Landhotel Kallbach: die Wiederbelebung eines Eifeldorfes

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00:00:01 #NeueGründerzeit – „Wenn die Gründungsidee deine Leidenschaft ist, mach es! Es kann nicht schiefgehen.“ Ann-Kathrin und Jan Unkelbach, Hörgeräte Manufaktur

00:00:15 Ann-Kathrin Unkelbach, Die Hörgeräte Manufaktur, Gründerin

00:00:25 Jan Unkelbach, Die Hörgeräte Manufaktur, Gründer

00:04:17 Teilnahme unter: gründen.nrw/gruenderpreis-nrw/teilnehmen

Transkript

Mein Name ist Manuela Baier. Wir stehen hier im wunderschönen Simonskall vor meinem Landhotel Kallbach und das habe ich 2015 gegründet.

Tatsächlich bin ich 30 Jahre lang angestellt gewesen und habe mir kurz vor meinem 50. Geburtstag überlegt, möchte ich genauso weitermachen oder traue ich mich jetzt endlich in die Selbstständigkeit? Ich habe ein Sabbatical genommen, habe gemeinsam mit meinem Mann viele Reisen unternommen und wir haben überlegt, was könnte das Richtige sein? Was wäre ein Konzept, was passend für mich, für meine Talente, Neigungen, für mein, sagen wir mal, Management Know-how natürlich auch ist. Und das funktionierte dann so, dass mein Mann und ich nach Hause kommen, mein Mann zweieinhalb Stunden im Büro verschwindet, aus dem Büro zurückgekommen ist, ein Stapel Papier mir hergelegt hat und gesagt hat, das sind alle Hotels, die man in Deutschland kaufen kann, dann screen mal.

Aus vielerlei Gründen ist es dann dazu gekommen, dass wir hier in Simonskall, in diesem kleinen 32 Seelendorf gelandet sind. Das war zum einen sicherlich ein Bauchgefühl, was dazu beigetragen hat. Darüber hinaus habe ich mein ganzes Leben in Großstädten verbracht. Ich habe 16 Jahre in Hamburg gelebt, ich habe vier Jahre in Düsseldorf gelebt und vielleicht war es auch einfach der richtige Zeitpunkt, auf die ganz andere Schiene zu gehen. Und ja, und die wirtschaftlichen Komponenten, die dieses Hotel mitgebracht hat, dieses Konstrukt, was eben schon da war, hat mir ein gutes Gefühl für meine Vision gegeben, die ich aus diesem Hotel eben machen wollte. Ja, und so ist es dazu gekommen, dass wir hier dann tatsächlich auch in die Verhandlungen eingestiegen sind.

Man muss sich vorstellen, dass Simonskall ein sehr alter Ort war. Das heißt, wir hatten hier eine Kernzielgruppe von 70 und älter, was eine gute und eine dankbare Zielgruppe ist. Aber man muss natürlich auch in der Vision schauen, wie man vorne in den Trichter auch wieder was Jüngeres rein bekommt. Und der zweite Punkt war eigentlich, die Attraktivität von diesem Ort wiederzufinden. Und für Simonskall ein 32 Seelendorf macht niemand Werbung, also mussten wir irgendetwas finden, um aus uns heraus Werbung zu machen. Und so ist dann eigentlich die Idee entstanden, zu sagen, okay, wenn wir das hier jünger kriegen wollen, dann müssen wir eine Attraktion schaffen, die über die Grenzen von Simonskall-Vossenack hinaus interessant wird. Und so ist dann die Idee entstanden, direkt neben dem Hotel, Kallbach's Adventure Golf aufzubauen. Adventure Golf ist etwas, das kannte ich aus Amerika. Eine Trendsportart. Und das Interessante daran ist, dass es von klein bis groß spielbar. Man muss überhaupt nichts vorher können und ist sowohl was für Familien als auch zum Beispiel für Tagesgäste, die einfach mal ins Stocken geraten sind während des Tages, die einfach mal anderthalb Stunden raus müssen, mal was anderes machen müssen. Und dafür ist Adventure Golf sensationell.

In meiner Vision war eigentlich klar verankert, dass wir kein kleines Eifelhotel bleiben wollen, sondern wir haben von Anfang an eigentlich daran gearbeitet, uns ständig zu vergrößern. So kannte ich das eben auch aus dem Konzern. Dort gibt es immer die Devise jedes Jahr wachsen, wachsen, wachsen. Und nichts anderes habe ich eigentlich für mein kleines Unternehmen gemacht. Ich habe mir jedes Jahr Ideen und Gedanken gemacht, wie kann ich wachsen? Zum einen natürlich mit Gästen, zum anderen muss ich aber eben auch mehr Frequenz in dieses Dorf kriegen. Und nachdem das mit dem Golfplatz dann 2016 gut geklappt hat, habe ich gesagt, was ist mein Projekt für 2017? Dann habe ich das Haus nebenan gekauft, habe das komplett umgebaut und habe dort die erste Eifler Luxus-Ferienwohnung gebaut. Weil wenn man sich Ferienwohnungen in der Eifel anschaut, da stehen Omas alte Möbel drin, weil die tun es ja noch. Das ist der wichtigste Spruch in der Eifel. Und ich wollte ganz was anderes machen. Ich wollte wirklich in einem tollen Naturfleckchen Luxus-Ferienwohnung bauen, aber eben zu zivilen Preisen auch vermarkten. Und das ist dann 2017 passiert und es ist tatsächlich eingeschlagen wie eine Bombe.

Das ganze würde nicht funktionieren, wenn ich nicht einen tollen Partner an meiner Seite hätte, der mir den Rücken stärkt, der in vielerlei Hinsicht mit mir eben auch nachts meine wilden Ideen diskutiert, weil ich sehr umtriebig bin und mir permanent was Neues vorstellen kann. Und natürlich, bevor man sagt, man kauft jetzt hier im Ort noch mal ein Haus, um da vielleicht noch mal Ferienwohnungen zu machen. Das ist alles mit viel Geld mit Investments verbunden. Von daher bin ich froh und dankbar, dass ich einen sehr bodenständigen Ehemann habe, der bis morgens um vier mit mir zusammensitzt, mit mir die Kalkulation durchzieht und mich immer wieder fragt und eben auch hinterfragt. Um herauszufinden, ist der Weg, den ich gehen möchte, der Richtige? Und ohne so eine Unterstützung, ohne so einen starken Partner an der Seite, schwieriges Unterfangen. Ich habe auch über mich persönlich unglaublich viel gelernt in den letzten Jahren. Tatsächlich ist es so, es kommt immer anders, als man denkt. Und ich bin schon ein bisschen Kontrollfreak. Aber es gibt Dinge, die kann ich nicht kontrollieren. Und es gibt Dinge, da muss man einfach loslassen können. Wenn man sich Corona anguckt, wo wir zwei Lockdowns hatten, einmal drei Monate, einmal acht Monate, jetzt wegen Hochwasser auch noch mal acht Monate geschlossen. Ich glaube für einen Gründer, für einen Unternehmer, für jemanden, der selbstständig ist, der sehr pushy ist in der Art, so wie ich das eigentlich bin, ist das sehr, sehr schwierig und das ist in jedem Fall etwas, was ich gelernt habe. Darüber hinaus habe ich leider feststellen müssen, dass ich noch nicht an meinen körperlichen Grenzen angekommen bin. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass ich teilweise abends vier Stunden im Restaurant Teller schleppen muss etcetera. Das gehört aber eben zum Gründen dazu. Gründen heißt nicht ich bin selbstständig und toll, lass mal die anderen machen. Sondern wenn man ein guter Unternehmer, auch ein guter Chef sein möchte, da muss man wie ein Vorbild vorangehen und muss eben selber mitarbeiten. Und man darf sich als Gründer für nichts zu schade sein.

Für den Gründerpreis NRW habe ich mich heimlich beworben. Das habe ich keinem erzählt. Nicht mal meinem Mann und der weiß eigentlich alles von mir. Aber ich wollte erst mal ein Gefühl dafür kriegen, komme ich überhaupt so in die zweite Runde, bevor ich das großartig erzähle? Und als es dann wirklich soweit ging, dass ich wusste, ich bin unter den Top Ten, ja klar, da bin ich vor stolz geplatzt, das muss man auch so sagen. Gründen hört sich immer ganz spektakulär an und für viele ist derjenige, der selbstständig ist, von Tag eins auf jeden Fall reich. Alle denken man ist reich. Das Finanzamt denkt man ist reich, die Nachbarn denken man ist reich, der ganze Freundeskreis denkt man ist reich, nur weil man jetzt selbstständig ist. Das ist aber tatsächlich gar nicht so, sondern gründen heißt sich nackt ausziehen. Vor der Bank nackt ausziehen, vorm Steuerberater nackt ausziehen. Sie müssen überall erst mal darlegen, was man eigentlich hat. Und wenn man das alles gemacht hat und dazu bereit ist, also wirklich alles auszuklappen und zu sagen, so, das ist, was ich habe, damit kann ich losziehen, wie weit komme ich damit? Dann ist das Allerwichtigste, was man haben muss, eine Vision. Es reicht nicht, eine Idee zu haben, zu sagen Ich will eine kleine Kneipe eröffnen und will mir damit meinen Lebensunterhalt bestreiten. Sondern man muss eine Idee haben, man muss einen Fünfjahresplan haben, man muss sich hinsetzen und sagen, so ist das Unternehmen heute, wie soll das in drei Jahren sein, wie soll das in fünf Jahren sein, in acht Jahren? Und da geht es nicht nur darum, wie viel Umsatz will ich dann machen, wie viel Mitarbeiter will ich dann haben? Sondern ich, derjenige, der dieses Unternehmen gründet. Ich bin der Regisseur am Ort. Und ich bin derjenige, der bestimmen muss, wie mein Unternehmen sich entwickelt. Und von daher Man braucht Visionen, man muss kreativ sein, man muss unglaublich fleißig sein. Das ist eigentlich das A und O und man muss besser sein als alle anderen und muss es den Mitarbeitern eben auch vormachen.