Numaferm – kundenindividuelle Peptid-Herstellung als USP (This content is only available in German.)

Mein Name ist Christian Schwarz. Ich bin Mitgründer und Geschäftsführer der Numaferm GmbH. Wir sind ein Biotech-Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Prozesse für die Herstellung von Peptiden und Proteinen zu entwickeln.

Der Unterschied zwischen Peptiden und Proteinen ist nun, dass Proteine große Eiweiße sind und Peptide eigentlich kleine. Und wir sind auf die kleinen Eiweiße spezialisiert. Das muss man sich jetzt wie folgt vorstellen: Derzeit werden diese Bio-Moleküle, also insbesondere Peptide, chemisch synthetisiert. Wir ersetzen diese chemischen Prozesse durch ein Bio-Verfahren und nutzen dabei im Prinzip die Kraft der Natur.

Mit unserem Verfahren sehen wir uns, als Numaferm, als Technologieanbieter oder wir sagen auch gerne Solution Provider, denn wir operieren eigentlich marktsegmentunabhängig und möchten unseren Kunden etwas Gutes tun. Wir möchten deren Probleme lösen, bei der Herstellung von Peptiden und Proteinen. Das ist unsere Mission.

Derzeit sind wir bei Numaferm ein Team von circa 30 Mitarbeitenden. Wir versuchen, unseren Kunden alles von den Augen abzulesen und sie glücklich zu machen. Das werden wir auch weiterhin und da es gut läuft, expandieren wir gerade. Wir werden uns im nächsten Jahr ungefähr verdoppeln, was die Anzahl der Mitarbeitenden, aber auch was die Laborfläche angeht.

Wir, als Numaferm, sind in der glücklichen Position, ein wirklich nachhaltiges Unternehmen sein zu können. Wir kombinieren die ökologische Nachhaltigkeit – um Ihnen mal einen Eindruck zu geben: Bei der Herstellung von einem Kilogramm, also einem Päckchen Mehl, Peptid durch chemische Synthesen, werden heutzutage 25 Tonnen an Rohstoffen eingesetzt, darunter organische Lösungsmittel, Feinchemikalien. Die wollen alle entsorgt werden. Das ist ein riesiger CO₂-Abdruck, der da entsteht. Wir können diesen CO₂-Abdruck um mehr als 90 % reduzieren, das heißt, wir haben ganz klar einen Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit. Aber nicht nur das: Wir schaffen es, die ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit gleichzeitig zu integrieren und das ist unheimlich wichtig. Wir kombinieren den ökologischen Erfolg mit dem ökonomischen und geben ihn auch weiter an unsere Mitarbeitenden, aber auch die Gesellschaft, und das ist unsere Mission als Numaferm.

Zur Gründung des Unternehmens habe ich mich eigentlich direkt nach der Promotion entschieden. Das war 2012. Allerdings hat dann die faktische Gründung bis 2017 gedauert. Bis dahin wurde ich unterstützt von der Universität Düsseldorf, dem Center for Entrepreneurship in Düsseldorf, der Düsseldorfer Innovationsagentur und vielen weiteren Partnern, die mir geholfen haben – als, ich sag mal verquerter Wissenschaftler, als zumindest anfänglichen Unternehmer – mich zu entwickeln. Und das hat eben seine Zeit gedauert und da war ganz viel Unterstützung gefragt und notwendig.

Möglich wurde die Finanzierung des Projekts eigentlich mithilfe des Staates und von Wettbewerben. Also, ich habe zu Beginn Förderanträge beim Bund, also beispielsweise beim BMWF, beim BMWi, aber auch beim Land NRW, zunächst unerfolgreich, mit der Zeit erfolgreich, gestellt, sodass wir, dass ich Mittel verwalten durfte, im Namen der Universität und ein Team aufbauen konnte, um die Technologie weiterzuentwickeln und dergleichen. Das war unheimlich wichtig, diese finanziellen Mittel und das ist dann auch eben mit der Unterstützung des Netzwerks gelungen… Wie schreibe ich solche Anträge? Und wie gesagt, zunehmend wurde es dann auch erfolgreicher und hat funktioniert.

Schon als frühphasiges Projekt, noch an der Uni Düsseldorf, hatten wir das Glück, dass Business Angels sich dazu entschlossen hatten, in uns zu investieren, namentlich Professor Riesner und Doktor Schumacher, beide Mitgründer von Qiagen, dem jüngst in den Dax aufgenommenen Biotech-Player in Deutschland. Das war, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiges Commitment, im Nachhinein betrachtet, weil das uns Seriosität gab, um auch andere Investoren – Evonik ist bei uns investiert, der High-Tech Gründerfonds – von uns zu überzeugen.

Es ist eigentlich ungewöhnlich, dass solche großen Investoren frühphasig investieren und das haben wir geschafft und da sind wir ganz stolz drauf. Und es wäre sicherlich nicht ohne die Unterstützung der Business Angels… Und ich muss sagen, auch gerade der Ort Düsseldorf, glaube ich, mit seinem Industrienetzwerk, mit vielen erfahrenen Unternehmern, ist prädestiniert für Start-ups, denn von dieser Erfahrung, aber auch von diesem Netzwerk und Geld, was da verfügbar ist, können wir, glaube ich, riesig profitieren. Da haben wir Glück mit dem Standort.

Seit meiner Promotion, während der ich eben Fördermittel einwerben musste, habe ich viel dazu gelernt, wie solche Geldakquisen abzulaufen haben, und gelernt, dass es gar nicht so sehr um die Technik geht. Jeder glaubt einem, dass man der technische Experte ist und weiß, was man dort im Labor tut. Aber ich habe gelernt, dass es eben ganz viele wirtschaftliche Aspekte gibt, die beantwortet werden müssen. Wie ist das Marktpotenzial? Welche Eintrittshürden gibt es? Und das musste ich sehr, sehr lange lernen, um zu wissen, was mein Gegenüber hören möchte.

Die größte Herausforderung seit der Gründung war es eigentlich, genau zu verstehen, was unsere Kunden wollen, also unsere Technologie auch genau dahin auszurichten und das Leistungsangebot am Markt zu platzieren, so dass es genau passt und im Prinzip die Kunden nicht mehr nein sagen können. Dafür haben wir ein paar Jahre gebraucht. Jetzt wissen wir es.

Persönlich glaube ich, dass der coolste Moment bei Numaferm seit der Gründung war, als wir dann den Jahresumsatz von einer Million durchbrochen haben. Häufig werde ich gefragt, „wie ist es denn jetzt, sein eigener Chef zu sein oder das eigene Unternehmen zu haben?“ Faktisch muss ich da ein bisschen die Illusion auch jedem rauben. Also man hat trotzdem seine Vorgesetzten, ob nun Investoren aber auch Mitarbeitende. Auch mit denen muss man sprechen. Also man ist da nicht irgendwie ein Eigenbrötler, der machen kann, was er will. Man muss Kunden zufrieden machen. Also eigentlich ist es keine tatsächliche Selbstständigkeit, auch wenn es eine super Sache ist, die Richtung vorzugeben, aber man sollte sich nicht einbilden, dass man nur noch macht, was man möchte.

Rückwirkend betrachtet, glaube ich, würde ich einige Dinge anders machen. Seit 2012, nach der Promotion, bin ich mit Numaferm unterwegs und ich glaube, mit meinem jetzigen Wissen wären wir jetzt fünf Jahre weiter als wir sind, einfach weil ich wüsste, wie man Anträge schreibt, wie man Geld akquiriert, wie man das Team besetzt, mit welchen Schlüsselpersonalien, um eben alles Know-how, was benötigt wird, an Bord zu haben.

Wenn ich nach einem Tipp gefragt werden würde, von Gründern, welchen Tipp ich ihnen geben würde, würde ich sagen: investiert in Personen, investiert in Know-how, spart hier nicht an Geld, sondern budgetiert es einfach bei eurem Kapitalbedarf gegenüber Investoren, denn so spart ihr am Ende Geld, denn ihr seid viel schneller am Ziel.