„PottPilz‘ Mykomaterialien dämmen natürlich und nachhaltig: kompostierbar, schadstofffrei, CO₂-bindend.“

Interview mit Hendrik Wever von PottPilz

PottPilz ist ein Dortmunder Start-up, das innovative Baustoffe aus Pilzmyzel und pflanzlichen Reststoffen entwickelt. Durch dieses Verfahren entstehen leichte, stabile und vollständig biologisch abbaubare Materialien, die eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauprodukten bieten. Mit akustischen Wandpaneelen als erstem Markteintritt zeigt PottPilz, wie kreislauffähiges Bauen praktisch umgesetzt werden kann – ökologisch, ressourcenschonend und zukunftsweisend. 

Idee und Motivation 

Wie ist die Idee zu PottPilz entstanden und was hat euch motiviert, daraus ein Start-up zu machen? 

Hendrik Wever: Wir sind im Rahmen einer Recherche während des Studiums auf das Thema Strukturen aus Pilzmyzel gestoßen. Durch die Teilnahme an einem universitären Gründungswettbewerb haben wir immer mehr Input und positive Rückmeldungen erhalten und an dem anfänglichen Hobbyprojekt immer weiter gearbeitet. Besonders motivierend war für uns, dass wir Wissenschaft nicht nur auf dem Papier betreiben, sondern in die Praxis und bis in ein marktfähiges Produkt überführen können. Es ist faszinierend zu sehen, wie jeder im Team seine Expertise einbringt und daraus etwas völlig Neues entsteht. 

Warum habt ihr euch entschieden, Pottpilz in NRW zu gründen? Welche Vorteile bietet euch der Standort – z. B. in Bezug auf Netzwerk, Förderung oder Märkte? 

Hendrik Wever: Wir sind in NRW mittlerweile sehr gut vernetzt. Über das Gründungsnetzwerk Rhein-Ruhr, die Universitäten in Dortmund und Bochum, die Wirtschaftsförderungen in Dortmund und Hamm bis hin zum Startup Village in Jülich haben wir bereits enorme Unterstützung erfahren. NRW ist ein einzigartiges Ökosystem, in dem Forschung, Wirtschaft und Start-ups eng zusammenwirken. Hinzu kommen spannende Förderprogramme, die Ausgründungen ermöglichen oder deutlich erleichtern – für uns ein entscheidender Standortvorteil.

Technologie und Innovation 

Welche Vorteile bieten eure Materialien im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen? Und wie reagieren Handwerks- und Bauunternehmen bisher auf euer Konzept? 

Hendrik Wever: Unser innovatives Mykomaterial ist vollständig kreislauffähig und kann in verschiedenste Zielformen verwachsen. Nach der Nutzung kann es einfach kompostiert werden, ohne Rückstände zu hinterlassen. Wir kommen komplett ohne petrochemische Additive oder Klebstoffe aus. So entstehen gesunde und wirklich nachhaltige Produkte, zum Beispiel unsere Akustikpaneele. Bisher haben wir dabei eine gesunde Mischung aus Neugier, Enthusiasmus und Skepsis erlebt, doch der Austausch mit allen Perspektiven ist für uns immer sehr wertvoll. 

Mit welchen technologischen oder regulatorischen Herausforderungen wart ihr bei der Entwicklung konfrontiert – und wie habt ihr sie gelöst? 

Hendrik Wever: Die größte Herausforderung war die Herstellung selbst – insbesondere das kontaminationsfreie Arbeiten. Anfangs war das ein echter Stolperstein. Durch viel Ausprobieren und gezielte Weiterbildungen haben wir jedoch gelernt, worauf es ankommt und wie wir stabile, saubere Prozesse aufbauen können. Dieses Know-how wächst mit jedem Schritt weiter und hoffentlich zahlt sich unsere Hartnäckigkeit langfristig aus. 

Gründung und Aufbau 

Wie verlief euer Weg von der Idee zur Gründung? 

Hendrik Wever: Das war und ist ein langer Weg. Mit unserer Idee sind wir 2022 gestartet. Wir haben bisher bewusst noch nicht gegründet, da eine Gründung vor Beginn des EXIST-Gründungsstipendiums vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nicht erlaubt ist. Unser Weg war von vielen Höhen und Tiefen geprägt, die uns jedoch enorm viel gelehrt haben. So konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln und uns Schritt für Schritt weiterentwickeln bzw. auf die Gründung vorbereiten, die für Ende 2025 geplant ist.

Wie habt ihr eure Finanzierung aufgestellt? Gab es Unterstützung durch Förderprogramme, Investoren oder andere Partner? 

Hendrik Wever: Die Unterstützung durch das Gründungsstipendium des Landes Niedersachsen und vor allem das EXIST-Gründungsstipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, welches wir mit der Unterstützung des Gründungsnetzwerkes der Technischen Universität Dortmund beantragt haben, war für uns entscheidend. Das Gründungsnetzwerk der Technischen Universität Dortmund hat uns sowohl bei der Erstellung des Businessplans als auch bei zahlreichen gründungsrelevanten Themen sowie beim Aufbau eines Netzwerks unterstützt.

Ohne diese Programme hätten wir unser anfängliches Nebenprojekt niemals auf die Vollzeit-Ebene heben können. Diese Förderungen haben uns überhaupt erst so weit gebracht. Ab Oktober 2025 planen wir nun den nächsten Schritt: eine Eigenkapitalfinanzierung über Business Angels, um Skalierung und Markteintritt konsequent voranzutreiben. 

Erfolge und Zukunft 

Auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz? 

Hendrik Wever: Einen einzelnen Erfolg herauszugreifen, fällt schwer. Für uns ist es schon ein großer Erfolg, immer am Ball zu bleiben und etwas aufzubauen, das noch so neu und einzigartig ist. Gleichzeitig sind besondere Momente wie gewonnene Preise oder die Zusage für ein Stipendium echte Meilensteine. Sie bestätigen uns in unserem Weg und geben enorm viel Motivation, weiter an dem Projekt zu arbeiten. Besonders toll ist allerdings, wenn ein Knoten platzt und man einen Schritt näher in Richtung Produkt oder Produktionsprozess kommt. 

Wo seht ihr Pottpilz in den nächsten drei bis fünf Jahren? Welche Weiterentwicklungen plant ihr? 

Hendrik Wever: In drei bis fünf Jahren wollen wir mit PottPilz fest am Markt etabliert sein. Unser Ziel ist es, die Forschung weiter voranzutreiben und gleichzeitig unsere Marke sowie die Produktpalette kontinuierlich auszubauen. Natürlich steht in diesem Zeitraum auch die Profitabilität im Vordergrund, denn nur so können wir langfristig wachsen und Wirkung entfalten. 

Tipps für Gründer Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründende gelernt habt? 

Hendrik Wever: Das Wichtigste ist, den Schritt wirklich zu wagen und einfach auszuprobieren. Man ist oft überrascht, was man schaffen kann, wenn man einfach anfängt. Außerdem haben wir gelernt, wie wertvoll es ist, Menschen direkt um Hilfe zu bitten. Viele sind unglaublich hilfsbereit, manchmal völlig unerwartet. Diese Erfahrung, wie selbstlos manche Menschen unterstützen, ist für uns eine der schönsten Lektionen auf dem Weg. 

Welche Ratschläge würdet ihr anderen Gründenden mitgeben?

Hendrik Wever: Der Weg zur Gründung ist steinig. In manchen Phasen hagelt es Rückschläge und es gibt wenige Lichtblicke. In diesen Phasen ist es sehr hilfreich, sich vor Augen zu führen, welche Ziele bereits erreicht wurden und welche Hürden man bereits überwunden hat.