
©anny GmbH
Gründen NRW - Interview mit Lucian, CEO & Co-Founder von anny
Ob Meetingräume, Arbeitsplätze, Veranstaltungen oder Services – anny bietet ein flexibles Buchungssystem für alle Organisationen. Ressourcen lassen sich zentral verwalten, während Nutzerinnen und Nutzer einfach und intuitiv über Web, Mobilgeräte oder direkt in Unternehmensanwendungen buchen können. Besondere Funktionen sind die interaktive 3D-Karten der buchbaren Räumlichkeiten, ein übersichtlicher Wochenplaner sowie vielfältige Integrationen wie Kalender, Zugangssysteme oder Abrechnungstools. Das Ziel: weniger manuelle Tabellenarbeit, weniger Reibung – dafür mehr Transparenz, Effizienz und eine bessere Auslastung.
Idee und Motivation
Was hat euch dazu inspiriert, ein Buchungssystem wie anny zu entwickeln, das so vielseitig einsetzbar ist?
Lucian Holtwiesche: Wir sahen vier Probleme im Markt: Das erste ist, dass Ressourcen oft ungenutzt sind, von leeren Schreibtischen bis Seminarräumen und brachliegendem Equipment. Häufig können durch weniger, dafür effizient genutzte Ressourcen Kosten eingespart werden und die Auslastung kann gleichzeitig durch einen nahtlosen Buchungsprozess gesteigert werden. Das zweite Problem ist die komplexe Realität: Buchungsprozesse sind hoch individuell und bestehende Lösungen stoßen schnell an ihre Grenzen; so bleiben Organisationen bei Excel, E-Mail und Telefonabsprachen statt echter Digitalisierung. Das führt zum dritten Problem: Es gibt viele Insellösungen für die Buchung einzelner Kategorien – also einzelne, voneinander getrennte Softwareprodukte, die nicht oder nur schwer mit anderen Systemen zusammenarbeiten. Dadurch müssen Organisationen oft mehrere verschiedene Programme parallel einkaufen und nutzen. Und schließlich das vierte Problem: Das externe Teilen von Ressourcen ist häufig mit so viel Aufwand verbunden, dass es den Nutzen übersteigt. So bleibt eine effiziente und nachhaltige Nutzung von Ressourcen aus und überschüssige Kapazitäten bleiben ungenutzt.
Warum habt ihr euch entschieden, anny in NRW aufzubauen? Welche Rolle spielen Standort, Netzwerk oder Fördermöglichkeiten?
Lucian Holtwiesche: Zwei von uns kamen von der RWTH Aachen – dort ist 2020 unser erster Prototyp entstanden. NRW war für uns der ideale Nährboden: starke Hochschulen, ein lebendiges Startup-Ökosystem und mit dem digitalHUB Aachen ein Umfeld, das uns früh Zugang zu Inkubatoren, Mentorinnen und Mentoren, Netzwerken und dem Gründerstipendium NRW gegeben hat. Diese Unterstützung hat uns den Einstieg spürbar erleichtert und die Basis gelegt, um unser Produkt schnell in die Praxis zu bringen.
Mit dem späteren Umzug nach Köln haben wir die Nähe zu Kundinnen und Kunden und Talenten genutzt, um weiter zu wachsen. Heute betreuen wir von hier aus Mittelstand, Konzerne und Hochschulen in ganz Europa – und bleiben mit NRW eng verbunden, weil Standort, Netzwerk und Förderung für uns von Anfang an ein entscheidender Erfolgsfaktor waren.
Technologie und Innovation
Wie unterscheidet sich euer flexibles All-in-One-Buchungssystem von klassischen Termin- oder Raumplanungs-Tools?
Lucian Holtwiesche: Es gibt viele einzelne Tools für Desk-Sharing, Raumbuchungen oder Terminplanung, doch sie lösen immer nur Teilprobleme und führen zu Insellösungen. anny geht deutlich weiter: Wir vereinen Arbeitsplätze, Räume, Parkplätze, Events, Equipment, Services, Mitgliedschaften und Besuchermanagement in einer einzigen Plattform und schaffen damit eine skalierbare All-in-One-Lösung. Unser System unterstützt interne Buchungen mit SSO und Rollenlogik ebenso wie die externe Vermietung mit Preisen, Kontingenten, Coupons, Zahlungen und Rechnungen – so wird ungenutzte Kapazität zum Werttreiber. Mit interaktiven 3D-Grundrissen und einem intuitiven Wochenplaner ermöglichen wir Teams, ihre hybride Woche mit wenigen Klicks zu planen und gleichzeitig Transparenz und Sichtbarkeit zu schaffen. Hinzu kommt ein starkes Ökosystem aus Kalender-Integrationen, Smart Locks, Raumdisplays, QR-Check-in/out und API-Anbindungen, das für Automatisierung und nahtlose Abläufe sorgt. So entsteht ein durchgängiges Nutzererlebnis, das klassische Termin- oder Raumbuchungstools weit hinter sich lässt.
Mit welchen technischen Herausforderungen seid ihr bei der Entwicklung konfrontiert gewesen – und wie habt ihr sie gelöst?
Lucian Holtwiesche: Die größte technische Herausforderung war, maximale Flexibilität einfach erscheinen zu lassen. Buchungslogik kann sehr komplex sein - unterschiedliche Rollen, Tarife, Kontingente, Zeitfenster, Regeln. Wir haben viel Energie in klare Nutzerführung, verlässliche Prozesse und Performance gesteckt, damit sich selbst anspruchsvolle Anwendungsfälle leicht anfühlen. Unser Anspruch bleibt: Enterprise-Tauglichkeit ohne Schwerfälligkeit. Das gelingt, wenn man nah an echten Workflows baut.
Gründung und Aufbau
Wie verlief euer Weg von der Idee zur Gründung?
Lucian Holtwiesche: 2020 starteten wir zu dritt in Aachen - noch während des Studiums, in einem Coworking-Space. Kurz darauf kam COVID: Unsere initiale Zielgruppe Coworking-Spaces musste größtenteils schließen, also richteten wir uns schnell neu aus und halfen bei der Vergabe von Impf- und Testterminen. Ende 2021 hatten wir bereits über eine Million Buchungen auf der Plattform, ab 2022 bauten wir in Köln das Team aus und erweiterten anny stark für interne Ressourcenbuchung und Workspace Management.
Gab es schwierige Momente, und wie habt ihr diese gemeistert?
Lucian Holtwiesche: Es gab gleich mehrere große Herausforderungen. Die Pandemie zwang uns zur Kurskorrektur. Danach mussten wir die „Corona-Spitze“ in nachhaltiges Wachstum überführen. Wir haben das geschafft, indem wir kundenzentriert gebaut, Feedback berücksichtigt und konsequent auf die Weiterentwicklung unseres Produkts gesetzt haben.
Wie habt ihr eure Finanzierung aufgestellt? Gab es Unterstützung durch Förderprogramme?
Lucian Holtwiesche: Das Gründerstipendium.NRW hat uns dabei in der Anfangsphase sehr geholfen: Zusammen mit etwas privaten Mitteln, konnten wir den ersten Prototyp entwickeln, uns voll auf das Produkt konzentrieren und Pilotkunden gewinnen, ohne sofort finanziellen Druck zu haben. Anschließend hatten wir bereits zahlende Kunden und sind über mehrere Jahre organisch weiter gewachsen - profitabel und ohne klassische VC-Runden. 2024 haben wir einen strategischen Business Angel aufgenommen, um ausgewählte Wachstumsinitiativen zu beschleunigen.
Erfolge und Zukunft
Auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz?
Lucian Holtwiesche: Wir sind besonders stolz auf unser nachhaltiges, organisches Wachstum und darauf, wie spürbar anny den Alltag unserer Kundinnen und Kunden verbessert. Wenn Konzerne, Universitäten und Mittelständler uns sagen: „Warum haben wir euch erst jetzt gefunden?“, dann bestätigt das, dass unser Ansatz die richtigen Probleme löst. Heute arbeiten bereits über 1.000 Organisationen mit anny – vom Mittelstand über Großunternehmen bis hin zu Hochschulen – und zunehmend auch international: Erste Kundinnen und Kunden in den USA setzen anny schon für Workspace Management und Event-Ticketing ein. Besonders stolz macht uns, dass viele dieser Erfolge durch Weiterempfehlungen entstanden sind. Es zeigt, dass zufriedene Kundinnen und Kunden unsere stärkste Wachstumsquelle sind – und dass Vertrauen und echte Wirkung mehr wert sind als jedes Marketingbudget.
Wo seht ihr anny in den nächsten drei bis fünf Jahren? Welche Weiterentwicklungen plant ihr aktuell?
Lucian Holtwiesche: Unser Ziel für die nächsten drei bis fünf Jahre ist klar: Wir wollen, dass anny das Synonym für Buchung wird – egal ob es um Workspace-Management, Raumbuchungen, Event-Ticketing oder Services geht. Wer eine Ressource buchbar machen möchte, soll sofort an uns denken. Produktseitig investieren wir deshalb in deutlich mehr Intelligenz in den Abläufen. Automatisierungen sollen Routinen übernehmen, smarte Algorithmen die Auslastung in Echtzeit optimieren, und mit KI wollen wir Buchungen noch natürlicher und vorausschauender gestalten. Gleichzeitig denken wir das Thema Teilen konsequent weiter: Unser langfristiges Ziel ist ein Marktplatz, auf dem Unternehmen überschüssige Kapazitäten einfach und sicher auch extern verfügbar machen können. Damit schaffen wir nicht nur Effizienz, sondern tragen auch zu einer nachhaltigeren Ressourcennutzung bei.
Tipps für Gründer
Was war die wichtigste Lektion, die ihr als Gründerinnen und Gründer gelernt habt?
Lucian Holtwiesche: Eine der wichtigsten Lektionen für uns war, wirklich früh und regelmäßig mit Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu gehen. Nur so versteht man, was tatsächlich gebraucht wird, statt Annahmen hinterherzulaufen. Gleichzeitig haben wir gelernt, dass Fokus entscheidend ist: Es ist besser, wenige Dinge richtig gut zu machen und diese konsequent zu liefern, als sich zu verzetteln. Ein weiterer Punkt, der uns geprägt hat, ist der Umgang mit Vertrauen. Gerade im B2B-Bereich ist Datenschutz kein lästiges Thema, sondern ein echter Wettbewerbsvorteil – wer das von Anfang an ernst nimmt, gewinnt langfristig. Und schließlich: Richtungswechsel gehören dazu. Wir sehen Pivots nicht als Rückschritt, sondern als Ausdruck von Lernfähigkeit. Wer neugierig bleibt, Feedback ernst nimmt und klar priorisiert, kommt weiter, als man anfangs denkt.
Welche Ratschläge würdet ihr anderen Gründenden mitgeben?
Lucian Holtwiesche: Mein wichtigster Rat wäre, erst im Kleinen zu beweisen, dass das Geschäftsmodell funktioniert, bevor man skaliert. Damit meine ich: zu verstehen, ob man für eine einzelne Kundin oder einen einzelnen Kunden profitabel arbeiten kann und ob Aufwand und Ertrag in einem guten Verhältnis stehen. Wenn das stimmt, kann man mit größerem Tempo wachsen. Außerdem sollte man ein Produkt nie als abgeschlossenes Projekt sehen, sondern als etwas, das sich ständig weiterentwickelt. Regelmäßiges Feedback von Nutzerinnen und Nutzern und kurze Iterationszyklen sind entscheidend, um wirklich nah am Markt zu bleiben. Und zuletzt: nutzt die Programme, Netzwerke und Förderungen, die euch zur Verfügung stehen – gerade in NRW gibt es viele Anlaufstellen, die uns auch in der frühen Phase enorm unterstützt haben.
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