my Niehues GmbH: Malermeisterin mit Passion

Yvonne Niehues: Das Erste, was ich lernen musste als Chefin, war, dass man sehr einfach Geld ausgeben kann, aber, dass Geld zu verdienen härter ist als ich immer gedacht habe.

Mein Name ist Yvonne Niehues. Ich habe im Oktober 2021 den Handwerksbetrieb meines Vaters übernommen. Zum Betrieb gehören 25 Mitarbeiter. Wir machen handwerkliche Arbeiten im Maler- und Bodenbelagsbereich. Wir haben aber auch ein Malerfachgeschäft und einen Dekorationsladen.

Dass ich den Betrieb übernehme, war eigentlich gar nicht vorgesehen, denn meine erste Ausbildung habe ich im Reisebüro gemacht. Das hat mir auch viel Spaß gemacht. Dadurch konnte ich auch viel reisen. Ich habe aber dann über die Zeit gemerkt, dass es doch nicht das ist, was mich erfüllt und bin deswegen wieder nach Hause gekommen, habe erst mal geguckt, was gibt es für mich für Möglichkeiten und habe dann eigentlich durch einen Zufall hier mein Glück gefunden. Mein Glück gefunden heißt in dem Fall, ich habe hier im Laden gearbeitet, habe gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, mit den Handwerkern zu arbeiten, habe deswegen eine Ausbildung als Malerin gemacht, direkt im Anschluss die Maler-Meisterschule absolviert und seitdem bin ich hier.

Den größten Respekt hatte ich davor, den Respekt tatsächlich von den Kunden und von den anderen Handwerkern zu bekommen, aber das war absolut unbegründet. Ich bekomme so viel Zuspruch und auch Unterstützung, auch von den Mitarbeitern, dass es einfach nur Spaß macht. Als wir im Oktober beim Notar waren für die Unterschrift der Übernahme, war das ein extrem erleichterndes aber auch beschwerendes Gefühl zur gleichen Zeit, weil, ich wollte einfach loslegen, aber ich wusste, ich habe jetzt auch richtig viel Verantwortung bekommen. Was mein Vater mir vorgelebt hat und was ich auf jeden Fall weiterführen möchte, ist, immer für die Mitarbeiter und auch für die Kunden da zu sein, immer ein offenes Ohr zu haben und immer zu seinem Wort zu stehen.

Meine Lieblingstätigkeit in meinem Beruf ist das Arbeiten mit den Kunden, also die Beratung, sich da etwas zu überlegen - wie kann ich das Beste aus dem Raum rausholen - sodass die Kunden sich wohlfühlen, aber immer noch ihre Wohnung als ihre Wohnung wiedererkennen. Ich liebe das Handwerk, weil es so abwechslungsreich ist. In meinem speziellen Fall heißt es, ich bin regelmäßig im Büro, bin aber auch draußen beim Kunden, auf Innenbaustellen, auf Außenbaustellen, also Fassaden oder so. Wir machen was am Boden, die Wände, die Decken. Ich sehe vor allem auch, was ich nachmittags geschafft habe im Vergleich zum Morgen oder auch zum Vortag. In der Ausbildung zur Malerin waren wir noch 1/4 Mädchen oder junge Frauen, in der Meisterschule waren es dann schon 1/3 Frauen, also man merkt, es werden immer mehr und mehr Frauen, die sich für den Handwerksbetrieb entscheiden. Die Meisterschule zu machen, als Malermeister, war für mich besonders wichtig, weil, ich möchte unabhängig sein von einem angestellten Meister und ich möchte eigenverantwortlich arbeiten können und die Ansprechperson sein für meine Mitarbeiter.

Unterstützung bei der Übernahme und auch Übergabe haben wir bekommen durch die Handwerkskammer. Da haben wir vor vielen Jahren schon angefangen zu überlegen, wie kann man das machen, wie kann man das gestalten und da waren wir im regelmäßigen Kontakt. Das heißt, wir haben darüber gesprochen, wer übernimmt welche Aufgabengebiete, wer hat überhaupt momentan welche Aufgabengebiete und wie kann man das entsprechend verteilen. Wie lange dauert eine gute Übergabe, Übernahme, damit das auch sauber weitergehen kann, wenn der Übergeber dann mal nicht mehr da ist und auch die rechtlichen Sachen waren da ganz wichtig.

Vor der Übernahme und während der heißen Phase hatten wir Unterstützung durch De-minimis und dann danach gab es sogar noch eine Meistergründungsprämie. Das hat mich besonders gefreut, weil dadurch konnten wir unser neues Logo direkt finanzieren. Unser Logo ist angeglichen an das alte, also wir haben die Farben etwas verändert, wir haben das Zebra weiterhin mit drinnen. Das Zebra ist für uns besonders, weil im Grunde ist jedes Zebra einzigartig und individuell und das soll es eben auch wieder ausstrahlen. Die größte Herausforderung, die ich heute im Betrieb habe - es geht mir vor allem um jetzt und heute - haben wir besonders Schwierigkeiten wegen Corona. Es fällt mal jemand aus, mal nur für einen Tag, mal für 2 Wochen und dass das alles wirklich trotzdem im Einklang bleibt, dass ich die Baustellen trotzdem weiter am Laufen habe, das ist natürlich eine große Herausforderung für uns momentan, die es vorher noch nie gab.

Ein Familienunternehmen zu führen, bedeutet für mich, dass nicht nur ich als Familie hier im Unternehmen bin, sondern auch, dass das Unternehmen eine Familie ist, also das Team macht etwas zusammen, auch regelmäßig zusammen, und man hat da eine gewisse Verbundenheit. Wenn mich jemand fragt, ob ich noch mal ein Unternehmen übernehmen wollen würde, würde ich es auf jeden Fall machen, denn es hat viel mehr Vorteile als Nachteile. Natürlich ist es etwas anderes, als neu zu gründen, aber da liegt eben auch gerade der Reiz und die Spannung drin.

Informationen zur Barrierefreiheit:

03:58 De-minimis-Beihilfe steht für – dem Namen nach – „geringfügige“ Unterstützung, die ein EU-Mitgliedsstaat einem Unternehmen gewährt. Die Hilfen sind in der Regel auf ein Maximalvolumen von 200.000 € beschränkt.

04:04 Die Meistergründungsprämie fördert Neugründungen und Betriebsübernahmen mit einem nicht zurückzuzahlenden Zuschuss. Mehr Infos: https://www.lgh.nrw/