedene persönliche Eigenschaften mitbringen. Dazu zählt auf jeden Fall Mut, dann auch ins kalte Wasser zu springen, öfter mal und letztendlich eine Leidenschaft für das, was man tut, dass man wirklich jeden Tag Lust hat aufzustehen und zu sagen „okay, auch wenn es gestern nicht so gut war, heute geht es wieder richtig los“. Grundsätzlich als Gründertipp würde ich sagen, auf jeden Fall immer mit anderen Gründern sprechen, beziehungsweise auch mit Friends und Family, einfach mal die Idee spiegeln, erzählen, immer wieder darüber sprechen, also keine Sorge haben, dass die Idee geklaut wird, weil man so letztendlich erstmal ungefiltert Feedback bekommt. Das Wichtige ist aber, dass man sich nicht davon abbringen lässt, was die Mutter oder wer auch immer sagt – „das ist keine gute Idee“ –, sondern dann wirklich weitermacht, weil die Ideen, die wirklich gut sind, sollten vorher noch nicht dagewesen sein.