#GründenNRW-Podcast – CATCH
Marco Verhoeven
Das ist ein weiteres Problem. Ich glaube, bis 2030 werden fast 30 % der Arbeitnehmer in Rente gehen. Der Fachkräftemangel, der vor zwei oder drei Jahren schon enorm war, ist jetzt noch schlimmer geworden.
Anna-Lena Kümpel
Hallo und herzlich willkommen zum Podcast Neue Gründerzeit NRW. Schön, dass du wieder dabei bist. Mein Name ist Anna-Lena Kümpel und ich spreche in diesem Podcast mit Gründerinnen und Gründern von hier aus Nordrhein-Westfalen, heute mit Marco Verhoeven. Er ist einer der beiden Gründer vom Kölner Start-up CATCH Talents. Hallo Marco.
Marco Verhoeven
Hallo.
Anna-Lena Kümpel
Wie geht es dir?
Marco Verhoeven
Sehr gut.
Anna-Lena Kümpel
Wir fangen vorne an. Was ist CATCH?
Marco Verhoeven
CATCH ist eine Software zur Automatisierung von Personalprozessen. Oder einfacher gesagt, wir nutzen künstliche Intelligenz, um spannende Kandidaten für Unternehmen zu finden.
Anna-Lena Kümpel
Wer sind eure Kunden?
Marco Verhoeven
Unsere Kunden sind meistens mittelständische Unternehmen zwischen rund 100 und etwas über 1000 Mitarbeiter, die selber keine große HR-Abteilung haben und damit mit dem neuen Standard im Recruiting, nämlich vor allem im Active Sourcing, also der aktiven Ansprache von Personal, nicht ganz hinterherkommen.
Anna-Lena Kümpel
Wann habt ihr gegründet?
Marco Verhoeven
Gegründet offiziell 2020 als GmbH. Wir sind aber schon ein bisschen länger unterwegs. Also wir haben 2017 mit dem EXIST-Gründerstipendium an der Uni Köln gestartet, das ganze Projekt und gibt es uns jetzt also schon ein paar Jahre.
Anna-Lena Kümpel
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Marco Verhoeven
Also ganz ursprünglich habe ich dual studiert und habe da einfach selber gemerkt, dass ich in der Position, in der ich eingesetzt wurde, eigentlich nicht so richtig platziert war und hatte den Eindruck, dass da irgendwo im Personalprozess im Auswahlprozess was schiefgegangen ist und dass die Grundidee entstanden zu sagen okay, warum nehmen wir denn eigentlich nur Fähigkeiten zum Beispiel in einen Personalprozess mit auf und nicht auch die Persönlichkeit, um ein vollständiges Bild von Bewerbern zu bekommen? Damit haben wir dann gestartet, haben gesagt okay, wir brauchen eine Möglichkeit, Fähigkeiten und Persönlichkeit zusammen zu identifizieren und eben zu schauen, ob das auf eine Stelle passt. Und da hat sich dann erst in einem kleinen Pivot nach hinten raus die aktuelle Lösung raus entwickelt.
Anna-Lena Kümpel
Aber ganz kurz noch mal zusammengefasst. Du wurdest schlecht rekrutiert und dachtest, das machen wir jetzt besser.
Marco Verhoeven
Ja, kann man so sagen.
Anna-Lena Kümpel
Okay, alles klar. Ja, ihr habt gepivotet. Vielleicht gehen wir mal durch die ersten Schritte. Wie habt ihr denn angefangen, eure Idee so ein bisschen nach draußen zu tragen?
Marco Verhoeven
Durch das EXIST-Stipendium hatten wir die Möglichkeit, an der Idee selber zu arbeiten, das Ganze zu entwickeln und haben erst mal versucht, mit einem Auswahlsystem, also einen kleinen Algorithmus, den wir da entwickelt haben, Persönlichkeit überhaupt messbar zu machen und dann eben auf Stellen zu matchen und zu schauen, dass wir das Ganze als Score irgendwie ausgeben können. Weil uns war besonders wichtig, dass die Unternehmen jetzt nicht einen Berg Papier bekommen, den sie durcharbeiten müssen, sondern wirklich auf einen Blick sehen. Passt das oder passt das eher nicht? Und das für die Personal Vorauswahl auch schnell und effizient einsetzen können. Damit waren wir dann nach ungefähr einem Jahr fertig und hatten den ersten Prototypen dann auch eine Software-Anwendung, die funktioniert hat, die wir anbieten konnten und haben dann sehr schnell krasses Markt Feedback bekommen, was sich ungefähr so angehört hat: "Cooles Produkt, das ist ja wirklich spannend, aber wir haben gar keine Bewerber, für die wir das einsetzen können." Und da war für uns klar, okay passende Kandidaten zu finden oder zu matchen an der Stelle, um das zu verfolgen, muss man einfach noch ein Schritt weitergehen.
Anna-Lena Kümpel
Fangen wir an mit Kandidaten finden.
Marco Verhoeven
Genau, richtig.
Anna-Lena Kümpel
Bevor man sie überhaupt passend machen kann. Kleine inhaltliche Zwischenfrage: Ihr habt so ein Score entwickelt, weil ich nicht dann von 0 bis 10 schlechtere oder bessere Persönlichkeiten, oder wie war der aufgebaut?
Marco Verhoeven
Also schon ein bisschen komplexer. Wir hatten einen Score zwischen 0 und 100, tatsächlich in Prozent einfach, die Passung zwischen dem, was als Anforderungsprofil definiert wurde und dem, was an Persönlichkeit berechnet wurde. Persönlichkeit muss man vielleicht noch ein bisschen genauer betrachten. Wir schauen uns eigentlich nur die arbeitsbezogene Persönlichkeit an, das sind Arbeitsbereiche, in denen jemand Stärken und Präferenzen hat, also die jemand einfach gerne macht. Das wäre so die Möglichkeit, das möglichst auf den Arbeitsbezug anzuwenden.
Anna-Lena Kümpel
So jetzt habt ihr ein Jahr Arbeit reingesteckt, ein Produkt entwickelt, eine Software entwickelt, was ja auch mega viel Arbeit ist und dann sagen Leute ja, ist ganz nett, aber kauf ich nicht. Wie ging es euch?
Marco Verhoeven
Ja, nicht so besonders gut. Also das war wirklich ein krasses Gefühl für uns. Wir haben da in dem Moment auch realisiert, dass wir einen großen Fehler gemacht haben und nicht von Beginn an Markt Feedback uns geholt haben, sondern erst mal losgelegt mit einer sehr idealistischen Idee was entwickelt im stillen Kämmerlein und danach eben erst rausgegangen und gedacht okay, wir haben jetzt eine Software entwickelt, die wird uns jetzt wahrscheinlich jeder aus den Händen reißen, weil das Produkt an sich ist schon sehr revolutionärer Ansatz, was die Personalauswahl Prozess angeht. Und wir dachten: "Hey, das muss doch jeder wollen.". Wir hatten Studien gelesen, 90 % der Recruiter finden die Persönlichkeit am wichtigsten für die Personalauswahl und dachten okay, die müssen das ja quasi nehmen.
Anna-Lena Kümpel
Was hat euch trotzdem dran gehalten?
Marco Verhoeven
Also wir haben einfach ein enormes Potenzial gesehen. Auf der einen Seite, weil eben uns in allen Gesprächen die gesagt haben: "Oh ne, das ist nichts für uns." eigentlich nur gesagt wurde "An sich eine coole Idee.". Also an sich haben wir schon das Problem und wir achten auf Persönlichkeit. Und tatsächlich ist es so, dass wir die Persönlichkeit aktuell erst im persönlichen Gespräch erfassen und dadurch bei der Vorauswahl gar nicht nutzen können. Aber wir haben eben dieses Auswahlproblem nicht, weil wir eben nur drei oder vier Kandidaten bekommen pro Stelle und wir uns eigentlich mit jedem unterhalten können. Und da haben wir gesagt okay, aber daran kann man ja arbeiten. Das hat uns ehrlich gesagt gewundert, weil wir dann gleichzeitig in den Gesprächen nach den Methoden gefragt haben, wie denn überhaupt Personal gesucht wird. Und da haben wir gemerkt, okay, irgendwo gesehen, warum nur vier Kandidaten am Ende des Tages dabei herumgekommen sind und haben uns gedacht, dann setzen wir eben da an. Und wenn wir das Auswahlproblem erst mal schaffen, dadurch, dass wir genügend Auswahl erzeugen, dann wird auch unser Produkt wieder einen Mehrwert haben.
Anna-Lena Kümpel
Wie genau sieht denn das Problem aus, das ihr jetzt löst? Wir haben ja artikelweise Material über Fachkräftemangel zum Beispiel. Es fehlen einfach Leute, aber warum ist dieses Problem auch beim Mittelstand so groß?
Marco Verhoeven
Es gibt zwei Riesenprobleme auf dem Markt. Das eine ist die verfügbare Anzahl an Kandidaten. Die hat sich geviertelt in den letzten 20 Jahren. Das ist natürlich enorm und macht einen enormen Druck im Recruiting. An der Stelle versuchen wir, wie fast alle Marktakteure, das möglichst auszuschöpfen. Also da die paar Kandidaten, die es noch gibt, möglichst alle zu erreichen. Jetzt gibt es aber noch ein zweites Problem und das spielt eigentlich auf unsere ursprüngliche Lösung an. Die Zugehörigkeit zum Unternehmen, die hat sich gedrittelt in den letzten 20 Jahren und das gibt dann natürlich noch mal zusätzlich Druck. Und das ist eigentlich das Problem, was keiner so wirklich lösen möchte. Alle konzentrieren sich immer darauf, möglichst die letzten Fachkräfte noch vom Markt zu kratzen, aber zu sagen okay, mein Recruiting Aufwand, den ich hier betreibe, der ist halt auch dreimal höher wie vorher. Selbst wenn die Fachkräfte gleich wären, einfach dadurch, dass meine Fluktuation gestiegen ist. Da geht eigentlich keiner so richtig ran. Und mit unserer Lösung schauen wir uns beides an. Auf der einen Seite erreichen wir so viele Kandidaten wie möglich, aber auf der anderen Seite sorgen wir dafür, dass eben dann die richtigen Personen ausgewählt werden, weil Leute, die persönlich zu einer Stelle passen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch länger dem Unternehmen erhalten bleiben.
Anna-Lena Kümpel
Wie lang sind die Leute mittlerweile noch in Unternehmen?
Marco Verhoeven
Dreieinhalb Jahre im Schnitt.
Anna-Lena Kümpel
Wie lange war das?
Marco Verhoeven
Ursprünglich anders. Die jüngere Generation zieht ihn eher noch runter. Und das ist ein weiteres Problem. Ich glaube, bis 2030 werden fast 30 % der Arbeitnehmer in Rente gehen. Ich glaube, der Schnitt wird eher noch runtergehen dadurch. Und die Wechselbereitschaft ist einfach enorm in den Jüngeren.
Anna-Lena Kümpel
Warum ist das so?
Marco Verhoeven
Ich glaube, da gibt es sehr, sehr viele Gründe. Auf der einen Seite, was man immer wieder hört, ist, dass große Karriere und Gehaltssprünge eigentlich nur mit einem Wechsel möglich sind. Ich glaube, das ist ein Problem, was Unternehmen eigentlich alle betrifft. Ansonsten glaube ich einfach, dass der Arbeitsmarkt eine absolute Sicherheit und Stabilität aktuell bietet. Das ist halt ein Kandidatenmarkt. Man kann sich wirklich aussuchen, für wen man arbeitet. Da ist keinerlei Angst zu wechseln an der Stelle. Und ich glaube, das Thema Selbstverwirklichung ist einfach gerade in der jüngeren Generation total präsent und man möchte einfach keine nicht Wert stiftende Arbeit machen und keine Arbeit, die einem persönlich keine Freude bereitet.
Anna-Lena Kümpel
Eines der Probleme, das ihr löst, ist, dass die Unternehmen ihre Kandidaten schlecht erreichen. Was bedeutet das? Weil wir sind ja in diesem digitalen Zeitalter und alle sind im Internet. Ich habe das Gefühl, eigentlich sind alle immer erreichbar. Wo liegt das Problem?
Marco Verhoeven
Das Problem sind einfach die Kanäle, die genutzt werden. Es gibt auf dem aktuellen Kandidatenmarkt zwei Bereiche. Das eine ist der Markt der aktiv suchenden Kandidaten. Das sind ungefähr 1,5 Millionen Menschen in Deutschland. Das Potenzial, was die meisten Unternehmen noch gar nicht oder kaum ausschöpfen, ist eigentlich das der passiven Kandidaten. Das sind wechselwillige Kandidaten. Kandidaten, die sich nicht wohlfühlen. Die sagen "Ja, wenn ich ein besseres Angebot kriege, dann würde ich wechseln." Und das sind tatsächlich 1/3 der Arbeitnehmer in Deutschland, das sind 15 Millionen Leute. Unternehmen kommen langsam auf das Thema. Gerade die größeren haben das schon länger auf der Uhr. Und das ist etwas, was aber ein kleineres Unternehmen nicht leisten kann. Und viele, viele Fachkräfte erreicht man auch nicht über LinkedIn, weil Mitarbeiter fürs Lager zum Beispiel sich auf einer Business Plattform nicht anmelden. Und das lösen wir, indem wir weitere Kanäle dazu nehmen und die automatisch bespielen. Das bedeutet, wir suchen online nach digitalen Fußabdrücken, die uns sagen, dass eine Person möglicherweise in einem Bereich aktiv ist, Interesse hat und wir denken, dass derjenige vielleicht im Lager arbeitet und für ein Jobangebot offen wäre an der Stelle. Dann würden wir ihm in seinem täglichen Medienkonsum eine Anzeige ausspielen. Und da holen wir dann die Kandidaten ab.
Anna-Lena Kümpel
Lass uns noch mal an die Anfangszeit gehen. Ihr habt aus der Uni raus gegründet. Wart ihr beide noch Studierende als ihr angefangen habt?
Marco Verhoeven
Ja, genau.
Anna-Lena Kümpel
Ihr wart im Gateway an der Uni Köln. Wie haben die euch geholfen? Wie konnte die Uni Köln euch unterstützen?
Marco Verhoeven
Da war erst mal so eine ganz grundlegende Beratung. Was kann man denn überhaupt machen als Startup? Also wo gibt es zum Beispiel Möglichkeiten, ohne ein Produkt, nur mit einer Idee an erste Fördermittel zu kommen, an erste Finanzierungen zu kommen, in irgendeiner Art und Weise. Oder wie sieht dann überhaupt so eine typische Startup Journey aus? Wo startet das, wo kann es hingehen? Was muss man dabei beachten? Wann macht man was? Also dieser gesamte Einblick überhaupt in die Gründerszene. Wir waren ja beide aus dem Studium raus, auch jetzt noch nicht wirklich mit dem Thema Gründung in Kontakt gekommen und hatten eigentlich auch überhaupt keine Ahnung. Also die ersten Schritte, da hat uns das enorm weitergeholfen.
Anna-Lena Kümpel
Dann habt ihr EXIST bekommen. Wie lange?
Marco Verhoeven
EXIST läuft ja zwölf Monate insgesamt. Das heißt also Ende 2017 bis Ende 2018 hatten wir das.
Anna-Lena Kümpel
Und ihr hattet, glaube ich, auch das Gründerstipendium NRW, aber das erst nach ist EXIST, vor EXIST?
Marco Verhoeven
Das hatten wir nach EXIST.
Anna-Lena Kümpel
Wie haben diese Förderinstrumente euch geholfen? Bringt das wirklich was? Oder wäre es auch ohne gegangen?
Marco Verhoeven
Also das wäre ohne auf gar keinen Fall gegangen. Das hätte ohne vielleicht anders funktioniert. Dann hätten wir uns Gedanken machen müssen wie. Aber ich würde sagen, grundsätzlich bringt das eine ganze Menge. Gerade wenn man aus der Hochschule gründet.
Anna-Lena Kümpel
Ab wann habt ihr das erste Mal Geld verdient?
Marco Verhoeven
Das erste Mal Geld verdient haben wir tatsächlich erst 2019. Und wobei ich dazu sagen muss, wir haben nebenbei zwei große Projekte gemacht, die uns ein bisschen über Wasser gehalten haben mit Konzernen, wo wir Teile unserer Idee einfach mal im Rahmen eines Projekts weiterentwickeln konnten. Das war auf jeden Fall ein sehr, sehr wichtiger Zwischenschritt noch. Aber mit unserem Kernprodukt haben wir erst Ende 2019 Geld verdient.
Anna-Lena Kümpel
Wie verdient ihr denn heute Geld? Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Marco Verhoeven
Unser Geschäftsmodell ist eine „Software as a Service“-Lösung. Das bedeutet, unsere Kunden zahlen monatlich gleichbleibende Beiträge dafür, dass sie bei uns Slots buchen können. Slots bedeutet das sind parallel ausschreibbare Stellen. Könnte man zum Beispiel sagen, ich buche jetzt ein 10er Slot, dann kann ich bis zu zehn Stellen auf unserer Plattform platzieren und dann sorgen wir dafür, dass da die passenden Kandidaten für reinkommen und begleiten auch den gesamten Auswahlprozess nach hinten raus.
Anna-Lena Kümpel
Garantiert ihr das eigentlich, dass Kandidaten reinkommen?
Marco Verhoeven
Das garantieren wir nicht. Wir hatten aber noch nicht den Fall, dass das nicht passiert ist. In der Regel funktioniert das so. Wir sind ja keine Headhunter an der Stelle, wir kriegen auch keine Erfolgsgebühr. Deswegen ist es quasi so, dass wir das, was das Unternehmen an Aktivitäten macht, einfach nur deutlich effizienter machen und größer aufziehen, wodurch sich das Unternehmen nach hinten raus einfach auf die Auswahl der passenden Kandidaten konzentrieren kann.
Anna-Lena Kümpel
Wie hat sich euer Team entwickelt?
Marco Verhoeven
Als erstes haben wir natürlich vor allem Informatiker gebraucht. Das war so der erste Anlauf, unsere erste Teamvergrößerung. Da hatten wir das Glück, dass wir im privaten Umfeld da schon Kontakte hatten und das quasi von einem Tag auf den anderen, uns dann ein Team zur Seite stand, die Lust hatten, das mit uns zusammen zu machen. Das ist auch sehr lange so geblieben. Also wir waren bis 2020 waren wir rund sechs Leute im Kern und das ist dann erst schrittweise gewachsen mit unseren ersten Investitionen, die wir quasi eingesammelt haben. Also vorher haben wir das Ganze gebootstrapt, das heißt natürlich immer möglichst low budget mit wenig Leuten und ausdehnen, das Maximum rausholen, was geht. Bedeutet also, als Gründer macht man eigentlich dann alles andere. Und unsere Informatiker haben halt in erster Linie entwickelt. Wir hatten da keine Zwischenebene, war total familiär natürlich. Mittlerweile sind wir vom Headcount her über 20 Leute.
Anna-Lena Kümpel
Wie seid ihr aufgeteilt im Team? Wie viele kümmern sich um das Produkt? Wie viele kümmern sich direkt um Kundinnen und Kunden? Wie viele kümmern sich um andere Sachen?
Marco Verhoeven
Also haben immer noch unser Kernteam an Entwicklern und da sind jetzt einige noch dazugekommen. Das heißt, wir haben jetzt acht Leute im Produktteam, die wirklich nur das machen einer Projektmanagerin, die das Ganze zusammenhält und bei uns zusätzlich noch das UX Design macht. Das heißt an dieser Stelle auch wieder eine Doppelrolle, einfach weil und das wäre sonst wieder schwierig. Auch bei 20 Leuten haben wir das noch so, aber dafür haben wir uns im Entwicklungsteam ein bisschen so aufstellen können, dass wir da Spezialisierungen jetzt auch haben. Ansonsten haben wir einen großen Teil Vertrieb dazubekommen und Marketing, das ist quasi der andere Teil, sind noch mal acht Leute und vier Leute, da sind Justin und ich dabei und noch mal zwei im Bereich Organisation, weil das bringt natürlich jetzt auch einiges mit sich, wenn man jetzt so viele Leute hat, dass das Ganze auch zusammengehalten wird. Und wir sind ja zum Großteil auch remote aufgestellt. Das bringt noch mal besondere Herausforderungen an die Organisation, deswegen da schon zwei Leute in der Orga.
Anna-Lena Kümpel
Ihr habt am Anfang gebootstrapt. Also ihr habt ganz lange das Start-up aus sich raus finanziert, aus dem Cashflow finanziert. Wie lange habt ihr das gemacht?
Marco Verhoeven
Das haben wir gemacht von 2017 bis Ende 2020.
Anna-Lena Kümpel
Habt ihr einfach keine Geldgeber gefunden? Habt ihr euch dafür bewusst entschieden?
Marco Verhoeven
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir gesagt haben, wenn wir externes Kapital aufnehmen, dann zu dem Zeitpunkt, wo wir uns sicher sind, dass wir einen Product Market Fit haben. Also wir wollten dann in den Vertrieb investieren. Wir haben so ein bisschen gelernt aus unseren Fehlern vom Anfang, wo wir gesagt haben, wir haben eben den Product Market Fit verpasst, an der Stelle. Hätten wir da jetzt Geld rein investiert in ein Vertriebsteam, dann wäre am Ende des Tages wahrscheinlich nicht viel dabei rausgekommen. Das heißt, wir wollten erst mal schauen, finden wir denn Kunden, die bereit sind, dafür zu bezahlen, was wir hier entwickelt haben? Und wenn wir das Gefühl haben, dass wir da zum genau richtigen Zeitpunkt unterwegs sind und dass die Leute sagen, Ja, dafür sind wir bereit, Geld auszugeben, dann wollten wir investieren ins Wachstum. Also wir wollten bewusst eine Wachstumsfinanzierung haben und keine, um das Team zu finanzieren.
Anna-Lena Kümpel
Wie soll es weitergehen?
Marco Verhoeven
Wir haben im August das Investment aufgenommen, sprich seit einigen Monaten das Vertriebsteam aufbauen können. Wir haben gerade ein extrem gutes Momentum am Markt. Also wir sehen, der Fachkräftemangel, der vor zwei oder drei Jahren schon enorm war, der ist jetzt noch schlimmer geworden. Wir haben jetzt noch einen Arbeitskräftemangel dazubekommen. Das heißt also, der Markt ist gerade absolut heiß und wir wollen das auf jeden Fall mitnehmen.
Anna-Lena Kümpel
Ist so ein Programm wie Scale-up NRW spannend für euch?
Marco Verhoeven
Ja, da sind wir auch schon in Gesprächen.
Anna-Lena Kümpel
Und wenn wir hier jetzt die Gründerinnen und Gründer aus NRW haben, die zu dir kommen, sagen Marco läuft ganz gut bei euch, hast du ein Tipp? Was gibt's du mit?
Marco Verhoeven
Einen Tipp, den ich mitbringen kann, einfach auf Basis dessen, dass wir uns sehr, sehr lange entwickelt haben, ist sich einfach nicht unterkriegen zu lassen, also wirklich dranzubleiben. Natürlich nicht an allem festhalten, was nicht funktioniert. Aber nach hinten raus lohnt es sich manchmal, einfach ein bisschen auszuhalten. Schwere Zeiten kommen halt immer, das ist normal als Gründer. Deswegen mein Tipp wenn man überzeugt ist, und für seine Idee brennt, das ist natürlich immer die Grundvoraussetzung, dann auf jeden Fall dranbleiben, weitermachen und kein Fall aufhören.
Anna-Lena Kümpel
Marco, vielen Dank für deine Zeit und für den Einblick in eure Gründungsgeschichte bei CATCH Talents.
Marco Verhoeven
Sehr, sehr gerne. Danke!
Anna-Lena Kümpel
Damit sind wir am Ende dieser Podcastfolge. Ganz schön, dass du bis jetzt dabei warst. Hör liebend gern in unsere anderen Folgen rein. Geh einfach in der Podcast App deiner Wahl auf neue Gründerzeit Nordrhein-Westfalen. Da findest du ganz, ganz viele Interviews mit anderen spannenden Startups. Ich wünsche dir noch eine fantastische Woche und wir hören uns bei der nächsten Folge dann.
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