Das Management-Team von E-Lyte: eine Frau und sechs Männer in einem Gang
„Der Markt alleine in Europa ist immens.“

Batterien und Akkus werden künftig noch wichtiger bei Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Mobilität. E-Lyte bietet eine optimierte Elektrolyt-Lösung für jeden Anwendungsfall mit dem Ziel, Batterien im industriellen Einsatz leistungsfähiger, langlebiger und weniger störanfällig zu machen.

© Bild: E-Lyte

E-Lyte: die perfekte Elektrolyt-Lösung für jede Batterie

Sebastian Staiger (Head of Marketing/PR)

Wie kommt man darauf, die perfekte Elektrolytlösung zu entwickeln? Und vor allem: Wie geht man vor? Wer kann einen bei dem Vorhaben unterstützen? Denn eine solche Geschäftsidee erfordert neben einem Team vom Fach vor allem eins: Geld. Geräte, Laborkapazitäten, Entwicklungszeiten – das alles ist kostspielig und für ein junges Start-up nicht ohne Unterstützung aus Forschung und Industrie zu bewerkstelligen. Sebastian Staiger verrät uns im Gespräch mit #GründenNRW Insights.

Um Elektrolytlösungen für Batterien geht es in dieser Text-Geschichte – sicherlich ein Thema, mit dem noch nicht viele unserer Leserinnen und Leser Berührungspunkte im Alltag hatten. Nach dem Gespräch mit Mitgründer Sebastian Staiger weiß #GründenNRW: Das ist ein zu Unrecht bislang unbeachtetes Thema, denn hier steckt viel Potenzial u.a. für unsere Mobilität drin. Warum also gibt es E-Lyte Innovations erst seit Mai 2019?

Großer Bedarf in Privathaushalten und Industrie

E-Lyte ist ein Unternehmen, das maßgeschneiderte Elektrolytlösungen für Batterien entwickelt und produziert“, erklärt Sebastian Staiger das Geschäftsmodell des Unternehmens. Um die Reichweite dieser Aussage zu verstehen, sollten wir uns vergegenwärtigen, dass nicht nur die herkömmlichen und auch Privathaushalten bekannten Zink-Kohle-, Alkali-Mangan-, Silberoxid-Zink- oder Lithium-Ionen-Batterien existieren, sondern die Industrie einen großen Bedarf an ganz unterschiedlichen Batterie- und Akku-Lösungen hat – u.a. für eMobilität, für technische Anlagen und Geräte. Eine Batterie, einfach erklärt, besteht aus zwei Elektroden, dem Plus- (Anode) und dem Minuspol (Kathode) und der so genannten Elektrolytflüssigkeit. Die sorgt dafür, dass Ionen in der Flüssigkeit hin- und herwandern und die Batterie entweder laden oder entladen.

Die Idee zu E-Lyte ist auf einer Messe entstanden. Dort wurde Dr. Ralf Wagner, Gründungsmitglied und Geschäftsführer von E-Lyte, von verschiedenen Industrie-Vertretern angesprochen, ob er nicht Hersteller kenne, die Elektrolyte für eine Optimierung der Batterie-Sicherheit und -Performance kenne. Nein, kannte er nicht. Aber das Problembewusstsein war da. Ralf Wagner suchte daraufhin nach einer Möglichkeit, die „Erkenntnis“ in ein Geschäftsmodell zu bringen und stieß dabei auf das Förderprogamm EXIST Forschungstransfer. Im Rahmen dieses Programms wurde das erste Team von E-Lyte zusammengestellt – bestehend aus drei Wissenschaftlern, alles promovierten Chemikern und Sebastian Staiger, der als Wirtschaftschemiker mit Schwerpunkt Marketing das Unternehmen in unserem Gespräch vertritt.

Ein Mann im weißen Kittel in einem Labor
© Bild: E-Lyte

Ergebnis der Marktrecherche war die Erkenntnis, dass es Unternehmen gibt, die sich unter anderem mit der Optimierung von Anoden- und Kathodenmaterialen beschäftigen, aber nicht mit der Elektrolytflüssigkeit selbst. Ein Projekt zur Elektrolytforschung eines führenden Industrieunternehmens in Deutschland 2015 war recht schnell wieder eingestellt worden. Sebastian Staiger erklärt: „Die Elektrolytflüssigkeit hat den entscheidenden Anteil daran, wie leistungsfähig eine Batterie ist. Wie hitzebeständig, kälteresistent sie ist, wie schnell sie lädt. Damit war klar: Wir wollen mit E-Lyte diese Lücke schließen.“

Der Markt wird explodieren

Das Marktpotenzial stuft das Team um Ralf Wagner als „immens“ ein. „Alleine, wenn man bedenkt, dass Verbrennungsmotoren in Autos ein Auslaufmodell sind, erkennt man, wie wichtig Batterien für Mobilität werden. Der Markt wird explodieren. Wir gehen heute davon aus, dass wir – auch wenn wir unsere Kapazitäten skalieren – nicht einmal zehn Prozent des europäischen Markts bedienen können werden.“, beschreibt Sebastian Staiger die Möglichkeiten.

Wo steht das Unternehmen heute? Know-how über klassische Lithium-Ionen-, aber auch Natrium-, und sogenannte Ultrakondensatoren sind ebenso aufgebaut wie Lieferketten, eine Manufaktur, sowie eine Pilotanlage für die industrielle Großproduktion. Man ist bereit und steht in den Startlöchern. Besonders wichtig ist dem Unternehmen, dass man bereits in der Entwicklungsphase von z. B. eFahrzeugen dabei ist. Denn nur so lassen sich die Vorteile von E-Lyte voll ausschöpfen: passgenaue Entwicklung für innovative Batteriesysteme und die anschließende Produktion in einer eigenen Anlage, wie es sie in ihrem Innovationsgrad für die Produktion von Elektrolytlösungen noch nicht gibt.

„Natürlich ist das mit einem anfänglich kleinen Team nur zu schaffen, wenn man sich über die übliche Arbeitszeit hinaus einsetzt.“
Sebastian Staiger, Co-Gründer/Head of Marketing und PR

EXIST bietet finanzielle Sicherheit

Eine Gründung wie jene von E-Lyte ist teuer. Besondere Geräte werden benötigt, ebenso Laborkapazitäten. Auch das Personal ist teuer, da nur entsprechende Fachexpertise bei der Entwicklung hilft. Erste Finanzhilfen für Personal und Sachmittel, aber auch Beratung, hat das Team durch den EXIST Forschungstransfer bekommen. „Die ersten 18 Monate mit EXIST gaben uns die finanzielle Sicherheit und genügend Zeit, um erste Pilotkunden zu finden. Natürlich ist das mit einem anfänglich kleinen Team nur zu schaffen, wenn man sich über die übliche Arbeitszeit hinaus einsetzt.“

Im Mai 2022 hat sich das Unternehmen einen strategischen Investor an Bord geholt, der Erfahrung in der Produktion und beim Aufbau von Produktionskapazitäten hat. „Aktuell sind wir in der Lage, eine Tonne Elektrolytlösung pro Tag zu produzieren“, sagt Sebastian Staiger. „Ab Anfang 2024 werden es 4.000 Tonnen sein.“

Für E-Lyte arbeiten heute 21 Mitarbeitende. Sie betreuen ca. 200 Kunden weltweit. Dazu gehören Industrie-Partner, Zellhersteller, aber auch Forschungseinrichtungen. „Es müssen nicht zwingend Automobilhersteller sein“, ergänzt Sebastian Staiger. Sehr froh ist E-Lyte, dass mit dem MEET Batterieforschungszentrum, in dem drei der Gründer ihre Promotion abgeschlossen haben, nach wie vor eine Partnerschaft besteht. Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit sind wichtig – ebenso wie öffentliche Förderprojekte und industrielle Partnerschaften.

Für die Zukunft wünscht sich E-Lyte, „dass wir aktiv zur Energiewende beitragen können, in dem wir mit unseren innovativen Elektrolytlösungen den Einsatz von regenerativer Energie überall und zu jeder Zeit ermöglichen.“