Sabine Oberpriller: Das ist auch ein Tipp, den ich weitergeben kann an Gründer, wirklich sich auf die Stärken zu konzentrieren und alles andere, was man nicht so gut kann, abzugeben.
Fabio Gressies: Willkommen zu einer neuen Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts. Sabine, es ist total schön, dass du zu uns nach Köln gekommen bist. Ich habe ja so ein bisschen Vorinfos von dir bekommen und da gibt es zwei Bausteine und die würde ich von dir jetzt gerne einfach mal offengelegt haben. Erzähl mir, was du so tust!
Sabine Oberpriller: Genau, also ich gehe eigentlich im Moment zwei Wege, das heißt, ich habe einmal eine kleine Kreativagentur, die mich dabei unterstützt, mein eigentliches Vorhaben - Alpha Laboratories - umzusetzen, das heißt, dadurch, dass ich dort noch ein bisschen mehr dazuverdienen kann, kann ich auch dieser ganzen Forschungsidee mit dem nachhaltigen Nagellack, die ich im Moment habe, erst richtig nachgehen. Beide Sachen ergänzen sich eigentlich im Moment bei mir und unterstützen sich auch gegenseitig.
Fabio Gressies: Sabine, dann würde mich jetzt an der Stelle total interessieren, was hat es mit deinem Nagellack auf sich? Wie kam das Ganze ins Rollen? Wo kam die Idee her und was hat es damit eigentlich auf sich?
Sabine Oberpriller: Also erst mal muss man, glaube ich, sagen, es gibt ja auf dem Markt zwei verschiedene Nagellackprodukte, also einmal hat man natürlich auf der einen Seite die Drogerieprodukte, die sehr, sehr günstig sind und auch für den Endanwender sehr leicht anzuwenden und auch zu erwerben sind und auf der anderen Seite hat man die Nagelstudios. Die bieten auch professionellere Anwendungen an, das heißt, man hat hier auch teurere Produkte und Produkte, die länger auf dem Fingernagel halten, währenddessen wir in der Drogerie die Produkte haben, die nicht wirklich lange auf dem Fingernagel halten und teilweise auch sehr stinken, muss man schon sagen und auch nicht wirklich nachhaltig oder gesund sind, aber das trifft auch tatsächlich auf beide zu. Und als ich mir das ein bisschen näher angeschaut habe, habe ich auch gemerkt, kann man nicht vielleicht die Vorteile beider Produkte in sich vereinen und daraus ein neues Produkt erschaffen? Und mit dem Gedanken bin ich quasi damals an die Hochschule Niederrhein herangetreten und habe da meine Idee vorgestellt. Die Hochschule Niederrhein war auch super offen dafür, da bin ich auch total glücklich darüber. So kam auch schon die erste Idee für ein gemeinsames Projekt zustande, das war 2020. Und da hatten wir dann auch schon in dem ersten Projekt es tatsächlich geschafft, ein Produkt zu gestalten, das die Vorteile oder viele Vorteile, sage ich mal besser so, beider Produktbereiche in sich vereint und auch schon ein paar negative Eigenschaften ausschließt und das war quasi der Start, in die Richtung zu gehen, okay, vielleicht können wir später auch noch ein paar Inhaltsstoffe nachhaltiger gestalten. Und das ist quasi der Schritt, mit dem wir jetzt gerade zugange sind.
Fabio Gressies: Wie sieht das denn aus im Bezug der Nachhaltigkeit? Was habt ihr da bisher für Fortschritte gemacht, um zu sagen, unser Produkt ist wirklich besser und vor allem auch nachhaltiger als das, was es bisher auf dem Markt gibt?
Sabine Oberpriller: Also Nachhaltigkeit ist ja ein Riesenpunkt und da konnten wir das tatsächlich jetzt auch schon schaffen, dass wir zwei von fünf der größten Inhaltsstoffe des Nagellacks biogen gestalten konnten, das heißt, sie sind aus nachhaltigen oder nachwachsenden Rohstoffen und das ist eigentlich schon ein großer Bereich, würde ich sagen und wenn wir Glück haben, können wir vielleicht noch einen Anteil der Zusammensetzung biogen gestalten, aber das ist noch offen.
Fabio Gressies: Und das ist ein Alleinstellungsmerkmal, wenn ich das so verstehen kann, dass es die Produkte, die es bisher gibt, bisher nicht haben?
Sabine Oberpriller: Genau. Also gerade im Bereich der lichthärtenden Lacke ist das wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, weil dort ist noch nicht so viel passiert.
Fabio Gressies: Kannst du dich noch ein bisschen an diese erste Idee erinnern, wo du das Gefühl hattest, oh, hier ist irgendwas, hier könnte ich vielleicht…hier habe ich eine Nische gefunden, hier habe ich ein Produkt, was man besser machen kann. Was ist da in dir passiert? War das von heute auf morgen so, boah, das muss ich jetzt angehen, das muss ich jetzt machen?
Sabine Oberpriller: Also tatsächlich ist das irgendwie innerhalb von ein paar Minuten gekommen. Ich saß damals im Zug, das weiß ich noch. Und ich habe mir da ein bisschen mehr Gedanken um dieses Thema gemacht und habe dann gedacht, hey, eigentlich ist das gar nicht so eine schlechte Idee und ich weiß ja, wie blöd die Eigenschaften dieser Produkte teilweise sind und habe dann meine Finger angeguckt und dachte mir, warum gehe ich nicht ein bisschen mehr diesem Problem nach und forsche da noch mehr? Und so kam dann auch die Idee zustande und dann auch irgendwann der Gedanke, warum probierst du es nicht einfach mal aus und gehst an eine Hochschule oder stellst dein Produkt draußen vor, fragst andere Leute nach deren Meinung? Das war eigentlich der Start dieser ganzen Sache.
Fabio Gressies: Es ist ja oft so, dass wir Ideen haben. Den ganzen Tag über kommen uns irgendwelche Gedanken in den Kopf und Dinge, die man machen könnte, Dinge, die man besser machen könnte. Wieso bist du drangeblieben? Wieso stehst du heute immer noch morgens auf und sagst, ich mache weiter?
Sabine Oberpriller: Also ich würde sagen einmal ist es natürlich wichtig, dass man sich sehr gut informiert über das Thema, über die Problematik und was es da vielleicht für Potenzial noch gibt und dann ist es, glaube ich, auch wichtig, dass man Leute um sich herum fragt, nach der Meinung oder hey, wie siehst du das? Ist das vielleicht ein blöder Gedanke von mir? Siehst du das vielleicht genauso? Und wenn dann auf einmal die Mehrheit der Personen um einen herum sagt, das ist echt eine coole Idee, warum machst du es nicht einfach? Dann fühlt man sich natürlich bestärkt und wagt dann auch den nächsten Schritt. Und ich glaube, das ist auch das, was die Motivation dann anstachelt.
Fabio Gressies: Also, wie wichtig ist dein Umfeld, in dem was du tust?
Sabine Oberpriller: Das Umfeld ist eigentlich superwichtig, weil, es pusht dich auch. Es gibt ja auch schlechte Phasen irgendwann oder auch immer wieder und wenn das Umfeld dann nicht stimmt und dich runterzieht, dann wäre das sehr kontraproduktiv. Deswegen, ich sehe das schon als wichtig, dass es Leute um einen herum gibt, die dich pushen, die dich auch wieder da rausziehen, wenn es Probleme gibt oder dich wieder ermutigen.
Fabio Gressies: Du hast es gerade so ein bisschen angeschnitten, wie gehst du denn mit Phasen um, wo es ein bisschen schwieriger ist?
Sabine Oberpriller: Ich glaube, wenn man in so einer Phase ist, dann muss man sich erst mal wieder ein bisschen beruhigen, sich entsinnen und quasi an das denken, was man bisher schon erreicht hat. Und ich glaube, das ist das, was einen dann auch wieder ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen oder den übernächsten Schritt zu gehen.
Fabio Gressies: Wie wichtig, würdest du denn sagen, ist das Kundenfeedback?
Sabine Oberpriller: Total wichtig, weil, der Kunde ist eigentlich der, der am Ende das Produkt kauft. Wenn ich nicht auf den Kunden höre, meiner Meinung nach, dann habe ich eigentlich schon verloren.
Fabio Gressies: Also dieser Spruch „Der Kunde ist König“ trifft da auch zu, sodass du sagst, es muss in erster Linie einfach dem Kunden gefallen und es muss funktionieren?
Sabine Oberpriller: Ja, total.
Fabio Gressies: Wie ist es da in dem Bezug - ich meine die Beauty-Industrie ist ja auch ein sehr hart umkämpfter Markt, es gibt einige große Konzerne, die viel steuern, die viel Macht und Einfluss haben - wenn man als kleiner Neuanfänger reinstartet?
Sabine Oberpriller: Das stimmt. Der Beauty-Markt ist auf jeden Fall riesig und man muss sich definitiv behaupten, nur, ich glaube, dadurch, dass wir durch Social Media so viele Möglichkeiten haben - auch als kleines Business oder als kleines Start-up - kann man da schon viel erreichen, vor allem jetzt im Bereich der Nachhaltigkeit. Das sind auch so Themen, wo große Firmen noch ein bisschen länger Zeit brauchen und wir Start-ups, glaube ich, sind da einen Schritt voraus, also wir können den großen Firmen quasi fast schon etwas vormachen und zeigen, in welche Richtung man gehen könnte und ich sehe da auch einen großen Vorteil darin.
Fabio Gressies: Das kann ich total nachvollziehen. Wie sieht es denn bei dir aus mit dem Standpunkt NRW? Wie happy bist du, dass du in NRW angesiedelt bist?
Sabine Oberpriller: Ich bin ja eigentlich gebürtige Bayerin, das heißt, ich komme gar nicht wirklich von hier, aber ich sehe tatsächlich auch einen Riesenvorteil in NRW. Es ist alles wirklich viel mehr connectet, man hat hier viel mehr Möglichkeiten. Ich habe das Gefühl, gerade im Bereich der Förderungen wird einem viel geboten. Ich sehe hier auch für die nächsten Jahre viel Potenzial für mein Business.
Fabio Gressies: Das ist doch super. Kannst du dich noch an die Zeit erinnern, wo du das Gründerstipendium damals bekommen hast? Das ist ja auch eine Riesenmöglichkeit, dass man monatlich Geld bekommt, um sich wirklich auf seine Arbeit konzentrieren zu können. Weißt du noch, wie es damals war, als du es bekommen hast oder durch diesen Prozess durchlaufen hast?
Sabine Oberpriller: Das weiß ich noch ganz genau. Ich bin nämlich darauf aufmerksam geworden über ein Startup-Hub bei uns in Leverkusen, das Probierwerk. Dort hatte ich auch mein Büro gefunden. Die haben mich ermutigt, da mitzumachen. Das war für mich eigentlich eine Kehrtwende, das heißt, das hat alles so ein bisschen ins Rollen gebracht. Ich habe dann kurz nach dem Pitch dort auch am nächsten Tag schon die Zusage bekommen. Das war eine Riesenbestätigung für mich und auch eine Erleichterung, weil, ich musste mich dann ein Jahr lang nicht um mein Einkommen kümmern und konnte mich dann ganz auf das Business konzentrieren. Kann ich nur empfehlen, das auch zu machen, wenn man gründen möchte.
Fabio Gressies: Dann würde mich an der Stelle jetzt total interessieren, was hat es mit deiner ZENIT-Förderung genau auf sich? Was beinhaltet das? Was ermöglicht dir das Ganze?
Sabine Oberpriller: Also die ZENIT GmbH hat mir damals geholfen, eine Förderung leichter zu bekommen, das ist die MID-Analyse, das ist eine Werkstoffstudie, die ich mit der Hochschule Niederrhein im Moment durchführe und dadurch bekomme ich dann auch 80% der Kosten wiedererstattet. Das heißt, man kann da als Gründer einfach hingehen, fragen und sich Unterstützung holen und die helfen dann dabei, vor allem, weil die Antragserstellung doch ziemlich umfangreich und auch kompliziert sein kann.
Fabio Gressies: Du hast ja den ZENIT-Innovationspreis bekommen. Kannst du mich da mit auf diese Reise nehmen? Wie war das für dich? Wie kam das überhaupt zustande und was hat das mit dir und auch deinem Vorhaben gemacht?
Sabine Oberpriller: Also ich muss echt sagen, der 3. Platz, den ich durch den ZENIT-Innovationspreis gewonnen habe, der hat mich in einem Schritt eigentlich noch mal richtig weit nach vorne gebracht, weil ich dann auch plötzlich die mediale Aufmerksamkeit bekommen habe. Und das hätte ich eigentlich gar nicht erwartet. Ich habe mich da beworben einfach mit der Idee, hey, ich kann da mein Produkt, meine Idee noch ein bisschen weiterverbreiten, mehr darauf aufmerksam machen, aber tatsächlich ist das Ganze noch mal größer ausgeartet und jetzt bin ich auch medialer unterwegs und kann das für mich nutzen, noch mal ein bisschen schneller die nächsten Schritte zu gehen, weil auch Leute von außen auf mich zukommen und auf das Produkt aufmerksam werden und mich darauf ansprechen. Und das hat mir total dabei geholfen.
Fabio Gressies: Aber du hast es geschafft und du hast es vor allem erfolgreich geschafft und jetzt bist du dabei. Wie sieht es denn in deinem Kernteam aus, ihr seid ja drei Leute, wenn ich mich richtig erinnere? Wie arbeitest du mit denen? Wie leitest du das Team? Es ist ja auf der einen Seite auch immer schön zu sagen, ich mache mich selbstständig, ich bin kreativ, aber dann ist da ja auch dieser Part, ich habe da Leute um mich herum, die auch Aufgaben bekommen möchten, die geleitet werden müssen. Wie gehst du damit um?
Sabine Oberpriller: Ja, das ist echt eine gute Frage, weil, im Moment ist es so, also mein Kernteam ist eigentlich hauptsächlich im Bereich der Kreativagentur angestellt, das heißt, ich habe dort die Aufgaben, die sie umsetzen und auf der anderen Seite, im Bereich des Nagellackprojektes, bin hauptsächlich erst mal nur ich beschäftigt und wenn es nebenbei zum Beispiel ein paar administrative Arbeiten gibt, dann kann ich die abgeben. Ich wünsche mir natürlich, dass ich dann vielleicht auch noch einen Mitgründer oder so finde, um das Ganze größer zu machen, aber das ist noch alles offen, wie es weitergeht.
Fabio Gressies: Beim Vorgespräch habe ich jetzt schon mitbekommen, dass du auch immer wieder nach Leuten suchst, die gemeinsam mit dir arbeiten. Wie kann man dich denn am besten kontaktieren? Wie kann man dich erreichen, wenn man sagt, das möchte ich gerne mit dir zusammen machen?
Sabine Oberpriller: Also ich bin natürlich auf LinkedIn oder auch über meine Homepage kann man mich ganz einfach erreichen. Ich würde mich total darüber freuen, weil ich im Moment auch noch Leute suche, also gerade im Bereich der Produktentwicklung steht noch einiges an. Da kann man mich auf jeden Fall gerne anschreiben. Ich bin da sehr offen und freue mich über jede Anfrage und vielleicht ergibt sich da auch eine interessante Kooperation.
Fabio Gressies: Wie sind denn da deine Zukunftsperspektiven, also was ist in deinem Kopf das Szenario, was du dir vorstellst, was du erreichen möchtest, was der Idealfall? Träum einfach mal ein bisschen.
Sabine Oberpriller: Also ich würde mir wünschen, dass ich etwas Größeres auf jeden Fall gründe, quasi eine größere Firma aufbaue. Es muss auch gar nicht mehr unbedingt einzig und allein im Bereich der Beauty- oder Nagelprodukte sein, man kann auch verschiedene Lackbereiche anwenden. Es gibt ja Wandlacke, es gibt – man kennt es ja aus dem Dentalbereich zum Beispiel - die Kunststoffe, die dort ausgehärtet werden, oder auch im Bereich der Frisörbranche, da gibt es auch Möglichkeiten, wo man das Produkt einsetzen kann, wenn es zum Beispiel um Haarverlängerungen geht. Also man kann das auf jeden Fall ausweiten, das Produkt. Ich möchte auch wirklich ein Business aufbauen, das sich dann auch langfristig hält, also ich denke jetzt nicht irgendwie an einen Exit, der nach zwei bis drei Jahren kommt, sondern ich möchte gerne etwas aufbauen, wohinter ich dann auch stehe und was ich dann auch größer machen kann und wachsen lassen kann.
Fabio Gressies: Super! Dann würde ich an der Stelle sagen, vielen Dank für deine Zeit, vielen Dank für den Einblick in deinen Arbeits-, in deinen Schaffensalltag und ich drücke dir die Daumen, dass die Markteinführung und die Produktentwicklung genauso verläuft wie du es dir vorstellst.
Sabine Oberpriller: Vielen Dank auf jeden Fall für die Einladung und vielleicht konnte ich heute Gründer oder Gründungsinteressierte motivieren, selbst zu gründen und vielleicht konnte ich auch ein bisschen inspirieren und das würde mich total freuen.
Fabio Gressies: Und da sind wir am Ende einer weiteren Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts angekommen. Mein Name ist Fabio Gressies und falls du jetzt Lust hast, neue, spannende Gründergeschichten zu hören, kannst du das gerne tun. Du findest den Podcast überall, wo es Podcasts gibt oder einfach unter gründen.nrw. Viel Spaß beim Weiterhören!
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