cleansort: Gründen, ohne zu wissen ob, die Idee funktioniert

Philipp Soest: Für mich als Ingenieur war zunächst das Wichtigste, die technischen Herausforderungen, die unsere laserbasierte Sortiertechnik mit sich bringt, hinzubekommen. Schöner Nebeneffekt dabei ist, dass wir mit der Anlagentechnik sehr viel Energie und CO₂ einsparen können und damit natürlich auch was für die Umwelt tun.

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„Acht Jahre Entwicklung ohne zu wissen, ob es irgendwann funktioniert, erfordert Durchhaltevermögen.“
Philipp Soest, cleansort GmbH

Mein Name ist Philipp Soest. Ich bin geschäftsführender Gesellschafter der Firma cleansort [Philipp Soest, cleansort GmbH, Gründer], die ich gemeinsam mit Edwin Büchter und Winfried Barkhausen 2018 gegründet habe, um mit unserer laserbasierten Sortiertechnik, die eine direkte Kreislaufführung von Wertstoffen ohne Qualitätsverlust zu realisieren. Das bedeutet, dass wir Schrotte sortieren, uns dabei jedes einzelne Schrottstück anschauen, zunächst in einem kleinen Messfleck die Oberfläche reinigen und dann in der gereinigten Fläche die Pulse für eine laserbasierte Plasmaspektroskopie setzen, um daraus dann einen Fingerabdruck des Materials zu generieren und dann Rückschlüsse auf die elementare Zusammensetzung des Metalls ziehen zu können, um diese dann je nach Kundenvorgaben zu sortieren und dann im direkten Kreislauf führen zu können. Die Herstellung von Primäraluminium ist energetisch sehr, sehr aufwendig, und durch unsere Anlagentechnik ist man in der Lage, 100 Prozent Schrott einzusetzen. Dadurch, dass wir die Metalle oder das Aluminium als Beispiel wirklich sortenrein sortieren können, können wir oder sind wir in der Lage, dieses auch direkt voll wieder einzusetzen und brauchen dann im Vergleich zur Erzeugung von Primäraluminium nur 5 Prozent der Energie.

Als Produkt liefern wir eine schlüsselfertige Sortieranlage. Das fängt an bei einem Aufgabebunker, wo das Material reingeworfen wird, und endet dann nach unserer Sortierung mit den Abzugsbändern, die dann die zwei Fraktionen, die wir generieren, ausbringen aus der Anlage.

Meine Key Facts zur cleansort: 2014 mit einer Idee begonnen, die durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. 2018 das Unternehmen gegründet, um aus der Entwicklung ein marktreifes Produkt zu erzeugen. 2022 die erste Anlage beim Kunden stehen zu haben. 2023 20 Mitarbeiter zu haben und 2024 zehn Anlagen im Markt zu haben.

Eine Gründung wie unsere erfordert natürlich in erster Linie sehr viel Durchhaltevermögen. Wenn man acht Jahre etwas entwickelt, ohne zu wissen, ob es irgendwann funktionieren wird. Dann kommen da schon ein paar schlaflose Nächte mit sich. Aber natürlich auch Kapital spielt eine große Rolle. Da konnten wir zum Glück auf die Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zurückgreifen, und der Rest ist zu 100 Prozent eigenfinanziert. Wir haben bei MUT, dem Gründungspreis mitgemacht und erfreulicherweise gewonnen: zum einen wegen der guten Party danach, zweitens aber auch, um die cleansort etwas bekannter zu machen – gerade für die Mitarbeitergewinnung, junge Menschen von Anlagentechnik zu begeistern und damit auch was zu bewegen.

Das Preisgeld war natürlich schön. Wir haben einen Teil an die Belegschaft ausgezahlt, haben eine gute Party gefeiert und der Rest geht natürlich in die Technologieentwicklung, um die Technik weiterzuentwickeln, besser zu machen, um dann neue Märkte zu erschließen.

Mein persönliches Rezept, mit Misserfolgen umzugehen, ist, nicht aufzugeben, dranzubleiben, weiterzumachen. Irgendwann kommt der Erfolg und der wiegt einfach mehr auf als der Misserfolg. Und ja, man muss einfach dranbleiben.

Mein schönster Moment bei der cleansort war, als wir unsere neue Fertigung eingerichtet haben. Zu sehen, dass aus dem kleinen Start-up dann wirklich ein Unternehmen wird. Und das Lächeln auf jedem Mitarbeiter zu sehen, als sie das erste Mal dann in die fertige Fertigung gegangen sind. Zu sehen, ein Teil eines großartigen Teams zu sein. Und das motiviert auch wieder jeden Morgen die Kollegen zu sehen, dass da jeder am gleichen Strick zieht und alle ein Ziel vor Augen haben, das Unternehmen und die Technik zu verbessern.

Wenn ich ganz groß träumen darf, dann bin ich 2030 mit denselben Leuten, die jetzt heute hier sind, beim Mittagessen, bei Nudeln und Pesto und wir haben Spaß zusammen.

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