Unternehmen, die Waren verschicken oder lagern wollen, sind die Kernzielgruppe für das Münsterländer Start-up Pacurion. Mit ihrer digitalen Beschaffungsplattform „vermitteln“ Dennis Maschmeyer, Dominik Leufgen und Hakeem Moruf ihren Kunden u.a. Holz- und Kunststoffpaletten.
Pacurion – das „Amazon für Ladungsträger“
Dennis Maschmeyer, Dominik Leufgen und Hakeem Moruf
Wie aus einem im Urlaub programmierten Prototypen ein expandierendes Unternehmen mit 20 Mitarbeitenden wurde, erzählen die Co-Gründer Dominik Leufgen, Dennis Maschmeyer und Hakeem Moruf von Pacurion in dieser Geschichte. Mit ihrem Firmenstandort Reken im Münsterland lassen sich die Expansionspläne gut verbinden: „Wenn wir uns etwas wünschen dürfen, sprechen wir auch 2024 wieder von circa 60 Prozent Wachstum – wie 2023.“
„Wir helfen produzierenden Unternehmen, Logistikern und Lieferanten bei der Beschaffung von Ladungsträgern massiv Zeit und Geld zu sparen“, so steigt Dominik Leufgen, Co-Gründer des Münsterländer Start-ups Pacurion in unser Gespräch ein – und trifft auf viele Fragezeichen. Was genau bedeutet das? Wie und womit erreicht Pacurion dieses selbsterklärte Effizienzziel? Und ganz basic: Was sind denn das für Ladungsträger, von denen Dominik Leufgen spricht?
Fangen wir bei dem an, was Pacurion ist: eine digitale Beschaffungsplattform. Unternehmen, die Waren zu verschicken oder zu lagern haben, stellen Anfragen nach z. B. Holz- oder Kunststoffpaletten ein, und Hersteller sowie Händler eben jener Paletten bieten diese an. Die Herausforderung für Pacurion besteht darin, die Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu halten und kontinuierlich beide Bereiche auszubauen – die Kunden- und die Lieferantenseite.
Effizienzsteigerung durch KI
Das klingt simpel, und wir fragen uns, warum es so eine Lösung denn nicht längst gibt? Waren werden doch schon immer von A nach B verbracht.
„Man muss wissen, dass der Markt, mit dem wir es zu tun haben, noch wenig bis gar nicht digitalisiert ist“, klärt uns Dominik Leufgen auf. „Unternehmen haben in der Regel drei bis vier Haus- und Hoflieferanten, holen Angebote telefonisch ein, vergleichen manuell und beauftragen das für sie Beste. Das dauert und bindet Mitarbeitende.“ Mit ihrer Dienstleistung werden Unternehmen bis zu 70 Prozent effizienter in der Ladungsträgerbeschaffung, sagt Pacurion. Binnen Minuten können mehrere hundert Lieferanten angefragt werden. Im Prime-Modell sind sogar die bisherigen Bestandslieferanten integriert, so dass ein vollständig digitales Erschaffungserlebnis entsteht. Von dieser Reichweite und Transparenz profitieren beide Seiten gleichermaßen, aber auch Pacurion. Das Start-up lässt eine KI im Hintergrund laufen, um über die Transaktionen zu lernen und damit das Produktangebot und den Preis stetig zu verbessern.
Wie alles begann: das Gründungsteam
Die Idee zu Pacurion ist entstanden auf Basis von eigenen Erfahrungen, die Co-Gründer Dennis Maschmeyer während seiner vorherigen Beschäftigungen bei einem der größten Logistikunternehmen Europas sammelte. Insofern ist er heute der führende Kopf, wenn es um tiefgehende Branchenkenntnis geht. Sein Studienfreund Dominik Leufgen ist Experte für Automation und Robotik und bringt mehrjährige Führungserfahrung aus dem IT-Bereich eines Handelsunternehmens ein.
2018 steckten die beiden ihre Köpfe zusammen: „Wie können wir die Branche digitalisieren? Wie bekommen wir die Akzeptanz dafür hin? Welches Geschäftsmodell macht Sinn – ein Vermittlungsmodell mit Provision oder ein Full-Service-Modell aus einer Hand?“ – das waren die Fragen, die Dominik Leufgen und Dennis Maschmeyer beschäftigten. Im Urlaub 2019 machte Dominik Nägel mit Köpfen: Er entwickelte einen ersten Plattform-Prototypen.
Ebenfalls 2019 begaben sich Dominik und Dennis auf die Suche nach Verstärkung bei der Weiterentwicklung des Prototypen. Das Duo holte nach reiflicher Überlegung einen weiteren IT-Experten als Mitgründer an Bord: Hakeem Moruf, Fullstack-Entwickler mit besonderem Fokus und Interesse an künstlicher Intelligenz. „Der Kontakt zu Hakeem ist über Dennis heutige Ehefrau zustande gekommen“, klärt Dominik Leufgen auf. „Wir haben gemerkt, dass er uns prima ergänzt. Beim gemeinsamen Abendessen wurde klar, dass wir uns auch menschlich gut verstehen.“ Am 9. Januar 2020 war es so weit: Die Pacurion GmbH wurde gegründet.
Der ganze Stolz der Gründer: bis heute kein Euro Schulden
Dennis setzte alles auf eine Karte. Um Pacurion aufzubauen und sich voll dem Unternehmen zu widmen, half ihm das Gründungsstipendium NRW; Dominik kündigte seine Festanstellung erst, als Pacurion eine entsprechende Größe hatte. Denn bis Ende 2022 finanzierte das Team sein Unternehmen selbst. „Wir sind stolz darauf, dass wir bis heute keinen Euro Schulden haben“, sagt Dominik Leufgen. „Das Gute an unserem Unternehmen ist, dass wir kein Invest in Maschinen oder andere Anschaffungen brauchen. Wir entwickeln unser Produkt selbst. Für schnelleres Wachstum und mehr Vertrieb haben wir uns Anfang 2023 entschieden, einen strategischen Partner an Bord zu holen. Uns war wichtig, dass es sich nicht nur um einen reinen Geldgeber handelt. Die 1,8 Millionen Investment nutzen wir, um zu expandieren. Wir haben Personal eingestellt.“
„Wenn ich zurückblicke, fällt mir ad hoc nichts ein, was ich bereue oder anders machen würde“
Heute hat die Pacurion GmbH rund 20 Mitarbeitende, die hauptsächlich in den Bereichen Vertrieb, Service, Marketing, bei der Akquise neuer Lieferantenbeziehungen, aber auch in der Entwicklung unterstützen. „Wenn ich zurückblicke, fällt mir ad hoc nichts ein, was ich bereue oder anders machen würde“, sagt Dominik Leufgen zufrieden. „Wir haben die richtige Entscheidung gefällt. Wir hatten die nötigen Skills und Führungskompetenz. Was uns fehlte, war Gründungserfahrung. Das Wissen haben wir uns alles selbst erarbeitet. Für unsere Kunden bieten wir einen großen Vorteil: Sie bekommen die gesamte Dienstleistung von Pacurion aus einer Hand – also eine Rechnung von uns. Das macht es für sie wesentlich einfacher. Die Abwicklung mit den Lieferanten übernehmen wir. Deshalb sprechen wir auch vom ‚Amazon für Ladungsträger‘.“
Die Zukunftvisionen von Pacurion
Für 2024 haben sich Dominik, Dennis und Hakeem vorgenommen, ihre Idee noch stärker in den Markt zu tragen, sichtbarer zu werden und damit indirekt sogar etwas gegen den Fachkräftemangel der Kundenunternehmen zu tun. Wenn die ihre digitale Transformation vorantreiben, freut sich Pacurion über Wachstum. „Wenn wir uns etwas wünschen dürfen, sprechen wir auch 2024 wieder von circa 60 Prozent Wachstum – wie 2023.“, sagt Dominik Leufgen. Und fügt hinzu: „Wir sehen aber auch, wie angespannt die allgemeine Wirtschaftslage ist. Beispielsweise die Baubranche, einer unserer Abnehmer, hat aktuell zu kämpfen. Unsere Antwort darauf ist eine breitere Aufstellung. Deshalb stellen auch wir uns europaweit auf, um näher an den Kunden und Lieferanten zu sein. In 17 Ländern sind wir bereits aktiv, weitere sollen folgen.“
Ihre Expansionspläne können die Gründer sehr gut mit ihrem Standort verbinden. Sie haben sich aus privaten, aber auch strategischen Gründen für den Standort Reken im Münsterland entschieden. Im Innovations- und Dienstleistungspark erhält die Firma neben einem Full Service in puncto Ausstattung und Facility die Möglichkeit, sich kontinuierlich zu vergrößern und mehr Bürofläche anzumieten. „Seit dem Einzug haben wir bereits viermal davon Gebrauch gemacht. Das ist ein Beweis dafür, dass unser Geschäftsmodell funktioniert. Ich wollte schon immer gründen, weil ich etwas erschaffen wollte, das einen Mehrwert bietet. Ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen.“ Diese Worte von Dominik Leufgen lassen wir gerne als Schlusswort stehen und wünschen weiterhin viel Erfolg.
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