Maren Winklareth-Koch an ihrem Arbeitsplatz
„Handwerk sollte es sein…“ – Dentaltechnik ist es geworden.

Schon mit 14 Jahren wusste Maren Winklareth-Koch, was ihren späteren Beruf auszeichnen sollte: etwas mit Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit, im Handwerk. Dass sie heute Chefin eines Dentaltechnik-Labors ist, ist aber eher eine Verflechtung von Zufällen.

Dentaltechnik Hubbert: Geschäftsübernahme im Handwerk

Maren Winklareth-Koch

„Mein Arbeitgeber wollte sich in den Ruhestand zurückziehen. Ich wollte aber keinen ‚doofen‘ Chef bekommen. Also musste ich selbst die Verantwortung übernehmen.“, so pragmatisch formuliert Maren Winklareth-Koch ihre Motivation zur Geschäftsübernahme des Dentaltechnik-Labors Hubbert.

Als ihr damaliger Vorgesetzter seinen Ruhestand einläutete, hieß es für Maren Winklareth-Koch: alles oder nichts. Sie griff zu, besuchte die Meisterschule und bereitete sich auf die Geschäftsübernahme vor. „Natürlich gab es Vorfreude bei der Übernahme.“, sagt die Gründerin. „Doch da war auch jede Menge Respekt vor der Verantwortung.“

Ihre selbstzitierte Bequemlichkeit legte Zahntechnikermeisterin Maren Winklareth-Koch aus Ennepetal spätestens dann ab, als ihr damaliger Chef entschied, sein Dentallabor aufzugeben und sich in den Ruhestand zu verabschieden. Das war ihr Moment, sich der Verantwortung für den Betrieb und die Mitarbeitenden zu stellen – denn „ich wollte keinen ‚doofen Chef‘ vor die Nase gesetzt bekommen“, sagt die Gründerin über die Geschäftsübernahme.

Die echten Herausforderungen erlebt man erst als Chefin

Aber erst einmal der Reihe nach: „Handwerk sollte es sein“ – das wusste Maren Winklareth-Koch, seitdem sie 14 Jahre alt war. Dass es Zahntechnik geworden ist, ergab sich – es hätte auch eine Ausbildung zur Uhrmacherin oder Goldschmiedin sein können. „Ich behaupte von mir, dass ich schon eine gewisse Geschicklichkeit und Liebe zum Detail habe, die man für einen solchen Beruf benötigt.“ Im Alter von 16 Jahren, nach dem Abschluss der Hauptschule, begann sie ihre Ausbildung. Nach dreieinhalb Jahren hatte sie den Gesellenbrief in der Tasche, einen Realschulabschluss, dann Fachabitur und 2014, nach weiteren drei Jahren, war sie Meisterin.

Damit ging der Plan ihres damaligen Chefs auf, ihr die Leitung seines Betriebs zu übertragen und sich selbst immer weiter aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Über ein Jahr nach Geschäftsübernahme hat dieser Maren Winklareth-Koch begleitet und beraten, um ihr den Schritt in die Selbstständigkeit und damit die Vorgesetztenrolle zu erleichtern. „Natürlich gab es Vorfreude bei der Übernahme. Denn man will ja einen Schritt weiterkommen im Leben.“, sagt Maren Winklareth-Koch. „Doch da war auch jede Menge Respekt vor der Verantwortung.“ Man schließe die Meisterschule nach einer sehr guten theoretischen und praktischen Ausbildung ab, habe einen Ausbilderschein erworben und Kenntnisse u.a. in den Bereichen Finanzen, Steuern, BWL. Doch die echten Herausforderungen erlebe man erst, wenn man Chefin sei.

„Ich wollte keinen ‚doofen Chef‘ vor die Nase gesetzt bekommen… dann mache ich es eben selbst.“
Maren Winklareth-Koch

Dazu gehöre es auch, die Mitarbeitenden zu führen. In ihrem Fall ist die Mehrheit der übernommenen Mitarbeitenden älter als sie selbst; einzelne stehen kurz vor dem Renteneintritt. Selbst ausbilden möchte Maren Winklareth-Koch jedoch vorerst nicht. „Ich habe in den Betrieben, in denen ich tätig war, wenig motivierte Auszubildende erlebt. Es ist leider schwierig in meinem Beruf, handwerklich geschickte und motivierte junge Leute zu finden, die die Ausbildung machen möchten.“

Die Meistergründungsprämie als echte Hilfe

Maren Winklareth arbeitet an einem Zahnmodell

„Corona hat uns stark getroffen. Aufgrund unseres Geschäftsmodells können wir kein Home Office anbieten. Wir sind geradewegs in einen Lockdown gegangen und haben keine Arbeit mehr erhalten.“ Für Maren Winklareth-Koch begann 2020 von einem Tag auf den anderen eine schwierige Zeit mit Kurzarbeit für ihr Team. „6 Wochen lang hatten wir so gut wie keine Arbeit.“ Die Gründerin hat die Corona-Soforthilfen in Anspruch genommen, stellt allerdings aktuell fest, dass sie ihr wenig echte Hilfe geboten haben. Ein Großteil der Summe muss zurückgezahlt werden.

Eine echte Unterstützung war allerdings die Meistergründungsprämie. Maren Winklareth-Koch hat die zu ihrer Zeit maximal möglichen 7.500 Euro in Mobilar für ihr Unternehmen investiert.

Eine weitere wichtige Hilfe war es für Maren Winklareth-Koch, den Kundenstamm des Unternehmens zu übernehmen. Seitdem konnte ein zusätzlicher Kunde hinzugewonnen und das Portfolio mit einem besonderen Angebot erweitert werden: „Wir bieten so genannte VALPLAST-Prothesen an. Das sind Prothesen aus flexiblem biokompatiblem, thermoplastischem Nylon mit sehr guten Trageeigenschaften. Dabei handelt es sich um ein Alleinstellungsmerkmal für uns in der Region.“, beschreibt Maren Winklareth-Koch nicht ohne Stolz ihr Serviceangebot.

„Unsere tägliche Motivation aber ist und bleibt es: den Menschen ein Lächeln zurückzugeben.“ Wir könnten kein schöneres Schlusswort zu dieser Gründungsgeschichte hinzufügen.

Meistergründungsprämie

Die Meistergründungsprämie ist eine Förderung des Landes NRW, um Existenzgründungen im Handwerk zu fördern. 1995 wurde die Förderung eingeführt; seitdem hat sie sich zu einem wirkungsvollen Instrument der Gründungs- und Arbeitsmarktförderung in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Bis zu 10.500 Euro Zuschuss, die nicht zurückzuzahlen sind, können bei einer Selbstständigkeit in Vollzeit beantragt werden. Mehr als 18.000 Existenzgründungen im Handwerk und rund 69.000 Ausbildungs- und Arbeitsplätze wurden bislang gefördert, geschaffen und gesichert.