©Katharina Kipp, FH Münster
Wie wäre es, den Becher nach dem Kaffee-Genuss einfach aufzuessen? Und damit Müll zu vermeiden? Wie die Gründerinnen Sarah Theresa und Lara mit Co-Founder Martin diese Idee in die Tat umsetzen, erzählt diese Geschichte.
© Bild: Katharina Kipp, FH Münster
AllCup GmbH: Coffee to go – Becher to eat
Sarah Theresa Schulte
Sie mag Kaffee, wollte aber etwas gegen die Nutzung von Einmal-Wegwerfbechern tun: So entstand Sarah Theresa Schultes Idee zu AllCup. Mit ihrer Kommilitonin und Mitgründerin Lara Wagemann entwickelte sie eine hitze- und flüssigkeitsresistente Beschichtung für Waffeln – und fertig war der Kaffeebecher to eat.
Er ist essbar, hitzebeständig, verträgt Flüssigkeiten und ist kompostierbar: Wir sprechen vom Coffee-to-eat-Becher, den das Team der AllCup GmbH erfunden hat. Was es damit auf sich hat und wie die Idee vom ersten Geistesblitz bis zur Gründung eines Unternehmens ausreifte, erzählt die Gründerin uns in dieser Geschichte.
Pro Tag landen ca. acht Mio. Coffee-to-go-Becher in Deutschland im Müll. Dafür muss es eine nachhaltige Alternative geben, hat sich Gründerin Sarah Theresa Schulte mit ihren Mitgündern Lara Wagemann und Martin Nauen gesagt. Entstanden ist ein essbarer, kompostierbarer Kaffeebecher, der dank einer Fett-Wasser-Beschichtung Flüssigkeiten bis zu einer Temperatur von 90 Grad aushält.
Von der Idee zum Produkt
Die Idee zu ihrem Produkt ist Sarah Theresa Schulte und Lara Wagemann zu Studienzeiten in der Uni-Cafeteria gekommen. Beide haben Wirtschaftspsychologie studiert und zwischen Vorlesungen und Seminaren den ein oder anderen Kaffee getrunken – stets aus einem neuen Coffee-to-go-Becher, weil sie ihren Thermobecher – wir alle kennen das – zu Hause vergessen hatten.
Wie praktisch wäre es, wenn gar kein Müll entsteht, weil man den Becher aufessen kann? Mit dieser Fragestellung ging es seinerzeit für Sarah Theresa und Lara in ihrer WG-Küche ans Werk. Es wurde gebacken und probiert. Zur Unterstützung holte sich das Duo Martin Nauen an Bord. Er brachte Fachwissen aus der Oecotrophologie ein und entwickelte mit Sarah und Lara eine erste Version der Beschichtung für Waffeln, die unbedenklich verzehrt werden kann, sowie Wärme und Flüssigkeiten standhält.
Bis zum heutigen Produkt vergingen Monate der Forschung und Verfeinerung des Prototypen. Sehr geholfen hat dem Team dabei ein EXIST-Gründerstipendium. „Ja, es war Aufwand, den Antrag auszuarbeiten, aber es hat sich für uns gelohnt. Wir konnten mit dem Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums unseren Forschungsaufwand finanzieren.“, sagt Sarah Theresa Schulte rückblickend. „Eine ebensolche Hilfe waren das Gründerstipendium NRW, das uns am Anfang die Finanzierung des Lebensunterhalts ermöglicht hat, während wir all unsere Zeit, Energie und Gedanken in die Gründung und Produktidee investiert haben. Und KUER.NRW mit seinen Mentor/innen, Branchenkennern und Angel Investor/innen.“
Die Gründerin selbst hatte Zweifel
Ergebnis ist das Produkt, das sie heute über ihr Unternehmen, die AllCup GmbH, vertreiben – eine Beschichtung für Waffeln. „Wir verkaufen unser Produkt als Premix an Waffelhersteller. Das bedeutet, dass wir über Partner das Produkt in den Markt bringen, z. B. an Cafés. Wichtig ist uns neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit auch das Erlebnis aus Kaffeetrinken und Waffelessen. Menschen, die unser Produkt noch nicht kennen, zögern u.U., ob die Beschichtung so lange hält. Die Reaktionen nach einem Test sind durchweg positiv. Wir hören oft, ‚Wie beeindruckend, der Becher hält wirklich lange.‘“, fasst Sarah Theresa Schulte die Eindrücke aus der Marktforschung zusammen.
Sie selbst hat nie an ihrem Produkt gezweifelt, sagt die Gründerin – gesteht aber ein, dass die Produktentwicklung, Gründung des Unternehmens und der Aufbau des Vertriebs doch mehr Zeit in Anspruch genommen haben, als sich das Gründenden-Trio zuvor gedacht hatte. Von der Idee bis zum Prototypen sind 2,5 Jahre vergangen.
„Wir wollen den Food-to-go-Markt erobern.“
Heute stehe man erst am Anfang, ein immenses Marktpotenzial auszuschöpfen: „Wir werden von großen Unternehmen, namhaften Marken angeschrieben – darunter sind Kaffeehausketten, aber auch Käseproduzenten und sogar Tiefkühlpizzahersteller. Unsere Technologie kann viel und wir können uns eine Entwicklung in verschiedene Richtungen vorstellen. Der To-go-food-Markt ist riesig. Wir denken sogar über essbares Geschirr nach.“ – Sarah Theresa Schulte freut sich über die Dynamik, die die AllCup-Beschichtung entwickelt.
Anmeldung eines Patents
Ihr Produkt hat das Team 2022 zum Patent angemeldet. „Bis es so weit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Von der Anmeldung bis zur Erteilung eines Patents können durchschnittlich drei Jahre vergehen“. Parallel dazu bauen Sarah Theresa Schulte und ihre Co-Gründenden ihr Team weiter auf und aus. „Uns ist es wichtig, dass sich unsere Mitarbeitenden individuell weiterentwickeln können und eine Perspektive für sich selbst bekommen. Deshalb schauen wir, wie wir uns langfristig gut aufstellen und welche Weiterbildung wir bieten können. Das spricht sich herum. Unser Recruiting findet vielfach im Social-Web statt, aber besonders auch durch Weiterempfehlungen. Das freut uns sehr.“
Auf die Frage, ob sie sich nicht auch eine Angestelltentätigkeit in ihrem studierten Beruf vorstellen könnte, lächelt Sarah Theresa Schulte: „Ich genieße die Freiheit, die mir das Unternehmertum bietet. Wir haben ein cooles Team, können unseren Fokus selbst setzen, uns strategisch so weiterentwickeln, wie wir das für richtig halten – das kann ich mir in einem Angestelltenverhältnis nicht gut vorstellen. Außerdem sind wir stark international tätig, was ich ebenfalls schätze. Ich stehe jeden Morgen auf und weiß, dass ich einen Impact erbringe.“
Schöner könnte man die Motivation zu gründen nicht zusammenfassen. Darauf einen Coffee to go – in einem Waffelbecher natürlich.
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