Socialbnb ist eine innovative Online-Plattform mit dem Ziel, einen Tourismus zu schaffen, von dem alle profitieren. Reisende können Unterkünfte bei lokalen Hilfsorganisationen buchen und die Möglichkeit bekommen, Land und Leute hautnah zu erleben. Die Organisationen nutzen die Möglichkeit, um sich unabhängig von Spenden zu machen.
Socialbnb: Ein Start-up für Tourismus, von dem alle profitieren
Nils Lohmann
#NeueGründerzeit Nordrhein-Westfalen sprach mit Nils Lohmann, Mitbegründer und Geschäftsführer von Socialbnb über Werte, Wünsche und Wissenstransfer für Gründerinnen und Gründer.
Nils Lohmann: Die Idee für Socialbnb ist daher gekommen, dass wir auf Reisen gemerkt haben, dass es schwierig sein kann, ein Land, dessen Kultur und Leute hautnah kennenzulernen. Auf der anderen Seite haben wir den Bedarf von sozialen und ökologischen Hilfsorganisationen gesehen, ihre Projekte nachhaltig zu finanzieren.
Ausgehend von uns selbst, haben wir gemerkt, dass Hilfsorganisationen den lokalen Kontakt zur Bevölkerung oft bieten können, weil sie eng mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten – und zur selben Zeit über freie Räumlichkeiten verfügen. Wieso also nicht diese freien Räumlichkeiten für Reisende anbieten, um sie nachhaltig zu finanzieren. So kann beispielsweise jungen Reisenden entgegengekommen werden, die sich, genau wie wir, mehr Kontakt zur lokalen Bevölkerung wünschen und authentische Reiseerfahrungen suchen. Natürlich bedienen wir einen Nischenmarkt, aber – als ersten Tipp für alle, die ein Unternehmen gründen wollen, sage ich: Die Begrenzung auf eine spezifische Zielgruppe und ein spezielles Marktsegment hilft enorm, um nicht den Fokus zu verlieren.
Motivation. Und: „Dranbleiben“.
Nils Lohmann: Es ist super bereichernd, auf einen gesellschaftlichen Mehrwert hinzuarbeiten. Motivation ist für die Gründung eines Unternehmens sehr wichtig. Deshalb lautet mein zweiter Tipp: Man muss für seine Idee brennen. Man muss aber auf jeden Fall darauf achten nicht auszubrennen.
Vor allem bei Sozialunternehmen ist das ein großes Problem, weil viele Gründerinnen und Gründer fest von ihrer Vision überzeugt sind. Einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erwirtschaften, darf nicht zu Lasten der eigenen Gesundheit gehen. Alexander und ich haben das Unternehmen neben dem Studium gegründet. Wir mussten in dieser Phase gut mit unserer Zeit wirtschaften. Zwei Jahre bestand unser Unternehmen als Teil der Kölner Studierenden-Initiative Enactus. Enactus fördert nachhaltiges Unternehmertum von Studierenden durch eigene Projektarbeit. Wir haben für unser Projekt den Enactus Germany National Cup 2020 gewonnen. Die Unterstützung durch Enactus war super, um erste Ergebnisse zu erzielen. Im Lauf der Zeit haben wir aber gemerkt, dass es uns Vollzeit braucht, um das Projekt nach vorne zu bringen.
„Man muss für seine Idee brennen. Man muss aber auf jeden Fall darauf achten nicht auszubrennen.“
Know-how – man kann nicht alles selbst wissen und können
Nils Lohmann: Im Alltag eines Start-ups kommen täglich neue Themen auf, mit denen man sich beschäftigen muss. Man muss sehr lernbereit sein und sich immer wieder in Themen einarbeiten.
Keiner kann alles wissen, aber man sollte offen sein, sich weiterbilden und seine Lücken auch anerkennen. Dafür braucht man nicht zwingend einen Studienabschluss. Ich habe zwar einen BWL-Hintergrund, der mir definitiv hilft. Themen wie Buchhaltung, Steuern, Business Development, Verträge sind jedoch nichts, was ich im Studium so gelernt habe, wie ich es jetzt benötige. Das lernt man in der Praxis und im Alltag. Vor allem durch die verschiedenen Acceleratoren in Nordrhein-Westfalen erhalten wir das nötige Rüstzeug und Wissen. Wir wurden u.a. vom Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln betreut. Mit wertvollen Hilfestellungen in jeder Phase unserer Entwicklung. Das Gateway ESC ist eins der sechs Exzellenz Start-up Center.NRW.
Deshalb mein Tipp drei: Was vor allem hilft, ist das Vernetzen! Mit vielen unterschiedlichen Leuten über die eigene Idee und die auftretenden Probleme zu reden, ist ein echter Mehrwert. Denn Externe haben neue Ansätze oder Ansichten, die einem selbst nicht einfallen, weil man so im operativen Tagesgeschäft steckt, sich tief mit der Idee befasst und ein bisschen betriebsblind wird. Außerdem gibt es in Co-Working-Spaces und bei Acceleratoren immer Start-ups, die schon deutlich weiter sind als man selbst. Deshalb ist gerade dieses Netzwerk wertvoll. Allgemein sehen wir, dass die Start-up Community sehr hilfsbereit ist untereinander.
Darum soziales Unternehmertum!
Nils Lohmann: Wir sind der Meinung, dass sich jedes Unternehmen seiner sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein sollte. Das ist nicht nur ein Trend, sondern eine notwendige Entwicklung, die Unternehmen – egal welcher Größe – gehen müssen. Deshalb ist mein Tipp vier, dass man sich früh bewusst wird, was der „Purpose“, also der Zweck, des Unternehmens ist und was ich damit erreichen möchte. Das hilft übrigens, um am Ball zu bleiben und die Motivation aufrecht zu erhalten.
Natürlich ist auch wichtig, dass das Geschäftsmodell irgendwann funktioniert und genügend Umsätze generiert werden, um davon leben zu können. Uns helfen aktuell Förderungen, z. B. durch das Gründerstipendium.NRW. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich Soziales und Unternehmertum nicht ausschließen, sondern wunderbar harmonieren können und sollten.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass sich Soziales und Unternehmertum nicht ausschließen, sondern wunderbar harmonieren können und sollten.“
Autodidaktische Neugierde ist so wichtig wie Resilienz
Nils Lohmann: Ein Gründer oder eine Gründerin – und damit ein Unternehmer – sollte eine autodidaktische Neugierde mitbringen. Hinzu muss eine krasse Begeisterung für die Idee kommen und ein hohes Maß an Resilienz. Ja, Rückschläge wird es immer wieder geben. Man muss lernen, damit klarzukommen.
Empathie ist ebenfalls wichtig – sowohl für Kunden, aber auch für die Mitarbeitenden. Ich muss Teamplayer sein und gleichzeitig Verantwortung übernehmen wollen und Chef trotz flacher Hierarchien sein. Mein Tipp fünf: Hausaufgaben machen. Damit meine ich: Wirtschafts-Know-how erwerben, Kenntnisse in Marketing und Vertrieb aneignen. Acceleratoren helfen zwar, aber es wäre natürlich toll, wenn das Land Nordrhein-Westfalen mit weiteren langfristigen Angeboten unterstützen könnte. Bei all dem reicht oft schon eine Stunde Austausch mit Experten, um dann erstmal selbst mit neuen Impulsen weiterzulaufen.
Noch mehr Wünsche? Die gibt es …
Nils Lohmann: Als Unternehmer wünsche ich mir, dass Bürokratie auf ein Mindestmaß beschränkt wird – beispielsweise beim Zugang zu Fördermitteln. Das ist ein gutes Stichwort und mein Tipp sechs an alle Personen, die Förderprogramme ausgestalten: Förderanträge aus unterschiedlichen Branchen sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Ich nehme wahr, dass oft jene bevorzugt werden, die einen innovativen Hightech-Charakter haben, im Gegensatz zu unserem Unternehmen mit sozialem und nachhaltigem Engagement. Es kann helfen, mehr dedizierte Fördermittel und Angebote zu haben für z. B. soziales Unternehmertum.
Für Socialbnb planen wir eine Erweiterung unseres Angebots und die Verbesserung unserer technischen Lösung. Wir wollen Buchungszahlen potenzieren, aber dabei auch die Prozesse so innovativ, schlank und kostengünstig halten wie möglich. Dazu gehört nicht nur die User Experience in Richtung unserer Kunden, sondern auch intern: Wir haben die große Herausforderung, dass die Qualitätsprüfung der lokalen Hilfsorganisationen aufwändig ist. Das wollen wir mit digitalen Mitteln verbessern, um Zeit zu sparen, aber auch um vergleichbarere und höhere Qualität anbieten zu können. Wir wollen Reisen in allen Facetten nachhaltig anbieten: vom Flug, dem Transport vor Ort, natürlich der Unterkunft, aber auch von Erlebnissen, z. B. einem Kochkurs oder Event. Zunächst fangen wir aber mit den Unterkünften an. Also für alle, die demnächst eine nachhaltige, einzigartige Erfahrung abseits des Massentourismus machen wollen: Gerne mal bei unseren Reisezielen reinschauen und Teil von einem Tourismus werden, von dem alle profitieren.
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