Michael W. Nimtsch: So ein Unternehmen wird immer Probleme bekommen, auf die eine oder andere Art. Ich sage immer, Probleme sind dazu da, dass man sich hinsetzt, dass man sie analysiert und dann managet.
Fabio Gressies: Willkommen zu einer neuen Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts. Michael, ich finde es total schön, dass du hier bist, auch wenn es noch ein bisschen stürmisch in Köln ist, habe ich das Gefühl, du hast mir einiges zu erzählen.
Du bist ja der Co-Founder von Trailer Dynamics und vielleicht fangen wir einfach am Anfang der Reise an, wie kam es dazu, dass du gesagt hast, ich glaube wir müssen da eine neue Firma gründen und die Welt so ein bisschen verändern?
Michael W. Nimtsch: Hallo Fabio, ich freue mich, dass ich da bin. Ja, ich habe 2014 begonnen, mich in Start-ups zu investieren und Ende 2017 habe ich meinen Partner Abdullah Jaber kennengelernt. Und Abdullah hat damals bereits das Konzept eines elektrifizierten Trailers entwickelt und, kann man so sagen, erfunden. Und wir haben dann im Januar 2018 Trailer Dynamics gegründet.
Der Inhalt von Trailer Dynamics ist das große Thema Elektromobilität, aber hier ganz speziell im Güterschwerlastverkehr. Diese Fahrzeuge zu elektrifizieren ist ein sehr anspruchsvolles Thema, denn Batterien sind schwer und diese schweren Batterien im Sattel zu Grunde zu bringen ist aufgrund der Enge des Bauraumes und der Begrenzung in Achslasten sehr, sehr schwierig. Und dann haben wir uns gedacht, naja, wenn da vorne kein Platz ist, dann verlagern wir das Ganze hinten in den Sattelaufleger, den man Trailer nennt. Und das ist so der Kern unserer Entwicklung. Was erreichen wir dadurch? Wir erreichen dadurch, dass wir jetzt einen zusätzlichen Antrieb im Trailer haben, wir unterstützen die Diesel-Sattelzugmaschine vorne gezielt, senken dadurch den Dieselverbrauch signifikant ab und damit als Resultat die CO2 -Emission. Und das ist eigentlich das, was wir als Kern erreichen wollen, wir wollen eine grüne Logistik bewirken im Güterschwerlastverkehr.
Fabio Gressies: Dann würde ich direkt an den letzten Punkt anschließen, den du gerade reingeworfen hast. Eine grüne Logistik, ist das ein Thema, was dich generell schon bewegt hat, die Nachhaltigkeit, die Welt weniger verpestet und weniger dreckig zu machen und zu sagen, wir machen es umweltfreundlicher?
Michael W. Nimtsch: Also ganz bestimmt, man rutscht in sowas gar nicht so bewusst rein, sondern wenn man mal anfängt damit, dann lernt man immer mehr und merkt, wie wichtig dieses Thema Nachhaltigkeit, ich sag es mal ganz bewusst, für uns Menschen auf diesem Planeten, den wir haben, geworden ist. Und heute ist es das Thema, dass uns alle primär beschäftigt. Ich habe zwei andere Investitionen, Beteiligungen an Start-ups, die sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigen. Ja, du hast Recht, da ist eine Klammer da.
Fabio Gressies: Da ist eine Klammer, auf jeden Fall. Und wie kam dann das Interesse bezüglich der LKWs, als du deinen Co-Founder kennengelernt hast und ihr das erste Mal gequatscht habt und er gesagt hat ich arbeite hier an was, ich habe eine Idee. Hast du da sofort gesagt, okay, LKWs, das ist mein nächstes Thema, da muss ich ran?
Michael W. Nimtsch: Also mein ganzer Background ist Finanz-Kaufmann, dass ich auch die Market Opportunity sehe, dass ich sehe, wie man aus einem Start-up ein Unternehmen entwickeln kann, das ein Produkt auf den Markt bringt, wo dann auch wirklich ein Markt entsteht, also wo du eine sogenannte Market Opportunity hast. Hier, bei diesem Fall von Trailer Dynamics war es für mich von der ersten Minute an erkennbar, dass man mit dem Produkt und Abdullah an meiner Seite, der das Technische beherrscht… Der Markt war da. Es gibt nichts in dem Bereich, auch heute noch nicht. Wir sind allein, von daher war es von Anfang an faszinierend für mich. Wie immer bei diesen Investments in Start-ups, das gilt für mich ganz genauso, das machen viele Investoren, habe ich die Zeitachse unterschätzt. Es dauert immer alles länger als man denkt.
Fabio Gressies: Woran liegt das, würdest du sagen?
Michael W. Nimtsch: Ach, du, das hat viele Gründe. Es liegt daran, dass du die Menschen nicht in der richtigen Zeitachse bekommst, wie du dir denkst. Du brauchst sie im Team, die das Ganze dann bewegen, ein qualifiziertes Team. Fachkräftemangel ist ein Riesenthema, auch heute noch, wir versuchen händeringend, qualifizierte junge Mitarbeiter, motivierte Mitarbeiter zu bekommen. Die Lieferkettenthematik – wir warten teilweise bis zu einem halben Jahr auf Komponenten. Die Entwicklung geht nicht so voran. Regularien, die man vorher nicht kannte, die man unterschätzt, mit denen man sich bemühen muss und die man lösen muss… Also viele, viele Dinge.
Es ist halt was anderes, eine schöne PowerPoint-Präsentation, einen Businessplan zu schreiben, das dann aber in Realität umzusetzen, da passiert dann schon einiges, was einfach länger dauert.
Fabio Gressies: Wie gehst du denn mit Situationen um, wo du merkst, es war vorher klar, okay, wir kriegen es in der Zeit hin und dann kommt es aber anders und dann steht man auf einmal vor Problemen, vielleicht auch vor Risiken, dass man denkt, okay, jetzt wird unser Geld vielleicht auch weniger?
Michael W. Nimtsch: So ein Unternehmen wird immer Probleme bekommen, auf die eine oder andere Art. Ich sage immer, Probleme sind dazu da, dass man sich hinsetzt, dass man sie analysiert und dann managet. Und dann lösen sich die Probleme auch auf die eine oder andere Art, auf alle Fälle. Deine zweite Anmerkung mit dem Risiko ist eine ganz, ganz wichtige. Also wenn man sowas macht, muss man risikoaffin sein. Jemand, der Risiko scheut, der macht es schon gar nicht, der sollte die Finger weglassen, denn viele Themen sind hier mit Risiko behaftet und das Thema, das du ansprichst, Kapitalverfügbarkeit, Finanzierung, Finanzplan, Bussinesplan, ist natürlich ein ganz, ganz wichtiges.
Fabio Gressies: Würdest du sagen, dass dir da deine Risikobereitschaft auch in die Karten spielt, dass du aus deiner Vergangenheit auch einfach gelernt hast, mit Risiko umzugehen?
Michael W. Nimtsch: Unbedingt Fabio, wenn du sowas machst, musst du risikobereit sein, musst aber auch damit umgehen können, mit so einem Risiko. Risiko ist ja etwas, was man doch auch dann irgendwo greifen kann. Die Größe des Risikos, die Dimensionen, die finanziellen Auswirkungen etc., wenn man das alles beurteilen kann, dann ist das Risiko ja auch etwas, mit dem du umgehen kannst, das kannst du dann auch managen. Und dann bleiben natürlich immer noch Restrisiken übrig. Es ist auch etwas, was einfach zum Unternehmertum dazugehört.
Fabio Gressies: Jetzt hast du gerade schon eigentlich mir das Wort vorweggenommen, Unternehmertum. Was ist das, was dich daran begeistert?
Michael W. Nimtsch: Ja, das ist jetzt eine Frage, da muss ich ganz weit zurückgehen in meinem Leben, denn in meinem allerallerersten Leben war ich Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Ich habe dann irgendwann mal gemerkt, das mit dem Beraten, das ist ja irgendwie ganz nett, aber immer, wenn es um das Entscheiden geht, schicken die mich raus und entscheiden dann selber alles, also die Unternehmer. Und da habe ich sehr deutlich gemerkt, dass in mir viel mehr Unternehmerblut enthalten ist als Beraterblut. Also das Unternehmertum, das Gestalten, das Ideen verwirklichen, Unternehmen nach vorne bringen, mit Menschen was gemeinsam bewegen, in Teams, macht unglaublich Spaß.
Fabio Gressies: Und das ist sehr schön zu hören. Wie sammelt man denn Geld ein? Das ist ja wahrscheinlich für viele Gründer ein Riesenthema, weil am Ende ohne Moos nichts los ist. Wie geht man denn am besten auf Business Angels zu, wie findet man Investoren und was ist gerade da wichtig, um am Ende zu sagen, wir kriegen eine Finanzierung?
Michael W. Nimtsch: Das ist natürlich eine sehr, sehr gute und wichtige Frage, man muss sie nur ein bisschen strukturieren. Es kommt wirklich darauf an, wie viel Kapital du benötigst. Also Business Angels investieren in der Regel, ich sag mal, so zwischen zwanzig-, fünfzig- vielleicht mal hunderttausend Euro, aber dann ist da Schluss. Wir brauchten Millionen, da ist der Business Angel einfach der falsche Adressat. Also in unserem Fall gab es eigentlich nur zwei Alternativen, die man ernsthaft betrachten konnte. Einmal ist es Venture Capital, dass man Leute anspricht, die einfach mehr Geld zur Verfügung haben. Diese Institutionen scheuen die Erstinvestition, weil sie sagen, lass mal das große Risiko andere nehmen und wir kommen dann dazu, wenn es schon ein bisschen läuft und man es sich etwas besser vorstellen kann. Das heißt, es bleibt der sogenannte strategische Investor. Das ist jemand, der das Produkt kennt, das ist jemand der sich bereits im Markt befindet und der einfach sagt, hey, die Jungs haben eine ganz tolle Entwicklung, da mache ich mit.
Wir haben die ersten zwei Jahre selber finanziert, aus eigenen Mitteln und dann als strategischen Investor, haben wir KRONE gefunden und heute ist KRONE unser strategischer Partner, ist auch beteiligt an Trailer Dynamics und es ist eine ganz tolle Kombination.
Fabio Gressies: Wie kommuniziert man mit jemanden, der einen finanziert?
Michael W. Nimtsch: Also da müssen wir jetzt unterscheiden. Kommunikation generell ist wichtig, da sind wir wieder beim Thema Menschen. Das muss gut funktionieren, weil ein strategischer Investor ist ja kein Finanzinvestor, der dreimal im Jahr vorbeikommt und die Zahlen anschaut und dann wieder geht, sondern der strategische Investor ist ja ganz nah an dir, der begleitet dich in der Entwicklung, der bringt vermutlich Added Value in die Entwicklung etc.. Mit ihm kannst du auch über strategische Themen sprechen. Also da ist die menschliche Komponente und die Kommunikationsfähigkeit von beiden Seiten, die Teamfähigkeit, das ist ein ganz wichtiger Faktor, und das funktioniert bei uns sehr, sehr gut. Es ist ganz wichtig hier, dass man da sehr ehrlich miteinander umgeht, also versuch, den Finanzplan, den du machst, auch als Start-up, in irgendeiner Weise einzuhalten, das heißt, gib dir Mühe mit den Komponenten, mit den ganzen Unsicherheiten, zieh deine Mitarbeiter hinzu etc., nimm dir die Zeit, diesen Finanzplan hochqualitativ zu machen und ihn einzuhalten.
Fabio Gressies: Wie sieht denn das planmäßig aus, was habt ihr vor, wollt ihr die ganze Welt mit euren Trailern beliefern, wie sind da deine Ziele für die nächsten Jahre?
Michael W. Nimtsch: Natürlich haben wir strategische Ziele. Wir fangen jetzt hier mal in Deutschland, Europa an. Wir werden das Produkt auf der IAA vorstellen, werden den Markt spüren und fühlen. Um deine Frage konkret zu beantworten, ja, wir beschäftigen uns bereits heute mit Internationalisierung, denn das Thema, das wir hier besprechen ist kein deutsches Thema, es ist ein weltweites Thema.
Man muss zum Beispiel sehen, dass die USA sehr, sehr interessiert sind an dem Produkt. Da drüben, insbesondere in Kalifornien, wird nachhaltige Logistik sehr, sehr großgeschrieben, wird massiv gefördert. Asien ist ein superinteressanter Markt, einfach aufgrund der hohen Dichte an Menschen und des Logistikaufkommens. Wir werden jetzt mal einen Schritt nach dem anderen machen, immer wieder, bei uns allem im Team, fokussieren auf das, was heute ist und aufbauen auf dem, was wir dann geleistet haben und in die neuen Märkte gehen.
Fabio Gressies: Wie würdest du sagen kommt dir da der Firmensitz zugute, dass ihr in NRW angesiedelt seid, würdest du sagen, das ist ein Vorteil und wenn ja, was sind die Vorteile?
Michael W. Nimtsch: NRW ist ein guter Standort für Start-ups, Aachen, insbesondere wegen der RWTH Aachen. Da hoffen wir schon, dass wir den ein oder anderen Mitarbeiter dann aus diesem Umfeld bekommen. Die Leute sind da sehr, sehr gut ausgebildet. Professor Kampker, der Achim, ist Beirat bei uns, das heißt, wir versuchen auch hier technologisch immer, wie man so schön sagt, „on the edge“ zu sein, dass wir mit vorne dabei sind. NRW ist ein super Standort.
Fabio Gressies: Wie sieht das denn aus mit Auszeichnungen, ihr habt ja die ZENIT-Auszeichnung bekommen. Was hat das firmenintern vielleicht gemacht oder auch außendarstellungsmäßig?
Michael W. Nimtsch: Also erst mal, meine Mitarbeiter sind unglaublich stolz. So ein Preis ist immer eine Teamsache, das gewinnt nicht einer, das gewinnt ein Team. Die Aufmerksamkeit hat deutlich zugenommen, Presseartikel wurden geschrieben, Leute haben angerufen, haben sich erkundigt, ich habe gehört, dass, erzähle mir doch mal… Also die Aufmerksamkeit hat zugenommen und das ist was, was uns nicht nur guttut, sondern was auch wichtig ist.
Fabio Gressies: Das sind auf jeden Fall sehr viele positive Punkte, die auf eine spannende Zukunft bei euch hinausgehen. Wie wichtig ist dir denn Innovation? Ist das etwas, was dich tagsüber beschäftigt, was deinen Alltag auch beeinflusst, dass du sagst, ich möchte innovativ sein?
Michael W. Nimtsch: Ja, unbedingt. Trailer Dynamics ist für uns, ich sage mal, der Beginn einer Reise, mit unserem eTrail, den wir jetzt entwickelt haben. Und wir haben Visionen, die fünfzehn, zwanzig Jahre nach vorne gehen und auf dem Weg dahin werden wir viele, viele Innovationen machen, erfinden, umsetzen, hoffentlich erfolgreich umsetzen. Aber Innovation ist ganz, ganz wichtig heute. Die Welt ist so schnell geworden, technologisch, auch notwendigerweise schnell geworden, insbesondere was Nachhaltigkeit betrifft. Wenn wir mal ehrlich sind, wir sind auch da am Anfang einer Reise, was Nachhaltigkeit betrifft. Wir reden sehr, sehr viel drüber, aber trotzdem emittieren wir noch unglaublich viel CO2, wir erzeugen noch unglaublich viel Müll, wir gehen mit Wasser um, als wäre es unendlich auf diesem Planeten. Also hier ist noch ein unglaublich breites Feld an Innovationen, die helfen können, all das in eine vernünftige Bahn zu lenken. Ich meine, eine Welt ohne Innovation? Heute nicht mehr denkbar.
Fabio Gressies: Was würdest du den Leuten denn mitgeben, die gerade zu Hause sitzen, das hier hören und sagen, ich möchte auch innovativ sein, ich möchte meinen Teil dazu beitragen? Wie beginne ich meine Reise, wie kann ich da draußen einen Unterschied machen?
Michael W. Nimtsch: Man sollte unterscheiden, wer bin ich, der sich diese Frage stellt. Wenn ich ein junger Mensch bin, der sich im Studium bewegt oder der vor dem Studium steht, würde ich mich einfach fragen, was ist das, was mich interessiert? In welchen Feldern bin ich motiviert oder was sind die Felder, die sich in Zukunft hier entwickeln werden? Wo kann ich für mich eine Berufschance sehen? Im Privatbereich kann man unglaublich viel tun. Wenn wir sehen, wie wir teilweise mit Ressourcen verschwenderisch umgehen, wenn man sich da selber an der Nase packt – sicher ist das alles nur dieser berühmte kleine Tropfen auf einem superheißen Stein, aber wenn wir das alle machen – dann geschehen ja doch Dinge, es bewegt sich dann doch etwas. Also es gibt ganz, ganz viel in dem Bereich. Jeder, wenn er sich hinterfragt, was er den ganzen Tag tut, wie viel von dem ist notwendig oder nicht notwendig, dann gibt es viele Dinge, die man unterlassen könnte oder anders gestalten und trotzdem ist alles wunderbar und angenehm.
Fabio Gressies: Ja schön, ich finde das war ein schönes, rundes Paket, was wir gerade hier zusammen geformt haben und ich danke dir für deinen Einblick, Michael. Und ich drücke euch total die Daumen, dass euer Launch dieses Jahr auf der IAA so verläuft, wie ihr es euch vorstellt und bin total gespannt, wo wir euch noch sehen werden auf dieser Welt, wo eure Trailer demnächst rumfahren werden.
Michael W. Nimtsch: Gerne, Fabio. Es hat viel Spaß gemacht. Vielen Dank.
Fabio Gressies: Und dann sind wir am Ende einer weiteren Folge des #NeueGründerzeit-Podcasts. Mein Name ist Fabio Gressies und falls du jetzt Lust hast, direkt weiterzuhören und neue spannende Gründerstories zu hören, dann findest du die auf der Podcast-Plattform deiner Wahl oder einfach unter gründen.nrw. Viel Spaß beim Weiterhören!
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