Ducktrain: Ein kompaktes E-Fahrzeug soll die Logistik weltweit verändern

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03:45 Informationen zum Programm zur Förderung der städtischen Logistik des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) finden sich hier.

Transkription:

Dr. Kai Kreisköther: Mein Name ist Kai Kreisköther. Ich bin Mitgründer und Geschäftsführer der DroidDrive GmbH. Und wir entwickeln den Ducktrain, ein kleines, elektrisches, teilautomatisiertes Logistikfahrzeug.

Wir sehen hier das erste Fahrzeug, den ersten Prototypen unseres Ducktrain, den wir in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt haben. Das Fahrzeug ist für die Innenstadt gemacht, das sieht man ganz klar: nur einen Meter breit, etwas über zwei Meter lang. Und ganz klar gemacht für die Logistik, für die letzte Meile der Logistik, das ist der Teil der Logistik, der in der Innenstadt stattfindet und besonders viele Staus auch produziert. Das Fahrzeug ist ganz klar an den Prozessen der Logistik orientiert. Wir sehen das hier hinten: Die Grundfläche einer Europalette, das ist das europäische Standardmaß für Ladungsträger. Wir haben eine Rampe, wir können das Fahrzeug hinten absenken, sehr einfach ein- und ausladen, um diese Prozesse in der Innenstadt möglichst effizient zu machen, um den Mitarbeiter zu unterstützen, aber auch um die städtische Infrastruktur zu entlasten.

Wir können ohne Probleme direkt zu den Kunden fahren. Im Endkundenbereich bis an die Haustür fahren, im Industriekundenbereich in Wareneingangsbereiche, beispielsweise von Supermärkten, hineinfahren. Selbst am Straßenrand kann dieses Fahrzeug ohne Probleme parken, da es nur einen Meter breit ist.

Zudem ist es voll elektrisch. Wir haben Wechselbatterien in diesem Fahrzeug drin, sodass wir sogar theoretisch 24 Stunden an sieben Tagen die Woche die Fahrzeuge betreiben können, weil man innerhalb von 30 Sekunden die Batterien austauschen und somit wieder die volle Reichweite von über 50 Kilometern bekommen kann.

Ich habe seit 2011 hier in Aachen mitgewirkt, den Lehrstuhl für Elektromobilität aufzubauen, war dabei sehr viel auch bei der Entwicklung des StreetScooters, aber beispielsweise auch bei e.Go beteiligt, ein anderes Startup aus dem Aachener Umfeld, und habe dort viel gelernt über Unternehmertum, über das Produkt, über die Branche Logistik und Mobilität. Und aus diesem Umfeld ist die Idee entstanden, einerseits für das Produkt Ducktrain, aber andererseits auch mal etwas selbst zu machen, ein eigenes Unternehmen zu starten und ein Produkt auf den Markt zu bringen.

Eine solche Entwicklung ist ein sehr hoch-iterativer Prozess. Wir sind 2017/2018 mit den ersten Ideen gestartet, haben erste Prototypen gebaut, die mit Kunden besprochen, mit Logistikunternehmen getestet, zunächst natürlich erstmal im Privatgelände, bei uns hier auf dem Hof, und haben dann viel Feedback bekommen. Das ist das Essenzielle: Feedback aufsaugen aus der Branche, Feedback aber auch beispielsweise vom TÜV, vom Verkehrsministerium, was das ganze Thema Zulassung angeht. Und dieses Feedback verarbeiten wir jeden Tag in neue Ideen, in Weiterentwicklung dieses Fahrzeugs.

Langfristig wird das ein vollautomatisiertes Fahrzeug sein. Das sieht man hier schon: Wir haben Laserscanner an dem Fahrzeug angebracht, die die Umgebung wahrnehmen, die die Umgebung erkennen und auf der Basis dann selbstständig die Fahrt planen können. Im allerersten Schritt wird das Fahrzeug als Deichselfahrzeug ausgeführt werden; also es wird von einem Führungsobjekt gezogen. Wir haben aber in dem Moment auch schon die Sensorik mit an Bord und damit viele Daten, um schrittweise zusätzliche Funktionen, die Software, zu erproben und zu zertifizieren. Dazu arbeiten wir mit der Landesregierung zusammen. Dazu arbeiten wir mit dem TÜV Rheinland in Köln zusammen, um genau die Voraussetzungen zu schaffen, um ein solches, automatisiertes Fahrzeug dann langfristig auf die Straße bringen zu können.

Wir arbeiten mit der Landesregierung auf einer informellen Basis zusammen, das heißt, wir tauschen uns regelmäßig über den Zulassungsstand aus, über die Sicherheitskonzepte beispielsweise, die wir mit dem TÜV Rheinland entwickeln, die vom TÜV Rheinland dann auch begutachtet werden. Wir sind aber beispielsweise mit dem Landes- und auch dem Bundesverkehrsministerium auch durch Förderungen verbunden. Das heißt, das Bundesverkehrsministerium beispielsweise unterstützt uns mit Fördergeldern, um dieses Fahrzeug auf die Straße bringen zu können.

Unser Ziel ist es, zunächst in Nordrhein-Westfalen auf die öffentliche Straße zu kommen und dann sehr schnell diese Genehmigung in weitere deutsche Bundesländer zu übertragen. Und dann in einem weiteren Schritt in ganz Europa zu expandieren. Die Niederlande, aber auch beispielsweise die nordischen Länder sind da so die ersten Ziele, die wir vorhaben. Langfristig können wir uns aber auch vorstellen, beispielsweise in Japan oder in den USA dieses Fahrzeug auf der Straße fahren zu lassen.

Bis wir dieses Fahrzeug so realisieren konnten, sind jetzt fast zwei Jahre vergangen. Wir haben im Herbst 2018 das Unternehmen gegründet und dann erstmal im ganz Kleinen losgelegt Konzepte zu entwickeln, uns auch Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen und dank der Unterstützung, die wir hier auch aus dem Aachener Umfeld bekommen haben, konnten wir diesen Prototypen sukzessive aufbauen und mit ersten Zwischenschritten, die ganz anders aussahen, als dieses Fahrzeug, Investoren und Unterstützer überzeugen. In den zwei Jahren haben wir gelernt, dass es ganz wichtig ist, sich mit den Anforderungen unserer Kunden auseinanderzusetzen. Wir haben in diesen zwei Jahren sehr viel Feedback bekommen und auch verarbeiten können und in diesen ersten Prototypen mit eingearbeitet. Wir haben aber auch sehr viel über den Zulassungsprozess gelernt und die Frage, was man tun muss, um ein solches Fahrzeug auf die öffentliche Straße zu bringen.

Mit meinen beiden Mitgründern bilde ich ja ein richtiges Ingenieursteam. Wir haben alle einen Ingenieurshintergrund und das ganze Thema rund um Finanzierung und um Marketing mussten wir uns zunächst einmal selber erarbeiten. Und jetzt werden wir im nächsten Schritt auch dieses Team erweitern. Wir schauen gerade nach Personen, die unser Team komplementär erweitern. Und so konnten wir auch aufgrund der gerade abgeschlossenen Finanzierungsrunde auch erste Personen wieder einstellen, unser Team im Engineering-Bereich, aber auch im Marketing, im Sales-Bereich, im Produktmanagement-Bereich erweitern.

Die Finanzierung eines solchen Start-ups ist sehr herausfordernd. Wir entwickeln ein Hardware-Produkt, das gleichzeitig auch noch zugelassen werden muss, um auf der öffentlichen Straße zu fahren. Das bedeutet, dass wir relativ lange Entwicklungszyklen haben und zudem einen sehr hohen Personalaufwand, der sich in Kosten niederschlägt. Das schreckt einen klassischen Venture-Capital-Investor zunächst einmal ab.

Wir sind sehr systematisch durch die Venture-Capitalisten gegangen, haben geschaut: Wer investiert in Hardware, wer beschäftigt sich auch mit dem Thema Nachhaltigkeit? Es ist ja nicht so, dass wir einfach irgendwelche Hardware machen, sondern wir sind ja sehr stark auch missionsgetrieben, tatsächlich was zu verändern in den Innenstädten und dort nachhaltig Logistik anders zu machen. Und so haben wir die engere Auswahl der Investoren identifiziert und sind mit denen jeweils in sehr intensiven Prozessen durch unsere Ziele, durch unsere Technologie gegangen und konnten vor kurzem jetzt dann auch zwei Venture-Capital-Investoren überzeugen, in unser Unternehmen zu investieren.

Ein solcher Prozess ist bis zu sechs Monate lang. Die Investoren schauen sich sehr genau an, welchen Markt wir rechnen, auf welchem Markt wir unterwegs sind, was prognostizierte Absatzzahlen sind, schauen sich aber auch sehr genau die Technologie an und natürlich nicht zuletzt auch das Team. In der Phase, in der wir uns mit unserem Unternehmen derzeit befinden, sind wir weniger zahlengetrieben, weil wir ja noch keinen Umsatz machen, sondern insbesondere teamgetrieben. Das heißt, es wird sehr genau darauf geschaut: Was sind das für Personen? Was ist deren Hintergrund? Traue ich denen zu, das zu erzielen, was sie sich vorstellen?

Das ist immer sehr schön, Anerkennung zu bekommen, nicht nur von unseren Kunden, sondern auch von anderen Stellen, beispielsweise aus Politik und Gesellschaft. Ein schönes Beispiel ist, dass wir unter den Finalisten im „OUT OF THE BOX“-Wettbewerb des Landes NRW waren im Sommer 2020.

Wenn ich anderen Gründern etwas mitgeben darf, dann: Setzt euch sehr früh, noch bevor ihr darüber nachdenkt, die Firma zu gründen, wirklich sehr intensiv mit dem Markt auseinander. Denkt nicht nur an eure Technologie und das tolle Produkt, von dem ihr natürlich überzeugt seid, sondern stellt auch die Frage und validiert die auch mit echten Kunden, ob dieses Produkt auf dem Markt überhaupt ankommt, ob es dafür eine Nachfrage gibt und setzt euch sehr analytisch mit eurem Team auseinander. Befasst euch lieber vorher viele Wochen, vielleicht sogar viele Monate damit, zu schauen: Wer könnte eventuell noch ein Mitgründer, ein Co-Founder, sein? Geht das sehr analytisch an und gründet nicht einfach nur mit ein paar Freunden, die ihr habt, sondern überlegt euch ganz genau: Was für Kompetenzen, vielleicht auch welche Erfahrung, brauche ich in meinem Team, um ein erfolgreiches Produkt bauen zu können?