Süß & friends: ausgezeichneter, innovativer 3D-Druck für industrielle Anwendungen

Hi, ich bin Philipp Süß von Süß & friends. Wir sind ein Ingenieurbüro spezialisiert auf 3D-Druck. Das heißt, 3D-Druck, da denkt man ja immer an kleine Heim-3D-Drucker aus Plastik, wo man sich Figürchen draus macht. Die Realität ist aber, heute gibt’s unheimlich professionelle Geräte, die auch Bauteile für industrielle Anwendungen machen. Und wir sind diejenigen, die Ingenieure dahinter, die dafür sorgen, dass das auch funktioniert. Und das machen wir, indem wir die dreidimensionalen Daten erstellen, womit nachher der 3D-Drucker betrieben wird.

Wir, also Süß & friends, das sind: einmal natürlich ich, ich hab das Unternehmen gegründet jetzt vor ungefähr dreieinhalb Jahren, dabei sind der Tim, das ist unser Ingenieur, der sich insbesondere auf das Design von Bauteilen spezialisiert, insbesondere auch viel Marketing macht und der Timothy. Der Timothy ist auch Ingenieur und beschäftigt sich damit, konstruktive Auslegungen von Bauteilen zu machen.

Ja, wir sind ja hier im Herzen des Ruhrgebiets, mitten in Mülheim an der Ruhr. Wir sind alle Kinder des Ruhrgebiets, alle hier geboren, und das Ruhrgebiet ist für mich ja auch ein unheimlich innovativer Standort. Und das merkt man den Menschen auch an. Das hört sich vielleicht ein bisschen seltsam an, aber diesen Drang, was Neues zu schaffen und voranzugehen, den spürt man im Ruhrgebiet unheimlich stark.

Das Know-how unserer Firma sind im Grunde zwei große Bereiche. Das eine ist: Welche Verfahren gibt es denn, die sich 3D-Druck schimpfen? Denn das ist mittlerweile ein relativ großer Blumenstrauß, wo mit verschiedenen physikalischen Prinzipien aus dem 3D-Modell Bauteile entstehen. Das andere sind natürlich die Werkstoffe, die es gibt und vor allem, wie kann man welchen Werkstoff denn für welche Anwendung überhaupt nutzen? Und das zweite große Feld ist eigentlich: Wie erstellt man denn diese Daten dafür? Das heißt, um einen wirklichen 3D-Druck zu machen, der auch alle Vorteile ausnutzt, auch die neuen Materialien ausnutzt, die es gibt, muss man oder kann man sehr aufwendige dreidimensionale Daten erzeugen. Das geht zum Beispiel über Bionik. Das heißt der Natur nachempfunden oder dass wir Simulationen machen und direkt aus den Simulationsergebnissen dann dreidimensionale Körper erstellen. Und das ist aber eine sehr spezielle Nische, wo das Know-how in vielen Unternehmen fehlt. Und das ist genau, was wir machen mit diesen neuen Methoden der Geometrieerstellung Bauteile zu erstellen, die dann auch wirklich im 3D-Drucker optimal hergestellt werden können.

Das Schöne am 3D-Druck ist, dass es erstmal unerheblich ist, wo steht der Drucker eigentlich? Wenn sie hier das Bauteil erstellen im Digitalen, können sie das irgendwo auf der Welt auf dem 3D-Drucker ausdrucken. Das wichtige ist, die Daten wo drauf gedruckt wird, die sind verfügbar digital und können dort in die Realität übersetzt werden mit dem 3D-Drucker, wo sie gebraucht werden, dann wann sie gebraucht werden.

So ein typisches Projekt beginnt bei uns damit, dass wir uns mit den Mitarbeitern des Kunden zusammensetzen. Das sind oft die Techniker vor Ort. Und da gucken wir für ein neues Projekt erstmal: Wie kann man das neu lösen? Hier als Beispiel haben wir einen Sauggreifer, der kommt in einer Verpackungsmaschine vor. Da wird Schokolade verpackt und da müssen dann Pappscheiben, von der einen auf die andere Richtung gelenkt werden. Dieser wird an einem Roboterarm befestigt vorne. Und bei Roboterarmen ist das so, da muss man versuchen jedes Gramm Material zu sparen, denn je leichter das ist, so höher kann man die Taktzahl einstellen und, desto schneller kann man nachher die Verpackungen machen.

Der ganze Prozess lief dann so ab, dass wir das zunächst skizziert haben, mit den Mitarbeitern diese Konzepte entwickelt. Dann in ein digitales Datenmodell übersetzt, die 3D-Geometrie erstellt haben und anschließend haben wir simuliert: Wieviel Material können wir denn weglassen? Wieviel Gewicht können wir einsparen? Und wo geht überhaupt die Strömung lang?
Und dann wird das Bauteil zum 3D-Drucker gesendet. Das passiert, indem wir hier das digitale Modell am Rechner in einzelne Scheiben schneiden und diese Scheiben als Datensatz an den 3D-Drucker schicken, und der 3D-Drucker setzt diese Scheiben wieder zusammen, aber dann als physisches Objekt. Und wenn das dann fertig ist, wird das nachher noch montiert. Hier kommen so fertige Sauggreifer dran, unten Saugnäpfe und ein Anschluss, und dann ist der eigentlich fertig, um dann zum Kunden direkt an die Maschine zu gehen.

So ein Druck dauert im Normalfall, also die schnellsten Drücke kann innerhalb von ein, zwei Stunden passieren, das machen wir dann, wenn wir schnell einen Prototyp brauchen, für wirklich Anwendungsbauteile, die auch was aushalten müssen, kann schonmal eine ganze Nacht durchgedruckt werden oder auch länger, aber so zwischen ein paar Stunden bis zu 2 Tage, irgendwo dazwischen, ist das Bauteil dann fertig. Das Schöne dabei ist, dass der Drucker das ja weitestgehend alleine macht. Das heißt, sobald der einmal angeworfen wurde, auf einen Knopf gedrückt, jetzt loslegen, muss man da nicht mehr viel machen, bis das Teil fertig ist. 

Nachhaltigkeit ist bei uns ein Thema auf mehreren Ebenen. Zum einen natürlich ist das Schöne beim 3D-Druck, dass wir wirklich nur das Material verbrauchen, was auch wirklich in dem Bauteil drinsteckt. Hinzu kommt, dass wir mit sehr viel neuen Werkstoffen arbeiten, die „sustainable“ sind, wie zum Beispiel Werkstoffe, die aus Speisestärke, also Kartoffelstärke, benutzt werden, das wir dann verwenden oder auch zum Beispiel Werkstoffe aus Holz. Das heißt auf der Werkstoffseite ist auch sehr viel, wo wir nachhaltig arbeiten.

Als dann die Entscheidung: „Ja jetzt gründe ich das Unternehmen“ kam, habe ich mir natürlich Hilfe gesucht. Natürlich hat mein Vater und meine Familie mir da sehr weitergeholfen. Und auf der anderen Seite, muss ich sagen, hat die Wirtschaftsförderung mir da unheimlich geholfen. Vom Land NRW, beziehungsweise dann hier lokal ja von der Stadt Mülheim, haben die mir sehr unter die Arme gegriffen, was so die Formalitäten angeht. Wie macht man Finanzierung? Wie macht man Businessplan? Wie spricht man mit Banken, mit Zulieferern, mit Steuerberatern? Alles das, was so ansteht. Das war schon eine große Hilfe, vor allem, weil das natürlich mir die Freiheit gegeben hat, mich mit meinem geistigen Schaffen mehr auf den Unternehmensinhalt zu konzentrieren, anstatt auf die Formalien.

NRW ist für uns als Standort optimal, hier wollen wir auch bleiben. Aber natürlich wollen wir unser Geschäftsfeld weiter ausbauen, deutschlandweit, machen wir sowieso schon, mehr international, insbesondere in Europa, aber ich sehe nicht, warum man aus NRW weggehen sollte.

Ich habe ja oft mit anderen Gründern zu tun, die eine Produktidee haben oder auch eine Firma gründen wollen, aber eigentlich steht da erstmal die Entscheidung dran: Will ich das überhaupt machen? Will ich diesen Schritt gehen? Und ich glaube, man darf nicht zu viel Angst haben, man muss einfach mal machen. Bedenkenträger gibt es immer, und die Leute, die irgendwann erfolgreich werden, die haben auch einfach den Schritt gewagt, und da wird man nicht drum herumkommen, einfach was wagen, ist unheimlich wichtig.

Das Erste, was ich schon sehr schnell, nach der tatsächlichen Gründung, gelernt habe ist, du kannst so gut sein in deinem, was du tust, man darf die Werbung, die Vermarktung, das Marketing nicht unterschätzen. Beim Marketing helfen uns zwei Sachen. Zum einen ist das natürlich so, obwohl wir in einem sehr digitalen Feld sind, haben wir immer am Ende des Tages ein physisches Bauteil, ein physisches Produkt auf dem Tisch, was man zeigen kann. Und das lässt sich durch nichts Digitales schlagen. Und das Zweite ist, was uns jetzt wirklich viel geholfen hat, ist, dass wir einen großen internationalen Design Award gewonnen haben. Das ist die 3D Pioneers Challenge, die zeichnet international Pioniere auf dem Bereich 3D-Druck aus, und da haben wir mit einer Bürste gewonnen. Wirklich eine klassische Spülbürste, und da denkt man sich: Was ist jetzt so das Innovative an einer Spülbürste? Und das Tolle ist halt, da haben wir dreidimensionale Strukturen von Korallen, von Meeresschwämmen genommen, diese in eine Bürste genommen, damit die einfach besser und vor allen Dingen auch nachhaltiger funktioniert, als das die Plastikteile tun, die man heute im Ein-Euro-Shop kaufen kann.

Die Preisverleihung, die konnte dieses Jahr nicht live stattfinden. Das ist normalerweise immer im Rahmen der internationalen Fachleitmesse in Erfurt, die war dieses Jahr aber digital und deswegen war auch die Preisverleihung digital, und das heißt, ich habe tatsächlich am Telefon davon erfahren, mit meiner Familie im Urlaub, haben uns dann vor den Laptop gesetzt und dort dann mitgefeiert und dann gab‘s aber nochmal eine digitale Feier zwei Wochen später, wo wir dann auch Gäste eingeladen haben, mit dem größeren Familienkreis und tatsächlich auch gefeiert haben. Das war echt ein schöner, schöner Erfolg diese Preisverleihung.

Der Effekt von so einem Preis ist eigentlich, dass die Arbeit, die man macht, irgendwie greifbar wird. So ein Preis, ein Titel, das ist immer etwas, wo sich auch gut berichten lässt, wo auch gut Freunde und Bekannte, meine Schwiegermutter, die kann sowas immer gut weitererzählen. Das heißt, das ist einfach ein schöner Aufhänger, um die Sachen, die wir tun, zu verbreiten.

Mein größter Wunsch für meine Firma ist eigentlich, dass wir weiterhin dabei bleiben, uns ständig weiterzuentwickeln. Ich glaube, das ist auch der Kern von dem, was wir irgendwie machen, ist sich ständig weiterentwickeln, neue Lösungen zu suchen, das ist, was bei uns drin ist, was auch immer weiter da sein wird. Und diesen Gedanken, diese Energie weiter zu fördern, das ist glaube ich, was ich als eine meiner Kernaufgaben sehe.