Doris Korthaus hatte erkannt, dass die zur Reinigung von Abwasser eingesetzten Drehkolbenpumpen üblicherweise extrem wartungs- und verschleißanfällig sind. Diesem Problem nimmt sich die Gründerin von KD Pumpen seit ihrer Bachelor-Arbeit an – mit Erfolg für Pumpenbetreiber und die Umwelt.
KD Pumpen: langlebige Pumpentechnik für mehr Nachhaltigkeit (This content is only available in German.)
Doris Korthaus
Dass ihre Pumpen einen deutlich besseren Wirkungsgrad haben als herkömmliche Produkte, weniger verschleißanfällig sind und damit Ersatzteile gespart werden können, hat Doris Korthaus im Proof of Concept bewiesen. Nun geht es der Gründerin um den Nachweis des Proof of Value. Regionale Inkubatoren und Wirtschaftsnetzwerke unterstützen die Gründerin bei der Suche nach Projektpartnern.
#NeueGründerzeit Nordrhein-Westfalen trifft Maschinenbau-Ingenieurin Doris Korthaus. Sie erläutert uns das Problem, das zur Gründung ihres Unternehmens führte: Schlamm, Haare, aber auch andere Feststoffe, die täglich im Abwasser transportiert werden, sorgen für einen hohen Verschleiß an den eingesetzten Drehkolbenpumpen. Mit ihrer Bachelor-Arbeit ist die heutige Gründerin dieses Problem der Verschleißanfälligkeit von Pumpen angegangen. Sie hat eine Pumpentechnik entwickelt, die den Wirkungsgrad der Pumpe um 30 Prozent verbessert und die Lebenszeit um das Drei- bis Sechsfache verlängert. So werden Ersatzteilkosten gespart und Ressourcen geschont. Durch die Wiederaufbereitung von Bauteilen zahlt die Entwicklung auf mehr Nachhaltigkeit ein.
Der Weg zur perfekten Pumpe
Für ihre Idee wurde Doris Korthaus nach Verleihung des BA-Titels auch mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Der Stifter und Laudator dieses Preises war es, der Doris Korthaus den gedanklichen Anstoß zur Unternehmensgründung gab. Ein Funke sprang über, die Idee, in den elterlichen Betrieb einzusteigen, wurde verworfen. Es folgte ein Masterstudium. Parallel arbeitete Doris Korthaus weiter am perfekten Pumpenprodukt, das mittlerweile die „Proof of Concept“-Phase bestanden hat und sich in der „Proof of Value“-Evaluierung befindet. Im Rahmen des Start-ups folgten weitere Gründerpreise, jüngst der 1. Platz beim KUER.NRW Businessplan-Wettbewerb.
Zielstrebigkeit und vor allem Technikaffinität zeichnet in Doris Korthaus‘ Familie viele Mitglieder aus: „Bei uns in der Familie haben alle Frauen Ingenieurwesen studiert oder damit zu tun. Im Studium dagegen waren wir nur neun Frauen, dafür aber rund 250 Männer.“
Kein Plan B
Doris Korthaus hat eine klare Vorstellung von ihrem Produkt und ihrem Unternehmen. Denn „wer sich direkt einen Plan B oder gar C zurechtlegt, kann es direkt sein lassen. Man muss sich immer auf seine Idee fokussieren, sonst wird das nichts. Nicht Zickzack laufen, sondern den Weg gehen, für den man sich entschieden hat.“ Das ist die entschlossene Doris Korthaus. Und doch spürt man den Zweifel, die nagenden Fragen ohne echte Antworten, die hinter der Gründung liegen: „Frauen zweifeln einfach mehr.“ Zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung gehöre aber auch, verrät Doris Korthaus, dass sie sich mit diesen Zweifeln immer aktiv auseinandergesetzt habe, sich durchgebissen habe. Man könne nicht alle Eventualitäten ausräumen; insofern gibt es nur einen Plan: Alles auf Sieg – also Plan A.
„Frauen zweifeln einfach mehr.“
Auf ihrem Weg hat die Gründerin Hilfe bekommen, die sie nicht missen möchte: Die lokale Wirtschaftsförderung in ihrer Heimat Südwestfalen hat ihr einen Coach gestellt. Er hat sie über das BWL-Wissen aus dem Studium hinaus fit gemacht für die Unternehmensgründung. Das Gründerstipendium NRW war zum richtigen Zeitpunkt eine Hilfe für die Sicherung des Lebensunterhalts. Damit hat es Doris Korthaus die Chance gegeben, sich 100-prozentig auf den Prototypenbau und damit auf den Proof of Concept konzentrieren zu können. Zudem unterstützen sie regionale Inkubatoren und Wirtschaftsnetzwerke bei der Suche von Projektpartnern.
Ihre Rolle als One-Woman-Unternehmerin hat Doris Korthaus heute hinter sich gelassen. Im Unternehmen sind mittlerweile auch zwei Vertriebs-, ein Entwicklungsingenieur und ein Informatiker tätig. Letztere arbeiten derzeit an einer Ausbaustufe des Produkts. Mithilfe von KI soll die Wartung der Pumpen im Vorhinein geplant werden können; Bauteile sollen spezifisch anpassbar sein. Das Team von KD Pumpen zeichnet sich durch Menschen mit gleicher Denkweise aus, die ein hohes Maß an Idealismus motiviert – auch, wenn es natürlich darum geht: „Ich mache das, um langfristig davon leben zu können.“
Sonntag wird nicht gearbeitet
Bei allem Idealismus gibt es goldene Regeln, um sich selbst zu schützen und eine Balance im Leben zu halten: „Gründen ist auch eine Frage der Organisation. Gründen ist nicht alles, Privatleben gehört auch dazu. Ich lebe nicht nach dem oft zitierten ‚selbstständig‘ heißt ‚selbst‘ und ‚ständig‘.“, so Doris Korthaus. „Natürlich geht das Licht nicht immer um 18 Uhr aus und Samstag ist auch Arbeitstag. Meine magische Regel lautet aber: Sonntag wird nicht gearbeitet.“
Vielleicht motiviert diese Geschichte auch andere Gründerinnen und Gründer. Und wirkt wie dieser „schönste Moment“ damals bei Doris Korthaus, als sie nach dem BA-Studium „Anerkennung bekam von jemandem, der Ahnung hatte, der das wertschätzen konnte, was ich geleistet habe“. Das „tut gut“, sagt Doris Korthaus und muss eigentlich los zu ihrem nächsten Kontakt – einem Biogas- und Kläranlagenbetreiber. Nicht aber, ohne uns vorher noch einen letzten Ratschlag mit auf den Weg zu geben: „Wichtig bei einer Gründung ist vor allem Zielstrebigkeit und der Glaube an sich selbst und die eigene Sache. Häufig ist dies ein innerer Reifeprozess, welcher bei manchen Gründerinnen und Gründern auch erst nach der Gründung und mitten im Geschehen beginnt. Ich sehe aktuell in meinem Umfeld, dass es gerade dann und in Krisenzeiten wichtig ist, nicht den Glauben an sich selbst und die Sache zu verlieren. Mein innerer Reifeprozess hat länger gedauert. Ich brauchte noch ein ganzes Master-Studium mehr.“ Damit geht es nun aber wirklich weiter zum nächsten möglichen Auftraggeber.
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