Das sagt uns David Nellessen beim ersten Kennenlernen über seine Zeit vor syte. Natürlich machte er uns damit direkt neugierig, auf die Ups und Downs, Kurven und Loops, die sich hinter der Geschichte verbergen. Wir haben gefragt. Hier gibt es Davids Antworten.
„Deutschlands erste KI-Software für die Immobilienbranche“
David Nellessen, Matthias Zühlke
Zwei Jugendfreunde treffen sich nach Jahren auf Reisen in Sri Lanka wieder, sprechen über ihre Jobs, überlegen, was man verbessern könnte und gründen – nach Hause zurückgekehrt – als Folge dieser Ideenfindung ein Unternehmen: Herausgekommen ist syte. Da dieser Kurztext David Nellessens und Matthias Zühlkes Weg zur gemeinsamen Unternehmensgründung doch arg verkürzt, gibt es hier die ganze Geschichte.
Dies wird eine Gründungsgeschichte über zwei Jugendfreunde aus Münster, die sich nie aus den Augen verloren haben, die ihr Wissen aus einem Mathematik-Studium einerseits (David) und einem Architektur-Studium andererseits (Matthias), aus Start-up- (David) und Partner-Erfahrung in einem Architekturbüro (Matthias) zusammenbrachten, um eine KI-Suchmaschine für Grundstücke zu entwickeln und damit der Immobilienbranche in Deutschland einen Schub in Richtung Moderne, Digitalisierung, Kosten- und Zeiteffizienz und mehr Nachhaltigkeit zu verpassen. Das Ergebnis: syte.
Wir starten diese Gründungsgeschichte in Sri Lanka. Denn hier liefen am Ende von zwei beruflichen Auszeiten die Fäden in David Nellessens und Matthias Zühlkes Leben schicksalhaft für die Gründung von syte wieder zusammen. In Sri Lanka berichtete Matthias David aus seiner beruflichen Praxis von langwierigen und teuren Prozessen baurechtlicher Machbarkeitsstudien, bevor in Deutschland ein Grundstück für die Bebauung erworben und erschlossen werden kann – also von dem, was einen Großteil der Arbeit des Architekturbüros ausmacht, in dem Matthias als Partner arbeitet. Davids Reaktion darauf: „Ich habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. So viel Zeitaufwand, so hohe Kosten und kaum bis gar keine Digitalisierung. Das muss doch anders gehen?!“
Nur sechs Monate Entwicklungszeit
Zurück in Deutschland haben sich David Nellessen und Matthias Zühlke diesem Problem angenommen. Nach der Prüfung, dass die Problematik jedem Bauvorhaben zugrunde liegt und bislang keine digitale Lösung existiert, hat sich das Duo weiter mit dem Markt und den technischen Möglichkeiten von KI und Daten befasst. „Wir haben einen Business Case entwickelt, mit Kunden gesprochen bzw. erst einmal herausgefunden, wer denn überhaupt unsere Kunden sind“, beschreibt David Nellessen die ersten Schritte.
Nach einem Jahr Evaluierung und enger Abstimmung der Produktentwicklung mit Matthias und dessen Architekturbüro-Kolleginnen und -Kollegen wurde im Sommer 2021 syte ausgegründet – als eine KI-gestützte Softwarelösung, die mit 3D-Daten Städte vermessen konnte und mit Baurechtsvorgaben ‚angefüttert‘ wurde.
Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden, nicht nach Wochen oder Monaten
„Wir gingen 2022, extrem schnell, bereits nach sechs Monaten Entwicklungszeit an den Markt“, sagt David. „Wir waren stolz wie Oskar, dass wir es geschafft haben, eine Lösung zu entwickeln, die innerhalb von 24 Stunden und nicht mehr nach Wochen oder Monaten Ergebnisse erbringen konnte.“
Seitdem hat sich der Immobilienmarkt durch äußere Faktoren verändert. Änderungen bei Fördermitteln, die Zinsentwicklung, neue Baurechtsvorgaben, Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit, aber auch der Krieg in Europa bedingten es, dass der Neubaumarkt einbrach. „75 % des Neubaumarktes brachen weg. Es ging fortan mehr um Bestandssanierung, Nachverdichtung.“
syte hat sich mit dem Markt gewandelt und offen gezeigt für die Veränderungen. „Wir haben die KI weiter trainiert“, beschreibt David Nellessen das agile Vorgehen, „… in eine Richtung, dass wir die erste Plattform wurden, die von jedem Gebäude in Deutschland den Energiebedarf schätzen kann. Deshalb ist es längst nicht mehr nur unsere Vision, dass syte passende Baugrundstücke finden kann, sondern, dass syte alle Fragen rund ums Bauen und ums Sanieren beantworten kann. Wir wollen syte so groß machen, dass es DIE Plattform für die Immobilienbranche in Deutschland an sich wird.“
syte hat sich mit dem Markt gewandelt
Hier würden David Nellessen und Matthias Zühlke heute nicht stehen, wenn sie nicht in ihrer jeweiligen und gemeinsamen Vergangenheit Erfahrungen gesammelt hätten, die geholfen haben bei der Ideenentwicklung, bei Finanzierungsrunden, beim Verdauen von schlechten Nachrichten und dem Wiederaufstehen und Weitermachen.
Was genau hat David und Matthias so zusammengeschweißt, stark und resilient gemacht?
Beide Gründer bringen ihre Erfahrung aus Gründungen vor syte ein: Matthias hatte sich bereits im Studium selbstständig gemacht und eine Firma gegründet, die Architektur und Digitalisierung zusammenbringt. Danach folgte die Partnerschaft im Münsteraner Architekturbüro MAAS & PARTNER.
David gründete ebenfalls bereits während des Studiums mit einem Partner sein erstes Unternehmen, eine Agentur. Nach dessen Scheitern folgte eine weitere Unternehmensgründung, die ebenfalls zu scheitern drohte. „Die schlimmste Erfahrung, die ich mit meinen damaligen Mitgründern gemacht habe, war während einer Vertragsunterzeichnung“, erinnert sich David Nellessen. „Wir hatten eine Venture-Capital-Runde ausverhandelt, alles lag unterschriftsbereit vor – und dann platzte der Deal. Wir standen mit dem Rücken zur Wand und mussten den Schock erstmal verdauen. Uns drohte die Insolvenz.“ Das Team hat sich entschlossen weiterzumachen. Nach drei Monaten intensiver Umstrukturierung konnte das sprichwörtliche Ruder herumgerissen werden. „In nur drei Monaten haben wir uns ins Glück zurückgezwungen und die Firma aus eigener Kraft profitabel gemacht.“ Dieses Start-up wurde 2017 erfolgreich an einen deutschen Automobilkonzern verkauft.
„In Finanzrunden nie alles auf eine Karte setzen … der Deal könnte platzen.“
Warum man mit dem richtigen Partner gründen muss
„Ich hatte also vor syte die gesamte Start-up-Achterbahn erfahren“, gesteht David. „Meine Analyse des Scheiterns hat vor allem ergeben, dass man mit dem richtigen Partner gründen sollte. Es muss passen. Man sollte immer ein sich sehr gut ergänzendes Gründerteam zusammenstellen. Mit Matthias habe ich ein gleiches Commitment. Wir wollen beide den Erfolg von syte, uns ist die Arbeit an syte gleich wichtig und wir ergänzen uns optimal – fachlich und menschlich. Matthias ist der kreative Visionär – er hat immer sofort ein Bild und ein Ergebnis vor Augen und sprüht vor Energie, wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln und syte noch besser zu machen. Dabei kann es manchmal auch etwas chaotisch zugehen. Ich bin der Strukturierte von uns beiden und brenne als Techie dafür, unsere Software immer wieder aufs nächste Level zu bringen. Dabei gehe ich gerne neue Wege und bin jederzeit bereit, die klassische Komfortzone zu verlassen.“
Wichtig als Korrektiv für David Nellessen und Matthias Zühlke sind Sparringspartner, andere Gründerinnen und Gründer, der regelmäßige Austausch in der Start-up-Szene. „Wir haben wertvolle Unterstützung über den Accelerator des Digital Hub münsterLAND bekommen. Ich gehe auch weiterhin zu Gründungstreffen. Man trifft Gleichgesinnte, kann einfach mal über ein Problem sprechen, das man aktuell hat, kriegt Tipps und auch den ein oder anderen Gedankenanstoß“, sagt David Nellessen.
Diese Gründungsgeschichte sollte nicht enden, ohne allen Menschen da draußen Mut zum Gründen zu machen. Auf die Frage, ob er Gründen empfehlen könne, zögert David Nellessen keine Sekunde: „Ja. In jedem Fall. Es ist viel Learning by Doing. Auch Gegen-den-Strom-Schwimmen. Aber es lohnt sich so sehr. Auszeichnungen wie 2023 der OUT OF THE BOX.NRW Award als innovativstes Unternehmen in Nordrhein-Westfalen oder der PropTech Germany Award in der Kategorie Projektentwicklung & Smart City bestätigen uns nur umso mehr.“
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