„Rund 90 Prozent aller Personen, die wir in der Vorgründungsberatung beraten haben, schaffen den Weg in die Selbstständigkeit“, sagt Bahadir Taspinar Dass er zu diesen 90 Prozent gehört, freut Orhan Esgin. Sein Unternehmen Babafresh erlebt derzeit durch die Corona-Pandemie sogar einen richtigen Schub.
bata-Consulting & Babafresh: Vorgründungsberatung stellt die Weichen zum unternehmerischen Erfolg
Bahadir Taspinar & Orhan Esgin
Welche Geschichte steckt hinter Babafresh? Und wie konnte bata-Consulting diese Gründung unterstützen? Und somit dem Gründer Sicherheit bei der Planung, der Finanzierung und dem Aufbau seines Unternehmens geben? Orhan Esgin und Bahadir Taspinar blicken mit uns zurück.
Die bata-Consulting GmbH bietet Menschen, die eine Gründungsidee haben, fundierte Gründungs- und Fördermittelberatung, Unterstützung bei der Businessplan-Erstellung, Vorbereitung auf das Bankgespräch und maßgeschneiderte Coachings. Unterstützung dafür wiederum bietet das Beratungsprogramm Wirtschaft NRW (kurz BPW). Es fördert Beratungen zur Prüfung und Entwicklung von Gründungskonzepten vor der Realisierung, also so genannte „Vorgründungsberatung“. Dieses Angebot hat auch Gründer Orhan Esgin von babafresh.de in Anspruch genommen. Sein Unternehmen mit Sitz in Bochum bietet unter dem Motto „Den Orient neu entdecken“ über eine Online-Plattform die Bestellung und Lieferung von frischen, hauptsächlich türkischen Lebensmitteln nach Hause zu den Kunden.
#NeueGründerzeit Nordrhein-Westfalen brachte Gründer und Geschäftsführer Bahadir Taspinar von bata-Consulting und Babafresh-Gründer Orhan Esgin Monate nach der Beratung noch einmal zusammen. Herausgekommen ist ein Gespräch über die Bedeutung der Vorgründungsberatung, über gute und weniger gute Geschäftsideen, über Selbstzweifel und Selbstmotivation.
„Beginnen wir direkt mit der bitteren Wahrheit: Nicht jeder, der bei uns Unterstützung für das Gründungsvorhaben anfragt, kommt für die Vorgründungsberatung in Frage“, so startet Bahadir Taspinar in das Gespräch. „Was ich aber sagen kann: Die Quote nach dem Programm ist sensationell gut. Rund 90 % aller Personen, die wir beraten haben, schaffen den Weg in die Selbstständigkeit. Das Netzwerk der Gründenden hat sich allerdings gewandelt. Ich nehme wahr, dass extrem fitte Menschen mit Migrationshintergrund den Mut und die Wendigkeit mitbringen, ein Unternehmen zu gründen. Das sind überwiegend Akademiker. Darin erkenne ich auch meine Gründungsgeschichte.“
„Zu diesen 90 % und dem Netzwerk gehöre dann ja auch ich“, so Orhan Esgin. „Dass ich überhaupt ein Unternehmen gründe, war mir während des Studiums nicht klar. Ich hatte zwar 2012/13 eine Idee, um die Vorbereitung für das türkische Opferfest mit einem Online-Portal zu unterstützen. Dass daraus aber Babafresh wird, brauchte einen Gedankenanstoß von außen. Eine Professorin war es, die meinte, ich solle die Idee doch mal für das gesamte Portfolio an Lebensmitteln denken. Über die lokale Nähe bin ich mit bata-Consulting in Kontakt gekommen und habe mir gedacht, ich kann ja unverbindlich mal anrufen oder hingehen.“
Fünf Faktoren für eine erfolgreiche Gründerin oder einen erfolgreichen Gründer
„Wenn ein solcher Erstkontakt zustande kommt“, nimmt Bahadir Taspinar den Ball auf, „mache ich mir ein Bild davon, wie die Weichen für einen Gründer oder eine Gründerin stehen. Ich prüfe fünf wesentliche Faktoren ab:
- Wer ist die Person? Welche Qualifikation bringt sie mit? Hat sie für die Gründung relevante Berufserfahrung? Auch ein Studium, wie jetzt im Fall von Orhan Esgin, ist grundsätzlich von Vorteil. Denn es geht gar nicht so sehr um das, was man studiert hat, sondern um die Fähigkeiten des Denkens und des Kombinierens von Informationen – also wortwörtlich um das Querdenken. Natürlich kann man nicht verneinen, dass BWL-Kenntnisse von Vorteil sind – aber kein Muss.
- Wie tritt die Person auf, welche Persönlichkeit hat sie? Brennt sie für ihr Gründungsvorhaben? Und ist sie bei ihrem Vorhaben realistisch?
- Über welche Branche sprechen wir? Welcher Innovationsgrad ist gegeben? Ich kann aus meiner Erfahrung heraus sagen: Jede Idee und die dazugehörige Branche muss auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft werden.
- Welche Rahmenbedingungen bestehen? Wir prüfen gesetzliche Vorgaben, Fragen zum Standort, zu Räumlichkeiten und deren Nutzungsbedingungen, aber auch z. B. für das Handwerk, ob eine Meisterpflicht vorliegt. Ein Beispiel: Die Rahmenbedingungen für Fliesenleger haben sich im Jahr 2020 geändert. Seitdem kann nicht mehr jeder ein solches Unternehmen gründen.
- Und natürlich zum Schluss: Wie sieht die finanzielle Situation aus? Liegt Eigenkapital vor – wenn ja, wieviel? Bei Fremdkapitalbedarf beraten wir zum Beispiel zu KfW-Mitteln. Da wir aber ein „Hausbankprinzip“ in Deutschland haben, gilt es, ein Konzept mit dem Gründer oder der Gründerin zu erstellen, das die Hausbank prüfen kann.
Wenn wir grünes Licht geben können, legen wir – immer gemeinsam – mit dem Gründer bzw. der Gründerin los. Alles in allem liegt die Dauer für eine Vorgründungsberatung durchschnittlich bei drei Monaten. Natürlich ist das abhängig von der Gründungsidee.“
Für Orhan Esgin standen die Weichen auf „Go“, so dass er mit Bahadir Taspinar und dessen Team seine Gründungsidee planen konnte. „Besonders geholfen und als absolut positiv habe ich es empfunden, dass wir von der Logistik, der Darstellung des Unternehmens, bis hin zum Businessplan alles gemeinsam gemacht haben. Es war ein offener und direkter Austausch. Ich kann auch heute noch Bahadir immer wieder um Rat fragen. Und Fragen habe ich viele gehabt, aber auch alle stellen können. Wir haben Stolpersteine für mein Unternehmen geprüft und gemeinsam Lösungen justiert.“
Am Ende steht der Businessplan
„Das, was Orhan hier beschreibt, ist unsere Philosophie“, ergänzt Bahadir Taspinar. „Unser Ziel ist es, mit dem Gründer bzw. der Gründerin am Ende des Prozesses einen fertigen Businessplan erarbeitet zu haben. Dieser dient als Grundlage und Handwerkszeug für viele Phasen seiner bzw. ihrer Gründungszeit, beispielsweise auch als Vorbereitung auf Bankgespräche. Mit der Vorbereitung gehen wir auf die üblichen Fragen einer Existenzgründung ein und nehmen dem Gründenden damit ein Stück Nervosität.“
„Oh, da sprichst du etwas an – Nervosität ist fast zu schwach für das, was ich erlebt habe“, gibt Orhan Esgin zu. „Ich bin monatelang nachts aufgewacht und hatte Existenzängste, weil ich mich verschuldet habe. Natürlich habe ich mich über die Förderung der KfW gefreut. Das Gründerstipendium NRW hat geholfen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Es gab aber im Unternehmen auch viele, für meinen Geschmack schon fast zu viele, Rückschläge. Und ich musste mich immer wieder selbst motivieren, an meine Idee glauben und daran, dass ich das alles schaffe. Wir sind teilweise naiv gestartet. Heute, rückblickend, haben wir Kriterienkataloge, um die Händler, die auf unserer Plattform gelistet werden wollen, zu bewerten. Wir planen die Einführung eines User-Feedback-Systems und wir verbessern kontinuierlich die Logistik und Qualität. Das alles ist aber ein langer Prozess – gepflastert von Learnings. Heute ist der Traum von einer bundesweiten Lösung nah. Wir sind gerade in Berlin gestartet, weitere Städte werden folgen. Und weitere Services werden folgen. Wir denken über einen Rezepteblog nach, über Anleitungen mit ganz konkreten Bestelllisten, so dass der Kunde sich inspirieren lassen kann und direkt das bestellen, was er zum Nachkochen braucht. Denn ca. 70 Prozent unserer Nutzenden sind deutsche Kunden, die mit den Lebensmitteln, die wir vertreiben, nicht so vertraut sind.“
User-Feedback ist aber nicht nur für Orhan Esgins Unternehmen wichtig, sondern auch für Bahadir Taspinar. „Wir leben von Mund-zu-Mund-Propaganda. Die beste Werbung für mich und das Unternehmen ist es, weiterempfohlen zu werden. Das kann vom erfolgreichen Gründenden sein. Das kann aber auch beim Friseur, in der Nachbarschaft oder beim Plausch im Supermarkt sein. Erlebt habe ich schon alles – auch über die Grenzen von Bundesländern hinweg. Zu mir kann jeder mit einer Vision kommen.“
Wir sprechen mit den beiden Gründern in Corona-Zeiten. Wie nehmen sie die Zeit wahr?
„Corona ist kein Problem. Corona ist eine Saison“, bringt es Bahadir Taspinar für sich auf den Punkt. „Für mich gilt: Es gibt immer gute und schlechte Argumente für eine Gründung. Pauschal zu sagen, dass Gründung in einer Zeit wie der Corona-Pandemie eine schlechte Idee ist, ist falsch. Ich betrachte die Zeit einer solchen Pandemie wie eine Saison. Für den Einzelhandel ist sie salopp gesagt vielleicht ein Schlag ins Gesicht. Für eine Gründung im Online-Handel aber gegebenenfalls genau der richtige Moment.“
Hochgeschossen "dank" Corona
„Das kann ich bestätigen.“ Orhan Esgins Geschäft mit Babafresh ist durch – oder sollen wir sagen dank – Corona „hochgeschossen“. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen acht Mitarbeitende und ist auf Wachstumskurs. Einziger Wermutstropfen: Für die harte Arbeit und Zielerreichung wollte man sich als Team mit einer Reise belohnen. Die fällt durch Corona nun allerdings erst einmal aus.
Zum Abschluss lassen es sich die Gründer nicht nehmen, noch jeweils zwei Tipps bzw. Weisheiten zu teilen. Bahadir Taspinar sagt: „Meine zwei Weisheiten mögen nach Allgemeinplatz klingen, doch sind sie extrem wichtig. Erstens: Ein guter Berater bzw. eine Beraterin sollte immer zum Vorteil des Kunden und nicht zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil beraten. Dazu gehört es manchmal auch, in unangenehmen Situationen ehrlich zum Kunden zu sein. Und zweitens: Ein guter Berater bzw. eine Beraterin sollte über ein großes Netzwerk verfügen.“
Ganz persönliche Erfahrungen teilt Orhan Esgin, wenn er sagt „Lasst euch nicht über den Tisch ziehen. Mein Ex-Chef hat mir Tipps für ein Bankgespräch gegeben und ich habe darauf vertraut – obwohl mein Umfeld erstmal den Kopf geschüttelt hat: Ich habe einem vordergründig sehr guten Bankangebot eine Absage erteilt. Im Nachhinein sage ich: Ja, dafür brauchte es Selbstbewusstsein. Aber es war richtig, Nein zu sagen. Und meine Weisheit Nr. 2: Jeder Gründende wird von Selbstzweifeln getrieben. Lasst euch nicht auch noch durch Freunde und Bekannte verrückt machen. Glaubt an eure Idee.“
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