
©CUREosity GmbH
v.l.n.r.: Caesar van Heyningen (CEO), Thomas Saur (Gründer CVO) und Stefan Arand (Gründer und CTO)
Interview mit Thomas Saur und Stefan Arand von CUREosity GmbH
CUREosity ist ein Start-up aus Düsseldorf, das mit Virtual Reality (VR) die Rehabilitation für Menschen mit neurologischen Erkrankungen verbessern will. Sie haben ein Therapiesystem namens CUREO entwickelt, mit dem Patient*innen spielerisch und motivierend trainieren können. Die Therapie ist wissenschaftlich fundiert und nah am Alltag der Patient*innen. Das Ziel ist, bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen, das medizinische Personal zu entlasten und dem Mangel an Therapeuten mit Gruppentherapien entgegenzuwirken.
Idee und Motivation
Was hat euch inspiriert, eine Virtual Reality Therapie mit Gamification zu entwickeln?
Thomas Saur: Die Idee zu CUREO entstand aus sehr persönlichen Erfahrungen in unserem Gründerteam. Ich begleitete meinen Sohn nach einem Unfall durch eine lange und kräftezehrende Reha – und musste feststellen, wie eintönig und anstrengend klassische Therapieformen oft sind, sowohl für Patient*innen als auch für das Fachpersonal. Stefan Arand ist Vater eines Sohnes mit Down-Syndrom, der seit früher Kindheit regelmäßig Therapie braucht und auch Marco Faulhammer, der dritte Gründer (mittlerweile nicht mehr im Unternehmen tätig), hat ein Familienmitglied mit hohem Rehabilitationsbedarf. Uns war klar: Damit Therapie wirklich wirkt, braucht es vor allem Motivation, Freude und einen festen Platz im Alltag. Genau das fehlte bisher. Diese Erlebnisse haben uns inspiriert, mit CUREO eine Lösung zu schaffen, die Patient*innen stärkt, ihnen mehr Selbstbestimmung gibt und gleichzeitig die Arbeit von Therapeuten erleichtert. Besonders bewegend war es, als Stefan Arand nach einem Schlaganfall mit CUREO trainieren konnte – und dabei am eigenen Körper spürte, wie wirkungsvoll und motivierend unsere Vision wirklich ist.
Warum habt ihr euch entschieden, CUREosity GmbH in NRW zu gründen, und welche Vorteile bietet der Standort für euch?
Stefan Arand: NRW bietet als wirtschaftsstarker Gesundheitsstandort mit exzellenter Infrastruktur, vielen Reha- und Klinikpartnern sowie einem wachsenden Health Tech-Ökosystem ideale Bedingungen für ein Medizintechnik-Start-up. Die Nähe zu Universitäten, Forschungseinrichtungen und Fachmessen ist für uns ebenso wertvoll wie die sehr gute Vernetzung mit Investoren, Krankenkassen und Akteuren aus der Gesundheitspolitik. Last but not least: Zwar sind wir nicht alle gebürtige Rheinländer, aber Düsseldorf bzw. NRW sind bereits seit langer Zeit unser Lebensmittelpunkt – daher war es naheliegend, sich auch beruflich langfristig hier zu verwurzeln.
Technologie und Innovation
Worauf basiert euer Therapieansatz, und was unterscheidet euren Ansatz von anderen Lösungen auf dem Markt?
Thomas Saur: Unsere Therapie basiert auf den Prinzipien der Neuroplastizität – also der Fähigkeit des Gehirns, sich durch gezieltes Training neu zu organisieren. Durch immersive, interaktive VR-Umgebungen sprechen wir die Patient*innen multisensorisch an und steigern dadurch nachweislich die Effektivität und Motivation der Patient*innen. Was CUREO besonders macht, ist die enge Verbindung aus wissenschaftlicher Evidenz, medizinischer Praxistauglichkeit und einem außergewöhnlich hohen Gestaltungsanspruch: Unsere 3D-Welten wurden von erfahrenen Design- und Game-Development-Experten mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail entwickelt – stets mit dem Ziel, therapeutisch wirksam und zugleich emotional ansprechend zu sein. CUREO ist CE-zertifiziert als Medizinprodukt der Klasse I. Es erlaubt eine alltagsnahe, individualisierbare und evidenzbasierte Therapie – das hebt uns deutlich von rein spielerischen oder nicht-medizinischen VR-Angeboten ab.
Welche Herausforderungen habt ihr bei der Entwicklung bewältigt?
Stefan Arand: Eine Herausforderung war es, medizinisch exakte Anforderungen mit intuitivem, technologischem Design zu verbinden – also ein Produkt zu schaffen, das höchsten regulatorischen Standards entspricht und gleichzeitig im Klinikalltag sofort einsetzbar ist. Auch das Einholen klinischer Validierung und die Akzeptanz bei Fachpersonal in einer oft noch innovationsskeptischen Branche waren zentrale Themen.
Welche Ziele erfüllt eure Lösung?
Stefan Arand: CUREO verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig: Verbesserung der Therapiequalität, Erhöhung der Motivation der Patient*innen, Entlastung des Fachpersonals und die Digitalisierung von Therapieprozessen. Vor allem aber: Menschen mit neurologischen Erkrankungen schneller, wirksamer und mit mehr Freude zurück in den Alltag zu begleiten.
Gründung und Aufbau
Wie verlief euer Weg von der Idee zur Gründung?
Thomas Saur: Aus zwei Jahrzehnten persönlicher Erfahrung in der Rehabilitation und intensiven Recherchen entwickelten wir die Idee und einen Prototyp für die VR-basierte Therapie. Nach erfolgreichen klinischen Erprobungen, deren Ergebnisse die Erwartungen deutlich übertrafen, gründeten wir die CUREosity GmbH. Von Anfang an setzten wir auf ein interdisziplinäres Team aus Medizin, Technik und Design und arbeiteten eng mit Klinikpartnern zusammen, um das Produkt praxisnah und alltagstauglich zu gestalten. Dieser Co-Creation-Ansatz war entscheidend dafür, dass CUREO nicht nur technologisch innovativ, sondern auch direkt im Klinikalltag einsetzbar ist und die Rehabilitation nachhaltig verbessert. Ein weiterer Erfolgsfaktor war, dass wir früh eine Unternehmenskultur geschaffen haben, in der Verantwortung geteilt wird – mit einem hohen Vertrauen in die Expertise des gesamten Teams. Denn gerade in einem komplexen medizinischen Innovationsumfeld ist klar: Wirklich tragfähige Lösungen entstehen im Zusammenspiel vieler Perspektiven, nicht im Alleingang.
Gab es schwierige Momente, und wie habt ihr diese gemeistert?
Stefan Arand: Natürlich – gerade in der Pandemie war der Zugang zu Kliniken, Testeinrichtungen und Entscheidern stark eingeschränkt. Dennoch haben wir nie an unserer Vision gezweifelt und intensiv in digitale Lösungen, remote Support und Partnerschaften investiert. Der Zusammenhalt im Team war dabei entscheidend – Resilienz gehört zur DNA von CUREosity. Eine zusätzliche Herausforderung lag zu Beginn in der eingeschränkten Verfügbarkeit unserer wichtigsten Zielgruppe: Therapeut*innen. Gerade in ambulanten Praxen herrscht ein enormer Zeitdruck – Fachkräftemangel und eine hohe Patient*innenzahl führen dazu, dass Termine knapp sind und neue Projekte kaum noch Platz im Alltag finden. Es war anfangs schwer, überhaupt in Gespräche zu kommen, weil einfach keine freie Minute im Kalender verfügbar war. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass CUREO genau hier ansetzt: Unsere Lösung entlastet das Personal spürbar, verschafft wertvolle Zeit für Therapie und Praxismanagement und erhöht gleichzeitig die Motivation durch moderne, abwechslungsreiche Therapieformen. In vielen Fällen hilft der Einsatz von CUREO sogar dabei, neue Mitarbeiter zu gewinnen – denn eine digitale, innovative Arbeitsumgebung trägt wesentlich zu einem modernen und attraktiven Praxis- oder Klinikimage bei.
Wie habt ihr die Finanzierung organisiert, und welche Unterstützung habt ihr erhalten?
Stefan Arand: Wir haben früh strategische Investoren gefunden, die unsere Vision teilen und uns sowohl finanziell als auch mit ihrem Netzwerk unterstützt haben. Darüber hinaus konnten wir Förderprogramme wie das Gründungsstipendium.NRW und Scale-Up.NRW nutzen. Ein wesentlicher Treiber für unsere erfolgreichen Finanzierungsrunden war Caesar van Heyningen, der zunächst als CFO ins Unternehmen eingestiegen ist und nun seit 2023 in der Rolle des CEOs gemeinsam mit uns beiden verbleibenden Gründern das Unternehmen führt. Heute profitieren wir von einem starken Investorenkreis, unserem Netzwerk aus diversen Initiativen und langjährigen Forschungspartnerschaften mit führenden Kliniken.
Erfolge und Zukunft
Auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz?
Stefan Arand: Besonders stolz sind wir auf das Vertrauen, das wir von namhaften Kliniken, Rehazentren und Praxen erhalten – sowohl in Deutschland als auch international. Aber auch darauf, dass CUREO vielen Patient*innen konkret hilft, wieder greifen, gehen oder sprechen zu lernen. Jeder therapeutische Fortschritt, den wir begleiten dürfen, ist ein Erfolg. Was uns besonders motiviert: Ein Großteil unseres Teams – von der Entwicklung über das Marketing bis hin zum Management – nimmt regelmäßig an sogenannten „Meet the Customer“-Terminen teil. Dabei besuchen wir unsere Partner in Kliniken und Praxen und erleben direkt vor Ort, wie CUREO eingesetzt wird und wie es den Patient*innen hilft. Diese Begegnungen sind unglaublich wertvoll – sie schaffen Nähe, geben Sinn und sorgen dafür, dass unsere tägliche Arbeit immer im Dienst der Menschen steht, für die wir dieses Produkt entwickelt haben. Gleichzeitig sind sie ein Beispiel dafür, wie sehr wir auf die Kompetenz unseres Teams vertrauen: Entscheidungen, Impulse und Innovationen entstehen nicht nur an der Spitze, sondern an vielen Stellen im Unternehmen. Diese Offenheit und Nähe zu unseren Nutzern ist nicht nur Teil unserer Unternehmenskultur, sondern auch ein echtes Erfolgsgeheimnis.
Welche Ziele habt ihr für CUREosity GmbH in den kommenden Jahren, und wie möchtet ihr euer Produkt weiterentwickeln?
Thomas Saur: Wir wollen unsere Marktposition in Europa und weltweit weiter ausbauen und CUREO kontinuierlich verbessern – sowohl technologisch als auch inhaltlich. Dazu gehört der Ausbau der Inhalte für weitere Indikationen, die Integration von Therapieverlaufsanalysen und vieles mehr.
Welche Trends und Entwicklungen seht ihr aktuell in der Health Tech-Branche, insbesondere im Bereich von Virtual Reality?
Thomas Saur: Wir beobachten eine zunehmende Akzeptanz digitaler Therapieformen, besonders in der Kombination aus VR und Datenanalyse. Gleichzeitig sehen wir, dass der Fachkräftemangel die Notwendigkeit digitaler Tools noch verstärkt, sodass VR zunehmend als fester Bestandteil moderner Therapie verstanden wird – besonders in Kombination mit datenbasierten Auswertungen und interdisziplinären Versorgungskonzepten.
Tipps für Gründende
Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründer gelernt habt?
Stefan Arand: Unsere Mission ist es, Betroffene dabei zu unterstützen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen - dies motiviert uns, inspiriert andere und verbindet das Team, besonders in herausfordernden Phasen. Innovation allein reicht nicht aus; entscheidend ist, die Bedürfnisse der Zielgruppe wirklich zu verstehen, ein belastbares Netzwerk zu pflegen und ein engagiertes Team aufzubauen. Gerade im Gesundheitswesen braucht es dafür viel Geduld und Ausdauer, denn nachhaltiger Erfolg stellt sich selten über Nacht ein. Mit dem Wachstum des Teams gewinnt zudem die Unternehmenskultur immer mehr an Bedeutung: Sie wird zur Basis für Motivation, Zusammenhalt und die langfristige Bindung von Talenten und prägt maßgeblich, wie wir gemeinsam unsere Vision verwirklichen und den Wandel gestalten. Besonders wichtig für Gründer ist es deshalb, neue Talente gezielt zu fördern und ihnen Raum zur Entwicklung zu geben – denn nachhaltiges Wachstum gelingt nur gemeinsam und durch die Stärke einer gemeinsamen Unternehmenskultur.
Welche Tipps habt ihr für andere, die im Bereich Health Tech gründen möchten?
Thomas Saur: Versteht die regulatorischen Anforderungen von Anfang an, sprecht früh mit Patient*innen, Therapeuten und Ärzten und entwickelt euer Produkt nicht nur für, sondern mit den Kund*innen. Glaubt an eure Vision, aber bleibt flexibel – besonders im Gesundheitswesen ist der Dialog mit den Anwendern der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.
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