StoneTec: Wo Mitarbeitende wie Selbstständige im Arbeitnehmerverhältnis sind

Peter Hagdorn: Wir sind ein Fachbetrieb für Fliesen und Naturstein im Handel, sowie in der Verlegung. Mit der Kernkompetenz sicherlich im Bereich der Verlegung. Ich habe vor elf Jahren mit einem Handelspartner zusammen ein reines Fliesenhandelsunternehmen gegründet, wo wir nur Fliesen und Zubehör verkauft haben. Ich bin aber selbst gelernter Handwerksmeister und wollte immer zu meinen Wurzeln zurück und habe dann vor sechs Jahren Tim Dunkerbeck kennengelernt, einen sehr jungen Fliesenlegermeister, und habe schnell gemerkt, dass wir die gleiche Sprache sprechen, wenn es um Handwerk geht. Und wir haben uns dann entschlossen, gemeinsam die Firma StoneTec zu gründen.

Haben uns dann an die Handwerkskammer Münster gewandt, haben mit denen ein Konzept erarbeitet und haben dann relativ schnell mit dem Projekt StoneTec gestartet. Wir waren sehr begeistert vom Startercenter in Münster, von der Handwerkskammer Münster. Wir hatten nicht damit gerechnet fachlich so starkes Personal dort vorzufinden. Das Konzept, was wir erarbeitet haben, ist heute noch für uns teilweise Basis. Wir gucken immer noch drauf, weil das ist so eine ganz langlebige Geschichte, die wir dort niedergeschrieben haben. Und wir können nur jedem Gründer die Handwerkskammer oder die Handwerkskammern allgemein ans Herz legen. Meines Erachtens sind das sehr, sehr starke Partner, wenn es um Gründung geht.

In dem Konzept stehen ganz klar Zahlen drin, welche Umsätze müssen wir erreichen, um auch wirklich gewinnbringend zu arbeiten. Welche Ausgaben stehen entgegen. Jeder Fliesenleger hat ein eigenes Fahrzeug. Jeder Fliesenleger bekommt eine sehr, sehr gute Arbeitskleidung. Jeder Fliesenleger bei uns bekommt ein sehr gutes Werkzeug ins Auto, Werkbänke im Auto, damit alles seine Ordnung hat, damit alles kontrolliert auch wirklich durchdacht laufen kann, und wir uns somit auch eine Flexibilität ins Geschäft holen, in die Firma holen. Und da ist natürlich ganz wichtig, was müssen wir erreichen, welche Zahlen müssen wir erreichen, um das Ganze auch bezahlen zu können. Jedes Unternehmen muss ja letztendlich irgendwo am Ende des Jahres auch Gewinne fahren, um sich weiterentwickeln zu können. Und das haben wir, muss ich sagen, wirklich mit der Handwerkskammer Münster sehr, sehr, sehr, sehr gut ausgearbeitet.

Wir haben grundsätzlich erstmal sehr, sehr konservativ geplant, ja das macht einfach nur Sinn. Wir sagen hier, ich kann ja das Fell erst aufteilen, wenn der Bär erlegt ist. Also ich kann nicht im Vorfeld schon mich in Umsatzzahlen wagen, die in irgendeiner Weise vielleicht nicht realisierbar sind. Und ich muss erstmal den Markt auch kennenlernen und schauen, ob meine Denke, die Art und Weise wie wir uns das vorstellen auch wirklich draußen ankommt und Früchte trägt. Ja, wir haben uns also in den letzten Jahren einen Namen hier in der Region gemacht, aber auch über die Grenzen hinaus, weil wir immer mehr und immer besser werden im Bereich der Visualisierung.

Laura Hoffmann: Wir beraten die Kunden hier in der Ausstellung vorab und erstellen dann darauf hin gezielte Gesamtkonzepte, die dann auf das jeweilige Badezimmer oder die Räumlichkeiten zugeschnitten sind. Das heißt, wir visualisieren das Badezimmer. Grundlage wären dazu meistens Grundrisse, die vom Architekten gegeben werden oder Handskizzen oder wir messen auch vor Ort selber aus, und dann wird das Ganze mit unserem Programm aufgezeichnet, und dann laden wir die Kunden wieder ein, wir besprechen das Ganze, die Kunden kriegen nahezu fotorealistische Ansichten und können auch einmal mit der VR-Brille durch das Badezimmer durchlaufen.

Am meisten macht mir Spaß, wenn die Kunden das fertige Konzept sehen und denken, damit haben wir gar nicht gerechnet, aber gefällt uns richtig gut, und dass man vielleicht auch nochmal die Ideen, die vorab da waren, nochmal vielleicht ein bisschen abgeändert hat und noch wirklich das Beste aus dem Raum rausgeholt hat.

Peter Hagdorn: Da merken wir, dass das beim Kunden sehr gut ankommt und wir den Kunden auch damit wirklich binden können. Der Kunde will auch nachher gar nicht mehr woanders hin, weil er ja woanders nicht wirklich das Gleiche bekommt. Und das bringt uns nicht nur beim Kunden weiter nach vorne, sondern auch in der Arbeitsvorbereitung. Das heißt, unsere Jungs, wenn die draußen ein Gebäude beginnen und haben die Visualisierung, dann sparen wir so viele Stunden Arbeit ein. Die müssen sich die Fliesen nicht mehr aufteilen, die wissen ganz genau, wo welches Format wie verbaut wird. Und das macht die ganze Sache für uns schon leichter, und das bringt uns auch nach vorne, das merken wir.

Also wir hatten von Anfang an eigentlich überhaupt kein Personalproblem. Das hat damit zu tun gehabt, dass wir direkt zu Beginn schon hier mit vier Meistern gestartet sind. Mittlerweile haben wir 16 Fliesenleger, darunter befinden sich insgesamt 7 gelernte Meister.

Mario Weidemann: Ich bin ganz bewusst zu StoneTec gekommen, weil ich hier super viele Freiheiten genießen kann, ich bin eigentlich mein eigener Herr, ich bin so gesehen selbstständig im Arbeitnehmerverhältnis. Plane vieles selber, teile mich selber ein, manage alles selber, also mir werden hier sehr viele Freiheiten gelassen und deswegen bin ich sehr zufrieden hier.

Peter Hagdorn: Wir haben ein super Betriebsklima, wir liefern Top-Betriebskleidung, wir sind sehr, sehr gut ausgestattet, die Firmenfahrzeuge sind super bedruckt, die sind sehr, sehr gut equipped. Das hat sich rumgesprochen hier im Kreis. Da gibt es eben viele Fliesenleger, die gesagt haben, bei StoneTech würde ich gerne mitmachen und StoneTec nach oben bringen. Und letztendlich bringen uns ja auch nur unsere guten Mitarbeiter weiter, und was wir sicherlich geschafft haben, wir haben intern ein wahnsinnig gutes Betriebsklima, also hier wird wirklich miteinander viel gelacht, aber auch ganz viel geschafft.

Luca Terodde: Ich bin Luca Terodde, ich arbeite bei der Firma StoneTec in Bocholt und meine Haupttätigkeiten sind Badsanierung, Häuser renovieren, Neubauten, halt alte Häuser wieder schick machen. Bei StoneTec arbeite ich gerne, weil man sozusagen selbstständig ist und seine Arbeit selber einteilen kann, seine Zeiten selber einteilen kann.

Peter Hagdorn: Finanziert haben wir das Projekt StoneTec aus eigenen Mitteln, wir haben je 25.000 Euro Einlage gebracht, haben somit die GmbH gründen können, die wir auch von vornherein wollten. Mit der Stammeinlage von 50.000 Euro haben wir es geschafft, über unseren reinen Cashflow, der jeden Tag reinkommt und rausgehen muss, mittlerweile ein Jahresvolumen von 2 Millionen Euro zu fahren.

Der 3. Platz beim GRÜNDERPREIS NRW im letzten Jahr war für uns eine wahnsinnige Wertschätzung. Wir haben unter, ich meine 140 oder 160 Firmen, die sich dort beworben haben, den 3. Platz erklommen als einziger Handwerksbetrieb. Alle anderen Firmen kamen aus dem Bereich Medizin, IT, aus ganz anderen Bereichen, und das hat uns schon auf der einen Seite alle im gesamten Team sicherlich stolz gemacht, aber auch gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Das Handwerk allgemein hat im Stellenwert der Gesellschaft im Rang verloren, was wir als völligen Quatsch bezeichnen. Das ist überhaupt nicht schlimm, wenn jemand nach seiner absolvierten Schule Schreiner, Elektriker, Fliesenleger, Maurer oder sonst was werden will. Ich glaube, dass es aber in unserer Gesellschaft schwierig geworden ist, das nach außen hin zu transportieren. Dass man heute voraussetzt, dass jemand einen höheren Bildungsweg geht, dass jemand ein Studium beginnt oder jemand irgendetwas lernt, was sich eben nicht Maurer, Schreiner, Elektriker schimpft.

Handwerk hat goldenen Boden oder erlangt gerade wieder goldenen Boden, das merken wir. Wir haben jetzt zwei, drei Fallbeispiele, wo junge Fliesenleger, im Alter von 28, 29 Jahren ihr Einfamilienhaus bauen, sogar im Vorfeld schon die Eigentumswohnung abbezahlt haben, weil diese Jungs eben schon seit dem 16. Lebensjahr in Lohn und Brot stehen.

StoneTec ist gerade dabei, sich nochmal wieder breiter aufzustellen. Unsere Kunden erreichen wir größtenteils über Social Media. Sehr, sehr, sehr, sehr viel, das ist vielleicht auch regional hier bedingt, da wir im Münsterland unterwegs sind, über Empfehlung. Und ich glaube, die gute Empfehlung ist einfach die beste Werbung, die wir machen können. Wir haben uns komplett gegen Zeitungswerbung entschieden.
Wenn wieder irgendwelche Highend-Projekte gemacht werden und schon wieder ist StoneTec dort tätig, das spricht sich natürlich rum. Und immer dann, wenn die Leute reden, ist das sicherlich nicht von Nachtteil für uns. NRW ist ein sehr gutes Gründerland, weil wir hier in NRW einmal eine recht hohe Dichte haben. Wir sitzen zwar im Münsterland in Bocholt, aber unsere Fahrzeuge fahren doch des Öfteren morgens in Richtung Düsseldorf, nach Essen, nach Mühlheim, nach Oberhausen, selbst Köln oder Hagen waren für uns schon Orte, wo wir tolle Objekte machen durften. Das Münsterland an sich spricht halt immer noch, glaube ich, für sehr gutes Handwerk.