Das ist, glaube ich, was wir jetzt auch jedem anderen Gründer mitgeben oder jedem, der irgendwie eine Idee hat, ein Unternehmen zu starten, ist, ja, sofort anfangen, ne? Einfach mal machen, aber trotzdem, unterhalt dich mit Leuten, die bereits die Erfahrung haben. Du kannst dir so viele schmerzhafte Lektionen ersparen, wenn du das tust.
Fabio Gressies: Willkommen zu einer neuen Folge des #NeueGründerzeit Podcasts. Mein Name ist Fabio und ich sitz heute mit Lukas und Philipp, den Gründern von „retraced“ im schönen Düsseldorf, in ja eurem lichtdurchfluteten Büro würde ich mal jetzt sagen. Und ich bin total gespannt, was ihr heute zu erzählen habt. Freue mich auf das Gespräch und würde zum Anfang einfach mal danach fragen: Was macht ihr eigentlich? Was macht „retraced“?
Philipp Mayer / Lukas Pünder: „retraced“ ist eine Transparenz- und Nachhaltigkeits-Menschenplattform. Das bedeutet, dass wir damit das Problem lösen wollen, dass Modelieferketten extrem komplex und sehr intransparent sind, weil einfach jedes Unternehmen für sich einen kleinen Teil übernimmt, und dieses Unternehmen gibt’s irgendwo global auf der Welt und ist sehr schlecht mit den anderen Unternehmen vernetzt, mit denen es eigentlich zusammenarbeitet. Und das führt dazu, dass Modeunternehmen, die jetzt immer mehr Druck bekommen, von uns als Verbrauchern mehr transparent und nachhaltig zu werden, vom Staat das Thema Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz ist hier das entscheidende Zauberwort, das heißt Unternehmen werden gezwungen, ab einer bestimmten Größe, das heißt über dreitausend Mitarbeiter und später dann über tausend Mitarbeiter, Verantwortung zu übernehmen und wirklich nachweisen zu können, dass Transparenz und auch Fairness in den Lieferketten besteht. Und das Problem ist aber bei so einer Komplexität, dass das kaum möglich ist. Und genau dieses Problem wollen wir lösen mit „retraced“, dass wir also eine Plattform bieten, über die Daten eingesammelt werden kann aus den Lieferketten, darüber natürlich auch die Transparenz und die Übersicht zu bekommen, was eigentlich passiert. Diese Daten dann auszuwerten und entsprechend weiter zu verarbeiten und dann schlussendlich mit dem Staat, mit dem Verbraucher, mit dem Businesspartner zu teilen, um entsprechend all seinen Verantwortungen und Pflichten im Bereich Compliance Management nachzukommen.
Fabio Gressies: Vielleicht möchte einer von euch mal so ein bisschen den Beginn von „retraced“ zurück zum Anfang bringen und sagen, wie es losging.
Philipp / Lukas: Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren ging’s los, aber eigentlich haben wir ursprünglich, mit unserer eigenen Mode- und beziehungsweise Schuhmarke, namens Cano, vor 5 Jahren gestartet, sind so in die Modeindustrie eingestiegen und haben relativ schnell gemerkt, dass sehr, sehr viel Transparenz fehlt. Also wir wissen sehr, sehr wenig über die Kleidung, die, oder um Schuhe, die wir tragen und wir wollten das bei unserer eigenen Schuhmarke anders machen. Wir wollten genau zeigen, eben wo unsere Schuhe produziert werden, von wem, welche Materialien, wie die Materialien prozessiert wurden und das eben dem Endkonsumenten zeigen, sodass der Endkonsument dann wirklich guten Gewissens diese Kaufentscheidung treffen kann.
Fabio Gressies: Wie brutal ist denn diese Wahrheit, wenn man sich wirklich in der Modeindustrie mal so ein bisschen einliest und wirklich guckt, wo kommen die Sachen denn her? Weil es gibt ja, keine Ahnung, jeden Monat gibt’s irgendwie einen neuen dicken Artikel, dass irgendwie ein Lagerhaus im Ausland zusammengefallen ist, weil die Arbeitsbedingungen super schlecht waren. Also, aber wie ist es wirklich?
Philipp / Lukas: Ja, ich würde sagen, das ist die Spitze vom Eisberg. Das ist das, was halt so zu uns rüberkommt. Es ist, glaube ich, einfach das Grundproblem, dass die Machtverhältnisse in der Industrie sehr wenig verteilt sind, und entsprechend sehr hart verhandelt wird, was Margen angeht, was wirklich Preise angeht für Produkte. Das ermöglicht uns hier, dass wir die T-Shirts für zwei Euro kaufen können, aber die Rechnung zahlt entsprechend jemand anders. Und das sind dann entsprechend die Firmen, die in Südostasien sitzen, die in Afrika sitzen, wo die Rohmaterialien herkommen oder die Produkte selbst zusammengenäht werden, da sind einfach die Arbeitsbedingungen noch sehr, sehr schlecht. Es tut sich allerdings sehr, sehr viel. Das muss man dazu sagen, also so wie es grade ist, ist es nicht gut, aber man merkt wirklich, über die letzten ein, zwei Jahre, dass ein extremes Umdenken stattfindet, bei wirklich fast allen Unternehmen, zumindest mit denen wir reden, dass einfach das Interesse sehr groß ist, das Feld aufzuräumen. Das wird viel Arbeit, aber wir sind da auf einem guten Weg.
Fabio: An der Stelle würde mich jetzt nämlich interessieren: Ihr seid ja auch schon, könnte ich mir vorstellen, für das ein oder andere Großunternehmen, was nicht unbedingt möchte, dass die Lieferkette öffentlich gemacht wird, so ein kleiner Dorn im Auge, oder? Wenn wir jetzt so ein Riesen-Unternehmen haben, dass T-Shirts für zwei Euro hier in Deutschland verkauft, könnte ich mir vorstellen, dass die sagen „Es muss gar nicht unbedingt, irgendwie jetzt so öffentlich gemacht werden, wo das alles herkommt“, oder?
Philipp / Lukas: Genau, also man hat bei unserer Lösung immer die Option, das öffentlich zu machen, dem Endverbraucher zu zeigen, man muss es aber nicht. Man kann unsere Lösung eben nutzen, um erstmal für sich selber erstmal einen Überblick zu bekommen: Wer sind denn die verschiedenen Lieferanten, mit denen ich arbeite? Was halten die bereits für Standards ein? Und wenn ich diese ganzen Informationen eingesammelt hab, wenn ich erstmal für mich selber ein Bild darüber gemacht habe, wie sieht meine Lieferkette eigentlich aus, dann kann ich mich aktiv dazu entscheiden und sagen: „Gut, jetzt möchte ich auch diese Informationen an den Endverbraucher weitergeben.“ Wir sind aber keine, ich sag mal, öffentliche Plattform, wo man die Lieferketten von jedem Unternehmen, was irgendwie Teil von „retraced“ ist, einsehen kann, sondern das ist quasi unsere Extrafunktion, die dann halt, das Marketing gerne nutzt, um eben zu zeigen, was bereits für gute Maßnahmen in Lieferketten gemacht werden. Um halt dann eben auch mehr Vertrauen zum Endkonsumenten her zu verschaffen, dass sie eben sicher gehen können, dass das Produkt nachhaltig und fair produziert wurde. Grade ungefähr fünfzig Prozent unserer Kunden, die, die nutzen unsere Lösung fürs Marketing, aber die anderen fünfzig Prozent der Kunden nutzen es auch wirklich erstmal nur für ihr Lieferkettenmanagement.
Fabio: Also seid ihr auch total optimistisch gestimmt, dass das so, so global, sich einfach verändern wird, dass es vielleicht irgendwann der Punkt gibt, wo es T-Shirts überhaupt nicht mehr für zwei Euro gibt, weil es einfach, weil dieser gesellschaftliche Druck vielleicht auch so groß wird, dass die Leute sagen: „Wir können das auch einfach gar nicht mehr vereinbaren mit unserem Gewissen“, oder dass das immer irgendwie noch Teil unserer Gesellschaft sein wird?
Philipp / Lukas: Also ich bin gespannt, ich habe dazu keine finale Meinung, ich glaube, was sehr wichtig ist, dass die Leute anfangen zu verstehen, was sie mit einer bestimmten Kaufentscheidung bewirken. Also, was der Einfluss dieses Kaufes ist, und ich glaube in dem Moment, wo das den Leuten klar wird, wird sich auf jeden Fall ein Shift entwickeln, dass Leute mehr und mehr dann auch darauf achten, was sie eigentlich kaufen. Gerade ist es den Leuten gar nicht bewusst, die Leute wissen nicht, was sie da kaufen und was sie damit, sage ich mal, bewirken und welchen Einfluss sie auch auf die, auf die Welt haben, beziehungsweise auf die Lieferketten, die hinter diesen Produkten stecken. Und das ist natürlich ein Ziel von uns, dass wir sagen, indem wir diese Transparenz bieten, zeigen, was für ein Produkt das ist und wo das herkommt, dass wir darüber es auch schaffen, indirekt oder sogar direkt, die Kaufentscheidung der Verbraucher mitzubeeinflussen.
Fabio: Ich find das ein schöner Punkt, grade weil es um Verantwortung geht. Wie, wie ist denn jetzt der Prozess, wenn man sagt: „Wir haben da irgendwie eine coole Idee, wir wollen die Welt so ein bisschen besser machen, wollen wirklich was Gutes tun, wie macht man daraus ein Unternehmen? Wie funktioniert sowas? Wo fängt man da an?
Philipp / Lukas: Ich würde sagen, einfach mal machen. Ist im Regelfall ein guter Ansatz. Ja, es ist natürlich nicht ganz so einfach, bei Cano ist es genauso gekommen, wir hatten halt die Idee, was gemeinsam zu starten und haben einfach mal losgelegt. Dabei lernt man dann sehr schnell und sehr hart, dass nicht immer alles so einfach ist. Bei „retraced“ war es natürlich dann deutlich einfacher, weil wir die ganze Gründungserfahrung schonmal durchlebt haben. Wir haben dann schnell gewusst, dass Themen wie Rechnungswesen sehr relevant sein können und wenn man sie nicht beachtet, einem auch ganz schnell die Beine brechen und haben von vornherein die Firma, sage ich mal, auf den „Learnings“, die wir mit Cano gemacht haben, versucht so effizient wie möglich umzusetzen. Das hat dann deutlich besser geklappt. Anders als bei Cano war vor allem das Thema Geld, wie gesagt, super relevant, weil bei „retraced“ einfach die Plattformentwicklung, also das eigentliche Produkt, extrem aufwendig ist und entsprechend viel Aufwand und auch Geld investiert werden muss, um so eine Plattform zu schaffen, dass es auch wirklich den Brands und Lieferanten hilft, besser zu kommunizieren, besser Daten auszutauschen und wirklich auch die Transparenz zu bringen, die wir irgendwo versprechen.
Ja, und vor allem, was wir gelernt hatten, war: netzwerken, netzwerken, netzwerken. Wir haben anfangs, als wir mit Cano angefangen haben, haben wir gedacht: „Ja, wir können das alles selber, also kann ja nicht so schwer sein, so ein Unternehmen zu gründen.“ Und haben da sehr, sehr viele schmerzhafte Erfahrungen machen müssen und haben dann irgendwann gedacht: „Okay, vielleicht sollten wir mal anfangen uns mit Leuten zu unterhalten, die halt schon gewisse Erfahrungen gemacht haben.“ Und seitdem wir das tun, haben wir sehr, sehr viel gelernt und viele Dinge laufen deutlich besser.
Man hat irgendwo Innovationen in seinem Produkt, in seiner Geschäftsidee, aber man muss nicht für alles das Rad neu erfinden. Es gibt für viele Sachen gibt’s schon gute Lösungen, sprech mit den Leuten, die es wissen und nutze es für dich.
Fabio: Gründen ist ja irgendwie so ein Thema was, was in den letzten Jahren total, ja viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Jeder will Gründer sein, jeder will ein Unternehmen haben, jeder möchte sein eigener Chef sein. Woher kam das bei euch, dieser Wunsch zu sagen: „Hey, wir, wir wollen gründen, wir wollen es wirklich machen!?
Philipp / Lukas: Also bei mir kam das daher, dass mein Vater auch selbstständig war, sein ganzes Leben lang und ich ihn immer sehr dafür bewundert hab. Vor allem, wie er es dadurch auch geschafft hat, die Familie und, und die Arbeit quasi so unter einen Hut zu bringen. Es war natürlich trotzdem schwierig auch zu sehen, in den Zeiten, wo es dann auch mal nicht gut läuft, dass er trotzdem immer wieder aufgestanden ist, immer wieder sich neu motiviert hat, immer wieder nach vorne geprescht ist, „ja ok, morgen ist ein neuer Tag, morgen geht’s weiter, dann wird’s halt was Anderes“, und für mich war das von Anfang an irgendwie so gegeben, dass ich auch so sein möchte wie mein Papa. Und da hinzukommt dann noch, dass natürlich während des Studiums macht man verschiedene Praktika, macht Erfahrungen dann auch bei großen Unternehmen und mir hat da immer ein bisschen gefehlt, dass ich wirklich so einen großen Einfluss auf das Unternehmen haben kann. Das fand ich für mich immer selber sehr frustrierend und habe gesagt: „Okay, wenn ich irgendwie selbstständig bin, dann bin ich so selbstbestimmt, da kann ich genau entscheiden, was möchte ich machen?“, und das kann auch wirklich dann eben Einfluss haben, und ich sehe dann, dass, ja, man kommt dann jeden Morgen dann eben ins Büro und man sieht, okay hier ist was entstanden. Und, was man quasi selber gestartet hat und das ist sehr, sehr, also gibt sehr, sehr viel zurück.
Ja das ist, glaube ich so ein bisschen das Thema Verantwortung übernehmen. Das war glaube ich für uns immer sehr, sehr wichtig und wir haben das gemerkt als wir zusammen mal in einem Konzern, hier in Düsseldorf, ein Praktikum gemacht haben, parallel. Und wir hatten dann gesagt, ja wir wollen selber was aufbauen, das selber kreieren und selbst Verantwortung übernehmen für das, was wir eigentlich machen und da ist Gründen dann wahrscheinlich der beste Weg, um das ganz schnell zu ermöglichen.
Fabio: Aber das ist immer dieser schmale Grat, wo ich mir denke, wenn man all das auch irgendwie dann schon weiß, was da so auf einen zukommt, dann fängt man vielleicht gar nicht an, deshalb ist manchmal auch gut, dass man einfach so voll vor die Wand läuft. Dann wird man irgendwie so wachgerüttelt und merkt so: „Ah okay, vielleicht machen wir das Nächste…“, aber man hat's zumindest gemacht, man hat nicht einfach dann auf der Couch das zweite Bierchen dann aufgemacht und gesagt „gut dann belassen wir es einfach bei der Idee“. Und wenn man vielleicht einen großen Erfolgsmoment aus den letzten fünf Jahren, irgendwas wo ihr das Gefühl habt so „ey wir sind hier wirklich auf einem Weg und wir müssen einfach nur weitermachen“, gibt’s da irgendwo einen Moment wo?
Philipp / Lukas: Ich glaube, das ist morgens, wenn wir hier ins Office reinkommen, das ist für mich so ein Moment, dass, gut ich bin auch immer der Letzte, der kommt, aber dass halt hier ein Office ist, wo Leute sitzen, wo man sagt, das basiert auf der Geschäftsidee, die wir die letzten fünf Jahre mit viel Tränen, Schweiß und Blut aufgebaut haben. Wir können damit Gehälter zahlen. Wir können Leute damit finanzieren. Wir übernehmen die Verantwortung für die ja auch irgendwo. Dass wir schauen, dass diese Firma auch weiter bestehen bleibt und nachhaltig auch wirtschaftet, und das bringt super viel Energie mit und sehr viel Freude, also da weiß man dann, wofür man arbeitet.
Absolut. Ich seh das eins zu eins genau so. Für mich aber der aufregendste Moment war aber eigentlich im April als ich nach Pakistan geflogen bin. Wir haben mittlerweile einen der größten Jeans-Produzenten der Welt als Kunden von uns. Und halt zu sehen, wo wir angefangen haben und wo wir jetzt sind, mit welchen Unternehmen wir zusammenarbeiten und dann auch wirklich halt in Pakistan auf einem Baumwollfeld zu stehen, das war schon ziemlich cool, und vor allem auch zu sehen, dass man halt einen positiven Einfluss haben kann. Das glaube ich.
Fabio: Was mich jetzt noch total interessiert, wie ist denn das so, Leute zu führen? Ich meine, also wie ist das, auch Chef zu sein?
Philipp / Lukas: Ja, also der Alltag hat sich auf jeden Fall stark verändert. Ich glaube, das kann man auf jeden Fall mal festhalten. Als wir wirklich so eine kleine Einheit waren, mit drei, vier Leuten, wo wir die ersten einzelnen Mitarbeiter hatten, jeder hatte seinen Bereich und man war wirklich voll auf seinen, auf seine Aufgaben konzentriert. Mittlerweile ist es wirklich so, dass mindestens fünfzig, sechzig Prozent unserer Zeit nur damit, ich sag mal genutzt wird, überhaupt Leute irgendwie zu unterstützen, und ich würde gar nicht sagen, dass wir irgendwie, wir führen die oder es geht darum, dass wir die managen, sondern es ist vielmehr, dass wir denen dabei helfen, dass sie ihre Aufgabe besser machen können. Und dieser Gedankenschritt, zu verstehen „ey alleine schaffst du es nicht mehr, du brauchst das Team und du musst sicherstellen, dass das Team zu hundert Prozent funktioniert und arbeiten kann“, das ist glaube ich für uns der wichtigste Schritt gewesen über die letzten Monate, wo wir gemerkt haben „okay, darüber können wir es wirklich schaffen diese Firma voranzubringen“.
Fabio: Wie wichtig war denn für euch im Aufbau des Unternehmens so eine Unterstützung, wie das Gründerstipendium NRW?
Philipp / Lukas: Also wir sind sehr, sehr dankbar für die Unterstützung, die wir bekommen haben, von NRW, aber auch von der Stadt Düsseldorf hier, da gibt’s das KomKuK, das ist die, also das ist ein Teil der Wirtschaftsförderung, wo wir eine sehr enge Beziehung zu haben. Und das Gründerstipendium, was du grade angesprochen hast, das hat uns natürlich am Anfang sehr, sehr viel geholfen, weil im ersten Jahr ist man nicht profitabel, ist auch jetzt immer noch nicht profitabel, jetzt haben wir mittlerweile Investoren, können uns ja mithilfe des Investorengeldes eben ein gewisses kleines Gehalt zahlen. Darüber hinaus haben wir dann auch noch Geld von der NRW.BANK bekommen, die eben auch sehr bereit dafür ist, jungen Unternehmen Förderkredite zu geben, beziehungsweise in dem Fall ist es ein Wandeldarlehen, was wir bekommen haben, das heißt die NRW.BANK wird sogar Teil quasi unserer Investoren, in ja Investierungsrunde und jetzt grade im letzten Jahr, was ja durch die Pandemie sehr geprägt wurde und vor allem auch die Modeindustrie sehr, sehr stark getroffen hat, hatten wir natürlich auch finanzielle Probleme und da ist die NRW.BANK eben auch eingesprungen und hat uns unterstützt. Ich finde das gut, wie Nordrhein-Westfalen das so macht.
Fabio: Wie sieht denn das so aus, wenn es auf dem Bankkonto leer wird? Wenn man sagt „wir bräuchten da mal wieder so ein bisschen Kapital, um die nächste, um das nächste Produkt umzusetzen. Die Programmierer müssen bezahlt werden.“ Wie sammelt man Geld ein? Wie findet man Investoren?
Philipp / Lukas: Ich glaube, das hängt immer so ein bisschen davon ab, an welcher Stelle man mit seinem Start-up ist. Ich glaube der Prozess wird vor allem immer länger je mehr Geld dann auch im Raum steht, weil natürlich immer mehr Sicherheiten auch gegeben werden müssen, die Firma ja auch schon deutlich weiter ist, entsprechend auch viel mehr ausgewertet werden kann, wo man eigentlich steht, wie weit das Produkt ist und wo die Reise hingehen soll. Dementsprechend sollte man ausreichend Zeit einplanen, um nicht auf dem Weg zu verhungern.
Ich glaube, hier ist das Thema Netzwerken wieder super relevant. Also wir, von dem NRW Gründerstipendium hätten wir niemals erfahren, wenn wir nicht mit anderen Start-ups im Kontakt gewesen wären, die uns dann davon berichtet haben und das Gleiche mit dem Wandeldarlehen der NRW.BANK, also gerade hier in NRW gibt’s eben super, super viel, von dem man erstmal nicht weiß, wenn man sich nicht damit beschäftigt, aber gibt’s glaub ich sehr, sehr viele Wege, um an Geld zu kommen.
Fabio: Dann träumt doch vielleicht einfach mal so ein bisschen mit mir. Wo wollt ihr hin? Was ist euer Ziel? Was ist die große Vision, die hinter „retraced“ steht?
Philipp / Lukas: Genau die große Vision, die wir haben, ist es halt, die Nachhaltigkeitsmenschenplattform für die Modeindustrie zu werden. Bisher arbeiten wir viel mit nachhaltigen Modebrands schon zusammen, aber richtig spannend wird es erst, wenn man in den konventionellen Markt kommt, wo man halt, wo es viel Volumina gibt, da, wo du wirklich Impact haben kannst. Das heißt, wenn du da es schaffst, die Lieferketten nachhaltig zu verbessern, was die soziale und die ökologische Nachhaltigkeit angeht, dann hat man wirklich einen Impact und dann können wir, glaube ich, stolz sein über das, was wir geschafft haben. Dahin ist es noch ein weiter Weg. Schön ist zu sehen, dass eben diese Veränderung im Markt bereits stattfindet. Wir sind viel in Gesprächen mit konventionellen Modemarken, die ja wirklich sich verbessern wollen. Ja unsere Vision ist es eben, diese eine Plattform zu werden, für die Modeindustrie.
Vielleicht dazu noch, „retraced“ funktioniert wie ein Netzwerk. Das heißt jedes Unternehmen hat ja ein eigenes Profil, und indem man sich mit einem Profil eines anderen Unternehmens vernetzt, kann man auf die Informationen des anderen Profils zugreifen. Und das Schöne ist ja hierbei, dass je mehr Unternehmen Teil dieser Plattform werden, dass jeder Einzelne auch mehr daraus mitnehmen kann. Und da ist auch gerade wieder dieser Plattform oder Netzwerk-Gedanke, der für uns natürlich eine große Rolle spielt, dass wir es hier schaffen können, wirklich ganz viele Lieferanten und Modeunternehmen zusammenzubringen, auch auf Augenebene miteinander zu reden und Daten auszutauschen. Denn dieser Kommunikationsstrom fließt ja nicht nur aus den Lieferketten nach oben zum Verbraucher, sondern er fließt ja eigentlich auch vom Verbraucher runter wieder in die Lieferketten rein. Was ist denn überhaupt gewünscht? Welche Produkte sind überhaupt relevant? Wo kommen meine Produkte überhaupt hin? Wo werden sie verkauft? Und wo kommen sie vielleicht auch irgendwann wieder bei mir an? Wenn es Richtung Recycling, Circularity und so geht, um auch mehr Ressourcen weiter schonend zu nutzen und entsprechend neue Produkte wieder einfließen zu lassen.
Fabio: Das ist gut. Ihr macht gute Sachen Jungs.
Dann würde ich an der Stelle sagen, dass ich mit meinen Fragen an einem Punkt angekommen bin, wo ich sage „ich bin zufriedengestellt“. Und ich bedanke mich ganz herzlich bei euch, Lukas, Philipp. Danke für die Einblicke in euren Arbeitsalltag, den Einblick in „retraced“. Und ich glaube, dass ja nicht nur ich heute mit viel neuen Informationen und neuem Input nach Hause gehen darf. Danke für das Gespräch.
Philipp / Lukas: Vielen Dank. Wir haben zu danken. Hat Spaß gemacht.
Fabio: Das war's für heute. Wir sind am Ende einer weiteren Folge angekommen, und falls du jetzt Lust auf mehr hast, dann findest du den #NeueGründerzeit Podcast auf der Podcastplattform deiner Wahl. Und wir freuen uns, wenn du wieder einschaltest.
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