Less Waste Box: nachhaltiger Bürobedarf

#NeueGründerzeit
„Gründen ist eine zeitintensive Aufgabe, aber man lernt viel un entwickelt sich persönlich weiter.“ Salomon Bohlen, Less Waste Box

Annegret Kronshage; Less Waste Box, Gründerin & Geschäftsführerin

Annegret Kronshage: Ich bin Anne und ich habe im Juli letzten Jahres Less Waste Box gegründet, zusammen mit dem Salomon. Less Waste Box ist ein Lieferservice für nachhaltigen Bürobedarf, bei dem Unternehmen unverpackt und plastikfrei einkaufen können. Auf die Idee bin ich durch ein eigenes Problem gekommen. Wir haben beide in Veranstaltungsagenturen gearbeitet, wo eben total verschwenderisch mit diesen Materialien umgegangen wurde und da haben wir uns gedacht, da muss man ja etwas daran ändern können.

Salomon Bohlen; Less Waste Box, Gründer & Geschäftsführer

Salomon Bohlen: Anne habe ich in der Berufsschule kennengelernt. Wir haben die gleiche Ausbildung gemacht und haben da einfach schon gemerkt, dass wir gut zusammenarbeiten können. Meine Motivation, dieses Unternehmen zu gründen, war einfach, dass ich mir eine Aufgabe suchen wollte, die Sinn ergibt, die etwas Gutes schafft für die Welt und für andere Menschen. Der Name „Less Waste Box“ kam so zustande, dass er unser Produkt ganz gut beschreibt. Wir wollten gerne Müll vermeiden – also weniger Müll, less waste – und das Ganze in einer praktischen Box den Kund:innen zur Verfügung stellen und so kam es zu dem Namen.

Annegret Kronshage: Ich glaube, unterschätzt haben wir auf jeden Fall den Berg an Arbeit, den wir uns zu zweit aufgekarrt haben. Also wir machen ja alles selber, von Vertrieb über Marketing bis hin zum ganzen Onlineshop und das sind alles Themen, in die wir uns einarbeiten, was Spaß macht, aber natürlich auch super zeitfressend ist und da haben wir uns jetzt in Richtung Personalerweiterung bewegt, fangen an Praktikant:innen einzustellen und Werkstudent:innen und da wollen wir uns weiter ausbauen, damit wir eben diesen Berg an Arbeit zusammen schaffen können und dann auch einfach schneller vorankommen.

Salomon Bohlen: Beim Aufbau des Onlineshops sind wir so vorgegangen: Am Anfang standen die Produkte. Die haben wir ausgewählt, das Sortiment festgelegt und diese ganzen Produkte dann im Onlineshop angelegt, mit Bildern und Textdateien. Und dann haben wir uns ein grundsätzliches Design überlegt und haben die ganzen Seiten angepasst. Wir arbeiten da mit einem Baukastensystem und machen das zurzeit noch alles selber. Unsere Produktpalette umfasst mittlerweile über 200 Produkte von fast 40 Hersteller:innen und das sind die typischen Bürosachen, die man so im Alltag braucht, also Schreibwaren – Stifte, Papier, Hygieneprodukte – Toilettenpapier, Seife, aber auch ein paar Snacks, Getränke und natürlich Kaffee. Um eine Auswahl zu treffen, welches Produkt es in unser Sortiment schafft und welches nicht, haben wir insgesamt 9 Kriterien aufgestellt, die findet man auch auf unserer Website. Das heißt zum Beispiel: Ist das Produkt unverpackt? Ist es ohne Plastik oder vielleicht aus recyceltem Plastik? Kann man es kompostieren und so weiter? Darüber hinaus achten wir auch auf unabhängige Siegel wie zum Beispiel den blauen Engel oder das FSC-Siegel.

Annegret Kronshage: Bei uns kaufen Unternehmen ein, die ihren Büroalltag grüner gestalten wollen. Meistens sind das Firmen, die zwischen 2 und 100 Mitarbeitende haben und dann einfach ein Interesse für Nachhaltigkeit haben, sich privat schon damit beschäftigen und damit eben im Berufsleben nicht aufhören wollen.

Salomon Bohlen: Also eine Bestellung läuft bei uns wie folgt ab: Der Kunde bestellt über den Onlineshop und stellt sich entweder seine Box selber zusammen oder wählt eine unserer vorgefertigten und wir versenden die dann eben nicht, sondern packen sie in diese wiederverwendbaren Boxen und liefern sie den Kunden dann mit dem Fahrrad, hier, innerhalb von Köln. 2023 haben wir dann hoffentlich unseren zweiten Standort eröffnet – das wird voraussichtlich hier im Rheinland der Fall sein, also erst mal in der näheren Umgebung. Perspektivisch stellen wir uns vor, dass es Less Waste Box in weiteren deutschen Großstädten gibt. Gerne würden wir auch im Laufe der nächsten Jahre eine eigene Produktlinie launchen.

Annegret Kronshage: Wir haben viel Unterstützung bekommen, zum Beispiel haben wir angefangen mit dem Gründerstipendium NRW, was uns super geholfen hat, uns einfach finanziell auf ein gewisses Level zu bringen. Dann hat uns auch die Sparkasse KölnBonn mit einem Gründerkredit geholfen, wovon wir immer noch zehren, was sehr gut ist, um das einfach richtig ins Laufen bringen zu können und dann diverse Start-up-Veranstaltungen, wo wir hingehen, andere Gründer:innen, mit denen wir uns austauschen, was immer superhilfreich ist. Seit Dezember letzten Jahres sind wir im Accelerator-Programm vom Digital Hub in Bonn und dadurch kriegen wir Unterstützung auf verschiedene Art und Weise, zum Beispiel durch Workshops, die jeden Donnerstagnachmittag stattfinden. Da werden diverse Themen angesprochen wie IT-Sicherheit, Marketing, PR.

Salomon Bohlen: Ende 2022 soll dann unsere erste Finanzierungsrunde stehen. Wir sind jetzt gerade dabei, den Bedarf abzustecken: Was genau brauchen wir? Was ist unsere Strategie? Dann legen wir einen Betrag fest und sprechen dann Business Angel und Investoren an. Für uns wären ideale Investor:innen einfach Leute, die selbst in der Wirtschaft gearbeitet haben oder es noch tun und auch Lust haben, mit uns zusammen, so ein bisschen die Strategie von Less Waste Box zu gestalten. Also wir sind nicht auf der Suche nach einem reinen Geldgeber, sondern erhoffen uns auch noch ein bisschen Coaching, Mentoring.

Annegret Kronshage: Der schönste Moment – ist schwierig zu sagen. Also mir macht das alles total Spaß und ich merke jeden Tag, wie ich etwas Neues lerne, aber wenn ich eine Sache rauspicken müsste, dann wäre es wahrscheinlich schon der Moment, wo wir online gegangen sind, wo wir sehr lange darauf hingearbeitet haben und dann war der Tag da, wir haben auf „online stellen“ geklickt und dann konnten Leute bestellen, dann kam die erste Bestellung rein. Das waren einfach ganz große Momente.

Salomon Bohlen: Zu zweit zu gründen stelle ich mir auf jeden Fall einfacher vor als allein zu gründen. Zu zweit hat man einfach den Vorteil, man kann sich abstimmen, man kann die Aufgaben ein bisschen verteilen und ist da einfach breiter aufgestellt.

Annegret Kronshage: Wenn ich anderen Gründer:innen etwas mitgeben darf, dann ist es auf jeden Fall: Macht eure Idee bekannt! – im Sinne von „macht es frühzeitig“. Wir haben erst mal sehr weit vorgearbeitet, den ganzen Onlineshop gebaut, alle Produkte bestellt und sind dann erst richtig an die Kund:innen herangetreten und das hätten wir auch einfach eher machen können. Viel mit anderen Leuten sprechen hilft immer.