Ohne Branchenkenntnis, nur mit einem Kleinkredit des Vaters, dafür aber mit viel Unterstützung durch die Familie, hat Canan Karadag 1995 den ersten Karadag-Supermarkt in Köln eröffnet. Doch das Vorhaben war alles andere als ein Erfolg. Wie der Gründer es geschafft hat, den Misserfolg in einen Erfolg zu drehen, erzählt er #GründenNRW in dieser Geschichte.
Qualität, Vielfalt und vor allem Frische – dafür stehen die Karadag Supermärkte
Canan Karadag
Mit 200 Quadratmeter Ladenfläche in Köln hat 1995 alles angefangen. Heute zeigt uns Canan Karadag stolz sein neues Büro und Lager. Dazwischen liegen Jahre von Erfolg und Misserfolg, von viel Arbeit und Durchhaltevermögen und dem Willen, es schaffen zu wollen. „Denn einen Weg zurück gab es nie“, sagt Canan Karadag und ergänzt: „Mit der Hilfe meiner Frau und Familie haben wir es zu einem Franchiseunternehmen gebracht, dem die Kunden vertrauen – unsere Industriekunden und Franchisenehmer, wie auch unsere Endkunden in den Supermärkten und an der Frischetheke.“
„Es gab nur eine Option: nach vorne, in Richtung Wachstum.“ Wie man ohne Branchenkenntnis eine Erfolgsgeschichte im Lebensmittelbereich schreibt, beweist die Karadag GmbH. Wir sprachen mit Gründer und Geschäftsführer Canan Karadag über den Aufbau seines Filialnetzes, Werte, die Bedeutung der Familie und die Unterschiede zwischen einer Gründung in Deutschland und seinem Geburtsland Türkei.
#GründenNRW blickt mit Canan Karadag zurück bis ins Jahr 1995 – die Geburtsstunde der ersten, 200 Quadratmeter großen Supermarkt-Filiale unter dem eigenen Namen in Köln. Für manch andere Menschen wäre die Gründungsgeschichte hier auch schon zu Ende. Denn die Karadag-Filiale lief nicht wie erwartet.
Aufgeben war keine Option
Wer Canan Karadag erlebt, merkt schnell, dass eins nicht in seinem Wortschatz vorkommt: aufgeben. „Wir haben den Wettbewerb angeschaut und genau analysiert, warum wir keinen Erfolg hatten. Wir haben die Ursachen schnell gefunden: Uns fehlte schlichtweg Branchenkenntnis. Mein Vater ist LKW-Fahrer, meine Mutter Reinigungskraft, ich selbst habe eine Lehre als Schlosser gemacht, in einer Fast-Food-Kette gearbeitet, als Kellner und in einem Kiosk, aber vom Supermarkt-Geschäft fehlte uns allen die Kenntnis.“ Was Canan Karadag allerdings von seinen Eltern und der Familie mitgegeben bekommen hat, ist Unternehmertum. „Wir alle in der Familie wollten und wollen selbstständig sein. Ich selbst bin mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen. Selbstständigkeit war schon damals ein Thema für mich.“ Allerdings ging Canan Karadag damals von einem Lebensmodell aus, durch Erfolg in Deutschland parallel ein Leben in der Türkei für die Zeit nach der Erwerbstätigkeit aufzubauen. Diese Ideen sind heute vom Tisch. „Deutschland ist unsere Heimat. Wir wollen von hier aus wachsen in Europa, zum Beispiel in den Benelux-Staaten.“
Der große Wert der Familie
Familie ist ein großes Thema, das Canan Karadag nicht oft genug im Interview erwähnen kann. Der Zusammenhalt mit den Eltern, Geschwistern, aber auch Großeltern und der erweiterten Familie sei stark, seine Frau eine entscheidende Stütze im Unternehmen. Obwohl die Karadag GmbH heute ein Franchisegeber mit einem über den Kölner Raum hinaus bekannten Namen und rund 150 Angestellten ist, bleibt es im Kern ein Familienunternehmen. Die Geschäftsführung der GmbH war und ist in der Hand der Familie. „Unsere Kinder werden so erzogen, dass man füreinander da sein muss. Geld ist zweitranging. Ein wesentlicher Wert in der Kultur, aus der ich komme, aber auch in meiner Familie, ist der Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung.“
Unterstützung für seine Gründungsvorhaben hat Canan Karadag unter anderem von seinem Vater erhalten, der einen Kleinkredit für ihn aufgenommen hat. „Mit Unterstützung, die es heute für Gründungsvorhaben gibt, wären wir vielleicht noch größer“, meint Canan Karadag. „Wir haben durch die Sparkasse Köln/Bonn Zugang zu vergünstigten KfW-Darlehen bekommen. Für Hilfe bei der Akquise eines passenden Grundstücks für unsere Wachstumsvorhaben sind wir Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs aus Köln-Mülheim dankbar. Das war’s dann aber auch schon.“
„Gut geführte Unternehmen sind wichtig für eine funktionierende Gesellschaft.“
„Vergleiche ich die Gründung eines Unternehmens in der Türkei mit jener in Deutschland, gibt es einen signifikanten Unterschied: In der Türkei gibt es kaum Bürokratie. Die Türkei stellt sehr schnell alle Formalia bereit. In der Türkei genießen Unternehmen einen hohen Stellenwert, sie werden quasi gefeiert.“, fasst Canan Karadag zusammen. Und ergänzt seine persönliche Sicht der Dinge: „Man muss Unternehmen Zuneigung zeigen. Denn ein Staat ohne Unternehmen ist nicht lebensfähig. Und Unternehmen wiederum finanzieren den Staat mit Steuern – das ist ein Schulterschluss, der für eine funktionierende Gesellschaft sein muss.“
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Trotz diverser Rückschläge und schwieriger Zeiten, geht das Wachstum für Canan Karadags Unternehmen seit 1995 Schritt für Schritt weiter: 2002 folgte ein zweiter Laden, im Oktober 2003 Laden Nummer drei, im Februar 2005 trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten Supermarkt vier, 2008, 2009, 2010 – fast jedes Jahr gab es Neueröffnungen. Heute gehören zwölf Filialen zum Supermarkt-Imperium Karadag, in den nächsten fünf Jahren dürfen es, wenn es nach Canan Karadag geht, gerne bis zu 30 werden. „Wir wollen im Franchisebereich wachsen. Dabei ist uns aber wichtig, dass wir stabil, langsam wachsen. Wir sagen ganz klar: Es muss dem Franchisenehmer gut gehen. Er muss Gewinne machen. Das hilft auch uns. Franchise um jeden Preis ist wiederum nicht unser Ziel.“
Franchisenehmer sollen sich am Netz für zentrale Lieferungen und dem Zentraleinkauf des Unternehmens beteiligen können. Profitieren wird die Kundschaft, die zu 50 Prozent aus Deutschen und zu 30 Prozent aus Türken bzw. türkischstämmigen Menschen besteht. Denn Qualität und Frische schreibt Canan Karadag groß. „Wir haben eine große Frischeabteilung mit Obst und Gemüse. Aber auch unsere Fleischabteilung ist besonders. Wir bedienen Kunden individuell mit ihren besonderen inhaltlichen Wünschen, aber auch speziellen Größen und Mengen, die es in anderen Supermärkten üblicherweise nicht gibt.“
Für unseren Fototermin lädt Canan Karadag in sein gerade fertiggestelltes Headquarter ein. „Auch hier haben wir wieder kein Risiko gescheut. Wir hatten damals, nach 1995 keine andere Wahl als offensiv nach vorne zu gehen. Und wir tun es auch jetzt wieder. Das Einzige, was sich verändert hat: Damals hatten wir nur einen Metzger als Angestellten, heute haben wir die Verantwortung für 150 Angestellte und ihre Familien. Was sich nicht verändert hat: Ich bin immer noch in meinen Filialen vor Ort, fasse mit an und steuere nicht nur aus der Zentrale.“
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