Bäckerei Schultejann: Leidenschaft fürs Handwerk

Michael Schultejann: Mein Name ist Michael Schultejann. Ich habe im Jahr 2019 die Bäckerei Schultejann von meinem Vorgänger übernommen.

Schon während des Abiturs war mir klar, dass ich mich in die Selbstständigkeit begeben möchte und dass ich auch ins Handwerk möchte. Ich wusste aber noch nicht so genau, wohin ich wollte. Das Lebensmittelhandwerk war relativ fokussiert und ich hatte mich zuerst in Brauereien beworben, gerade handwerkliche Brauereien, kleine Brauereien, wurde da aber nicht genommen, weil hier in der Umgebung haben wir keine kleinen Brauereien, die ausbilden. Und dann habe ich mich in einer Bäckerei hier beworben und diese Bäckerei hat mich direkt am gleichen Tag noch eingestellt und so bin ich zur Bäckerei gekommen.

Ich habe meine Ausbildung im Bäckerhandwerk dann innerhalb von anderthalb Jahren gemacht, konnte die Ausbildung zweimal verkürzen und bin danach direkt auf die Meisterschule gegangen. Der Meister ist einmal Pflicht im Bäckerhandwerk für eine Selbstständigkeit und dann konnte man ihn sehr gut direkt nach der Ausbildung machen, weil man natürlich das ganze theoretische Wissen der Berufsschule in der Ausbildung noch mitnehmen konnte.

Hier, in meinem Heimatort, war diese Bäckerei, die ich jetzt übernommen habe, der letzte backende Betrieb und mein Vorgänger ist dann, ja leider Gottes, sehr plötzlich verstorben und niemand wusste so recht, was man mit diesem Betrieb weiter anfangen kann. Über Dorfgerüchte und die Nachbarschaft der Bäckerei bin ich dann an die Bäckerei gekommen und konnte so einen laufenden Betrieb mit Mitarbeitern, Maschinen, Gebäude, einfach übernehmen und wiedereröffnen.

Handwerk reizt mich vor allem, weil man direkt das Ergebnis seiner Arbeit sieht. Man tut was mit den Händen. Ich bin nie ein Mensch gewesen, der den ganzen Tag im Büro sitzen kann. Ich komme auch aus einer Handwerksfamilie, also meine Eltern, Großeltern, Brüder sind alle im Handwerk tätig und so war das eigentlich von vornherein klar.

Als klar wurde, dass die Bäckerei hier von mir übernommen wird, wusste ich gar nicht so recht, womit ich jetzt anfangen soll, um mir Geld von der Bank zu holen, für einen Start, oder wie man Mitarbeiter-Arbeitsverträge macht. Und dann bin ich als Erstes zur Handwerkskammer gegangen. Die haben da Unternehmensberater sitzen, die sich genau mit solchen Fällen beschäftigen und die konnten mich dann quasi an die Hand nehmen und haben mit mir einen Business- und Finanzierungsplan erstellt und standen auch sonst mit Rat und Tat zur Seite. Und mit denen stehe ich auch bis heute noch in Kontakt, falls mal Fragen da sind – kommt zwar nicht mehr so oft vor, aber die stehen einem da immer mit Rat und Tat zur Seite.

Ich habe dann, als ich den Business- und Finanzierungsplan erstellt hatte, über die Handwerkskammer, auch die Meistergründungsprämie von der LGH erhalten. Das sind damals 7.500 Euro gewesen, die man dann einfach so bekommt, wenn man einen Handwerksbetrieb gründet mit einem Meister und, ich glaube, einen Mitarbeiter einstellt. Mittlerweile ist die Prämie auch noch gestiegen und das war natürlich ein super Bonus für mich.

Ich musste bei der Gründung auf jeden Fall noch lernen, wie man kaufmännisch arbeitet – also wie man wirklich in einem Büro arbeitet – weil, man lernt zwar die Theorie, wie der kaufmännische Bereich funktioniert, in der Meisterschule schon, aber wie es dann am Ende wirklich funktioniert, wie man Lohnabrechnungen macht, wie man Urlaubslisten macht, das muss man im Endeffekt einfach in der Praxis herausfinden. Da musste ich einfach mal selbst ran und habe dann natürlich wieder meinen Steuerberater und Bekannte, die in dem Bereich arbeiten, zur Hilfe geholt, aber im Endeffekt muss man das alles einmal selbst noch lernen.

Den größten Respekt vor der Selbstständigkeit hatte ich dahingehend, überhaupt Führungsverantwortung zu übernehmen und Chef zu sein – ein Unternehmen mit mittlerweile fast 20 Mitarbeitern zu führen, weil ich vorher keine Führungsverantwortung innehatte. Ich war im Kleinbetrieb beschäftigt, ich habe ein ganz normales Bäckergesellen- oder Bäckermeisterdasein gepflegt, ohne dass ich da eine größere Verantwortung hatte und das war am Anfang das, wo ich am meisten Respekt vor hatte.

Es ist im Bäckerhandwerk, oder gerade im Bäckerhandwerk und allgemein im Handwerk, ja sehr schwer, Mitarbeiter und Auszubildende zu finden. Ich hoffe, dass ich über meine eigenen Auszubildenden – aktuell sind es zwei – einfach eine gewisse Anzahl an Mitarbeitern halten kann und behalten kann, weil von außen, von anderen Betrieben, da kommt nicht mehr viel.

Motivation für mich, morgens um zwei aufzustehen und anzufangen ist einfach, dass man eine unheimliche Dankbarkeit von Kunden erfährt und auch Wertschätzung der eigenen Mitarbeiter, wenn man ein vernünftiger Chef ist und die Leute alle vernünftig und fair behandelt. Und wenn ich dann auf die Wochenmärkte fahre, zum Beispiel, und da selbst verkaufe und man die Dankbarkeit der Kundschaft zurückbekommt, dann lohnt sich jedes Aufstehen um zwei.

Mein entscheidender Tipp für alle, die im Handwerk gründen wollen, ist natürlich erst mal, sich vor der Selbstständigkeit viel damit zu beschäftigen und auch Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt genug Hilfsangebote, wie zum Beispiel die über die Handwerkskammer, wo man anfragen kann, „wie ist das mit der Selbstständigkeit, bin ich geeignet dafür?“ , und, genau, auch die eigene Eignung hinterfragen, ob man nicht vielleicht doch selbst zu viel träumt, aber für die Selbstständigkeit gar nicht geeignet ist, weil man keine Führungsverantwortung übernehmen kann oder weil man vielleicht psychisch gar nicht so stabil ist, dass man den ganzen Tag mit dem Stress leben könnte – deswegen vorher einfach schon damit beschäftigen.

Eine sehr förderliche Eigenschaft, die ich besitze, für eine Selbstständigkeit, ist auf jeden Fall meine mehr oder weniger stoische Ruhe. Andere kommen immer bei mir an und sagen: „Wie kannst du bei dem Thema oder bei solchen Sachen so ruhig bleiben?“ Und ich glaube, wenn ich bei manchen Themen nicht so ruhig bleiben würde, würde der Betrieb einmal nicht so gut laufen, und dann würde ich mir da selbst auch nur mit schaden. Also ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Mensch und das ist wirklich, wirklich förderlich.

Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass dieser Betrieb weiter so gut läuft und dass ich weiter vernünftige Mitarbeiter finde – das ist das Wichtigste eines Betriebes – und dass ich diesen Betrieb, möglicherweise, bis zu meiner Rente fortführen kann und ohne größere Probleme hier die Selbstständigkeit bestehe.